Freitag, 23. Juni 2023

Bohrleute 50 - Von Peniskanonen, Gefahrenzonen und Moralperformance, mit Ariane Sophie und Christina Dongowski

 


Die Rammstein-Debatte hat mittlerweile große Kreise gezogen, und so holen wir ein großes Diskussionsteam, um das Thema mal gründlich aufzuschnüren. Um was geht es eigentlich, warum werden Dick-Pics in Talkshows gezeigt und warum sollte uns das alles überhaupt interessieren?

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Shownotes:

Das Video handelt von den Rammstein Afterpartys, bei denen es zu beängstigenden Ereignissen kommt. Die Erzählerin berichtet von ihrer eigenen Erfahrung und erwähnt, dass andere Mädchen schlimmere Erfahrungen gemacht haben. Sie entschließt sich, öffentlich darüber zu sprechen und nutzt ihre Reichweite, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Es wird erwähnt, dass Till Lindemann, der Frontsänger von Rammstein, für die Auswahl der Mädchen verantwortlich ist. Die Band wird für kontroverse Texte und Äußerungen, insbesondere zu Gewalt und sexualisierter Gewalt, kritisiert. Es wird auch ein Gedicht von Till Lindemann erwähnt, das sexualisierte Gewalt verherrlicht. Die Erzählerin berichtet von einem Chatverlauf mit einem Mädchen, das für eine Afterparty eingeladen wurde, und erwähnt, dass die Mädchen einem bestimmten Dresscode folgen müssen. Es wird behauptet, dass Alena Makeba, eine russische Frau, die als Casting Director arbeitet, die Mädchen rekrutiert und dass Drogen und Alkohol im Spiel sind. Die Erzählerin beschreibt, wie sie und andere Mädchen in einem Raum landen, wo sexuelle Aktivitäten stattfinden sollen, und sie beschließt, das Video aufzunehmen, um andere zu warnen.

Das Video mit dem Titel "Die Nachwirkung der Rammstein Problematik" behandelt das Thema sexuellen Missbrauch und die persönlichen Erfahrungen der Sprecherin. Sie erklärt, dass das Thema sie in den letzten Wochen sehr belastet hat und sie sich aus Gründen ihrer mentalen Gesundheit nach dem Upload des Videos zurückziehen musste. Die Sprecherin bedankt sich für die Unterstützung und Liebe, die ihr entgegengebracht wurde, insbesondere von denjenigen, die das Thema aufgegriffen und ihm eine Plattform gegeben haben. Sie ist jedoch auch überwältigt von der Anzahl der Menschen, die das Video gesehen haben und wie es die Debatte angestoßen hat. Es werden Entwicklungen zu dem Thema erwähnt, darunter die Tatsache, dass Till Lindemann, Mitglied der Band Rammstein, offiziell wegen sexueller Übergriffe angezeigt wurde und Ermittlungen dazu laufen. Die Sprecherin spricht über ihre eigenen Erfahrungen mit sexueller Belästigung und betont die Bedeutung, dass Opfer das Recht haben, sich zu äußern und sich gegen sexuellen Missbrauch zur Wehr zu setzen. Sie ermutigt andere, ebenfalls ihre Stimmen zu erheben und betont, dass sie nicht allein sind. Die Sprecherin spricht über die Schwierigkeit, die eigene Erfahrung anzuerkennen und darüber zu sprechen, aber auch über die Notwendigkeit, sich nicht einschüchtern zu lassen und das eigene Recht auf Schutz und Unterstützung einzufordern. Abschließend sendet die Sprecherin ihre Unterstützung und Ermutigung an alle, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und betont, dass es wertvoll und wichtig ist, die eigene Stimme zu erheben, unabhängig von der Reaktion anderer.

Der Artikel diskutiert die Kontroverse um Till Lindemann von der Band Rammstein und betont, dass die Vorwürfe gegen ihn bislang keine strafrechtlich relevanten Anklagen umfassen. Der Autor weist darauf hin, dass die Debatte ein Beispiel für eine Gesellschaft ist, die von Prüderie, Puritanismus und Paternalismus geprägt ist. Er argumentiert, dass Erwachsene in der Lage sein sollten, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu tragen, einschließlich ihres Sexuallebens. Der Autor betont, dass sexuelle Selbstbestimmung auch das Recht umfasst, eigene Fehler zu machen, solange dies freiwillig geschieht. Er stellt fest, dass Pop- und Rockkultur immer eine Gegenkultur waren, in der sexuelle Freiheit und Exzess eine Rolle spielten. Der Artikel weist darauf hin, dass die Öffentlichkeit sich nicht in private sexuelle Beziehungen einmischen sollte, solange sie einvernehmlich sind. Abschließend argumentiert der Autor, dass die Befreiungsversprechen der Popkultur untrennbar mit selbstbestimmter Sexualität verbunden sind und dass die Gesellschaft die Selbstverantwortung und Entscheidungen erwachsener Menschen respektieren sollte.

Der Text behandelt die Schwierigkeiten von Rammstein-Fans aufgrund der Vorwürfe sexueller Ausbeutung junger Frauen durch die Band. Es wird betont, dass viele Fans mentale Verrenkungen unternehmen müssen, um ihre Liebe zur Band zu rechtfertigen. Es wird darauf hingewiesen, dass Rammstein nicht die einzige Band ist, die trotz Vorwürfen von Chauvinismus und Misogynie von ihren Fans verteidigt wird. Die "Cancel Culture" wird als dringend notwendig bezeichnet, um solche Verhaltensweisen zu bekämpfen. Es wird argumentiert, dass die Rockmusikindustrie männlich geprägt ist und Frauen oft als Objekte und Groupies dargestellt werden. Fans identifizieren sich mit den Musikern und verteidigen sie oft vehement. Es wird betont, dass Rockmusik oft eine infantile Rebellion verkörpert und eine kritische Haltung gegenüber den herrschenden Verhältnissen selten ist. Die Autor*innen argumentieren, dass Fans in einer autoritären Revolte agieren und sich gegen Kritik von außen verteidigen. Die Abgrenzung gegenüber dem Mainstream und das Gatekeeping innerhalb der Szene werden ebenfalls diskutiert.

Der Rammstein-Frontmann Till Lindemann wird mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert, bei denen es möglicherweise nicht immer um einvernehmlichen Sex ging. Ein Tweet einer Nordirin namens Shelby Lynn, die behauptet, vor einem Rammstein-Konzert in Vilnius unter Drogen gesetzt worden zu sein, bringt den Me-Too-Skandal ins Rollen. Weitere mutmaßliche Opfer melden sich mit ähnlichen Vorwürfen zu Wort, und die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt nun. Till Lindemann bestreitet die Anschuldigungen. Der ehemalige Musikmanager Thomas M. Stein verteidigt Lindemann in der ARD-Sendung "Hart aber fair" auf unkonventionelle Weise. Er argumentiert, dass Lindemann aufgrund seiner energiegeladenen Bühnenperformance mit 60 Jahren nicht die Kraft haben könne, jemanden sexuell zu beglücken. Stein warnt vor einer Vorverurteilung und betont, dass er keinesfalls die Taten eines Peinigers verharmlosen möchte, aber es sei gefährlich, jemanden ohne Beweise anzuklagen. Buchautor und Journalist Tobias Haberl unterstützt diese Sichtweise und betont die Bedeutung der Unschuldsvermutung. Die Diskussion dreht sich auch um sexuelle Übergriffe im Alltag, wobei Frauen betonen, dass sie häufig mit unerwünschten sexuellen Annäherungen konfrontiert sind. Die Studie des sächsischen Justizministeriums zeigt hohe Zahlen von sexuellen Übergriffen, denen Frauen ausgesetzt sind. Die Debatte endet mit dem Appell, Gewaltprävention und eine respektvolle Erziehung als gesellschaftliche Aufgabe anzuerkennen.

In der letzten Ausgabe von "Hart aber fair" wurde der Fall Till Lindemann diskutiert, jedoch geriet die Sendung zum Niveauabfall und einem einzigen großen Schwanzbild. Die Redaktion wollte die gesellschaftlichen Implikationen des Falls beleuchten, aber die Diskussion drehte sich stattdessen um ein explizites Bild eines männlichen Genitals. Die Talkteilnehmer, ein Musikmanager und ein Journalist, machten drollige Kommentare dazu. Die Sendung vernachlässigte weitgehend die Opferperspektive und führte zu einer diffusen Diskussion über Männlichkeit und Sexismus. Die Journalistin Stefanie Lohaus brachte belastbare Zahlen in die Diskussion, wurde aber kaum gehört. Die Unternehmerin und CDU-Politikerin Lisa Schäfer versuchte, die Debatte auf Migranten zu lenken, anstatt den deutschen Musiker zu diskutieren. Moderator Louis Klamroth wirkte hilflos und griff kaum ein. Die Sendung verpasste es, den Sexismus in der Musikindustrie kritisch zu hinterfragen. Die Diskussion trug eher zur Rückwerfung der Sexismusdebatte bei, anstatt sie voranzutreiben.

In dem Interview mit Markus Theunert, einem Vertreter der progressiven Männerbewegung, wird deutlich, dass sich das Männerbild in der Gesellschaft nicht automatisch ändert, wenn die ältere Generation verschwindet. Studien haben gezeigt, dass überholte Rollenvorstellungen weitergegeben werden. Obwohl es auch viele junge Männer gibt, die gendersensibel sind, existieren gleichzeitig noch immer antifeministische und misogyn eingestellte Männer sowie Männer, die sich passiv verhalten oder sich offen gegen jegliche Männlichkeitsreflexion stellen. Es gibt also eine Polarisierung bei der Frage nach Männlichkeit. Die Gesellschaft stellt nun zusätzliche Anforderungen an Männer, wie emotionale Kompetenz und eine aktive Vaterrolle, neben den traditionellen Vorstellungen von Stärke und Durchsetzungskraft. Diese konträren Anforderungen können zu Ohnmacht, Überforderung und Stress führen, was für einige Männer zu Frauenhass als Bewältigungsmechanismus führt. Dieunert betont, dass eine fundamentale Männlichkeits- und Patriarchatskritik notwendig ist, um gerechte Geschlechterverhältnisse zu erreichen. Es wird auch betont, dass gendersensible Männer und Organisationen, die für ein progressives Männerbild eintreten, noch immer unterrepräsentiert sind. Um einen Wandel zu erreichen, sind geschlechterreflektierte Jungenarbeit, Väterbildung und Männerberatung notwendig. Es wird die Notwendigkeit betont, auf einem feministischen Fundament Räume für Männer zu schaffen, in denen sie ihre Emanzipation vorantreiben können.

Der Text thematisiert die systematische Verachtung und Gewalt gegen Frauen. Der Autor berichtet von den Erfahrungen seiner Tochter, die ständig Belästigungen und Übergriffen ausgesetzt ist. Er kritisiert die Reaktion der Männer, die die Problematik oft herunterspielen und als übertrieben oder männerfeindlich abtun. Der Autor betont, dass diese Gewalt kein Naturphänomen ist, sondern ein Verbrechen, das hauptsächlich von Männern begangen wird und oft von anderen Männern gedeckt wird. Er kritisiert die Normalisierung und Verharmlosung dieser Gewalt sowie die Tatsache, dass Frauen in einer Welt leben, in der über ihre Körper verfügt wird. Er fordert ein Umdenken und ein Ende der Passivität, um die gesellschaftliche Veränderung zu bewirken. Der Text schließt mit der Aufforderung, nicht länger so zu tun, als wären diese Vorfälle Einzelfälle und die Forderung nach sofortigem Handeln.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, äußerte Bedenken hinsichtlich der geplanten Konzerte der Band Rammstein im Berliner Olympiastadion aufgrund von Vorwürfen gegen den Sänger Till Lindemann. Er bezeichnete es als fragwürdig, ob die Konzerte stattfinden sollten. Klein betonte, dass antisemitische Diskriminierung, Frauenverachtung und Rassismus oft Hand in Hand gehen würden und man sowohl betroffenen Frauen als auch jüdischen Menschen ernst nehmen solle. Er warnte davor, dass die Grenzen des Sagbaren und Machbaren nicht weiter verschoben werden dürften, auch nicht im Namen der Kunstfreiheit. Mehrere Frauen hatten schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben, darunter gezielte Rekrutierung junger Frauen für sexuelle Begegnungen. Die Band hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Klein kritisierte auch ein Musikvideo von Rammstein, in dem Mitglieder der Band in einer Inszenierung als Häftlinge eines nationalsozialistischen Konzentrationslagers auftraten. Aftershowpartys in Berlin wurden bereits abgesagt.

Der Text thematisiert den Mythos des Genies in der Kunst und kritisiert die Klischees und Stereotypen, die in Interviews und Porträts von Künstlern häufig reproduziert werden. Der Fokus liegt auf dem Maler Neo Rauch und verschiedenen Berichten über ihn. Es wird auf die Verwendung von Bildern wie dem Boxsack, Hemingway und Wodka hingewiesen, die den Genie-Mythos bedienen. Auch die Inszenierung des Künstlers als Außenseiter und die Selbstbeweihräucherung werden kritisiert. Es wird darauf hingewiesen, dass Rauch trotz seiner politischen Aussagen den Status des Künstlers als Sonderling und die Autonomie der Kunst betont, aber dennoch politisiert. Der Artikel hinterfragt die Klischees und Stereotypen, die im Zusammenhang mit dem Genie-Mythos verwendet werden, und argumentiert, dass sie den eigentlichen Zielen der modernen Kunst widersprechen, insbesondere der Vermeidung von Kitsch.

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