Freitag, 3. Mai 2024

Wie "Booksmart" Erwartungen bricht und ein Lebensgefühl einfängt

 

Booksmart Blueray

Ich habe letzthin über die Entwicklung von Amy und Molly in "Booksmart" geschrieben, aber die Handlung bricht gegen Ende mit allen Erwartungen. Nachdem Amy und 

Unter großen Vorbehalten betreten die beiden das Haus, in Erwartung einer abweisenden Haltung - genau dieselbe Haltung, die sie immer gegenüber ihren Klassenkamerad*innen zur Schau gestellt hatten. Doch es kommt völlig anders. Ob Nick oder Tanner, Theo oder Ryan, alle sind ehrlich erfreut, die beiden zu sehen und betonen, dass sie nicht damit gerechnet hätten, aber es cool finden, dass die beiden auch da sind. Spätestens an dieser Stelle wird der traumartige Charakter der nächtlichen Handlung deutlich; auch George, Alan, Jared und Gigi haben ihren Weg zu Nicks Party gefunden. Alles scheint aufzugehen. Nick flirtet mit Molly, zitiert Harry Potter und zeigt sich von ihr begeistert. Ryan begrüßt Amy und überredet sie zu einer Runde Karaoke, bei der in ebenfalls traumhafter Beleuchtung eine Berührung ihres Ellenbogens am Knie die Zeit kurz anhält, ehe Ryan Amy bittet, "für mich" ebenfalls ein Lied zu singen. Es ist Alanis Morrisettes "You outta know", und die "mess you made when you went away", die "not fair" ist, genauso wenig wie "the cross I bear that you gave me", werden in Kürze ihre eigene Ressonanz bekommen.

Doch für den Moment findet sich die gesamte Klasse in einer Harmonie wieder, die vor jugendlicher Lebensfreude nur so pulsiert. Es ist, als ob sich alle im Einklang befinden, in einer Nacht, die scheinbar kein Ende nehmen will, als sie den Abschied von ihrer Jugend und den Aufbruch in die Adoleszenz feiern, nicht mehr Teenager, aber noch nicht erwachsen, frei von jeder Verantwortung und Alltagssorge aber alt genug für persönliches Drama und Identitätskonflikte. Es ist ein potenter Mix, der seinen Höhepunkt in einer magisch gefilmten Poolszene findet - die abrupt endet, als Amy erkennt, dass Ryan mit Nick herummacht. Schockiert und verletzt, am ganzen Körper zitternd, sucht sie Amy, voll Mitgefühl für ihre Freundin. Molly wartet auf Nicks Rückkehr, macht sich Hoffnungen ("this might really be happening") und weist Amys flehende Bitten zurück, die Party zu verlassen. Als Amy "Malala" beschwört, begeht Molly den ultimativen Vertrauensbruch und verweigert es ihr. Mehr noch, sie attackiert Amy: diese würde niemals etwas tun, wenn Molly sie nicht zu ihrem Glück zwinge. Der Streit eskaliert. Amy wirft Molly vor, sie kontrollieren zu wollen, was Molly durch ihre Gegenvorwürfe nur bestätigt. Wie sich zeigt, hat auch Amy gelogen: sie geht nicht nur über die Sommerferien nach Botswana, sondern nimmt ein Gap Year, was Mollys fein austarierten Plan für die nächsten Jahre völlig zerstört ("everything will be out of sync!" schreit sie Amy entgegen, was genau der Punkt ist). Während der Ton langsam ausgeblendet wird, die Party um die beiden schreienden Mädchen zum Erliegen kommt und die Kamera mal die eine, mal die andere in den Fokus nimmt, ehe nur noch der heruntergedimmte Soundtrack zu vernehmen ist, der den Fokus auf die Lippen der beiden bringt, die unmissverständlich ein lautloses "Fuck you" formulieren, bricht der ganze Traum in sich zusammen, während die emotionale Flutwelle sowohl die Mädchen als auch die Zuschauenden mit unverminderter Gewalt trifft.

Beide reagieren darauf mit Flucht. Amy schließt sich in einem Badezimmer ein, in dem auch Hope der Party entflieht (was auch immer sie bewogen hat, überhaupt zu kommen). Hope geht sofort zum Angriff über, erklärt, keine schwachen Menschen zu mögen und attackiert Amy für ihre Schwäche gegenüber Molly, sich selbst und dem Rest der Welt. Eine tränenreiche Amy kontert mit der Feststellung, dass Hope ein häufiges toxisches Verhalten zeigt, das Grausamkeit als Ehrlichkeit maskiert. Es ist leicht, darin eine Parallele zu Molly zu erkennen: deren offensive Kritik Jareds auf dessen Hausparty vor allen anderen Menschen war auch alles, aber nicht einfühlsam. Natürlich hatte es einen wahren Kern, aber es war so verletzend, dass jeder mögliche positive Aspekt sofort verloren gehen musste.

Dann küsst Amy Hope, und die beiden beginnen, Sex zu haben. Die Szene zwischen der klar erfahreneren Hope, die sich nichtsdestotroz in die passive Rolle begibt und Amy, die die agency in dieser Situation dringend braucht, ist von einer zärtlichen Authenzität, die die Realität eines ersten Mals wunderbar einfängt. Amy hat keine Ahnung was sie tut. Ihr Ausziehen Hopes dauert peinlich lange, sie versichert sich ständig, nichts falsch zu machen, stammelt Entschuldigungen und verwechselt zu allem Überfluss die beiden Löcher. Die Episode endet frühzeitig, als Amy, den Alkohol nicht gewöhnt, sich übergeben muss und Hope sie angewidert wegschickt. Es ist nicht sonderlich überraschend, dass Amy nicht bei der Positivität geradezu verstrahlenden Ryan landet, sondern bei der Menschen von sich stoßenden Hope, die wie ein Spiegelbild Mollys fungiert. Wie so häufig in dieser Handlung fällt Amys (und Mollys) Vorwurf, dass die anderen sie nicht kennen, auf sie selbst zurück. Sie sah in Hope auch nie mehr als eine Gegnerin im Klassenraum, und man könnte durchaus argumentieren, dass Hope sie wesentlich besser kannte als umgekehrt.

Eine parallele, wenngleich platonische, Szene findet zeitgleich zwischen Molly und Jared statt. Molly ist allein und reflektiert über ihren Streit mit Amy, als Jared sich zu ihr setzt und sein Herz ausschüttet. Niemand kenne ihn, alle glaubten selbst die absurdesten Geschichten über ihn, etwa, dass er mit 14 Sex mit einer von seinem Vater geschenkten Prostituierten gehabt hätte. Genau diese Geschichte kennen wir aus dem Mund Mollys, die sie zu Beginn der Handlung zum Besten gab, ebenso wie den Hintergrund von Triple-A - wir werden darauf zurückkommen. Jared erklärt, dass er nur zwei Dinge im Leben tun wolle: Flugzeuge bauen (seine große Leidenschaft) und mit den Erlösen das Revival des Musicals finanzieren (seine zweite große Leidenschaft). Die sehr amerikanische Kombination von unternehmerischem Erfolg und kulturellem Mäzenentum klingt aus seinem Mund aufrichtig. Er erklärt, dass nur Gigi ihn wirklich verstünde (und er sie), aber offensichtlich fehlt ihm eine Person, mit der er das teilen kann: Gigi ist eine beschädigte Person, für die Jared sorgt, keine gleichberechtigte ?Partnerin. "Nobody knows me at all", erklärt er, ehe er Gigi aus dem Pool fischen geht, und Molly, die genau dasselbe bereits mehrfach von sich erklärt hat, bleibt mit der Erkenntnis zurück, dass diese Medaille zwei Seiten hat.

Mit dem dräuenden Morgengrauen findet die Party ein abruptes Ende, als die Cops auftauchen. "Somebody's always getting arrested at these things", hatte Amy Molly zu Beginn ihres Abenteuers gewarnt, als die furchtbarste Aussicht noch war, die Graduierungszeremonie zu verpassen. Nun ist es ausgerechnet Amy, die sich opfert und die Cops ablenkt, damit der Rest der Partygäste flüchten kann, und verhaftet wird (auch ein amerikanisches Ding: zu glauben, es sei eine normale und richtige Reaktion, adoleszente Highschoolkinder ins Gefängnis zu werfen, weil sie eine Party gefeiert haben). Molly indessen wandert ohne eigenes Auto, ohne Handyakku und allein mit ihren Gedanken die Straßen des nächtlichen LA entlang, ehe sie von Triple-A aufgesammelt wird.

Die Ironie der Situation ist beiden sofort klar, und Molly weigert sich zuerst, überhaupt zu Annabelle ins Auto zu steigen, ehe sie ihren nutzlosen Stolz hinunterschluckt. Nach dem vorherigen Monolog Jareds hört sie nun einen von Annabelle: diese klagt darüber, dass es ihr anders als den Jungs nicht erlaubt ist, einfach nur Sex zu genießen. Das allerdings überrascht sie nicht wirklich; die Gender-Unfairness ist mehr oder weniger akzeptiert. Was sie am tiefsten verletzt ist nicht, dass die Jungs sie "Triple-A" nennen und sich über sie lustig machen, sondern dass die Mädchen es auch tun. Das Fehlen jeglicher Gender-Solidarität erwischte sie kalt. Molly, aus deren Mund wir - einmal mehr - zu Beginn der Handlung die Story und den abwertenden Spitznamen überhaupt gehört haben, ist peinlich berührt. Ihr offensiv nach außen getragener Feminismus (der in der Abschiedszeremonie noch einmal persifliert wird) war nur oberflächlich: wo es wirklich zählte, war er nicht vorhanden. Dass das ein Ausfluss ihrer allgemeinen Abwehrhaltung nach außen war, mit der sie ihre eigenen Unsicherheiten versteckte, macht die Sache sicherlich nicht besser, und all diese Erkenntnisse sind auf ihrem Gesicht abzulesen; Beany Feldstein verleiht dem Charakter eine enorme Tiefe. Das Drehbuch unterstützt dies weiter: in dieser Situation sind keine billigen Entschuldigungen, Ausflüchte oder große Selbsterkenntnisse gefragt. Leise sagt Molly nur: "Amy never called you that." Amy, die ihr anfangs über den Mund fuhr und sie aufforderte, sie so nicht zu nennen, fungiert hier nicht nur als moralisches Gewissen der beiden; in dieser Verteidigung geht Molly auch symbolisch den ersten Schritt zur Erkentnis, dass sie, nicht Amy, das Problem in ihrer Beziehung war - wie auch vorher das Problem sie und nicht ihre Klassenkamerad*innen waren, die sie nicht kannte und die kennenzulernen sie sich keine Mühe gab.

Das Ende naht nun mit Riesenschritten. Molly besucht Amy im Gefängnis, entschuldigt sich bei ihr und verspricht, sie rechtzeitig für die Zeremonie herauszuholen. Das gelingt durch einen Wink des Schicksals: unter den gesuchten Verbrechern auf der Polizeiwache findet sich das Konfertei des Pizzaboten, so dass die beiden das Wissen um ihn gegen Amys Freiheit tauschen können. Die clevere Konstruktion des Films, in der keine Zeile Dialog nur eine einmalige Verwendung findet (von Miss Fines Telefonummer zu Theos Crush zum Akkustand von Mollys Handy), erlaubt es den Drehbuchschreiberinnen, mit solchen Deus-Ex-Machina-Momenten durchzukommen, weil sie sie sich verdient haben.

Auf der Zeremonie finden schließlich alle Aspekte zusammen. Jared wurde von Molly wegen ihrer untypischen Verspätung als Ersatzredner engagiert und hält zu großem Gelächter unverändert ihre Originalrede ("white men, your time is over"; Mollys aggressiver Feminismus wirkt in dieser Situation völlig unpassend und reflektiert einen Charakter, der vor 24 Stunden noch voll brennender Ambition existierte, nun aber deutlich verändeert ist). Als Molly und Amy mit dem Auto durch den Zaun brechend direkt auf das Footballfeld fahren und auf die Bühne stürmen, findet die Wandlung ihren Abschluss: Molly präsentiert dem jubelnden Jahrgang Amy, die durch ihr Opfer auf der Party erstmals zur Heldin der Stunde avanciert ist, ehe sie Jared zu einer erneuten Runde Jubel küsst - etwas, das beide in diesem Moment brauchten und in dem sich zwei unverstandene Seelen gegenseitig tief vertrauen. Ihre improvisierte Rede dreht sich nicht um Feminismus, Ideale oder Zukunftsperspektiven, sondern wirft den Blick zurück auf die gemeinsame Zeit und Erlebnisse: eine wesentlich angemessenere Würdigung der Highschoolzeit. Für mich ist diese Szene stets ein emotionaler Höhepunkt, weil sie das Gefühl der Zeit nach dem Abitur so gut einfängt: das Gefühl, zum ersten Mal einen großen Meilenstein im Leben hinter sich zu haben, einen Abschnitt unwiderruflich zu beenden, und gleichzeitig noch so jung, offen, sprudelnd und von einer positiven Naivität zu sein: "Booksmart" versetzt einen direkt zurück in jene Tage, und ich liebe ihn dafür.

Die Geschichte endet im Dénouement der Flughafenszene: Molly und Amy sind wieder versöhnt, ihr Streit restlos beendet. Tränenreich verabschieden sie sich voneinander, im Bewusstsein, dass die Zukunft unaufhaltsam auf sie wartet und sie zum ersten Mal voneinander getrennt sein werden. "What's a year?" fragt Amy mit gekünstelter Leichtigkeit und bebender Stimme, aber es ist eine Frage, die nur eine viel ältere Person stellen kann. In diesem Alter ist ein Jahr noch eine Ewigkeit, nichts, das eben mal schnell verfließt, und Amy wird in ihrem sozialen Jahr in Botswana Erfahrungen machen, die keinen Bezug zu Molly haben - die Amy wiederum ein Jahr Yale voraus haben wird. Der bittersüße Abschied enthält diese unausgesprochenen Erkenntnisse, gibt aber in Amys spontaner Pancake-Einladung ("I can be the last one on the plane!") gleichzeitig die emotionale Arbeit, die für den Erhalt solcher Beziehungen notwendig ist.

Es dürfte aus meiner Besprechung klar geworden sein, dass ich den Film sehr liebe. Für mich ist er der quintessenzielle "Post-Abitur-Film", er fängt das Gefühl jener Zeit zwischen dem Ende der Prüfungen und dem offiziellen Ende der Schullaufbahn hervorragend ein. Die unvergleiche Freiheit der Volljährigkeit in Paarung mit dem Fehlen jeglicher Alltagssorgen und Verantwortung ist ein fliehend kurzer Moment im Leben, aus dem das Maximum herausgeholt werden muss. Der Versuch, es nachträglich zu erleben, kann nur scheitern, was den beiden Mädchen von Miss Fine im Auto eingebläut wird: "Don't make the same mistake I did." Der unnachgiebige Fokus der beiden aufs Lernen, den Molly ungebrochen an der Universität fortsetzen und ihre komplette Karriere ausgeplant zu haben  ("I’m serious, Amy. Everyone thinks we’re these robots. They think all we care about is taking a million APs and getting into Yale and editing Law Review at Georgetown and clerking for a Federal Judge between Junior and Senior Year before eventually being the youngest justice ever nominated to the Supreme Court of the United States!") übersieht, dass das Leben auch aus Leben besteht. Booksmart ist eine Absage an den Karrierewahn, er kritisiert die Haltung der beiden Mädchen auf freundliche Weise und gibt ihnen einen wesentlich positiveren Ausblick aufs Leben.

Was mich besonders zu der Geschichte und den Figuren zieht ist der unnachgiebig positive Fokus. Niemand ist ein Bully, keine Person wird ausgestoßen. Auf Nicks Party sind alle willkommen, jede Anwesenheit wird erfreut zur Kenntnis genommen. Es sind Molly und Amy selbst, die sich ausgeschlossen haben, die sich bewusst (?) entschieden, nicht teilzuhaben - unter anderem, weil sie sich für etwas besseres hielten, jedenfalls in Mollys Fall. Es ist diese Mischung aus Arroganz und Minderwertigkeitskomplex, die andere an Molly unattraktiv finden, nicht ihre Intelligenz, ihre Ambitionen oder ihr Äußeres. Als sie das erkennt, setzt ein Heilungs- und Wachstumsprozess ein, der ihre Zeit in Yale und später im Leben mit Sicherheit wesentlich reicher machen wird. Erneut: ich fühle das sehr. Ich habe beim Ansehen immer das Gefühl, dass Olivia Wilde ihn für mich gemacht hat, obwohl er dezidiert im Jahr 2019 spielt und die Perspektive zweier Mädchen einnimmt.

Deswegen verfehlen Kritiken, die den Unrealismus oder das Fehlen von Konflikt zum Thema haben, für mich auch völlig den Punkt, soweit, dass ich mich zu der Aussage versteigern würde, dass sie nicht verstehen, worum es geht (wie Leute, die bemängeln, dass die Hauptdarsteller*innen von Starship Troopers unrealistisch hübsch sind; it's the fucking point). Es ist das platonische Ideal der Higschool-Erfahrung, das wir hier erfahren. Nicht der zynische, bösartige Humor eines American Pie, sondern ein empathischer, humorvoller und verständnisvoller Blick auf einen flüchtigen Moment im Leben, der dennoch für die allermeisten Menschen zu den formativsten ihres Lebens gehört. Dass der Film zudem in Beleuchtung, Kameraperspektiven und Soundtrack eine einwandfreie künstlerische Leistung abgibt - ernsthaft, die Poolszene alleine ist makellos und ich könnte sie stundenlang ansehen - ist nur die Kirsche auf dem Kuchen.

Ist der Film perfekt? Nein. Ich habe letztlich zwei Kritikpunkte, oder vielmehr: Ergänzungen zur Handlung. So reflektiert die Geschichte bezüglich der Teeniementalität, der Beziehungen untereinander, Geschlechterrollen und vielem mehr ist, so blind ist er gegenüber ökonomischen Disparitäten. Konkret: Jared und Gigi mögen zwar die 1% sein, aber der Rest gehört mit Sicherheit zu den oberen zwei Dezilen. Die riesigen Häuser, die Verfügbarkeit von Geld für Uber, die Kleidung, das Budget für Parties, das Makeup, die generelle Sicherheit - all das wird einfach angenommen, der Lebensstandard der oberen Mittelschicht en passant zum Standard für alle erklärt. Das ist in vielen Geschichten so und im Komödiengenre prävalent - man denke nur an die Sitcom-Häuser, die grundsätzlich ein höheres sechsstelliges Jahresgehalt erfordern -, aber in einer so scharfsinnigen Geschichte ist es eine auffällige Leerstelle.

Der letzte Punkt bezieht sich auf die zentrale, bereits im Titel befindliche These. Die Moral von der Geschicht ist, dass die beiden Mädchen es mit ihrem Booksmart übertrieben haben, zu viel gelernt und dass sie auch mehr Spaß hätten haben können, ja, dass es letztlich umsonst war: die anderen sind ja mit viel weniger Aufwand auch in die höheren Colleges gekommen. Hier vermisst man die Ungleichheitsthematik besonders, weil der Zutritt zu Yale, Harvard und Co natürlich enormes ökonomisches und soziales Kapital der Eltern erfordert und nur nachrangig die entsprechenden Noten. Gleichzeitig ist es aber auch falsch anzunehmen, dass Molly und Amy keinen Vorteil von ihrer Arbeitswut hätten: zwar reflektieren die SATS nicht ihren Vorsprung, weil die Höchstwertungen auch von anderen erreicht wurden; jedoch kann es nicht ohne Folgen bleiben, dass sie die College-Arbeitsweise (schließlich verschafften sie sich mit gefälschten College-IDs Zutritt zur Unibib!) bereits verinnerlicht haben. Auf dem College trennt sich die Spreu vom Weizen naturgemäß wesentlich mehr als auf der Highschool, und die Arbeitsmoral Mollys und Amys wird dafür sorgen, dass sie sich hier - besonders bei Verfolgen einer entsprechenden Karriere - deutlich absetzen werden.

Aber das alles mindert nicht die überragende Qualität des Filmes, der ohnehin für seine Charakterbeziehungen und empathischen Porträts relevant ist und weniger für seinen Gesellschaftskommentar (der natürlich trotzdem existiert). Für mich hat er einen besonderen Platz in meinem Herzen, er spricht auf einer zutiefst emotionalen Ebene zu mir. Ich hoffe, dass er auch andere erfreuen kann und empfehle das Ansehen nachdrücklich.

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