Dienstag, 21. März 2023

Koeppen, das N-Wort und das Abitur

 

Nachdem wir in der letzten Zeit immer wieder die sprachlichen Updates von Roald Dahls Kinderbüchern (siehe hier) und anderen artverwandten Werken diskutiert haben - zur Erinnerung: ich finde die sprachlichen Korrekturen für Kinderversionen, nicht aber für Erwachsene sinnvoll, zweifle aber daran, ob die Dinger überhaupt noch zwingend als Kinderbücher verlegt werden müssten -, liegt jetzt ein umgekehrter Skandal vor: der Nachkriegsroman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen, den ich hier rezensiert habe, weist an über 100 Stellen völlig unkommentiert das N-Wort auf und ist derzeit in Baden-Württemberg Abiturlektüre. Das bedeutet, dass alle Schüler*innen ihn gelesen und im Unterricht besprochen haben müssen, weil eine 50:50-Chance besteht, dass er im Abitur drankommt (ihr merkt vielleicht an meiner Wortwahl schon, was ich von dem Aufgabenformat halte...). Nun liegt eine Petition der Deutschlehrerin Jasmin Blunt vor, das Werk aus dem Kanon der so genannten Pflichtlektüren zu entfernen. Blunt hat sogar zwei unbezahlte Urlaubsjahre eingelegt, um das Werk nicht unterrichten zu müssen.

Geschichte einer Petition

Aber bevor wir in die eigentliche Debatte um "Tauben im Gras" einsteigen, will ich die Petition kurz auszugsweise zitieren, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, was die Kritik ist (Hervorhebungen im Original):

In den beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg soll für die Abiturprüfung ab 2024 als Teil des Pflichtlektürekanons Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras" eingeführt werden. Die Sprache des Romans ist offensiv rassistisch, sexistisch und antisemitisch. Das Buch eignet sich nicht für den Einsatz im Unterricht, da betroffene Schüler*innen und Lehrer*innen während der Besprechung des Buches immer wieder rassistischer Diskriminierung ausgesetzt werden, indem rassistische Begriffe, in diesem Fall „Das N-Wort", laut in der Unterrichtssituation vorgelesen werden. Betroffene wären durch diese pflichtgebundene Unterrichtslektüre konstant rassistischer Diskriminierung und somit der eigenen Dehumanisierung, ohne die Möglichkeit sich zu wehren, schutzlos ausgeliefert. Durch den Einsatz des Romans im Unterricht wird jungen Bürger*innen darüber hinaus das Recht auf diskriminierungsfreie Bildung verwehrt. Abgesehen von der Reproduktion rassistischer Sprache, die bereits alleine ein Ausschlusskriterium bildet, kommt hier auch rassistisches Gedankengut zu neuer Blüte. Es wird ein rassistisches Bild Schwarzer Soldaten vermittelt, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gedient haben. Ziel ist nicht, die Diskussion über Rassismus verstummen zu lassen, wir glauben aber daran, dass es eine Möglichkeit gibt, sie menschenrechtskonform zu führen. [...] Um es deutlich zu machen: Auch der gut gemeinte Wille, der bei der Auswahl des Buches sicher eine Rolle gespielt hat, kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass betroffene Bürger*innen durch die Sprache des Romans emotionale Gewalt erleben und ihre Menschenwürde verletzt wird. Das wurde anscheinend aufgrund mangelnder Expertise im Bereich des Anti-Schwarzen Rassismus nicht erkannt. Ein regierungspolitischer Fauxpas dieses Ausmaßes ist unverzeihlich. [...] Wir wollen keine literarische Zensur, aber erreichen, dass Minderheiten geschützt werden und sich Nicht-Weiße Menschen aussuchen können, ob sie sich mit dieser Sprache konfrontieren wollen.

Das Kultusministerium hat noch keine offizielle Stellungnahme veröffentlicht (wurde aber, bevor die Petition im Landtag verhandelt wird, zu einer solchen aufgefordert); gleichwohl liegt zumindest durch ein SWR-Interview ein Statement der Kulturstaatssekretärin Sandra Boser (Grüne) vor, das ich an dieser Stelle kurz transkribieren will:

"Also, dieses Buch befindet sich ja im öffentlichen Diskurs, warum darf es dann nicht an Schulen besprochen und genau diese Thematik des Rassismus benannt werden? Wenn wir Schulen als Closed-Shops sehen und nicht auch die Öffnung haben, dass wir schwierige, strittige Themen in der Schule besprechen, wie schaffen wir es dann, dass wir Schülerinnen und Schüler für genau dieses Thema sensibilisieren und ihnen auch ganz klar mitgeben: "was ist Rassismus"?"

Zusätzlich erklärte das Kultusministerium auch, dass das Thema Rassismus im Abitur behandelt werden solle, weswegen das Buch als Abiturstoff sehr geeignet sei. Zahlreiche (Literatur-)Wissenschaftler*innen widersprechen dieser These, von der beeindruckenden Liste der Erstunterzeichner*innen zu Magdalena Kißling (Paderborn) ("Es gibt zu wenig Sensibilität dafür, was die Macht von Sprache ausmacht, und da werden Erfahrungsberichte zu wenig ernst genommen. Außerdem sind entsprechende Konzepte für den Unterricht noch nicht ausgereift genug.") zu Andrea Geier (Trier), die in dieselbe Kerbe schlägt auf die fehlende Kontextualisierung hinweist (Transkript):

Es gibt überhaupt noch keine Praxen tatsächlich eingeübte Literaturunterricht, wie man mit den Effekten von rassistischer Sprache, auch wenn sie im Kontext von. Rassismus auftauchen, [und mit] Rassismus sensibel umgehen kann im Unterricht, da gibt es ganz unterschiedliche Vorschläge. Da gibt es von Auslassungen, was jetzt nicht wirklich [ei]ne Option ist, wenn man diese Texte behandeln will, bis hin zur Frage, [...] wie thematisiere ich das dann aber eigentlich im Gespräch, damit ich nicht andauernd im unterrichtlichen Gespräch selber rassistische Sprache reproduziere? Das ist ein komplexes Themenfeld in didaktischer Hinsicht. Und das ist auch tatsächlich erst mal ein Aushandlungsbedarf und wir haben hier ein großes Informationsdefizit. Wie wird denn dieser Text in der Schule momentan rassismuskritisch, überhaupt thematisiert? [...] Wir [müssen] versuchen, dieses Informationsdefizit, was wir haben, zu füllen, [zum Beispiel indem wir sagen] wir machen mal ne Abfrage: wie wird denn dieser Text im Abitur Kontext behandelt? Was sind denn die Lernziele tatsächlich? Wie wird mit Schwarz-Weiß-Dichotomien, mit Diskriminierungserfahrung [umgegangen], [...] welche Aufgabenstellungen gibt es dazu? Wie soll das unterrichtliche Gespräch stattfinden? [U]nd [dann] von da aus nochmal tatsächlich dann überlegen und zu sagen: Ist das ein geeigneter Text auch gerade fürs Abitur? [...] Also auf jeden Fall sind Unterrichtsmaterialien die ganz zentrale Baustelle. Ob es unbedingt sozusagen Textkkommentierung sein muss, die sozusagen Kommentierung und Erläuterung ist - [das ist] ja selber auch Aufgabe des Unterrichts. Aber die Materialien dafür müssen natürlich auch Lehrer*innen an die Hand gegeben werden und da, glaube ich, haben wir ein großes Defizit, und ich bin ehrlich enttäuscht von einer Bildungspolitik, die es sich so einfach macht, dass sie sagt: ja, aber Texte sind rassismuskritisch gemeint, also haben wir das doch quasi damit schon erledigt. Das ist [...] der Anfang, [der] Ausgangspunkt einer Diskussion, und auf gar keinen Fall der Schlusspunkt. 

Warum "Tauben im Gras"?

Ich habe jetzt viel zitiert, aber ich möchte hier einen Überblick über die bisherige Debatte geben. Für mich ist sie so vital wie faszinierend. Vital, weil das Thema relevant und im öffentlichen Diskurs - siehe die Debatten um Dahl - auch tief verankert ist, aber auch natürlich, weil ich selbst davon betroffen bin. Faszinierend deswegen, weil ich "Tauben im Gras" für einen viel geeigneteren Diskussionsgegenstand halte als "Pippi Langstrumpf" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik". Warum? Es gibt mehrere Antworten.

Antwort eins: Setting. "Tauben im Gras" ist weder in Gefahr, eine neue Netflix-Serie zu werden noch nostalgische Erinnerungen an eigene Leseerfahrungen zu wecken. Wenn ich die Reaktionen meiner eigenen Schüler*innen als Beleg nehme - ich unterrichte das Werk just in diesen Wochen, was die Debatte für mich umso relevanter macht -, dann ist damit auch in Zukunft nicht zu rechnen. Koeppens Text ist extrem schwer verdaulich, kompliziert und sehr anstrengend zu lesen. Es ist ein Abbild seiner Zeit, durchkonstruiert vom ersten bis zum letzten Satz, voll intertextueller Bezüge, Leitmotive und Stilmittel. Im schaurig-treffenden Ausdruck unserer Fachberaterin: es ist "abiturabel". Es ist wie gemacht dafür, im Literaturunterricht behandelt zu werden. Hier wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, werden Formulierungen seziert, werden Bedeutungen entschlüsselt. Historische Hintergründe werden analysiert und in Bezug auf das Werk gesetzt. Und dazu wird es noch anhand von Sekundärliteratur mit anderen, themenverwandten Werken verglichen. What's not to like?

Antwort zwei: der Autor. Koeppenwar zu seiner Zeit einer derjenigen, die scharfsinnig das dünne Überdecken der Nazivergangenheit erkannten, den Unwillen der Menschen, sich dieser Vergangenheit zu stellen, und das Fortbestehene alter Muster. Er identifizierte auch die inhärente Paradoxie der amerikanischen Besatzungsmacht, die sich einerseits anschickte, die Deutschen zu Demokraten zu erziehen, und andererseits ein brutales Apartheitsregime aufrechterhielt. Koeppen war für seine Zeit sehr progressiv.

Antwort drei: die Themen. Die innere Zerrissenheit moderner Menschen, die Anonymität der Großstadt und das Scheitern im Angesicht dieser Lebensrealitäten sind in ihrem Kulturpessimismus - ich hatte diese Neigung zum Kulturpessismus im Abitur schon an anderer Stelle thematisiert - ebenso wie Koeppens Progressivismus, der eben auch so aktuelle Themen wie "Rassismus" in den Blick schiebt - und das dazu noch mit Anti-Amerikanismus gegart! - geradezu unwiderstehlich für Bildungsplankommissionen.

Ein Paradebeispiel...

Der Roman ist aber auch ein hervorragendes Beispiel für die ganze Debatte, wie sie kürzlich um die Roald-Dahl-Bücher oder zuvor um Pippi Langstrump entbrannt war: wie geht man mit verletzender Sprache um, die früher - als die Gesellschaft andere Wertmaßstäbe hatte - noch Alltagssprache war? Für das Kultusministerium ist die Sache ziemlich klar: der Roman thematisiert Rassismus, er tut das in einer (für die Zeit) eher progressiven Weise, und das erfordert die Beschäftigung im Unterricht. Wertvolle Lernziele werden erreicht. Case closed.

Auf den ersten Blick spricht auch einiges für diese These. Denn wo ist der Kontakt mit einem solchen Werk so kontrolliert und analytisch wie im Deutsch-Oberstufenunterricht? Die realitätsferne Vorstellung, man könne Kinder das Rassismusproblem ganz toll erläutern, indem man ihnen Huckleberry Finn vorlese und dann darüber spreche, warum das gerade gelesene Buch gar nicht so pralle ist, findet hier ihren pragmatischen Platz. Vergnügungssteuerpflichtig war der schulische Lektürekanon ohnehin noch nie, sich mit schwierigen Texten auseinanderzusetzen Kernkompetenz des Faches und die thematische Verankerung geradezu das Sahnehäubchen.

Und das ist auch nicht falsch. Die Beschäftigung mit Literatur kann geradezu einen Safe Space schaffen, in dem sich Themen losgelöst von tagesaktuellen Kontroversen untersuchen lassen. Frauenbilder und gesellschaftliche Geschlechtererwartungen etwa diskutieren sich in "Faust" und "Steppenwolf" praktisch von alleine, wo man die toxischen Männlichkeitsvorstellungen der Altvorderen dekonstruieren kann. Katharina Hackers "Habenichtse", zusammen mit "Tauben im Gras" die relevante Abiturlektüre, diskutiert Ungleichheit, Kapitalismus und das Erbe der DDR-Diktatur, alles vor dem Hintergrund der Nachwirkungen von 9/11.

...trifft auf die Realität

Leider ist die Sache nicht ganz so einfach, wie man das im Ministerium gerne hätte. Als Lehrkräfte genauso wie als Schüler*innen aber müssen wir uns mit der Realität auseinandersetzen, dass in "Tauben im Gras" über einhundertmal das N-Wort vorkommt. Das sorgte in meinem Kurs bei diversen Leuten für Irritationen, und ich hatte in meiner Rezension ja auch schon geschrieben, dass ich das nicht unbedingt als angenehme Leseerfahrung empfand. Viel problematischer aber ist die Frage, wie man darüber sprechen soll. Benutze ich die Vokabeln selbst?

Als ich begann, die Einheit zu unterrichten, hatte ich mir noch vorgenommen, beim Originaltext zu bleiben. Text ist schließlich Text, und im Abitur würde es auch keine redigierte Fassung geben. Aber zehn- bis zwanzigmal pro Stunde das N-Wort in den Mund zu nehmen, stellte sich ziemlich schnell als unpraktibel heraus, ganz egal, wie sehr man rhetorische Anführungszeichen in die Luft malt. So sprang ich schnell zu "Afroamerikaner" über, wenngleich das auch seine Probleme birgt. Damit aber benutze ich nicht die Begriffe aus dem Text, was für die Textarbeit nicht unproblematisch ist: je nachdem, an was für Zweitkorrigierende man gerät, könnten diese Abzüge geben, wenn man "Club der Afroamerikaner" statt "N****club" schreibt. Offensichtlich ist das also keine sonderlich leichte Entscheidung.

Und damit sind wir auch beim Kern der Kritik von Blunt und Literaturwissenschaftler*innen wie Geier oder Kißling. Das Kultusministerium behauptet zwar, dass die Themensetzung von "Tauben im Gras" eine rassismuskritische Beschäftigung erfordere. Allein, das ist erst einmal eine blanke Behauptung. Denn in der Umsetzung werden Lehrkräfte völlig allein gelassen. Bei den Fortbildungen zu den neuen Lektüren spielte das Thema nur am Rande eine Rolle (und wird durch Blunts Petition nun hastig auf die Agenda geschoben).

Offensichtlich haben sich die entsprechenden Stellen bis zu Blunts Petition keine Gedanken darüber gemacht, wie mit der Sprache im Roman umzugehen sei. Die Unterrichtsmaterialien jedenfalls geben dafür keine Hilfestellung, und das Werk selbst kontextualisiert die Sprache überhaupt nicht, nicht einmal in Form einer Triggerwarnung. Das ist das wahre Problem: die Lehrkräfte wurden überhaupt nicht auf die Thematik vorbereitet, und das Kultusministerium hat sich nicht darauf vorbereitet. Ich bin aber sicher nicht der Einzige, der das Werk bis zu den Sommerferien 2023 unterrichtet.

Was tun?

Und das ist ziemlich scheiße, um einen technischen Fachbegriff der Literaturdidaktik zu gebrauchen. Ich bin nämlich im Umgang mit dieser Thematik schlicht überfordert, und das, obwohl ich mich - Lesende dieses Blogs können das aus leidvoller Erfahrung bestätigen - schon lange mit dem Themenkomplex Sprache, Gerechtigkeit und Diskriminierung auseinandersetze. Mir fehlen die Fachkenntnisse, und die Unterrichtsmaterialien geben dazu viel zu wenig vor. Die übliche Anlaufstelle für Unterrichtsmaterial, die Schönigh-Serie "EinFach Deutsch", ist - abgesehen von der ohnehin miesen Qualität dieses völlig überfrachteten und didaktisch katastrophal veralteten Bandes - völlig unvorbereitet auf diese Diskussion. Wenig überraschend; das Heft stammt von 2009.

Ich habe daher keine Lösung dafür und bin zerrissen. Grundsätzlich teile ich Blunts Schlussfolgerung, dass das Werk völlig aus dem Unterricht verbannt gehört, so nicht, denn wo sollten solche Werke besprochen werden, wenn nicht in der Oberstufe? Gleichzeitig aber sehe ich auch Geiers Argumentation: die Ersetzung der fraglichen Worte ist keine gute Lösung, und zur Beschäftigung mit dem heutigen Rassismus ist das Werk nur sehr bedingt geeignet.

Denn das ist ein ganz grundsätzliches Problem mit "Tauben im Gras": es ist ein Produkt seiner Zeit. Alles ist sehr spezifisch in seiner Entstehungszeit 1950/51 verwurzelt, was es zwar literaturhistorisch ungeheur bedeutsam macht, aber wenig geeignet für einen Bezug auf die heutige Zeit. Natürlich ist das ein stetes Problem mit Literatur; es ist ja nicht eben so, als sei der "Steppenwolf" brandaktuell. Aber an dieser Stelle zeigt es sich als solches Strukturmerkmal, dass sich die Zuständigen im Kultusministerium schon vorwerfen lassen müssen, das schlicht übersehen zu haben.

Ausweg Grundsatzreform

Vielleicht könnte die Debatte um "Tauben im Gras" für das Kultusministerium Anlass sein, eine grundsätzliche Reform anzustreben. Das neue Abiturformat, das zum Abitur 2024 zum ersten Mal an den beruflichen Gymnasien eingesetzt werden soll, ist ohnehin extrem schlecht angekommen. Unter Deutschlehrkräften hat sich ein Sturm der Kritik daran entfacht (der einen eigenen Artikel wert wäre). In Kürze: Wer im Abitur die Pflichtlektüren bearbeiten will, muss dafür vier Texte lesen (Juli Zeh: "Corpus Delicti", Georg Büchner: "Woyzeck", Katharina Hacker: "Die Habenichtse" und Wolfgang Koeppen: "Tauben im Gras"). Zeh und Büchner entstammen dem so genannten IQB-Pool, einem bundesweit einheitlichen Aufgabenpool, der das Ziel hat, die Abiture im Land einander anzugleichen. Hacker und Koeppen sind baden-württembergische Zugaben, die das Land als Alleinstellungsmerkmal hinzu hat.

Anstatt also "Tauben im Gras" abzuschaffen und durch einen Alternativtext zu ersetzen, könnte das Kultusministerium seinen Sonderweg beenden und stattdessen für das Abitur bei den IQB-Lektüren bleiben und die anderen beiden Lektüren den Lehrkräften zur individuellen Ausgestaltung freigeben. Das würde die Vielfalt des Deutschunterrichts steigern, die individuellen Stärken und Interessen betonen und das Problem in einem Aufwasch erledigen. Das Ganze hätte auch einen Präzedenzfall: am allgemeinbildenden Gymnasium wurde exakt dieser Schritt vorgenommen, ab dem Abitur 2024 - weil sich die vorher vorgeschriebenen vier Pflichtlektüren als unpraktikabel erwiesen haben.

Wenn man die übliche behördliche Verzögerung einrechnet, dürfte das berufliche Gymnasium also zum Abitur 2026 ein neues Aufgabenformat ohne "Tauben im Gras" bekommen. Das würde zwar am grundlegenden Problem nichts ändern, aber vielleicht hat die Kultusbürokratie ja ihre Lektion trotzdem gelernt.

Man wird ja noch hoffen dürfen.

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