Montag, 21. Juli 2014

Die Zukunft der Arbeit - Chancen und Risiken der Automatisierung am Beispiel

Eine deutlich stärkere Automatisierung als großen Trend in den nächsten Jahren vorherzusehen gehört nicht zu den Dingen, für die man besonders viel prophetisches Talent braucht. In einem zunehmenden Maß werden Jobs überflüssig, die bisher arbeitsintensiv und vor allem wenig komplex sind. Natürliche Kandidaten hierfür sind etwa Kassierer im Supermarkt, alle Arten von Lageristen, Putzkräfte, Pflegepersonal, Briefträger und Paketdienste, und vieles mehr. Ein Beispiel mit dem ich mich etwas näher beschäftigen will, weil ich seiner Einführung besonders aufgeregt entgegen sehe, ist die Automatisierung des Personenverkehrs, vulgo: selbstfahrende Autos. Google hat sich derzeit, einen Zukunftstrend witternd, massiv in die Entwicklung geworfen, und die Etablierung dieser Maschinen dürfte starke disruptive Wirkungen auf vielen Gebieten haben, die zur Verdeutlichung von sowohl Chancen als auch Risiken dieses Trends dienen können.

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Das selbstfahrende Auto bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, die kaum von der Hand zu weisen sind. Die Sicherheit auf den Straßen wird dramatisch ansteigen (allein in Deutschland sterben Jahr für Jahr über 3000 Menschen). Der Benzinverbrauch wird, vermutlich, deutlich sinken. Das Pendeln zum Job, die wohl unangenehmste Art Auto zu fahren überhaupt, kann für andere Dinge genutzt werden (etwa Nachrichten konsumieren) und wird durch effizienteres Fahrverhalten auch deutlich kürzer. Denn, und das ist der nächste Punkt, die Rush Hours entspannen sich deutlich, da selbstfahrende Autos wesentlich effizienter anfahren und Geschwindigkeiten halten, so dass der Verkehr wesentlich fließender ist. Es wird vermutlich billiger sein. Mehr Menschen können fahren (Behinderte, Alte, Jugendliche, etc.). Weniger Menschen brauchen überhaupt ein eigenes Auto, weil personalisierter öffentlicher Nah- und Fernverkehr überhaupt kein Problem darstellt. Und so weiter und so fort. Natürlich wird diese Entwicklung nicht von heute auf morgen ablaufen. Wahrscheinlich werden es zuerst Selbstfahrsysteme für Autobahnen sein, die in Lastwagen eingebaut werden - die einfachste vorstellbare Kombination. Ebenfalls gut möglich ist, dass das System anfangs für Konvoifahrten genutzt wird, wo im vordersten Fahrzeug noch ein Mensch sitzt und der Rest einfach automatisch folgt. Aber bald werden auch Systeme für den Stadtverkehr entwickelt werden. Und die dann in Pkw verbaut. Dies ist kein Science-Fiction, das allzuweit weg ist. Noch vor zehn Jahren waren die tragbaren Computer, die wir heute ständig dabei haben und aus blanker Gewohnheit noch "Telefone" nennen, völlig unvorstellbar. Diese beinhaltet auch eine ganze Menge Risiken. Wie bei jeder modernen Technologie wird der Konzern, dessen Produkt sich am Ende durchsetzen wird, Zugriff auf gigantische Datenmengen haben - und haben müssen, wenn das System funktionieren soll. Dieser Konzern greift im Zweifel auch lenkend ein. Man kann sich vorstellen, mit welcher Begeisterung Sicherheitsbehörden Schnittstellen für das schnelle Umleiten und Abschalten von Autos einrichten werden. Andererseits haben sie auch wesentlich weniger zu tun - Geschwindigkeitsüberschreitungen, Geisterfahrer und Ähnliches würden der Vergangenheit angehören. Einer der disruptivsten Effekte für die Gesellschaft aber wird der Verlust von Arbeitsplätzen sein. Das Aufkommen selbstfahrender Autos zerstört komplette Gewerbe. Fernfahrer und Taxifahrer, Busfahrer und Lokführer werden alle überflüssig werden. Das sind zehntausende, vielleicht sogar hunderttausende Arbeitsplätze. Allein in den USA arbeiten über 1,7 Millionen Fernfahrer und 230.000 Taxifahrer. Weltweit dürfte die Zahl der Arbeitslosen viele Millionen betragen. Und diese Arbeitslosen lassen sich auch nicht einfach umschulen und in anderen Zweigen unterbringen. Denn eine ähnliche Entwicklung betrifft Kassierer, Putzkräfte, Lageristen, und, und, und. Gleichzeitig müssen wir Menschen uns an den Anblick von wesentlich mehr Maschinen gewöhnen, die ohne menschliche Einwirkung ihre Arbeit verrichten. Diese beiden Faktoren, nicht die technische Umsetzung, dürften die größten Herausforderungen werden. Wie gehen wir mit den Menschen um, die in einer hochautomatisierten Wirtschaft schlicht nicht mehr gebraucht werden? Und wie verändert sich die Gesellschaft, wenn wir automatisch zur Arbeit gefahren, automatisch gepflegt werden, wenn unsere Wohnungen automatisch geputzt werden und die Bezahlung unseres Einkaufs automatisch beim Verlassen des Geschäfts abgebucht wird, falls wir dann überhaupt noch Geschäfte haben und das Zeug nicht automatisch per Drone zugeliefert bekommen? Ich teile die Oswald-Spengler-Dramatik des FAZ-Feuilletons nicht und freue mich tatsächlich auf viele dieser Entwicklungen, aber es die Fragen müssen gestellt und debattiert werden. Und bisher weichen die Apologeten der neuen Technologie vor einer positiven Beantwortung dieser Fragen aus und überlassen den Neo-Ludditen das Feld. Weiterführende Links: Vox, Vox, Vox, FAZ, Vox, Vox

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