Freitag, 25. Dezember 2009

Zum Rentensystem

Neulich hat mich ein Leser angeschrieben (wofür ich immer sehr dankbar bin):
Hallo Stefan,
ich kommentiere ja manchmal in Deinem Blog, bin auch mit dem Meisten einverstanden, was du so sagst, halte deine Demographie- und Renten-Artikel aber offen gesagt zum Haare raufen.
Im Prinzip läuft das, was du sagst doch auf folgende Punkte heraus:
- die umlagefinanzierte Rente ist eben DOCH besser!
- der ganze Privatrentenkram ist Scharlatanerie.
Etwas plakativ, aber grundsätzlich dürfte das doch richtig wiedergegeben sein, oder etwa nicht? Ich möchte gerne vermeiden, hier in breitere Debatten über Bevölkerungspilze u.ä. einzusteigen, bitte dich aber einmal, deinen Gedanken weiterzuführen, und dir zu überlegen, warum gewisse Dinge zumindest sonderbar sind.
Angenommen, deine Überlegungen wären richtig. Dann würde aus ihnen ja auch eindeutig folgen, dass die Leute, die in private Renten investieren, am Ende allesamt zu den Verlierern gehören. Sie hätten ihr Geld besser mal in die gesetzliche Rente gesteckt, statt in private Renten mit höheren Verwaltungskosten u.ä. Das wäre die direkte Konsequenz aus der Aussage "die gesetzliche Rente ist doch besser". Wenn das aber so ist, warum sorgt die Klientelpartei FDP bei ihrer ureigensten Klientel, den Selbstständigen, nicht dafür, dass diese alle in die gesetzliche Rentenversicherung kommen?
Verstehst du meinen Punkt? Es kann nur eines richtig sein. Entweder, du hast Recht. Dann ist die FDP gerade dabei, ihre eigene, verdammt große und relevante Klientel der Selbstständigen komplett hinters Licht zu führen. Oder du hast Unrecht. Dann wäre es für einen Menschen mit freier Wahl lohnender, seine Rentenbeiträge in eine private Kasse zu stecken.
Wie sieht das also deiner Meinung nach aus? Angenommen, ich müsste 20% meinens Lohns in die gesetzliche Rentenkasse oder eine private Vorsorge stecken, könnte aber frei entscheiden. Ansprüche würde ich nach den heutigen Regeln erwerben. Denkst du dann dass ich mit der Investition des Geldes in die gesetzliche Kasse tatsächlich besser fahren würde?
Alles Gute
Ich habe ihm daraufhin eine längere Antwortmail geschrieben, die ich euch nicht vorenthalten will:
Hi,
erst mal danke für deine Kritik, ich bin dankbar für jeden Input.
Tatsächlich würde ich dir widersprechen wollen. Ich verstehe, worauf du hinauswillst, aber ich unterstelle dir einen Denkfehler. Angenommen, deine Überlegungen über meine Überlegungen sind richtig, dann hast du natürlich Recht, und die FDP würde ihre Klientel sicherlich nicht so über den Tisch hauen, die davon abgesehen sicherlich bis drei zählen kann und deutlich besser als die FDP versteht, welche Politik "ihre" Partei macht. Aber die von dir unterstellte binäre Wahl zwischen "meiner" Theorie, nach der alle privaten Renten Unsinn sind und die Umlagefinanzierte das einzig Wahre, gibt es schlicht nicht. Selbstverständlich lohnt es sich für das genuine FDP-Klientel - also diejenigen unter den Wählern, die tatsächlich bis drei zählen können, nicht der Haufen, der sie in diese völlig irreale zweistellige Umgebung gepusht hat - in eine private Altersvorsorge zu investieren. Nur werden die bestimmt nicht Riestern, denn DAS lohnt sich definitiv nicht. Die werden irgendwas anderes nehmen, Aktienfonds, Staatsanleihen, Gold, marode US-Immobilienkredite, was weiß ich. Gar keine Frage.
Worum es mir geht sind zweierlei:
Erstens, die private Altersvorsorge als Allgemeinmodell ist Unfug, weil nicht gangbar. Und zweitens, die Demographie hat keinen Effekt auf unser aktuelles Rentensystem. Ich will genauer darauf eingehen.
1) Angenommen, rund 40 Millionen erwerbstätige Deutsche würden beginnen, Rücklagen für ihre private Vorsorge zu bilden, weil es keine (oder nur noch eine vernachlässigbare) staatliche Rente gibt. Zu diesem Zweck braucht ein Arbeitnehmer, der mit 67 Jahren in Rente geht bei einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren 13 (Jahre) x 12 (Monate) x 1000 Euro Rücklagen von 156.000 Euro, nur um eine Mindestsicherung zu haben (und wir können 1000 Euro hier für ein ordentliches Leben durchaus guten Gewissens als Untergrenze festlegen). Und hier ist noch keine Inflation drin für die nächsten 45 Jahre Erwerbstätigkeit plus 13 Jahre Rente, in denen er dann davon leben will, unser zukünftiger Privatrentner. Das präsentiert uns zwei Probleme auf einmal, die beide unlösbar sind. Erstens, eine ungeheure Menge an freiem Kapital, denn diese Rücklagen kommen ja nicht in den Sparstrumpf, da fräße die Inflation sie ja auf. Unser heutiger Rentner hätte nach diesem System in den 1960er Jahren angefangen zu sparen, da war das Geld sehr grob über den Daumen gepeilt sechsmal so viel wert wie heute, er hätte heute also nur noch ein Sechstel (hätte er es im Sparstrumpf). Rechnen wir mal kurz die benötigten Rücklagen auf die Bevölkerung hoch: 40.000.000 (Menschen) x 156.000 (Euro) macht 6.240.000.000.000 Euro, wobei wir der Einfachheit halber annehmen dass die Zahl der Sparer konstant bleibt, weil so viele Leute neu ins Berufsleben einsteigen und damit Sparen anfangen wie Leute in Rente gehen und damit Kapital aus dem System entnehmen. Das bedeutet, dass, in Worten, 6 Billionen 240 Milliarden Euro Kapital allein aus Deutschland auf den Kapitalmarkt fluten, wo sie zu einer Rendite über der Inflationsmarke angelegt sein wollen, also rund 3% und eigentlich viel mehr, weil ja Vermarktung und die Leute, die das machen bezahlt werden müssen, also 5%. Die Realwirtschaft, auf deren Rücken das Ganze liefe, müsste also allein für die Renten lächerliche 312.000.000.000€ generieren, ohne überzogene Vorstandgehälter, die dann allerdings nach Worten des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs wirklich nur noch Peanuts wären. Und das ist nur für Deutschland. Europaweit wären das 16.741.463.414.634€ Kapital, rechnen wir die USA mit rein 40.331.707.317.073€. Du merkst, worauf ich hinauswill? Es ist einfach völlig unmöglich. Die Realwirtschaft kann mit diesem Kapital überhaupt nichts anfangen. So viel Geld GIBT ES NICHT.
Aber wie schon gesagt, die FDP-Wähler können bis drei zählen (oder, in unserem Fall, bis 40 Billionen). Entsprechend wissen sie das, und man kann annehmen, dass die Westerwelles, Clements und Merzens dieser Welt es auch wissen. Was passieren wird ist also das folgende: die große Mehrheit der Bevölkerung wird keine Rücklagen bilden können. Stattdessen werden sie weiter in ein teures Umlagesystem einbezahlen, das trotzdem nicht in der Lage ist die stetig sinkenden Mindestrenten zu finanzieren, weil jeder, der es sich leisten kann .- und ich garantoere dir, das werden keine 15% der Bevölkerung sein - aus diesem System raus will. Der Weg in die private Rentenversicherung katapultiert uns in die kapitalistische Steinzeit zurück, vor Bismarck, als 95% des Volkes arm und elend lebten und 16 Stunden am Tag ihre Gesundheit ruinierten und doch am Ende des Monats weder genug Geld für Miete noch Essen hatten.
Doch diese Kapitalflut ist noch längst nicht alles. Denn diese unvorstellbare Geldmenge muss ja nicht nur renditeträchtig untergebracht werden, sie muss auch ERHALTEN werden. Die Inflation, also Bedrohung Nummer 1, lässt sich nur durch die nicht zu erreichende Menge Rendite herstellen, die ich oben diskutiert habe. Aber in unseren 58 Jahren, in denen das Geld aufgebaut und dann wieder verkonsumiert wird (wehe dem Arbeitnehmer, der älter als 80 wird!), muss es erst einmal erhalten werden können, durch Rezessionen und Währungskrisen hindurch. Für einen Westdeutschen, der um 1940 geboren wurde und heute am Lebensabend steht wäre das vielleicht (!) noch möglich gewesen, obgleich seine Generation ständig mit dem nuklearen Holocaust lebte. Ein 1890 geborener Deutscher hätte im Ersten Weltkrieg alles verloren, in der Währungskrise 1923 alles verloren, in der Weltwirtschaftskrise 1929 alles verloren und im Zweiten Weltkrieg alles verloren, um dann den kümmerlichen Rest durch die Währungsreform 1948 abgenommen zu bekommen. Wer kann garantieren, dass die BRD noch einmal 60 vergleichbar friedliche Jahre erlebt wie die letzten, die ohne existenzbedrohende Krisen abgingen? Ich bin Historiker, und als solcher kann ich dir sagen dass diese vergangenen 60 Jahre eine Anomalie waren, kein Normalfall. Ich hoffe von ganzem Herzen dass diese Anomalie zum Standard wird, aber who knows? Das Umlagesystem dagegen kreirt keine solch absurden Kapitalmengen, hat geringe Kosten und ist relativ krisenssicher (einen Staatsbankrott oder ähnliches überlebt es natürlich auch nicht).
2) Die Demographiedebatte ist in diesem Zusammenhang das Dümmste, was je unter selbsternannten Intellektuellen diskutiert wurde. Sämtliche dieser Argumentationslinien sind von vorne bis hinten undurchdacht.
Zum einen wird fröhlich verkündet, dass im Jahr 2050 (!) die Bevölkerung Deutschlands so oder so groß sein werde. Großartige Prognose, aber jede Kaffeesatzleserei ist seriöser. Nicht nur, dass die Bandbreite von den Prognostikern selbst bei rund 20 Millionen (!) liegt, also einem lächerlichen Viertel der Bevölkerung, so hat ein Prognostiker, der 1900 eine Statistik für das Rentensystem ins Jahr 1950 errechnet leider zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise nicht bedacht, die das System zweimal völlig erledigt haben, während der 1950 rechnende Prognostiker weder Pillenknick noch Wiedervereinigung oder Gastarbeiter/Volksdeutschenmigration in seine Berechnungen integriert hat, die allesamt die Bevölkerungszusammensetzung unglaublich stark beeinflusst haben. Eine solche Hochrechnung über die nächsten an einer Hand abzählbaren Jahre hinaus ist nur eines: unseriös. Selbst wenn diese Berechnungen aber stimmen würden wäre es totaler Unfug, die aktuelle Finanzlage des Rentensystems auf einen Effekt zurückuzuführen, der selbst nach Aussagen dieser Scharlatane erst in 40 Jahren eintreffen wird!
Außerdem ist die ständig wiederholte Konsequenz aus dieser Rechnung, dass nämlich irgendwann wie bisher drei nur noch ein Arbeitnehmer auf einen Rentner kommt völlig irrelevant, weil sie die Produktionssteigerung außer Acht lässt. Zu Bismarcks Zeit kamen 12 Arbeiter auf einen Rentner, unter Ludwig Erhard noch sieben. Nach dieser Logik müssten wir schon längst am Abgrund sein, aber wir sind es nicht.
Zuguterletzt sind diese Rechnungen also nicht nur auf völlig falschen Annahmen getroffen worden und man hat die völlig falschen Schlüsse gezogen, nein, man hat auch noch falsch gerechnet! Der Kinder-pro-Frau Faktor stimmt hinten und vorne nicht, der Akademikerinnengeburtsstreit ist ein Phantom und es gibt auch nicht das geringste Argument dafür, dass weniger Deutsche einen negativen Effekt hätten, außer mehr Platz in einem überbevölkerten Land.
Anmerkung: Ich habe alle persönlichen Passagen gekürzt, damit Anonymität gewahrt bleibt. Jetzt seid ihr gefragt: was ist eure Meinung?

25 Kommentare:

  1. Hallo Freidenker,

    genau so wie von dir geschildert ist es, so und nicht anders.

    ...bin übrigens auch Historiker

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  2. Ebenfalls - uneingeschränkte Zustimmung zu deiner Sichtweise.

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  3. Zum einen wird fröhlich verkündet, dass im Jahr 2050 (!) die Bevölkerung Deutschlands so oder so groß sein werde. Großartige Prognose, aber jede Kaffeesatzleserei ist seriöser.

    Kein Historiker, - dafür Informatiker, und kein Satz ist stimmiger als dieser.
    Der fröhliche Wille solange mit Jetztzeit-Variablen rumzuspielen, bis ein Bild entsteht mit welchem man was anfangen kann, lebt von der Ignoranz des Umstandes das Berechnungsmodelle erst dann gültig sind, wenn sich ihre Brauchbarkeit herausstellt. Immer vorausgesetzt der momentane Berechnungszustand ist ein statischer, - was auch eventuelle Interpolationen betrifft. Es ist Orakel. - Kaffeesatzleserei, - und wie hier schon angemerkt. Die ist oft stimmiger. Übrigens auch in vielen anderen ähnlichen Fällen der digitalen Produktion von Orakeln.

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  4. Ich stimme Deiner Argumentation weitgehend zu, vermisse allerdings einen Hinweis auf die Plünderung der gesetzlichen Rentenkasse zur Finanzierung versicherungsfremder Leistungen.

    http://www.bohrwurm.net/Rentenklautabelle.htm

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  5. Rente?

    Ganz einfach.

    Rentner können nur von der arbeitenden Generation versorgt werden, weil diese diejenigen sind, die aktuell produktiv sind und überhaupt Geld verdienen.
    Punkt.

    Jetzt kann man diesen Zusammenhang verschiedentlich organisieren.

    1. Gesetzliche Rente, umlagefinanziert
    Geringe Verwaltungskosten. Es wird nur das als Rente umverteilt, was überhaupt da ist.
    Gewisse Verteilungskonflikte bleiben nicht aus, vor allem dann nicht, wenn die Kindererziehung nicht mit als Einzahlungsleistung in die Rentenversicherung miteinbezogen wird.
    Auf der anderen Seite müssen sich gleichzeitig die Rentner genau überlegen, wieviel Rente sie wie lange noch bekommen wollen. Ruinieren sie die Beitragszahler durch zu hohe Rentenabgaben, hauen die Beitragszahler ab.
    Ruinieren sie sich selber durch zu niedrige Renten, ist das auch nicht gut.
    Einen großen Vorteil hat die gesetzliche Rente noch: sie ist solidarisch, bzw. könnte so organisiert werden, dass auch Millionäre einen Prozentsatz einzahlen, aber nur bis zu einem best. Betrag ausbezahlt bekommen.


    Private Renten:
    Kapitalgedeckte Anspar-Renten.
    Individuell, dafür aber unsolidarisch. Mit hohen Risiken behaftet: über lange Zeiträume ist Geld in keiner Anlageform sicher, als da wären: Firmenpleiten (bei Aktien und Fonds gefährlich), Inflation und Währungsumstellung (generelle Gefahr über lange Zeiträume), Finanzkrisen und Blasen (trifft v.a. in Finanzangelegenheiten blauäugige und Unwissende), Korruption der Geldverwalter (es ist einfacher, Rechenschaft von einem Staat zu erlangen, wenn man Kleinbürger ist und weniger als 100.000 verdient).

    Man sehe sich nur mal an, wieviele US-Pensionsfunds in letzter Zeit pleite geganen sind.


    FAZIT:
    Private Renten sind nicht generell besser als Gesetzliche.

    In der Theorie ist die Gesetzliche besser, weil damit einfach nicht soviel Schweiße gemacht werden kann, sie ist krisensicherer, zumindest solange es eine arbeitende Generation gibt.
    Und wenn es keine arbeitende Generation gibt, ist ein Land wirklich am Ende.

    Leider ist die momentane gesetzliche Rente in ihrer gegenwärtigen Form auch nicht das wahre.
    Reformschritte wären:

    - alle zahlen ein, die in D. arbeiten und Staatsangehörigkeit haben, auch Millionäre, Beamte und Minister
    - maximal werden 3.000€/Person ausgezahlt, auch Minister kriegen nicht mehr!


    Und schon wäre die Rente sicher!

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  6. Es gibt halt eine Beitragsbemessungsgrenze.
    Und es gibt eine Höchstrente.

    Die Dinge sind einfach nicht vergleichbar.

    Ärzte haben ihr eigense Versorgungswerk.
    Und damit auch einen sozialen Ausgleich in ihrer Gruppe.
    RISIKOAUSGLEICH!

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  7. Nachtrag/Ergänzung zu @Michel

    "Ganz einfach.

    Rentner können nur von der arbeitenden Generation versorgt werden, weil diese diejenigen sind, die aktuell produktiv sind und überhaupt Geld verdienen.
    Punkt."


    Alle werden nur von der in der Produktion von 'Waren' Arbeitenden 'versorgt'.
    Nur dort wird erwirtschaftet, was anschließend je nach 'Gesellschaftsvertrag', verteilt wird (ebenfalls Punkt)

    Jede Tätigkeit (Arzt, Beamter, Feuerwehrmann, Verwaltungsangestellte - auch der Produktionsbetriebe, Politiker etc.) und auch(!) alle s. g. Nicht-Tätigkeiten wie Hartz4-er oder der Couponabschneider/Rentier, ja auch die 'Zinsen' für Lebensversicherung und Riesterrente und auch die Dividenden für die Aktien werden aus genau diesem in der realen, produktiven Wirtschaft Geschaffenen 'versorgt'.

    Dort sitzen, bzw. schufften, die wahren Leistungsträger.
    Die, die mit 'ihrer Hände Arbeit' ein Produkt herstellen, was anschließend auf den 'Märkten dieser Welt' zu 'Geld' gemacht wird.

    Da, so wie der Blogherr oben schrieb, nichts im Sparstrumpf für evtl. spätere Auszahlungen gehalten wird, sondern immer nur direkt umgewälzt, egal welche 'Versicherungsart', ist wohl die beste 'Lösung' von allen, ein System, was allen gleichermaßen nützt und absichert.

    Das Umlagesystem kommt dem insofern am nächsten.

    Allerdings, eine Gesellschaft, die meint, daß Geld 'arbeitet', würde über kurz oder lang nichts 'zu verteilen haben'.
    Nicht an den Rentier, nicht an den Hartz4-er und auch nicht an den Rentner.

    Die FDP bedient mit ihrem Ansinnen direkt ihre eigentliche Klientel, die Banken und Versicherungen.

    Die Ärzte, Apotheker, Rechtanwälte gehen dem nur auf 'den Leim'.
    Sie werden leider lernen müssen, daß sie nur von Menschen abkassieren, sorry, von diesen bezahlt werden können, wenn diese selbst genügend Geld für diese 'Leisungen' haben...

    Liebe Grüße - Wat.

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  8. Ich hoffe, der Beitrag findet weite Verbreitung.

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  9. Hallo,
    ich kann dem Blogherrn (danke Watawah) nur zustimmen, aber mir ist nicht ganz klar warum ich für eine private Rentenversicherung ca. 4-6% meines Lohnes bezahlen soll und der Beitrag für die gesetzliche Rente nicht angehoben werden darf. So wird doch die Klieentel der FDP voll unterstützt.

    Gruss Mike

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  10. Ich kann (als Physiker) Deine Argumentation absolut nachvollziehen (sowohl was die Kapitalmenge angeht als auch was die historischen Katastrophen angeht). Ebenso kann ich auch das Mackenroth-Theorem nachvollziehen. Bei den (interessegeleiteten) Thesen der Versicherungswirtschaft gelingt mir das hingegen nicht. (Daher "riestere" ich nicht.)

    Zu den von Dir IMO richtig dargestellten Kapitalmengen: Ich habe bei der IMO völlig ausufernden "geistiges Eigentum"-Entwicklung (Patente auf möglichst alles, Copyright-Ausweitung, resp. Privatkopie-Rechte-Einschränkung etc.) das Gefühl, dies habe zu einem Großteil damit zu tun neue Anlage-"Werte" zu schaffen, um die ständig (exponentiell) wachsenden Kapitalmengen noch halbwegs zu bändigen (natürlich bloße Blasen-Lebensdauer-Verlängerung, d.h. sie wird noch größer wenn sie platzt und sie wird platzen).

    Omnibus56

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  11. Ö.F, ich stimme Dir zu, was den Unsinn mit der Demographie angeht. Ich habe es ja unter Deinem Artikel vom 08.12. schon gepostet. Ich konnte Deinen Artikel wegen der langen Zahlen nicht ganz lesen, denn davon wird mir schwindlig. So hoch kann ich noch nicht zählen.

    Ich bin FÜR eine staatliche Altersversorgung aber ich bin GEGEN das unsoziale Umlagesystem. Das Umlagesystem ist extrem unsozial, denn es ist ein Ausschlußsystem. Es schließt diejenigen komplett aus, die es, z.B. aufgrund von Kleinstselbständigkeit, nicht geschafft haben, sich einen Anspruch zu "verdienen". Das ist durchaus gerecht, denn es entspricht dem Gerechtigkeitsprinzip des Kapitalismus von Leistung und Gegenleistung. Es ist aber UNSOZIAL, deshalb Menschen auf die Unwürdigkeit der Sozialhilfe zu verweisen. Sozial ist auch niemals gerecht, denn es bedeutet immer, daß jemand etwas bekommt, was er sich nicht verdient hat. Viele erhöhen sich dann damit noch, indem sie daraus einen Sozialneid, oder besser, eine Sozialmißgunst konstruieren nach dem gängigen Motto: "Ich habe 40 Jahre eingezahlt und jetzt darf doch nicht jemand etwas bekommen, ohne etwas eingezahlt zu haben". In Deutschland ist so ein Denken der Mißgunst, des Sozialneids nach unten, wohl zwangsläufig. Die nordischen Staaten und die Niederlande denken da komischerweise anders und gewähren auch den Nicht-(ausreichend) Einzahlern eine Mindest- oder Grundrente von ca. 1000 € (NL).

    Das Bismarck'sche Umlagesystem ist als reines Versicherungssystem, faktisch als Kapitallebensversicherung mit Rentenwahlzwang, also eher nach privatwirtschaftlichen Prinzipien, konzipiert. Wenn man es unter eine Staatsgarantie oder Rückversicherungspflicht stellt ist es eigentlich schon wurscht, ob es staatlich oder privat ist (wenn es noch eine AU-Versicherung beinhaltet). Deshalb ist der Streit "staatlich oder privat" ein Streit um des Kaiser's Bart - bedeutungslos. Wichtig wäre, das das Umlagesystem durch eine Steuer ersetzt wird und damit wäre auch das Problem inexistenz, daß sich ein Großteil der Beitragszahlung entziehen kann. Das Umlagesystem ist eine heilige Küh, die endlich auf die Schlachtbank oder auf die Alterswiese gehört.
    Warum hat der Monarchist und Sozifeind Bismarck denn das Umlageprinzip eingeführt, doch nicht aus sozialen Gründen. Na also. So, jetzt können alle Rentenanwartschaftsbezieher über mich herfallen.
    Braunes Hartz (Pardon fürs Doppelposting unter 8.12., dort bitte löschen)

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  12. Um es kurz und knapp zu halten: die ganze Debatte um den vermeintlichen "Demographischen Wandel" ist eine Arbeitgeber-Unternehmer-Propaganda-Maschinerie. Dahinter stehen letztlich folgende Interessen:

    1.) Würde es zutreffen, dass wir bald weniger Geburten in Deutschland haben, müssten ja logischerweise viele Arbeitslose dann einen Job finden, oder nicht? Und auch unter ihnen gibt es viele mit Hochschulabschluss. Das Argument, über 5 Millionen Arbeitslose seien alle ungebildet ist Propaganda.

    Das hieße, dass diese Drucksituation seitens der Arbeitgeber nachlassen würde, denn die arbeitslose-Reservearmee würde kleiner werden. Damit würde die Macht von Arbeitgebern empfindlich geschwächt werden. Sie wollen unter allen Umständen eine arbeitslose Reservearmee aufrecht erhalten. Deswegen: macht mehr Kinder!

    2.) Dahinter stehen riesige Profitinteressen. Wenn auf einmal Millionen Menschen Prvat vorsorgen, machen Banken und Versicherungen Milliarden Gewinne. Um nichts anderes geht es hier mal wieder: Profit!

    Ich hab die ganze Problematik, die Propaganda und die Profitinteressen vor Jahren mal in einem Artikel festgehalten, der aus einer größeren Seminararbeit von mir resultierte: Der Demographische Wandel

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  13. Zerschlagung der gesetzl. RenteSamstag, 26. Dezember 2009 um 18:22:00 MEZ

    Mal schöne, klare Zusammenfassungen zur Zerschlagung der gesetzlichen Rentenversicherung.

    Wie Politik, (Versicherungs-)Wirtschaft und (korrupte) Wissenschaft kleine Leute bescheißen und sie um die Rente bringen.


    Sehr wichtig, bitte ansehen + weiterverbreiten!

    http://video.google.com/videoplay?docid=-8953439635258137988&hl=de#

    http://www.youtube.com/watch?v=Sj6hK-Kummk

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  14. Hervorragender und für mich gut verständlicher Beitrag.
    Einziger Widerspruch ...(einen
    Staatsbankrott oder ähnliches überlebt es natürlich auch nicht)
    .
    Gerade die von dir erwähnten Beispiele 1923, 1929, 1945, 1948 beweisen eher das Gegenteil. Die Umlagefinanzierung kann ja sofort mit der Wiederherstellung einer geordneten Güterproduktion und den daraus generierten Einkünften die Auszahlungen beginnen.

    Gruß, ein Nachdenkseitenleser

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  15. Ich fürchte, die Hauptaufgabe beider Systeme liegt darin, die jeweilige Bürokratie bzw. die jeweiligen Interessen zu mästen. Da beide Seiten nicht meine Interessen vertreten ist es mir zu mühsam, mich an einer Beurteilung abzuquälen.

    Ein ganz normaler Bankangestellter erzählte neulich beim Bier, der durchschnittliche Geldeingang gesetzlicher Renter läge heute (2009, nicht 2030) bei ca. 1.150 Euro. Quer durch die Bank gesehen, ohne individuelle Berücksichtigung irgendwelcher Beitragsjahre, Lebensläufe etc.

    Selbst wenn ich Eigenleistungen für Krankenkasse usw. nicht abziehe, habe ich damit einen Betrag, der kaum 200 Euro über der Grundsicherung liegt. Und für diesen Quatsch wird im Namen der sozialen Gerechtigkeit und Umverteilung ein lebenslanger Papier- oder Datenkrieg betrieben, Arbeitgeber melden Daten, führen Beiträge ab, werden geprüft, Arbeitnehmer zerbrechen sich den Kopf über optimale Altervorsorge, bei Scheidungen wird Versorgungsausgleich auseinandergeklaubt, um hinterher auf zwei Nachkommastellen einen "Anspruch" zu errechnen, der kaum höher ist als bei jemandem, der sein ganzes Leben in der Sonne gelegen ist.

    Aber scheinbar sind wir in dem System technisch und geistig so gefangen, dass sogar Befürworter der Grundsicherung schon gefragt haben: "Und wie berechnen wir dann die Rente?"

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  16. Neulich habe ich dazu noch einen interessanten Aspekt gehört: Wer sagt mir denn, dass, wenn die auszuzahlende Rente mal nicht mehr aus den lohnabhängigen Beiträgen der aktuell arbeitenden Generation gezahlt werden könnte, nicht auch andere Kapitalformen herangezogen werden?
    Beispiel: Es klafft ein Loch in der Rentenkasse, wir haben eine (wirklich) linke Regierung und diese beschließt, Immobilien/Aktiendepots/... mit einer Rentensteuer zu versehen - Eigentum verpflichtet schließlich.
    Ich will sagen, dass eine kluge und von der echten Mehrheit demokratisch legitimierte Regierung die beste (staatliche) Rentengarantie überhaupt ist.

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  17. Es gibt weitere Berufe - nicht nur Ärzte - mit eigenem Versorgungswerk:


    http://www.abv.de/documents/der-freie-beruf.pdf

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  18. Es gibt noch ein weiteres problem bei der privaten AV.
    Es entsteht bei der einführung dieser: Die ansparende generation kann das geld nicht gleichzeitig ausgeben und senkt damit den konsum und somit die wirtschaftsleistung. Dies hat umfangreiche folgen.
    Funktionieren kann das ganze nur, wenn sich das ausland verschuldet und die zinsen erwirtschaftet.
    Wir müssen also "jungen länder" wie z.B. Iran das geld aufdrängen.

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  19. Danke für den Beitrag und volle Zustimmung!

    Einen Punkt finde ich noch wichtig. An der aktuellen Finanzkrise sind insbesondere die US-Pensionsfonds nicht unerheblich beteiligt. Sie traten als einer der Hauptnachfrager der finanzkrisenverursachenden CDO's auf:
    http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=62127252&aref=image039/2008/11/17/ROSP200804700440080.PDF&thumb=false
    (siehe Seite 70)
    Die These: "Je ausgeprägter das System der Privatvorsorge desto instabiler das Finanzsystem" ist daher nicht fiktiv, sondern bereits bittere Realität.

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  20. Schöner Artikel, der den Sachverhalt in bester Klarheit darstellt. Die Fans der magischen Kapitalvermehrung, die angeblich alle Probleme löst, vergessen allzu oft, dass es nicht das Geld ist, dass da arbeitet und die Renditen erwirtschaftet.

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  21. Finde den Artikel auch sehr schön und kann mich meinen Vorednern nur anschließen. Wobei diese Problematik nicht nur die Altersvorsorge betrifft, sondern auch die Krankenversicherung. Da wird ein System der gesetzlichen Krankenversicherung, welches nicht perfekt ist, aber immerhin mit die beste Gesundheitsversorgung weltweit bietet, durch sogenannte Wissenschaftler und Sachverständige die entweder keine Ahnung haben oder als Herolde der privaten Versicherungswitschaft agieren in Frage gestellt und gezielt kaputt reformiert. Begründet wird dies mit auch mit den gleichen "Fakten" wie bei den Rentenreformen: Überalterung,steigende Kosten usw.. Helfen sollen Zusatzversicherungen, Sondertarife und mehr Wettbewerb. Als Ergebnis wird sich nicht die Krankenversogung verbessern sondern die Profite der privaten Krankenversicherungen, der Pharmabuden und dubioser Beraterfirmen erhöhen. Das sollte aber vielleicht gesonder thematisiert werden.

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