Dienstag, 21. Dezember 2010

Die Finanzkrise als Anlass - Fragen, die sich jeder einmal stellen sollte

Von Fred Lemrog

"Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen."
(Michael Ende)

Die aktuelle Krise sollte Anlass sein, darüber nachzudenken, ob nicht - frei nach Shakespeare - womöglich etwas faul ist im Staate Geldsystem. Diese Krise ist eine von vielen in den letzten Jahrzehnten (Asienkrise, Russlandkrise, Argentinienkrise, New Economy Krise, Immobilienkrise). Dabei werden die Krisen ständig größer und ihre Auswirkungen immer gewaltiger. Immer gigantischere Summen müssen in das System gepumpt werden, um einen totalen Kollaps zu verhindern.
Vor diesem Hintergrund wird mehr und mehr auch für den Normalbürger sicht- und greifbar, dass etwas ganz Grundlegendes falsch läuft und ursächlich für die ständig wiederkehrenden Zusammenbrüche ist. Und immer mehr Menschen beginnen sich für die Gründe und Zusammenhänge zu interessieren und stellen dabei zunehmend solch berechtigte Fragen wie die folgenden:


1.) Warum sollen wir eigentlich in jedem neuen Jahr mehr produzieren und konsumieren als im vorangegangenen Jahr? Was macht das Wirtschaftswachstum so wichtig, ja geradezu zum neuen "goldenen Kalb" und warum müssen wir eigentlich immer weiter wachsen? Und kann ein unendliches, exponentielles Wachstum (z.B. jedes Jahr 2%) auf unserem endlichen Planeten wirklich funktionieren?

2.) Warum fehlt eigentlich ständig überall Geld (Unis, Kindergärten, Infrastruktur...) und warum muss überall gespart werden (von der Streichung von Arztleistungen im gesetzlichen Gesundheitswesen über den Abbau von Sozialleistungen bis zur Schließung von öffentlichen Kultureinrichtungen wie Zoos) wenn doch die Bundesrepublik so reich ist wie niemals zuvor (der Kuchen, der verteilt werden kann (das reale BIP) ist heute mehr als 6mal so groß wie noch 1950)?

3.) Warum gibt es so viele Arbeitslose, wo doch so viel zu tun wäre (Mangel an Lehrern, Kinder-gärtnern, Altenpflegern, Unterbesetzung bei Polizei und Behörden, immense Überstunden bei Angestellten… )?

4.) Warum werden die Vermögenden offensichtlich stetig und unbeirrbar immer reicher und die Armen immer ärmer (während 26% der deutschen Bevölkerung ohne staatliche Hilfe das Existenzminimum unterschreiten besitzen die reichsten 10% fast 50% aller Vermögen in Deutschland)?

5.) Wieso verschulden sich (weltweit) die Staaten immer stärker und immer schneller? Und warum schafft es seit vielen Dekaden kein Finanzminister - entgegen aller Versprechungen und Beteuerungen -, einen ausgeglichenen Haushalt zu etablieren?

Auf diese Fragen finden sich weder in der Politik noch in den Massenmedien noch in den herrschenden Meinungen an den Universitäten überzeugende Antworten. Sämtliche öffentliche und wissenschaftliche Diskussionen verstricken sich in Details und versäumen es, den Blick auf das große Ganze zu richten und echte Ursachenforschung zu betreiben.

Das System als Problem – Zusammenhänge, die jeder kennen sollte

"Mehr als bei allen anderen Zweigen der Wirtschaftswissenschaften haben wir es beim Geldwesen mit einer Disziplin zu tun, in der die Komplexität häufig dazu dient, die Wahrheit zu verschleiern, statt sie für jedermann verständlich darzustellen."
(John Kenneth Galbraith, Ökonom und US-Präsidentenberater)

Wesentliche Ursache für die eingangs angerissenen Probleme ist das heutige Geldsystem.
Dieses führt (ursächlich und verstärkend) zu
• periodisch zwangsläufig wiederkehrenden Wirtschaftskrisen
einer extrem ungleichen Verteilung von Geldvermögen
dem Verschuldungszwang der Volkswirtschaft
gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Fehlentwicklungen
Aus Platzgründen sollen im Folgenden nur einige Zusammenhänge etwas näher beleuchtet werden:
Jeder Bürger zahlt Zinsen
Unternehmen müssen ihre Kapitalkosten auf die Preise umlegen - sonst gehen sie pleite. Auch der Staat muss Zinslasten für aufgenommene Kredite tragen (übrigens: die Bundesschuld entspricht ziemlich exakt dem Vermögen der 1% reichsten Bürger Deutschlands) und wälzt diese über Steuern auf den Bürger ab. Daher zahlt JEDER Bürger, auch wenn er selbst keinen Kredit aufgenommen hat, über Steuern und Endverbraucherpreise Zinsen an Kapitalgeber. Der Anteil ALLER (verdeckter) Zinsen und zinsverursachten Steuern in den Endverbraucherpreisen von Lebensmitteln über Luxusgüter bis zur Miete beträgt fundierten Schätzungen zufolge im Durchschnitt 40%!
Diese enorme, verdeckte Belastung ist den meisten Menschen (noch) nicht bewußt.

Nur eine kleine Minderheit profitiert vom Zinssystem - die große Mehrheit verliert
Da den (eventuell vorhandenen) Kapitaleinkünften (z.B. durch Spareinlagen) wie oben beschrieben immer auch zu leistende, in Preisen und Steuern enthaltene Zins-Zwangsabgaben gegenüber stehen, muss stets im Einzelfall betrachtet werden, ob die Einkünfte die Zinszahlungen überhaupt kompensieren können.
Auch hierzu gibt es wissenschaftlich fundierte Berechnungen. Das erschreckende, wenn auch nicht ganz unerwartete Ergebnis: Für fast 90% der Bevölkerung ist die Zinsbelastung höher als die Zinseinkünfte. Lediglich die reichsten 10% haben so hohe Kapitaleinkünfte, dass diese die Zinsbelastung überwiegen. Dabei erhalten die Gewinner genau die Summe an Zins-Nettogewinnen, welche die restlichen 90% der Bevölkerung an Zins-Nettoverlusten erleiden. 

• Spaltung der Gesellschaft
Vermögen und Schulden sind zwei Seiten derselben Medaille. Jeder Forderung steht eine Schuld in der selben Höhe gegenüber. Die Zinszahlungen des Einen sind somit die Zinseinkünfte des Anderen. Der gern gebrauchte Werbe-Slogan „Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten“ entpuppt sich daher bei näherem Hinsehen als blanker Zynismus.
Aufgrund des Zinseszinseffektes wachsen die Vermögen zwangsläufig immer weiter an. Da nun jedem Guthaben jedoch auch immer eine Schuld in identischer Höhe gegenüber stehen muss, wachsen logischerweise auch die Schulden im selben Umfang an. Es kommt zu einer gigantischen, intransparenten Umverteilung: „Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer“. Wie in einem riesigen Monopoly Spiel konzentrieren sich die Vermögen scheinbar „ganz von allein“ in den Händen Einzelner.
Bis heute hat sich durch diesen Effekt die Ungleichheit auf das folgende, absurd erscheinende Niveau verstärkt: Die oberen 1% (!) besitzen fast 25% (!) des Vermögens während die unteren 70% kein nennenswertes Vermögen aufweisen. Das Vermögen der reichsten 300 Deutschen übersteigt bei weitem den gesamten deutschen Staatshaushalt.
Weltweit gesehen ist derselbe Effekt festzustellen: Das Vermögen der Dollar Milliardäre (1125) beträgt viermal so viel wie das Vermögen der unteren 50% der Weltbevölkerung (3,4 Milliarden Menschen). Davon besitzen die 225 reichsten Menschen der Welt 1.000.000.000.000 (= 1 Billion) Dollar an Vermögen (Stand 2008).
Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Der notwendige Betrag für eine gesunde Ernährung sämtlicher Menschen dieses Planeten wäre nicht deutlich höher als die jährlichen Vermögenseinkünfte der besagten 225 Personen! Die Zahl von jährlich 30-50 Millionen Hungertoten wird vor diesem Hintergrund noch unbegreiflicher.
Diese Ungleichheit ist weder gottgegeben noch durch harte Arbeit der Vermögenden entstanden (um beispielsweise das Vermögen eines Herrn Albrecht durch reine Arbeitsleistung zu erreichen wären bei einem Stundenlohn von 50 Euro (netto!) beinahe 200.000 Jahre Arbeit nötig!). Die Spaltung der Gesellschaft(en) ist systemimmanent und Resultat exponentiellen Wachstums durch Zinsen und Kapitalerträge.

• Wachstumszwang und schrumpfender Massen-Wohlstand
Da der Zinsdienst unerbittlich geleistet werden muss (und "Nullrunden" in Form von unentgeltlicher Mehrarbeit und Gehaltskürzungen zwar für Arbeitseinkünfte zur Regel geworden, bei Kapitaleinkünften jedoch undenkbar sind), wächst der Anteil der Zinseinkommen am gesamten Bruttoinlandsprodukt, sofern dieses nicht genau so schnell wächst.
Man stelle sich die Zinseinkünfte als Teil des Gesamtkuchens Bruttoinlandsprodukt vor. Da das Kuchenstück "Zinseinkünfte" aufgrund des Zinseszinseffektes jedes Jahr unerbittlich wächst, muss auch der Kuchen selbst stetig wachsen, damit für alle anderen anteilig noch genauso viel übrig bleibt wie im Vorjahr. Wächst der Kuchen langsamer, wird der Anteil des Tortenstücks "Zinsen" natürlich immer größer - zu Lasten der anderen Tortenstücke.
Daraus resultiert ein Wachstumszwang: Sollen nicht die anderen Tortenstücke immer kleiner werden, muss ein größerer Kuchen (BIP) gebacken werden. Schafft es die Volkswirtschaft (verständlicherweise) nicht, jedes Jahr wieder einen nochmals 3% größeren Kuchen zu backen, beginnen Verteilungskämpfe: Löhne werden gesenkt, Sozialleistungen gekürzt und Investitionen in Infrastruktur und Bildung zurückfahren.

• Schrumpfender Handlungsspielraum des Staates
Auch der Staat ist buchstäblich und unmittelbar "abhängig" von Wachstum. Da die Ausgaben aufgrund des ständig wachsenden Zinsdienstes sowie der Inflation (welche Resultat der wachsenden Geldmenge ist) stetig steigen, ergeben sich bei ausbleibendem Wachstum akute Haushaltsprobleme, weil die Einnahmen sich nicht im gleichen Umfang erhöhen.

Der Staat behilft sich in diesem Fall notgedrungen mit einer oder mehrerer der folgenden Maßnahmen:
o Er "spart", sprich: Die Politiker beschließen Leistungskürzungen, da ja - außer für die Gläubiger - nicht mehr genügend Geld zur Verfügung steht
o Durch Neuverschuldung erkauft sich der Staat "Handlungsspielräume" auf Kosten einer Verschärfung des Problems (die Ausgaben für Zinszahlungen wachsen weiter an)
o Durch Erhöhung der Steuern und Sozialabgaben erhöht der Staat seine Einnahmen

All dies ist längst zu beobachten und wird sich weiter verschärfen:

o Durch die ausufernde, systemimmanente Staatsverschuldung haben sich die Zinsausgaben des Bundeshaushalts von 1968 bis 2008 vervierzigfacht (!) und ihr Anteil am Haushalt stieg von 2,6% auf 14,9% an.
o Andere Ausgabenanteile wurden zurückgefahren: Sozialleistungen wurden massiv gekürzt (z.B. Krankenversicherung, Hartz IV), staatliche Investitionen deutlich reduziert (Stichwort: "Einstürzende Schulgebäude")
o Gleichzeitig stiegen Steuern (bspw. durch Erhöhung der Mehrwertsteuer) und Abgabenlast (steigende Sozialversicherungsbeiträge und Bemessungsgrenzen) für die Bürger massiv an

• Auswirkung der ungleichen Vermögen und Einkommen auf die Güternachfrage
Aufgrund der beschriebenen Effekte bleibt der Masse der Bevölkerung immer weniger zum Leben – während die oberen 10% durch ihre leistungslose Einkommen immer reicher werden.
Mit fatalen Konsequenzen wie das folgende einfache Beispiel zeigt:

Gesellschaft A: 1 Millionen Menschen verfügen über jeweils 1.000 Euro frei verfügbares Monatseinkommen (Nettoeinkommen nach Fixkosten wie z.B. Miete)

Gesellschaft B: 999.000 Menschen verfügen über kein nennenswertes verfügbares Monatseinkommen, 1.000 Personen verfügen über jeweils 1.000.000 Euro frei verfügbares Monatseinkommen

Es ist unmittelbar einleuchtend, dass Gesellschaft B nicht nur ein soziales sondern auch ein ökonomisches Problem hat. Trotz insgesamt gleich hohen verfügbaren Einkommens in der Bevölkerung (beide Male 1 Milliarde Euro) wird logischerweise der Konsum und die Binnennachfrage in Gesellschaft B bedeutend niedriger sein als in Gesellschaft A. Die wenigen Reichen brauchen nun einmal keinen hundertsten Fernseher, den tausendsten Haarschnitt oder das zehntausendste Brötchen. Und damit beginnt ein Teufelskreis: Weniger Nachfrage führt zu einer geringeren Produktion in den Unternehmen, die hierfür wiederum weniger Arbeiter und Angestellte benötigen und somit Entlassungen durchführen. Eine weiter schwindende Massenkaufkraft ist die Folge.

Wegen der kontinuierlichen Umverteilung von unten nach oben nähern sich die Staaten weltweit immer mehr der skizzierten Gesellschaft B an.
Vor diesem Hintergrund mutet es weltfremd an, dass sich Politiker und Medien immer wieder über die „Konsumzurückhaltung“ beklagen. Fakt ist, dass die Masse der Bevölkerung schlichtweg nicht mehr konsumieren kann!

• Diskriminierung von „Sozialschmarotzern“
Mittlerweile gehört es fast schon zum guten Ton, sich über die „Sozialschmarotzer“ der Gesellschaft zu beschweren. Menschen, die sich – so der gängige Tenor – auf Kosten anderer in der „sozialen Hängematte ein schönes Leben machen“. Die sich Einkommen erschleichen und deren typischen Attribute Leistungsverweigerung und Faulheit sind. Gemeint sind die knapp 7 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe, denen etwa 1 Millionen offene Stellen gegenüber stehen.
Aber hier trifft es aus vielerlei Gründen (in aller Regel) die Falschen. Zum einen ist die Bedürftigkeit in den seltensten Fällen selbst verschuldet oder gar selbst gewählt. Vielmehr wird aus den Zwängen des bestehenden Geld- und Finanzsystems Arbeit dermaßen verteuert (s. Grafik rechts), dass trotz hohen Bedarfs und hoher Nachfrage (z.B. nach sozialen Dienstleistungen wie in Krankenhäusern und Pflegeheimen) nicht ausreichend Arbeitsplätze geschaffen werden.
Zum anderen wird vor dem Hintergrund des bereits Gesagten klar, dass die oberen 10% des Landes in erheblich größerem Maße leistungslose Einkommen beziehen.
Beispiel: Während ein Hartz IV Empfänger 351 Euro Regelsatz erhält, erzielt ein Vermögender mit einem Geldvermögen von 10 Millionen Euro und einer Verzinsung von 6% monatlich ein leistungsloses Einkommen von 50.000 Euro! Ein Einkommen, dass Andere für „den Reichen“ erarbeiten müssen (s.o.). Es handelt sich also ebenfalls um eine Transferleistung: Von einem anonymen Schuldner zu einem anonymen Gläubiger. Eigene Arbeit wird somit überflüssig. Gibt es nun also doch „ein Recht auf Faulheit“ in unserem Land - aber nur für die Reichen?
Da zudem in den meisten Fällen das Vermögen ererbt und nicht erarbeitet wurde, scheint die Definition des Sozialschmarotzers deutlich eher auf „Kapitalrentner“ zuzutreffen.
Wesentlich wichtiger als die periodisch wiederkehrenden Diskussionen um „Florida-Rolf“ und Managergehälter ist daher die Auseinandersetzung mit den leistungslosen Einkommen der Reichen und Superreichen und einem System, dass diesen im wahrsten Sinne des Wortes asozialen Zustand überhaupt erst ermöglicht.

• Unvermeidliche Krisen zur Unterbrechung des exponentiellen Geldmengenwachstums
Hätte Jesus zu seiner Geburt einen Cent von seinem Vater erhalten und wäre dieser zu 5% Zinsen angelegt worden wären heute daraus geworden:
35.898.712.860.459.700.000.000.000.000.000.000.000.000 € oder viele Milliarden Mal der Planet Erde aus reinem Gold (Stand Ende April 2009)!
Dieses extreme Beispiel mag konstruiert klingen. Aber genau diese Annahme – nämlich ewig währendes exponentielles Wachstum – ist eine Standardannahme für das Volkseinkommen (BIP) von Volkswirtschaften in den Modellen der Wirtschaftswissenschaften.
Das exponentielle Wachstum und die daraus resultierende offensichtliche Sprengkraft des Zins-Systems lässt sich wohl am ehesten mit der einer Atombombe vergleichen.
Diese Sprengkraft muss sich zwangsläufig immer wieder in Krisen entladen, in denen die wildwuchernde Geldmenge (in den letzten Jahren stieg sie um ca. 10% pro Jahr!) wieder auf ein "verträgliches" Maß zurückgestutzt und in Einklang mit der ihr gegenüberstehenden Menge an realen Gütern gebracht wird. Genau das erleben wir auch jetzt wieder.
Im "besten" Fall handelt es sich dabei um Finanzkrisen (u.a. Hyperinflation 1923, Währungsreform 1948, Asienkrise, New Economy Blase, Immobilienblase), im schlimmsten Fall um Kriege (u.a. 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg, Golfkriege).

• Durchführung nur der rentabelsten Investitionen
Potentielle Investitionen werden immer mit der möglichen Alternative einer Anlage der erforderlichen Investitionsgelder am Kapitalmarkt verglichen. Liegt der sichere Zins höher als die Rendite des Projekts, so unterbleibt das Projekt.
Ein nachhaltig abgesenktes Zinsniveau würde konsequenterweise viele Projekte ermöglichen, welche aktuell als nicht lukrativ genug wahrgenommen werden. Ein enormer Beschäftigungseffekt wäre die Folge - wie er auch seinerzeit in Wörgl (s. unten) zu beobachten war.

• Anreiz zu kurzfristigem Denken
Im bestehenden Zinssystem ist ein Euro heute mehr wert ist als morgen (Ein Euro könnte ja heute bspw. mit 5% angelegt werden und wäre dann „morgen“ 1,05 Euro wert). Um den heutigen Wert zukünftiger Euros zu bestimmen, werden diese daher „abgezinst“. Ein Euro, den man in einem Jahr erhält, ist bei einem Zinssatz von 5% p.a. also heute nur 0,952 Euro wert.
Dieses Verfahren wird auch bei der Beurteilung von potentiellen Investitionen verwendet: Alle zukünftigen Zahlungsströme werden abgezinst. Durchgeführt werden nur diejenigen Projekte, deren Summe aller abgezinster Zahlungen (der sog. Kapitalwert) positiv ist. Da die (sofort anfallenden) Investitionskosten höher bewertet werden als die später zu erwartenden (und womöglich höheren) Zahlungseingänge unterbleiben viele Projekte.

Beispiel:
Ein Unternehmen könnte bei heutigen, einmaligen Investitionskosten von 100 Euro in 20 Jahren einen Gewinn von 500 Euro erzielen. Auf den ersten Blick ein lohnendes Geschäft.
Jedoch ergibt sich bei einem (üblichen) kalkulatorischen Zinssatz von 10%:
Euro.

Das Projekt würde somit nicht durchgeführt werden, da der Barwert der Investition negativ ist. Der Gewinn fällt in dieser Systematik „zu spät“ an und ist aus heutiger Sicht zu wenig wert, um die Investitionen zu kompensieren.

Dieser Effekt gilt natürlich nicht nur für Erträge, sondern auch für Kosten. Daher sind beispielsweise 1.000.000.000 Euro Kosten (z.B. für die Entsorgung von Atommüll) in 150 Jahren bei einem kalkulatorischen Zinssatz von 10% heute lediglich 618 Euro wert! Solche verhältnismäßig geringe Summen werden von den Unternehmen, aber auch dem Staat, in allen Berechnungen vernachlässigt.
Fehlentscheidungen sind die Folge. Langfristig lohnende Investitionen unterbleiben und heute eigentlich schon bekannte, gravierende, aber in erst in der Zukunft auftretende Probleme werden einfach ausgeblendet.
Resultat ist eine "Nach mir die Sintflut"-Mentalität. Der schnelle Gewinn zählt, langfristige Konsequenzen (positive wie negative) sind irrelevant.

• Ausbeutung der Drittweltländer
Durch die (von den Industrieländern nachweislich verursachte) Verschuldung der Drittweltländer sind diese regelrecht in einer "Schuldenfalle" gefangen. Die jährlich zu leistenden Zinszahlungen an die Industriestaaten betragen das fünffache (!!) der den Entwicklungsländern zufließenden Entwicklungshilfe. Da viele Staaten nicht in der Lage sind, diese immensen Summen für die Zinsen aufzubringen (350 Mrd. Euro pro Jahr!), müssen sie gezwungenermaßen den Industriestaaten das Eigentum an Rohstoffen wie z.B. Gold, Diamanten und Öl abtreten.

Bemerkenswerte Erkenntnisse - Lösungsansätze, die unbedingt diskutiert werden sollten
Unter Historikern besteht seit jeher ein Dissens, ob sich Geschichte wiederholt. Zumindest jedoch gelingt es viel zu selten, den Wissens- und Erfahrungsschatz vorheriger Generationen zu nutzen. Der Mensch verfällt leider zu allen Zeiten zu schnell dem Glauben, er besäße als "moderner Mensch" in einer noch moderneren Gesellschaft die ultima ratio.

Und so werden auch heute noch viele vorherrschende, jedoch Menschen gemachte Umstände und Strukturen als "gottgegeben" hingenommen und kaum jemand macht sich die Mühe, Bestehendes zu hinterfragen und dabei bereits gemachte Erfahrungen vorheriger Generationen hinreichend einfließen zu lassen.

Genauso verhält es sich bei unserem (Menschen gemachten) Geldsystem. Auch dieses wird in der Regel nicht hinterfragt. Es ist wie beim Strom aus der Steckdose. Hauptsache, er ist da. Wie er dort hinkommt und wie das alles funktioniert, interessiert die überwiegende Mehrheit nicht.
(Aber wehe, er fällt aus...)

Neben anderen Mängeln (insbesondere die mittlerweile völlig deregulierte und exzessive Geldschöpfung durch Kreditvergabe ist ein Thema für sich) weist unser Geldsystem einen ganz entscheidenden Fehler auf, der die bereits erwähnten verheerenden Auswirkungen hat:
Es ist zinsbasiert anstatt umlaufgesichert. Und das führt dazu, dass nunmehr das Geld nicht länger dem Menschen dient, sondern umgekehrt.

Diese Erkenntnis ist keineswegs neu. Schon seit jeher wurde der Zins kritisch gesehen, als unmoralisch verurteilt und sogar von allen großen Religionen verboten, da ihm enorm zerstörerische Kräfte innewohnen.

Einige Zitate aus Antike bis Neuzeit:

"Das Geld ist für den Tausch entstanden, der Zins aber weist ihm die Bestimmung an, sich durch sich selbst zu vermehren. Daher widerstreitet auch diese Erwerbsarbeit unter allen am weitesten dem Naturrecht."
(Aristoteles)

"Wer auf Zinsen gibt und einen Aufschlag nimmt [..] soll nicht leben, sondern, weil er alle diese Greuel getan hat, soll er des Todes sterben; seine Blutschuld komme über ihn."
(Hesekiel)

"Wer Geld gegen Zins verleiht, soll dastehen wie einer, der vom Satan erfasst ist."
(Koran, 2. Sure)

"Was ist für ein Unterschied, durch Einbruch in Besitz fremden Gutes zu kommen auf heimliche Weise und durch Mord als Wegelagerer, indem man sich selbst zum Herrn des Besitzes jenes Menschen macht, oder ob man durch Zwang, der in den Zinsen liegt, das in Besitz nimmt, was einem nicht gehört?"
(Gregor von Nyssa, griechischer Bischof und Theologe)

"Aber das größte Unglück deutscher Nation ist gewisslich der Zinskauf. Sollt er noch hundert Jahr stehn so wäre es nicht möglich, dass Deutschland einen Pfennig behielte, wir müssten uns gewisslich untereinander fressen....
Der Zins ist ein in der Wolle gefärbter Dieb und Mörder, wir Christen halten ihn aber so in Ehren, daß wir ihn ordentlich anbeten.."
(Martin Luther)

"Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh."
(Henry Ford)

Eine der beklemmendsten und visionärsten Äußerungen ist jedoch die folgende:

Im Jahre 1918 (also nach dem ersten Weltkrieg) sagte Silvio Gesell über das zinsbasierte Geldsystem:
"Trotz der heiligen Versprechen der Völker, den Krieg für alle Zeiten zu ächten, trotz der Rufe der Millionen: 'Nie wieder Krieg!', entgegen all den Hoffnungen auf eine schönere Zukunft muß ich sagen: Wenn das heutige Geldsystem, die Zinswirtschaft, beibehalten wird, so wage ich es heute schon zu behaupten, daß es keine 25 Jahre dauern wird, bis wir vor einem neuen, noch furchtbareren Krieg stehen. Ich sehe die kommende Entwicklung klar vor mir. Der heutige Stand der Technik läßt die Wirtschaft rasch zu einer Höchstleistung steigern. Die Kapitalbildung wird trotz der großen Kriegsverluste rasch erfolgen und durch ein Überangebot den Zins drücken. Das Geld wird dann gehamstert werden. Der Wirtschaftsraum wird einschrumpfen und große Heere von Arbeitslosen werden auf der Straße stehen. [..] In den unzufriedenen Massen werden wilde, revolutionäre Strömungen wach werden... Kein Land wird das andere mehr verstehen, und das Ende kann nur wieder Krieg sein."
(Silvio Gesell)

Jener Silvio Gesell war es auch, der sich intensiv mit einer möglichen Lösung beschäftigte und viele Ökonomen nachhaltig beeindruckte wie z.B. Maynard Keynes, der über Gesell sagte "die Welt werde von seinem Geiste mehr lernen als von jenem von Marx".

Wie aber sieht die Lösung aus?

Da der Zins hauptverantwortlich für soziale, ökonomische und ökologische Fehlentwicklungen ist, gilt es, diesen gegen Null abzusenken. Ein schlichtes Zinsverbot ist hierbei nutzlos, da es sich in aller Regel umgehen lässt.

Der Zins entsteht letztlich dadurch, dass Geld (in allen Formen) anderen Gütern überlegen ist, weil es zurückgehalten werden kann, ohne dass es verdirbt. Diese Eigenschaft führt zu einer von Keynes "Liquiditätspräferenz" genannten Form des Geldhortens. Damit ist ein potentieller Kreditnehmer gezwungen, dem Geldeigentümer eine Prämie in Form von Zinsen anzubieten, um diesen zu bewegen, das Geld zu verleihen.
Ohne Zinsen ist also das gesamte System blockiert. Das Geld, das zu Recht oft das Blut der Wirtschaft genannt wird, zirkuliert nicht. Es wird solange blockiert, bis es mittels Zins in das System gepumpt wird. Dies jedoch mit den beschriebenen dramatischen Nebenwirkungen (Wachstumszwang, steigende Disparität der Vermögen etc.).

Denkt man darüber nach, so erscheint dies absurd:
Derjenige, der das System blockiert (Geld zurückhält) bekommt eine Belohnung, wenn er dies unterlässt! Stellen Sie sich dies übertragen auf andere Bereiche, z.B. den Straßenverkehr vor: Jemand blockiert durch Falschparken die Straße und bekommt eine Belohnung dafür angeboten, dass er sein Auto wegfährt. Natürlich muss es umgekehrt funktionieren! Sofern jemand das System blockiert, muss er dafür zahlen.

Auch für das Geldsystem muss gelten "wer blockiert, zahlt". Damit wird das Anreizsystem grundlegend geändert. Anstatt dass es eine Belohnung dafür gibt, sein Geld bereitzustellen, gibt es eine Strafgebühr, wenn man dies nicht tut.
Dies gelingt dadurch, dass man das Geld "rosten" lässt. Das heißt, das Geld verliert im Verlauf der Zeit - wie alle anderen Güter auch - an Wert durch "Verfall", bspw. 5% pro Jahr. Die Lösung liegt also darin, das Geld mit anderen Gütern auf die selbe Stufe zu stellen, es gleichwertig zu machen.

Dadurch sinkt der Zins gegen Null (näheres zur Herleitung findet sich in der einschlägigen Literatur zum Thema) und die oben erwähnten, dramatischen Negativeffekte des Zinses verschwinden. Schulden wie auch Vermögen bleiben bestehen, vermehren sich aber nicht mehr aus sich selbst heraus.

Hierzu gab es auch bereits Modellversuche, u.a. in Schwanenkirchen und in Wörgl.
Ein Auszug aus Wikipedia:

"Im Jahr 1932 wurde in der Tiroler Gemeinde Wörgl aufgrund der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ein Modellversuch mit freiwirtschaftlichem Ansatz durchgeführt. Kernpunkt war die Einführung einer mit einer Umlaufsicherungsgebühr behafteten Währung mit einer 1%-Abwertung im Monat. In der Folgezeit wurde der Geldkreislauf und auch die Wirtschaftstätigkeit – entgegen dem allgemeinen Trend – wiederbelebt. Die positiven Auswirkungen führten dazu, dass man den Modellversuch in der Presse damals als das „Wunder von Wörgl“ bezeichnete und das Interesse daran derart stieg, dass über hundert weitere Gemeinden in Österreich dem Beispiel folgen wollten. Allerdings legte die Österreichische Nationalbank vor Gericht erfolgreich Widerspruch ein, woraufhin das Modell von Wörgl und alle weiteren Planungen verboten wurden."

Wie in dem Auszug bereits angedeutet, war die Resonanz auf den Erfolg gewaltig:
170 Gemeinden in Österreich wollten dem Beispiel Wörgls folgen und auch die USA wollten unter Federführung von Irving Fisher - flächendeckend - ein umlaufgesichertes Geld einführen. Leider wurde dies durch Besitzstandswahrungsinteressen verhindert.
Im Rückblick der Geschichte ist es zumindest ein interessantes Gedankenspiel, ob bei einer Besserung der wirtschaftlichen Lage durch die geplante Einführung des umlaufgesicherten Geldes in Österreich, Deutschland und den USA möglicherweise der 2. Weltkrieg hätte verhindert werden können.

Auch heute gibt es noch bzw. wieder ein Menge Initiativen, die auf diesen Grundgedanken aufbauend komplementäre Geldsysteme entwickelt haben. Dazu zählen bspw. der Chiemgauer (Deutschland), das WIR-Geld (Schweiz) und zahlreiche Komplementärwährungen in Japan.
Dennoch kann dies nur ein Anfang sein.

Die aufgezeigte Lösung ist simpel, die Umsetzung jedoch unglaublich schwierig. Zu wenig Menschen kennen die Problematik, zu wenig einflussreiche Persönlichkeiten machen sich für sie stark, zu groß ist die Lobby gegen diese Idee.
Daher ist es wichtig, Aufklärung zu leisten und die Bereitschaft zu fördern, neue Wege zu gehen. Nach vielen Jahrzehnten des ewig Gleichen (und Erfolglosen) wird es dringend Zeit für etwas Neues! Zum Wohle aller.

"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind."
(Albert Einstein)

Zusammenfassung:

1.) Wir beobachten heutzutage vielfältige Negativentwicklungen, u.a.:
- eine immer weiter ausufernde Staatsverschuldung,
- eine immer größere Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich
- immer stärkere soziale Spannungen,
- einen Zwang zum Wirtschaftswachstum,
- ökologische Verwerfungen (Treibhauseffekt, Umweltverschmutzung...)
- Ausbeutung der Drittweltländer
2.) Die meisten dieser Probleme werden verursacht oder verstärkt durch einen systemischen Fehler: den stark positiven Zins im bestehenden Geldsystem
3.) Eine Reduktion des Zinses gegen Null ist daher erforderlich und im Interesse ALLER (sogar der Superreichen)
4.) Dies kann durch umlaufgesichertes Geld ("Schwundgeld") erreicht werden

Anhang - Weiterführende Links:
Wie funktioniert Geld? - Ein tolles, einfach zu verstehendes Video
http://www.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ

Interview mit Prof. Bernhard Senf über Finanzkrise und Zinsproblematik
http://www.berndsenf.de/pdf/Interview%20Humanwirtschaft.pdf

Umfangreiche Linksammlung zur Geldreform
http://www.geldreform.de/

Silvio Gesell: Die natürliche Wirtschaftsordnung
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/

INWO
http://inwo.de

Erwiderung auf „klassische“ Einwände
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/schleisiek/einwaende.pdf

Anhang – Quellenangaben:
 INWO
 Helmut Creutz
 Spiegel
 Wikipedia
 Böckler-Stiftung
 Humanwirtschaft
 Eigene Grafiken und Berechnungen

Anhang - Einige weitere interessante Zitate zum Thema:
„Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum geht in einer begrenzten Welt immer weiter, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom."
(Prof. Kenneth Boulding, Britischer Ökonom)

„Elimination des Zinswesens aus den Wirtschaftssystemen der Völker ist daher die Voraussetzung für eine haltbare, nicht auf völlige Desorganisation hinsteuernde Wirtschaftstätigkeit.“
(Prof. Ernst Abbe, Physiker und Gründer der Zeiss Werke)

„99% der Menschen sehen das Geldproblem nicht. Die Wissenschaft sieht es nicht, die Ökonomie sieht es nicht, sie erklärt es sogar als ‚nicht existent’. Solange wir aber die Geldwirtschaft nicht als Problem erkennen, ist keine wirkliche ökologische Wende möglich.“
(Prof. Hans Christoph Binswanger, Schweizer Ökonom)

„Wo nicht der Mensch, sondern das zinstragende Kapital der Gegenstand ist, dessen Erhaltung und Mehrung der Sinn und das Ziel der politischen Ordnung ist, da ist der Automatismus schon im Gang, der eines Tages die Menschen zum Töten und Getötetwerden auf die Jagd schicken wird.“
(Prof. Karl Barth, Theologe)

"Jetzt endlich habe ich erkannt, dass nicht das Wirtschaftswachstum den Zinseswahnsinn erzeugt, sondern dass der Zins die einzige wahre und wirkliche Ursache dafür ist, dass die Welt dem Wahnsinn des ewigen Wachstums verfallen ist."
(Prof. Konrad Lorenz, Verhaltensforscher)

„Der Staat hat mutwillig zugelassen, dass jährlich Geldvermögen in Höhe des gesamten Bundeshaushalts privat angehäuft wurden. Dieses Geld muss er sich nun von dort zu hohen Zinsen zurückleihen, um seine öffentlichen Aufgaben wahrnehmen zu können.“ „Wenn es der Politik nicht gelingt, sich im letzten Moment ins Räderwerk zu werfen, ist der monetäre und soziale Crash mathematisch unausweichlich. Fragt sich nur, wann und in welcher Form er eintritt.“
(Prof. Moewes, Ökonom)

"Wir zweifeln nicht daran, daß eine Zeit kommen wird, in der sich eine christliche Bewegung gegen den Zins erhebt."
(Friedrich Naumann, Theologe)

"Der Grund für dieses verzweifelte Sichblindstellen liegt in einem Wirtschafts- und Finanzsystem, das inzwischen alle Merkmale einer veritablen Karzinombildung angenommen hat: Es muß ständig wachsen, um zu existieren; (..) es hat keinen Zweck, an den erschreckenden Folgesymptomen herumzuflicken: Das ganze Wirtschaftssystem muß eben geändert werden. Aber das kann man nicht, oder man will es auch gar nicht.
Die Tatsache, dass ein Fünftel der Menschheit immer reicher und vier Fünftel immer ärmer werden, das liegt natürlich an unserer Wirtschaftsform und ganz speziell an unserem Geldwesen. Ich glaube, dass an diesem Geldsystem etwas geändert werden muss, um zu irgendeiner Art von Gleichgewicht in der Welt zu kommen…
Ich bin überzeugt, daß die großen Wirtschaftsleute und die verantwortlichen Politiker aller Lager dieses Problem längst sehen - aber sie schweigen. Sie wagen nicht darüber öffentlich zu sprechen. Denn eine Partei, die ernsthaft eine Alternative, das heißt nichtkapitalistische Wirtschaftsform auf ihr Programm setzen würde, wäre aus mancherlei Gründen sehr schnell weg vom Fenster. Sie würde wohl nicht einmal Wähler finden. Also werden es, wie ich fürchte, die Ereignisse sein, die uns belehren.
(Michael Ende, Autor)

"Die stetig wiederkehrende Redewendung, das Geld müsse 'hart arbeiten', gibt einen Hinweis darauf, in welch falschen Vorstellungen wir befangen sind. Das Geld als solches arbeitet natürlich nicht; sondern weil es über die Bank gegen Zins weitergegeben wird, arbeiten andere Menschen, und zwar umso härter, je höher der Zins ist, den das Geld verdienen soll. Geld kann auf diese Weise Herrschaftsverhältnisse und Abhängigkeiten begründen. Mehr noch: Es kann Menschen und ganze Völker regelrecht versklaven, wenn diese für die Zinslasten, die ihnen über Kreditgewährungen auferlegt wurden, Frondienste leisten müssen."
(Otto Schily, Politiker)

„Der dritte Weltkrieg hat bereits begonnen - ein geräuschloser, aber deshalb nicht weniger unheilvoller Krieg. Es ist ein Krieg gegen den lateinamerikanischen Kontinent und gegen die gesamte Dritte Welt, ein Krieg um die Auslandsschulden. Seine schärfste Waffe ist der Zinssatz, und sie ist tödlicher als die Atombombe.“
(Luis Ignacio Silva)

"Ich erfreue mich an dem glänzenden Stil von Silvio Gesell. ... Die Schaffung eines Geldes, das sich nicht horten läßt, würde zur Bildung von Eigentum in anderer wesentlicherer Form führen."
(Albert Einstein)

"Ich bin ein bescheidener Schüler des Kaufmanns Gesell."
(Prof. Irving Fisher, US-Amerikanischer Ökonom)

"Die Ratlosigkeit der Politiker von heute macht die Arbeiten von Silvio Gesell immer moderner."
(Heinz Nixdorf)

„Ich würde allen raten, sich mit der Wirtschaftslehre von Silvio Gesell zu befassen."
(Luise Rinser, Schriftstellerin)

„Unser Geld bedingt den Kapitalismus, den Zins, die Massenarmut, die Revolte und schließlich den Bürgerkrieg, der zur Barbarei zurückführt. … Wer es vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen.“
(Silvio Gesell)

32 Kommentare:

  1. Was soll man noch sagen: Ein sehr guter, fundierter und absolut notwendiger Artikel, den ich gerne auch noch in anderen Blogs sehen würde. Ich finde mich darin wieder. ;-)

    Glückwunsch.

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  2. Gratulation!!!

    Ich stand mit diesem Blog in der letzten Zeit des
    öfteren auf Kriegsfuß.Durch diese sehr gute
    Zusammenfassung der herrschenden Zustände bin ich wieder versöhnt.Aber wie der Autor schon richtig erkannte, ist es eigentlich utopisch das sich diese Erkenntnis durchsetzen wird.Ich bin ebenfalls der Meinung das erst durch äusserst dramatische Weise, höchstwahrscheinlich durch Barbarei und Krieg,
    vielleicht, aber auch nur vielleicht, ein Umdenken und eine Mehrheit für einen Systemwechsel finden lassen.

    Wie viele Menschen für die eigentlich logischen Schlußfolgerungen sterben werden müssen, läßt sich nur erahnen..

    Freiwillig werden die wenigen, mächtigen Kapitalbesitzer jedenfalls nicht zuschauen das ihr leistungsloser Reichtum nicht immer weiter steigen soll.Dabei werden auch viele von ihnen dabei sein, wenn es an die Abrechnung geht..

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  3. Wenn der stark positive Zins das größte Problem ist, warum ist dann die Krise ausgerechnet in der Folge einer langen Niedrigzinsperiode ausgebrochen?
    Und wo ist das zurückgehaltene Geld? Hat man das jemals gefunden?

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  4. Vielen Dank für diesen guten Artikel. Er erklärt jedoch nicht, was die Finanzelite dieses Planeten antreibt. Weshalb freut sich jemand, der mehr angehäuft hat, als er in 1000 Leben ausgeben könnte, über eine weitere Milliarde Dollar oder Euro? Und vor allem, wie sieht das Endstadium dieses Szenarios aus? Das gesamte Weltvermögen in den Händen eines einzelnen, letzten Siegers? Eine absurde Vorstellung, die auch dem glücklichen Gewinner des Welt-Geld-Spieles nichts als Nachteile erbrächte.

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  5. @Cons:

    Erstens gilt der aktuelle Niedrigzins in erster Linie für die Banken, die sich dadurch zu extrem günstigen Konditionen rekapitalisieren können. Er wird leider nicht an die Kreditnehmer weitergegeben, sondern beschert den Banken weitere Gewinne. Hieran wird ein weiteres Teilchen des Problemmosaiks offenkundig, das Fred Lemrog in seinem Artikel nicht thematisiert: dass die Schöpfung von Geld im gegenwärtigen System allein in erster Linie durch die Banken geschieht, durch private Institutionen also, und dass sämtliche Marktteilnehmer inklusive dem Staat gezwungen sind, deren "Dienste" in Anspruch zu nehmen - und das aus keinem anderen Grund, als dass es "eben so ist". Die FED in den USA ist in dieser Hinsicht nur das offenkundigste Beispiel für privaten Gewinn an künstlicher Geldknappheit durch Zins und Zinseszins...

    Zweitens ist die von dir angesprochene aktuelle Niedrigzinsperiode ja eben das, eine aktuelle, kurze Periode. Die Wirkung des im Artikel angesprochenen Geldsystems entfaltet sich jedoch shcon seit geraumer Zeit, und die Besitzkonzentration und -umverteilung hat bereits einen Höctstand erreicht (wie ebenfalls im Artikel belegt wird) - da ist es ein bisschen naiv, zu erwarten, dass "nicht sein könne, was nicht sein darf", nur weil aktuell der Leitzins mal niedrig ausfällt. Wobei der Kreditnehmer, wie oben angesprochen, ja nicht mal was davon hat.

    Wenn du das Geld suchst: Es sind hauptsächlich Einsen und Nullen in Computern.

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  6. Ich stehe dem Zins positiv gegenüber. Wie der Artikel bereits sagt, er hat im Geldsystem eine sinnvolle Funktion, er sorgt dafür, dass Kapital überhaupt verliehen wird. Auch glaube ich nicht, dass die Welt ohne Zins besser oder friedlicher wird, dazu bin ich zu sehr Realist.
    Dennoch bin ich ein Befürworter des gesellschen Freigeldes. Nicht als Ersatz für das bisherige, sondern als Ergänzung. Erst wenn es mehrere unabhängige und unterschiedliche Geldsysteme gibt, können Krisen im Finanzsystem ganz einfach beherrscht werden: man verwendet solange ein noch funktionierendes, bis die Krise vorbei ist.
    Leider verbieten sich solche Lösungen in alternativlosen Zeiten.

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  7. @denkbonus:

    Die gleiche Fragestellung kam vor einiger Zeit mal im NakedCapitalism-Blog auf. Eine der möglichen Antworten darauf habe ich damals gegeben:


    An essential part of the money problem is that money not only acts as a direct reward mechanism, but as a (psychological) self-enhancement mechanism as well: up in the high ranks of corporate leadership (or billionaire country, for that matter), money has long lost its direct exchange-value and rather functions as a kind of score, allowing for a direct comparison between the “players” and their peers.

    The game they’re playing is the one everyone plays, the game of raising one’s self-worth, quelling one’s anxiety in the face of life and one’s own mortality and aggrandizing one’s self-esteem. Pity is they’re using the source stuff itself for that purpose, removing it from its original role as a mere medium of exchange, and turning it into something they never can have enough of. Because let’s face it: There are only so many cars, mansions, and yachts you can reasonably buy and use, only so many suits you can wear, and only so many banquets you can feast on. After all, “enough is as good as a feast”, as the saying goes. Unfortunately, taking into account money’s changed role as a signifier of score, they never can have enough, as the score never gets settled and the “game” goes on and on. So they continue to rob and rip off and will always do so, until they or we find a different way to quiet their existential Angst.

    Of course, we could also just throw them in jail. But whoever moves up probably won’t be any better. And we might be able to instigate a new set of rules, like the one Pizzigati (www.greedandgood.org) advocates, or any different one – but still, until we get a change in consciousness and in handling the basics of our human existence, the temptation to highjack any reward system for our personal needs of (a false) security and self-aggrandizement will always be there.

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  8. Baden-Württemberg ist über das Ergebnis der Pisastudie entsetzt. Nicht nur beim Hochdeutsch happert es, sondern auch bei den anderen Fremdsprachen. Grundschüler scheitern kläglich an den einfachsten Berechnung der Hochfinanz. Da ist es ja kein Wunder, wenn es zur Finanzkrise kommt. Können einen Swap nicht von einem Derivat unterscheiden.
    Immerhin jetzt wird reagiert. Mit einem speziell auf die Bedürfnisse der Schwaben abgestimmten Telekolleg. Der musste allerdings wegen des fachlichen intellektuellen Niveaus hiesiger Fachlehrkräfte in der Alpenrepublik produziert werden.

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  9. Vielen Dank für diesen Artikel! Er bringt die gesamte PRoblematik und Lösung in Kürze auf den Punkt. Ich selbst bin schon seit langem ein bescheidener Anhänger des Kaufmanns Gesell und tue mein Möglichichstest die Menschen um mich herum darüber aufzuklären. Die grösste Schwierigkeit besteht weiterhin darin, dass man die Menschen dazu bewegen muss, ihre besherige Denkweise und ihr Weltbild infrage zu stellen. Das fällt den Meisten bekanntlich sehr schwer, da sie dann erstmal vor einem Nichts stehen. Für mich persönlich war die Freigeldlehre wie eine Offenbarung und hat mir neuen Mut gegeben, denn ich war es Leid, ständig das bekannte System zu kritisieren und selber keinen Lösungsansatz zu kennen. Die Zeit der Kritik ist auch endlich vorbei, denn es geht nicht mehr darum, dass bekannte System zu verändern, sondern es muss ein völlig Neues etabliert werden. Die Zitate dazu sind ausreichend erwähnt worden.
    Ich habe mich persönlich auf die Reise begeben, eine allbekannte Formulierung zu hinterfragen: "Die Masse sei dumm!" Mein bisheriges Ergebnis nahc Gesprächen mit verschiedensten Menschen aus allen Bevölkerungsschichten (ca. 500) hat ergeben, dass 98% sehr wohl verstehen, was um sie herum passiert und auch schnell begreifen, dass das Zinssystem die Wurzel allen Übels ist. Es besteht also sehr wohl Hoffnung, dass viele Menschen das Freigeldsystem begreifen werden. Man muss Ihnen nur richtig erklären und mit einfachen Beispielen beschreiben. Es ist die Sprache, die Verständnis vermittelt, nicht der Inhalt allein!

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  10. @Cons hat gesagt… Dienstag, 21. Dezember 2010 11:40:00 MEZ

    "Und wo ist das zurückgehaltene Geld? Hat man das jemals gefunden?"

    Aber sischer ... Geld (egal in welcher Form) geht niemals verloren, es wechselt lediglich den Besitzer. Ein ganz globales Problem, die Verlagerung, nicht der Verlust:

    Sen Bernie Sanders Amazing Speech!
    http://www.youtube.com/watch?v=H5OtB298fHY
    Deutlich gesprochen ... kann man so sagen ...

    Gruß
    rosi

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  11. Noch etwas zur Ergänzung:
    http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=10712

    http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=10703

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  12. Zwei spontane Fragen:

    Wie spart man beim Freigeld auf ein Haus oder zumindest für einen Eigenkapital-Sockel?

    Führt der Negativzins nicht zu übereilten Investitionsentscheidungen?

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  13. "Und kann ein unendliches, exponentielles Wachstum (z.B. jedes Jahr 2%) auf unserem endlichen Planeten wirklich funktionieren? "

    Der Planet ist nicht endlich, sondern regeneriert sich, bzw zieht Energie von außerhalb (nämlich der Sonne), und das enbtspricht praktisch einer Unendlichkeit (bis halt irgendwann die Supernova der Sonne oder ne Massenvernichtungswaffe alles plattmacht). Die Frage ist vielmehr, ob der Teil der Ressourcen, der tatsächlich endlich ist, durch regenerative Ressourcen ersetzt werden kann, und vor allem im benötigten Ausmaß. Wenn ja, ist "unendliches" Wachstum möglich, nämlich in intensiver Form, durch erhöhte Produktivität.

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  14. Eine nette Zusammenfassung, die allerdings ein Kernproblem des gegenwärtigen Geldsystems außer acht lässt, auf das oben schon hingewiesen wurde: Nämlich die stetige und massenhafte Neuschöpfung von virtuellem Geld durch private Banken.

    Was in unseren Medien und im gesamten Diskurs zum Thema nie vorkommt: Kein Staat dieser Welt hat im Rahmen dieses Geldsystems jemals auch nur einen Cent der aufgenommenen "Schulden" zurückgezahlt. Das System ist auch nicht darauf angelegt, dass dies geschieht - die Kreditgeber, also private Banken, erschaffen das Geld ja aus dem Nichts, wenn sie diese Staatskredite vergeben, und sind einzig auf die Zinszahlungen scharf, die sie dafür langfristig (und aufgrund des beabsichtigten Nichtabbaus der "Schulden") auf immer und ewig erhalten.

    Trotzdem ist der Text sehr informativ. Wer sich noch intensiver mit der Problematik beschäftigen möchte, sollte die Publikationen von Prof. Bernd Senf zum Thema lesen, insbesondere seine Bücher "Der Tanz um den Gewinn", "Die blinden Flecken der Ökonomie" und "Der Nebel um das Geld". Auf seine Website - www.berndsenf.de - und bei youtube findet man auch viele Vorträge von ihm, die einen guten Einstieg ins Thema darstellen.

    @ Anonym 22. Dezember 2010 03:20:00:

    Du hast offenbar die Bedeutung des Wortes "exponentiell" nicht verstanden?

    Im Übrigen stelle ich mir aber immer wieder die Frage, wie ein solcher Neustart, eine solche Umstellung des Systems aussehen könnte. Es kann ja nicht sein, dass die gegenwärtigen Besitzverhältnisse einfach als "gegeben" hingenommen werden, wenn man dies tut - die schönsten, lukrativsten Plätze, Regionen, Landschaften dieses Planeten befinden sich ja nun dank des gegenwärtigen Systems ungerechtfertigter Weise im Besitz einer kleinen Minderheit. Ich vermisse ein Konzept, wie man mit dieser Ungerechtigkeit im Falle eines Neustarts umgehen sollte ... gibt es das noch nicht oder ist es mir nur noch unbekannt?

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  15. Nachtrag: Es gibt mehrere informative Filme zum Thema - einen habe ich vor kurzem erst bei mir verlinkt: Der Schein trügt

    http://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2010/12/der-schein-trugt.html

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  16. Bei Freigeld und der ganzen Geldkritik wäre ich sehr vorsichtig. Wachstum muss nicht zwangsläufig mehr Ressourcenverbrauch bedeuten. Dann würden Softwareunternehmen nicht in die Wirtschaftsbilanz eingehen. Man kann ebenso Wachstum erreichen, indem man Ressourcen recycled und/oder alternative Energien ausbaut. Wachstum ist sollte laut Heiner Flassbeck als Steigerung des Wohlstandes angesehen werden.
    Zum Thema Geld Empfehle ich Thomas Strobl "Ohne Schulden läuft nichts" und

    http://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/sucheZielbezogen.php?suchZiel=geld

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  17. Ich kann zum Thema folgenden Film sehr empfehlen:

    http://www.moneyasdebt.net/

    (Man findet ihn auch in Videoportalen.) Einen tieferen Einstieg liefert das Buch http://www.webofdebt.com/ (nicht vom Autor des genannten Films).

    Leider ist es sehr schwer, Quellen zu finden, die das entscheidende Problem verständlich erklären. In der etablierten Presse findet man praktisch nie entsprechendes -- ob das nun an einer "Verschwörung" des Geldes oder an i.A. unfähigen Journalisten liegt, sei dahingestellt.

    Vielen Dank für den Artikel, davon kann es nicht genug geben.

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  18. @endless.good.news: Danke für die Verlinkung. Aber die Gesellianer werden wohl kaum Artikel lesen wollen, in denen nachgewiesen wird dass ihr Idol falsch liegt (z. B. hier: Johann Silvio Gesell: Das Nachfrageproblem als Geldhortungsproblem).

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  19. Produktivität ist in der Vergangenheit ebenfalls exponentiell gewachsen, ergo ist auch exponentielles Wachstum per se erstmal kein Problem.

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  20. @Cons, Endless.good.news:

    Die Artikel beim Systemfrager (der in anderen Blogs auch gerne mal einer Diktatur das Wort redet) zum Thema Freigeld und Gesell sind interessant, kranken aber leider an einer Begebenheit, die vermutlich weder Systemfrager noch euch aufgefallen ist: Die Kritik am "Schwundgeld"-Konzept beruht in erster Linie darauf, dass in der Argumentation die existierenden Zustände linear in die Zukunft projeziert werden, der Kritiker also davon ausgeht, dass alles andere beim Alten bleibt (Steuern, Bankensystem, Profitorientierung, Sparverhalten, Versuche der Kapitalansammlung), und dann wird sich beschwert, dass ein "Freigeld" so ja gar nicht funktionieren könne.

    Das mag sein - wenn alles bleibt, wie es ist, bis auf die kosmetische Einführung einer Schwundwährung. Selbstverständlich müssten sich auch eine Menge anderer Dinge ändern, damit a) Schwundgeld funktioniert und b) das Wirtschaftssystem endlich vom Kopf auf die Füße gestellt, also vom Herren des Menschen wieder zu seinem Diener wird. Tatsächlich müssten wir, die Menschen, einige unserer (kulturellen) Angewohnheiten und Werte sowie unsere gewohnte Art, Wirtschaft zu betrachten, deutlich verändern, damit ein Freigeld gut funktionieren könnte. Anstatt nun aber das Kind mit dem Bade auszuschütten, nur weil es einem an Phantasie für die Veränderung der Verhältnisse gebricht, möchte ich doch lieber anregen, einmal außerhalb der eigenen Weltsicht und Ideologie und mutig voraus zu denken - denn zu verlieren haben wir hier und heute nur noch wenig, die allermeisten von uns jedenfalls, selbst die, die es sich anders einbilden.

    (U.a. eine sehr gute Analyse zum Thema Währungssystem bietet übrigens Charles Eisenstein in seinem Buch "The Ascent of Humanity".)

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  21. "Tatsächlich müssten wir, die Menschen, einige unserer (kulturellen) Angewohnheiten und Werte sowie unsere gewohnte Art, Wirtschaft zu betrachten, deutlich verändern, damit ein Freigeld gut funktionieren könnte."

    Im Klartext: Die Idee würde wunderbar funktionieren, wenn die Menschen bloß nicht so wären wie sie sind. Tut mir leid, aber wenn erlaubt ist, für das Funktionieren einer Idee einfach von Menschen zu fordern, so zu sein wie man sie gern hätte, dann ist wirklich ALLES denkbar und ALLES "möglich".

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  22. @Cons:

    Betrachte es anders herum: Freigeld würde einige "Angewohnheiten" unmöglich machen - sie wären schlicht nicht länger umsetzbar oder hilfreich. du müsstest damit zurecht kommen und dir eine andere Herangehensweise ausdenken. Und hoppla!, der Wandel beginnt... ;-)

    Zudem: Um einen mehr oder minder tiefgreifenden Wandel werden wir ohnehin nicht herumkommen, wenn wir den gegenwärtigen Zustand der Dinge überleben und hinter uns lassen wollen... Meine zwei Cent.

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  23. @ Anonym 22. Dezember 2010 14:44:00 MEZ

    Die Betonung in deinem Statement liegt auf "erstmal". Es ist das Wesen einer exponentiellen Kurve, dass sie zunächst langsam ansteigt - "erstmal" ist das also in der Tat kein Problem. Problematisch - bzw. bezogen auf ein Wirtschaftssystem geradezu grotesk - wird sie erst nach einer gewissen Zeit des moderaten Anstiegs, wenn sie innerhalb kürzester Zeit im Unendlichen verschwindet. Heute haben wir diesen Punkt (wieder) erreicht.

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  24. Sehr interessanter Artikel, vielen Dank! Dazu drei Fragen / Anmerkungen:
    1) Wo fände sich in diesem Kontext die Tobin-Tax wieder, also eine Finanzmarkt-Transaktionssteuer?
    2) Hat jemand den vollständigen S21-Schlichterspruch von Geisler auf Phoenix gesehen? Da hat er am Ende ein langes Plädoyer für eine Veränderung der Finanzmärkte gehalten, das m.W. nicht eine der Medien wiederholt hat.
    3) Ist es nicht schade, dass der neueste neoliberale Lobbyistenspin derzeit in allen Medien und bei allen Entscheidern lautet, wir müssen jetzt erst recht sparen, als ob das jemals dazu führen würde, dass sich irgendetwas wieder zum Wohle der Allgemeinheit wendet, aber die Leute sind wirklich so gehirngewaschen, und glauben es?

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  25. Ausgezeichneter Artikel! Vielen Dank. Ich mache Werbung dafür, das sollten mehr Leute lesen.

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  26. Charlie, Produktivitätswachstum verläuft ebenfalls exponential, und zwar annähernd gleich wie Wirtschaftswachstum. Das "erstmal" bezieht sich nicht auf den Verlauf einer exponentialen Kurve, sondern darauf, dass zwei gleichlaufende Kurven erstmal/zunächstmal/(weitere Synonyme) kein Problem darstellen. Erst wenn eine Kurve schneller verläuft oder sich verschiebt gibt es Probleme.

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  27. Ausgezeichneter Artikel! Vielen Dank. Ich mache Werbung dafür, das sollten mehr Leute lesen.

    second that

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  28. Ich danke ihnen fuer die investierte Zeit.

    Dank der (noch mehrheitlich freien) Welle des WWW's werde auch ich versuchen, ihre Buchstaben in die Welt hinaus zu tragen.

    Ich verbleibe mit den besten Grueszen

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  29. Ich hatte mich eine ganz Zeit lang mit der Zinskritik beschäftigt.Obwohl Zinskritiker ganz rational und plausibel argumentieren, werden sie von Linken gerne als esoterische Spinner bzw. Antisemiten verunglimpft. Grundlage für den zweiten Vorwurf sind einige Stellen im Werk von Gesell.
    Einige Linke bzw. Marxisten wie zB Elmar Altvater attackieren die Zinskritik als verkürzte Kapitalismuskritik. Da kann drüber reden.
    Da für meinen Geschmack das ganze Wirtschaftssystem weltweit in einer lebensbedrohlichen Krise ist, muss jede denkbare Alternative zum Kapitalismus bzw. zum vorherrschenden Geldsystem auf den Tisch. Dazu gehört auch die Zinskritik.

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  30. Ein sehr guter Beitrag, der das wesentliche auf den Punkt bringt.

    Ich glaube, dass der "Westen" ebenso am Abgrund steht, wie der Ostblock vor dem Fall der Mauer. Wir stehen vor eine (hoffentlich) FRIEDLICHEN REVOLUTION, Leute. Und damit die ausgeht wie 1989 und nicht wie 1933 muss Kapitalismuskritik wie die obige immer und immer wieder ausgesprochen werden. Ich wünschte mir, die Piratenpartei würde sich der Thematik annehmen.

    Zu der Thematik habe ich eine Reihe von interessanten Video-Beiträgen in meinen Blog (http://piratenrepublik.blogspot.com/) eingebunden. Vorbeischauen lohnt sich also

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  31. Den Zinsbeführworten sei an dieser Stelle gesagt, dass kein Freiwirtschaftler den Zins per Dekret abschaffen will, denn das passiert mit Einführung einer UMLAUFGESICHERTEN WÄHRUNG, spätestens in einer sich sättigen Volkswirtschaft, von ganz alleine bzw. er dürfte sich marktwirtschaftlich(!) um die Nullmarke einpendeln. Ausserdem ist es nicht ganz richtig, wenn immer wieder geschrieben bzw. gesagt wird, die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer und deshalb müßte es eigentlich richtig heißen, dass die Armen immer zahlreicher(!) werden. Dies ist zwar ein kleiner, aber trotzdem sehr gravierender Unterschied!!! Darum müßte eigentlich jeden halbwegs Mitdenkendem einleuchten, dass das niemals auf einer langen Zeitachse Bestand haben kann - der menschenunwürdige Kapitalimus hat also monopolyähnliche Selbstzerstörung in sich! Es wäre also der Menschheit zu wünschen, dass sich schon bald nach dem Sozialismus/Kommunismus auch der Kapitalismus von diesem Erdball verabschiedet, und endlich und endgültig zu einer Freien Marktwirtschaft zu kommen, die diesen Namen verdient!

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