Mittwoch, 26. März 2014

Null-Promille-Grenze - ein Fanal der Freiheit?

Die Grünen haben die Forderung in die Debatte eingebracht, die Promillegrenze für das Führen von Fahrzeugen auf null zu setzen. Das heißt auf deutsch: wer trinkt, fährt nicht. Für die Welt, nicht gerade der engste Freund der Grünen, ist die Sache klar:
Warum aber auf Aufklärung und Eigenverantwortung setzen, wenn es auch Verbote gibt? Auftritt: die Grünen. Sie sind unter der neuen Führung zu einer programmatisch, intellektuell und auch professionell beispiellosen Enttäuschung geworden. Die Grünen fordern bionadestammtischtauglich die Nullkommanull-Promille-Grenze.
Der junge, sympathische Verkehrsexperte stärkt mit dem Vorstoß den Markenkern der Alternativen für Westdeutschland: Sie sind die Partei der Reglementierung, der Überwachung, des Antihedonismus.
Ja, so sind sie, die Grünen. Immer dabei, die Bionadenstammtische zu befriedigen (schöne Wortschöpfung übrigens). Nur, in dem Fall gefährden sie zwar die Freiheit, andere Leute zu gefähren, aber man kann kaum von unkontrollierter Regulierungswut sprechen. 

 
Die Welt gibt es zu Beginn des Artikels selbst zu:
Nur knapp vorweggeschickt: Es ist unverantwortlich, sich nach Alkoholkonsum oder unter Drogeneinfluss hinter das Lenkrad eines Autos zu setzen und loszufahren. Insofern spricht für eine eigenverantwortliche Null-Promille-Grenze nichts. "Don't drink & drive" gilt als selbstverständlich unter ambitionierten Automobilisten.
Ganz exakt. Wer trinkt, hat hinter dem Steuer nichts verloren. Die Existenz einer Promillegrenze (aktuell 0,5, wobei bei Unfällen bereits 0,3 strafrelevant ist) verankert genau das im Gesetz. Nur: wenn angeblich Eigenverantwortung im Vordergrund steht, warum gibt es sie dann überhaupt? Warum schaffen wir sie nicht vollständig ab und überlassen es den Fahrern, ihre Eigenverantwortung auszuüben? Das ist die einzig vernünftige Alternative. Sie ist aber völlig unbrauchbar. Alkohol hinter dem Steuer ist keine Frage nur der persönlichen Freiheit. Es handelt sich um eine eklatante Gefährdung von anderen. Autounfälle involvieren nur allzuhäufig auch Dritte. Und die haben ein Recht auf die Freiheit, nicht von Besoffenen umgefahren zu werden.

Let's face it: es gibt keinen rationalen Grund, Alkohol hinter dem Steuer zu erlauben. Da es für den Trinker selbst keine Möglichkeit gibt, seine aktuellen Promille zu prüfen oder eine nüchterne (no pun intended) Analyse seiner Fahrtüchtigkeit zu treffen, sorgt die 0,5-Regelung nur für eine Ambivalenz, wo keine sein sollte. Das Problem bei Alkohol ist ja gerade, dass man eben Situationen nicht mehr richtig einschätzen kann. Deswegen ja überhaupt erst das Fahrverbot. Anzunehmen, jemand könnte vernünftig entscheiden, ob man schon "zu viel" getrunken hat, ist eine gefährliche Illusion. Auch die vielen existierenden Daumenregeln ("ein Bier brauch so ca. X Stunden") tragen zur Sicherheit kaum bei. Und dass "Don't drink & drive" als selbstverständlich gilt, ist leider ein Märchen.

Klar ist Eigenverantwortung und Freiheit schön. Aber wo Leben und körperliche Unversehrtheit von anderen so massiv beeinflusst sind wie bei Alkohol hinterm Steuer und es zudem keinerlei Grund gibt, es zu erlauben, ist das Verteufeln der Grünen völlig falsch.

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