Mittwoch, 7. März 2007

Medien werden emotionaler

Eine Tendenz, die eigentlich außer einem routinierten Blick ins Fernsehprogramm keiner weiteren Bestätigung bedarf hat nun dieselbe durch eine Untersuchung in Großbritannien erfahren: in den letzten zehn Jahren ist der Tonfall und Kontext der Medien deutlich emotionaler geworden.
Die Geschichte kreisen sich immer stärker um Individuen (von vormals unter 50% ist man inzwischen auf über 66% geklettert), das Vokabular wurde drastischer ("eingekerkert" statt "verhaftet", "pervert" statt "Sexualstraftäter", "Katastrophe" statt "Unglück"). Die Meinungen von Experten gehen immer weiter zurück, zugunsten von "Augenzeugenberichten" und den persönlichen Meinungen und Empfindungen der Journalisten (oder dem, was diese dafür ausgeben). Besonders fatal ist auch die Aufwertung der emotional zerrütteten Betroffenen, z.B. Eltern, die ein Kind verloren haben, zu Experten. Deren Ratschläge und Aktionen decken sich häufig nicht mit Erkenntnissen von Experten, werden aber wegen ihres höheren Emotionsgehalts in den Medien platziert. Auch im Fernsehen wird eine Entwicklung analysiert, die weg von kontextbezogenen Inhalten zu möglichst polarisierenden und voneinander abgegrenzten Extremmeinungen eines immer stärker in den Programmablauf eingebundenen Publikums hingeht. Besonders interessant ist dieser Teil der Analyse:
Rationaler Diskurs wird mehr und mehr durch Emotion ersetzt, eine Tendenz, die sich als „Feminisierung“ der Medien in den westlichen Gesellschaften deuten lässt. Ein Auslandskorrespondent des ZDF beklagte sich kürzlich über den wachsenden Druck von Seiten seiner Redaktion. Ständig werde er von der Redaktionsleiterin gedrängt, nur ja „viel Emotion“ zu liefern, am besten garniert „mit reichlich Tränen“.

1 Kommentar:

  1. Nicht nur die Medien werden emotionaler, unsere ganze Gesellschaft verweichlicht bzw. verweiblicht. Wie lange müssen sich schon Männer anhören, dass sie emotionaler werden müßte, um im nächsten Moment von Emanzen als "Weicheier" oder "Versager" verunglimpft zu werden, wenn sie denn mal emotionaler sind? Mir jedenfalls ist es lieber, wenn jemand sachlich die Fakten auf den Tisch packt als wenn sie mir erst lange dumm ins Gesicht grinst und brav ihr NLP-Repertoire abspult, bevor sie dann langatmig und emotional um den heißen Brei herumschwafelt. Kurzum, die vor allem weiblich bedingte Emotionalisierung der Kommunikation ist IMHO die Verschwendung von Zeit und Kraft, wenn man von den wenigen Fällen absieht, wo es notwendig sein könnte, z.B. im therapeutischen oder im sozialen Bereich.

    Gruß

    Alex

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