Montag, 15. März 2021

Ignorante Mäuse schreiben schlechte Noten in Identitätspolitik und treten wegen BGE-Betrugs zurück - Vermischtes 15.03.2021

 

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) „Wir wollten nicht niedlich sein“ (Interview mit Christoph Biemann)

Dieter Kassel: Zu modern, zu schnelle Schnitte, nicht pädagogisch genug, überhaupt nicht geeignet für Kinder, überfordert das Gehirn – so lautete die Kritik an einem völlig neuen Phänomen im Fernsehen, nein, nicht MTV, sondern „Die Sendung mit der Maus“. Als sie vor 40 Jahren zum ersten Mal zu sehen war, gab es viele Bedenken. Heute gibt es viele Glückwünsche. Dieser hier kommt von Oliver Witt.

Oliver Witt über „Die Sendung mit der Maus“. An ihrem heutigen 40. Geburtstag habe ich mit einem der Mausmacher geredet, mit Christoph Biemann, das ging allerdings nur vor der Sendung, denn inzwischen ist er auf dem Rosenmontagszug, auf dem Maus-Wagen. Aber heute Morgen habe ich ihn noch fragen können, was er eigentlich damit meint, wenn er immer mal wieder gesagt hat, dass man damals, Anfang der 70er-Jahre, eine solche Sendung einfach machen musste, wieso das muss.

Christoph Biemann: Die Sendung musste es geben, weil die Kinder einfach ferngesehen haben, und sie haben hauptsächlich Werbung gesehen und waren begeistert von den kleinen Animationen dazwischen, von den kleinen Trickfilmfiguren und von den, ja, sehr eingängigen, gut gemachten Werbespots. Gleichzeitig gab es bei uns den sozusagen aufklärerischen Impetus, halt den Kindern was zu erzählen, für die Türen zu öffnen, ihnen sozusagen auch ein bisschen die Welt zu zeigen, ja, das hat sich praktisch von selber angeboten.

Kassel: Gab es damals auch – wir reden ja über eine Zeit, da war die 68er-Revolte natürlich gerade passiert oder war in vollem Gange, da gab es aber natürlich auch noch starke konservative Strömungen –, gab es Diskussionen darüber, ob man damals eine Sendung so spielerisch, so locker-leicht machen durfte für Kinder oder ob man ein bisschen mehr Disziplin brauchte?

Biemann: Also es gab schon Diskussionen, also gerade Pädagogen haben da stark gewettert gegen die Maus, das wir irgendwie alles zukleistern, dass wir Musik machen, zu bunt, zu laut, zu schnell sind, da gab es viele Proteste. Aber die Kinder haben es trotzdem geguckt, und das war für uns das Wichtigste. Heute sehen die Leute das ganz anders. (Dieter Kassel, DLF)

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag der "Sendung mit der Maus". Kindheitserinnerungen werden wach. Ich verlinke den Artikel aber vor allem wegen der Erinnerung an die Albernheit der Kritik, die das Format ertragen musste. Es ist erstaunlich, wie verknöchert-konservativ selbst eine gefühlt so nahe Zeit wie die 1980er Jahre waren. Dass ein so den Geist der Pädagogik atmendes, unglaublich harmloses Format wie die "Sendung mit der Maus" eine so übertriebene Kritik auf sich zog, sollte angesichts der völlig abgedrehten Debatten unserer Tage - erinnert sei nur an Manfred Spitzer - eigentlich nicht verwundern. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass die heutigen alsbald genauso absurd wirken wie die Kritiker*innen der "Sendung mit der Maus" es heute tun.

2) Ein Sieg der Ignoranz

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