In der FAZ steht heute ein melancholisches Stück über den Untergang der Einzelhändler und ihrer Ladengeschäfte in der Fußgängerzone. Der Rückgang an diesen Läden beträgt längst Zahlen im höheren zweistelligen Prozentbereich, eine Entwicklung, die sich eher noch verschlimmern dürfte. Als Hauptschuldiger wird häufig das Internet ausgemacht – günstige Preise und kostenloser Versand in den Onlineshops erlauben den Händlern vor Ort keinen echten Wettbewerb mehr. Doch der Online-Einkauf ist nicht der einzige Grund, der zu dem Ladensterben führt. Er ist allerdings die Hauptursache, daran kann kein Zweifel bestehen. Für viele Branchen gibt es überhaupt keinen Grund, noch anderswo einzukaufen. Der aktuelle Niedergang der Einzelhändler folgt einem anderen, praktisch nicht diskutierten Niedergang, der mit diesem eng zusammenhängt: dem der Lebensmittel-Einzelhändler, der berühmten “Tante-Emma-Läden”. Früher gab es von denen noch ziemlich viele, kleine Klitschen, in denen man Lebensmittel, Zigaretten, vielleicht auch Zeitschriften und anderen Kleinkram bekam. Kinder nutzten ihn für den Erwerb von Süßigkeiten. Diese Läden existieren heute fast nicht mehr, sie wurden verdrängt. Nicht vom Internet, sondern von den Discountern – Aldi, Lidl, Penny, Rewe, Edeka und Co. Gegen diese Giganten besteht praktisch niemand.
Er ist allerdings die Hauptursache, daran kann kein Zweifel bestehen.
Für viele Branchen gibt es überhaupt keinen Grund, noch anderswo
einzukaufen. Der aktuelle Niedergang der Einzelhändler folgt einem
anderen, praktisch nicht diskutierten Niedergang, der mit diesem eng
zusammenhängt: dem der Lebensmittel-Einzelhändler, der berühmten
“Tante-Emma-Läden”. Früher gab es von denen noch ziemlich viele, kleine
Klitschen, in denen man Lebensmittel, Zigaretten, vielleicht auch
Zeitschriften und anderen Kleinkram bekam. Kinder nutzten ihn für den
Erwerb von Süßigkeiten. Diese Läden existieren heute fast nicht mehr,
sie wurden verdrängt. Nicht vom Internet, sondern von den Discountern –
Aldi, Lidl, Penny, Rewe, Edeka und Co. Gegen diese Giganten besteht
praktisch niemand.
Ich kenne noch einen dieser alten Läden, er steht in dem Dorf, aus
dem meine Frau stammt. Die Preise sind fast anderthalb mal so hoch wie
im Discounter, aber das Angebot ist dasselbe. Der Laden besteht
überhaupt nur noch, weil die Anwohner – besonders die Alten – ihm die
Treue halten und der Gemeinderat lange Jahre die Einrichtung eines
Discounters innerhalb der Stadtgrenzen blockiert hat. Da in der
strukturschwachen Region viele Leute kein Auto hatten, war der Gang zu
dem Dorfladen die einzige Alternative zum Penny außerhalb der
Stadtgrenzen. Diese Loyalität kostet die Einwohner bei jedem Einkauf.
Was sie dafür bekommen ist das Gefühl, bei einem Bekannten einzukaufen
statt beim anonymen Gr0ßmarkt.
Dieser Deal ist der überwältigenden Mehrheit der Deutschen zu
unattraktiv. Letztlich handelt es sich um Nostalgie, und die muss man
sich erst einmal leisten wollen und können. Denn abseits des “Feelings”
bieten diese Einzelhändler eigentlich nichts. Ich brauche keine Beratung
über die Frage, ob ich mir Lätta oder Rama kaufe. Die wird erst in
oberen Preisklassen interessant, und für diese spezialisierten Wünsche
finden sich genügend Marktnischen, die auch ausgefüllt werden. Was
wegbricht, ist der Mittelbau. Es gibt exzellente Lebensmittel, und es
gibt billige Lebensmittel. Dazwischen gibt es wenig. Dieser Trend
existiert seit rund zwei Jahrzehnten und ist fast zum Abschluss
gekommen. Mit dem Aufstieg des Internets – nicht nur was die
Verbreitung, sondern auch die interaktive Nutzung in Form von
Rezensionsportalen und Vergleichsseiten angeht – trifft er nun auch die
anderen Einzelhändler, die ebenfalls wenig bieten können, das die
Onlinehändler nicht haben.
Doch wie bereits eingangs erwähnt ist das nicht der einzige Grund,
der zum Niedergang der Einzelhändler führt. Die FAZ spricht in ihrem
Artikel auch an, dass die Laufkundschaft dramatisch eingebrochen ist und
die Einzelhändler seit Jahren auf ihre schwindende Stammkundschaft
angewiesen ist – Stammkundschaft wie in dem Dorf, die aus Gewohnheit und
Nostalgie dort kauft. Warum aber bummeln nicht mehr so viele Menschen
durch die Einkaufsstraßen und machen Gelegenheitskäufe? Das kann mit dem
Internet wenig zu tun haben, sofern es nicht den Spaziergang selbst
verhindert. Das Problem hier, für das in Deutschland gewissermaßen ein
blinder Fleck besteht, ist das Sinken der Binnenkaufkraft seit den
1980er Jahren. Die Reallöhne stagnieren oder sinken auf breiter Fläche.
Das Bummeln mit Gelegenheitskäufen ist da ein Luxus, der sich nicht mehr
machen lässt. Man geht mit den Kindern nicht mehr am Samstag während
des Spaziergangs ins Schuhgeschäft; man kauft bei Aldi im Sonderangebot.
Für das Angebot der Einzelhändler ist schlichtweg kein Geld mehr da. Es
fehlt der finanzielle Mittelbau, der sich einen qualitativen Mittelbau
noch leisten könnte. Und so ziehen die anderen Branchen der
Lebensmittelbranche hinterher: entweder exklusiv oder Discount.
Dazwischen gibt es immer weniger.
Das Internet und die Verbreitung von Internet-Shopping sind ein
Strukturwandel, wie es ihn schon mehrfach gab und auch weiterhin geben
wird. Dagegen anrennen können nur Neo-Ludditen. Die sind zwar
meinungsstark und medial wesentlich zu stark vertreten, können aber auch
keine Lösung anbieten. Nostalgie ist kein dauerhaftes Geschäftsprinzip
für die Masse der Einzelhändler. Der Schwund an Kaufkraft dagegen ist
ein Phänomen, gegen das sehr wohl eingetreten werden könnte und das auf
bewussten, makroökonomischen Entscheidungen der letzten drei Jahrzehnte
beruht. Aber es ist natürlich immer leichter, über das böse Internet zu
diskutieren.
Wenn das Verschwinden lokaler Geschäfte auch prinzipiell schade ist, wenn man sich dem Charme einer Altstadt-Romantik hingibt, so sehe ich das größere Problem auf der anderen Seite: Dass das Internet nicht nur die diversen Einzelhändler auf beschriebene Weise in ihrer Existenz bedroht, sondern gleichzeitig Monopole generiert (wie alles, was im Internet angeboten wird, letztlich auf ein Monopol hinausläuft). Es entsteht eine Marktmacht, die sich, sind die kleinen Geschäfte und damit die unabhängige Alternative erst einmal verschwunden, gegen den Verbraucher richten könnte.
AntwortenLöschenNeben den vielen Dingen, die ich am kompetenten Einzelhandel schätze ist diese Perspektive das stärkste Argument, weshalb ich nach wie vor gern und meist vor Ort einkaufe.
Möglich. Aber wenn die Preise steigen kriegen wir wahrscheinlich ein Einzelhandelsäquivalent im Internet.
LöschenNicht nur das Internet und die Discounter machen dem kleinen Einzelhändler das Leben schwer. Auch die unzähligen Auflagen und Gesetze erschweren das Geschäft. Einzeln betrachtet mögen die Gesetze und Auflagen sinnvoll sein, zusammengenommen verderben sie neben den hohen Mieten die Freude an der Arbeit und damit auch die Kreativität. Ohne Steuerberater und Anwälte geht nichts mehr. Die Bürokratie frißt einen großen Teil der Einnahmen von Kleinunternehmen auf. Leider!
AntwortenLöschenSchöne Grüsse aus der Freidenker Galerie
Rainer Ostendorf
Es ist alles richtig was ihr hier schreibt. Aber allem ging ein Sterben der freien Großhändler voran. Und den Anfang machten diese Großisten. Die Industrie hat das beschleunigt, weil sie nur noch diese Handelsketten beliefert hat. Wo wollten die Einzelhändler denn noch zu günstigen Preisen einkaufen. Andererseits haben die Großisten dann ihren Lieferanten die runiösen Preise diktiert. So fing die Geschichte an. Und das andere machten dann die unverschämten Mieten. Aber auch hier rächt sich das jetzt an den Eigentümern. Jetzt haben sie ihre leeren, runter gekommene Innenstädte. Also wieder, wo der Fluch ausgeht, geht er auch ein. Der Verbraucher hat gar nichts davon. Was er auf der einen Seite einspart, legt er für Müllgebühren hin. Da gibt es keinen "Brathering mehr in der Schüssel" um die Ecke. Und auch keinen Plausch. Und die Vereinsamung der älteren Menschen ist das andere Problem. Keine Kneipe mehr. usw.
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