Donnerstag, 21. August 2008

Fundstücke 21.08.2009

Fefe
Unsere Junta will Schlüsselindustrien vor dem Kauf durch ausländische Staatsfonds schützen. Es geht hauptsächlich um die Energieindustrie, weil da die ganzen abgehalfterten Politiker untergekommen sind, und die wären ja nach einer Übernahme die ersten, die rigoros rausgeschmissen würden. Oh und die großzügigen Parteispenden der Energieindustrie fiele dann vermutlich auch weg. Das können wir natürlich unmöglich zulassen. Selbstverständlich faseln sie da was von nationaler Sicherheit und benennen auch die Rüstungsindustrie als Schutzgut. Offensichtlich kommen von denen auch substanzielle Wahlkampfhilfen. Ich bin mir ja sicher, dass die Servicequalität steigen und die Preise sinken würden, wenn ein ausländischer Staatsfonds unsere Energieversorger kauft, denn dann würden unsere Regulationsbehörden plötzlich ihre Zurückhaltung ablegen.
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Ei und Korb
FR - Es gibt wenige Wahrheiten, mit denen Ökonomen überhaupt etwas Sinnvolles zur politischen Debatte beitragen können. Eine dieser Wahrheiten: Lege nie alle Eier in einen Korb! Das bedeutet so viel wie: Diversifikation ist Trumpf, da die Zukunft ungewiss ist. Jeder Anleger versteht das. Das ganze Geld auf eine Aktie zu setzen, ist hoch riskant. Man kann damit sehr reich werden, klar. Aber die gesamte Wahrscheinlichkeitsrechnung spricht dagegen. Deshalb enden solche Strategien in über 99 Prozent aller Fälle sehr traurig. Auf kluge Wirtschaftspolitik übersetzt, heißt das: Nie alles auf den Export ausrichten, sondern auch immer auf die heimische Nachfrage achten. Wenn nämlich die Weltwirtschaft mal nicht mehr läuft, ist die Wirtschaft des Landes dem globalen Abschwung schutzlos ausgeliefert. Genau danach sieht es zur Zeit aus. Jüngster Beleg ist der Ifo-Weltklimaindex, der selbst die letzten Optimisten stutzen lässt. In einem atemberaubenden Tempo kühlt sich die Weltwirtschaft ab. Die Hoffnung trog, dass dank des Globalisierungsschubs der vergangenen Jahre die Weltwirtschaft weniger abhängig von Amerika sei.
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Staat macht Journalisten zu Hilfspolizisten
SZ - Bei vielen politischen Fragen sind sich die Parteien der großen Koalition uneins, aber wenn es um die Innere Sicherheit geht, werden Union und SPD gemeinsam forsch. Am 15. September hört der Innenausschuss des Bundestages elf Sachverständige zum umstrittenen neuen BKA-Gesetz (Bundestagsdrucksache 16/9588) an – ein Vorhaben, das die Lage der Presse und ihrer Informanten gefährdet.
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"Wir alle unterwerfen uns der Email"
SZ - Angst vor Arbeitslosigkeit, ein immer härterer Wettbewerb und stetig wachsende Anforderungen bringen Arbeitnehmer an die Grenzen ihrer Kräfte. Lange Zeit wurde Multitasking als die Wunderwaffe für mehr Effektivität im Job angepriesen. Es sollte den Schlüssel zum entspannteren Arbeitsleben bedeuten. Die Arbeitsmedizinerin Dr. Ulrike Roth vom TÜV Rheinland warnt eindrücklich vor den möglichen Folgen des Multitasking.
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Dem Kapital zu Diensten
Zeit - Der Eid darf ohne religiöse Beteuerung geleistet werden, aber ablegen müssen sie ihn alle. Wer in Deutschland sein Geld als Wirtschaftsprüfer verdienen will, hat die Formel zu sprechen: »Ich schwöre, dass ich die Pflichten eines Wirtschaftsprüfers verantwortungsbewusst und sorgfältig erfüllen, insbesondere Verschwiegenheit bewahren und Prüfungsberichte und Gutachten gewissenhaft und unparteiisch erstatten werde, so wahr mir Gott helfe.«
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Mindestlohn keine Gefahr für den Niedriglohnsektor - auch in Deutschland
FTD - Vom 20. bis 23. August treffen zum dritten Mal Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften mit 300 Nachwuchsökonomen in Lindau zu einer Konferenz zusammen. Diesmal sind 14 Laureaten sowie der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus dabei. Unter ihnen Robert Solow, der seine neuesten Forschungsergebnisse zum Mindestlohn präsentieren wird. Die werden in Deutschland nicht allen gefallen. Es sei in der Praxis kaum belegbar, dass Mindestlöhne die Beschäftigung im Niedriglohnsektor von Ländern wie Deutschland gefährden, sagt der Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Unternehmen können die höheren Kosten oft durch höhere Produktivität ausgleichen.“ Damit stellt er sich gegen eine in Deutschland weit verbreitete Auffassung unter Ökonomen und Wirtschaftsverbänden, das Mindestlöhne automatisch zu höherer Arbeitslosigkeit führen. In vielen Ländern wie den USA oder Großbritannien gibt es einen Mindestlohn.
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Menschen zweiter Klasse
NRHZ - Dass Erwerbslose von den Arbeitsagenturen und Job-Centern richtig beraten werden, hat sich inzwischen längst als falsch erwiesen. Das Erwerbslosenforum Deutschland geht davon aus, das zwischen 70 und 80 Prozent der öffentlichen Bescheide fehlerhaft sind. Die ARGEn seien, so der DGB, nämlich keineswegs unfehlbar. Steuerberater wären ja auch nicht arbeitslos, weil es Finanzämter gibt. Vernichtende Kritik gab es Anfang des Jahres auch vom Bundesrechnungshof, der beispielsweise die völlig ausufernde und willkürliche Vergabe von 1-Euro-Jobs ohne nennenswerten Arbeitsmarkterfolg kritisiert hatte. Die Prüfer: „Bei zwei Dritteln der geprüften Maßnahmen war mindestens eine Fördervoraussetzung nicht erfüllt.“
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Wähler gewöhnen sich schnell
Zeit -
In der CDU reibt man sich die Hände über Andrea Ypsilantis Kurs in Hessen. Der Streit um die dortige SPD bestimmt im Sommerloch die Schlagzeilen. Mit Krokodilstränen beklagt die CDU den „Erosionsprozess der SPD“, aber natürlich zögert sie gleichzeitig nicht, auf den Koalitionspartner einzuprügeln, ihm Wahlbetrug und einen gefährlichen Pakt mit den Linken vorzuwerfen. Vergessen hingegen scheint die Krise der CSU, die in Bayern um die absolute Mehrheit bangt. Vergessen scheint auch der unionsinterne Richtungsstreit um das wirtschaftspolitische Profil, um Steuersenkungen oder die Einführung der Pendlerpauschale. Vergessen scheint zudem, dass die Union in Umfragen alles andere als gut dasteht und eine bürgerliche Mehrheit nach den nächsten Bundestagswahlen äußerst unwahrscheinlich ist.
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Wenn die Uhr rast
Freitag - Die Schulwissenschaftlerin Gerda Nüberlin hat die schulische Zeithetze untersucht. Sie kommt zu einem niederschmetternden Ergebnis: "Der institutionelle Effekt des Lernens pro Zeit besteht darin, an den Schülerinnen und Schülern Unterschiede im Wissen herzustellen oder vorhandene zu verstärken." Wer mithalten kann, bekommt gute Bewertungen, wer länger braucht, wird ausgesondert. Weit mehr Schüler könnten die angestrebten Leistungsziele erreichen. Aber jeder Mensch hat seine individuelle Lernzeit. Wird sie nicht zugestanden, fallen all jene durch die Maschen, die ein wenig langsamer sind oder Umwege einschlagen. Da Umwege oft kreativ sind, kann es dabei auch die besonders Begabten treffen.
Anmerkung: Wichtiger Artikel, unbedingt lesen!

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Schulversagern droht Abschiebung
BK - Ausländischen Schulversagern droht verstärkt die Abschiebung. Zukünftig sollen Jugendliche ab 16 Jahren ohne deutschen Pass nur dann eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekommen, wenn sie ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können, Aussicht auf eine Lehre haben. Dazu aber ist ein Schulabschluss nötig.
Anmerkung: Das wird echt immer krasser. Von der in Artikel 1 garantierten Menschenwürde keine Spur.

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Großer Bachelor, kleiner Kummer
Tagesspiegel - Mit dem Bachelor sollte für Studierende vieles besser werden: Das Studium sollte besser organisiert und einfacher zu absolvieren sein als früher. Derzeit scheint aber genau das Gegenteil einzutreten. Die Bachelor-Ausbildung führe zu „Akademikern zweiter Klasse“, glauben viele Studierende laut einer neuen Studie des Bundesbildungsministeriums. Viel mehr als noch vor einigen Jahren fürchten sie, Bachelor-Absolventen würden auf dem Arbeitsmarkt mit dem neuen Abschluss keine Chance haben. Das Image des Bachelors wird immer unbeliebter, lautet ein zentrales Studienergebnis.
Anmerkung: Zu recht.
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Bildungsillusionen
DLF - Der Glaube an die Heilkraft der Bildung gehört seit je zu den Grundpfeilern der deutschen Ideologie. In einem verträumten Land, das am liebsten seine Grenzen abdichten und gleichzeitig die ganze Welt umschlingen möchte, soll es im Notfall immer die Bildung richten. Jedes soziale oder persönliche Problem hält man hierzulande zuerst für eine Erziehungsfrage.
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2 Kommentare:

  1. Der Politikerschelte von Fefe ist ja eigentlich zuzustimmen. Ob es aber ein Fehler der "Junta" ist, Schlüsselindustrieen vor dem Aufkauf durch ausländische Staatsfonds zu schützen, glaube ich hingegen nicht unbedingt. Auf das "Wie" kommt es natürlich an. Aber Industriepolitik ist auch in "globalen" Zeiten
    nicht von vornherein abzulehnen.

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  2. Ich verstehe nicht, wie du bei dem einen Artikel - der mit den ausländischen Schülern - auf Artikel 1 kommst?! Vor allem in diesem Land??

    Deutschland ist ein Land der Arbeiter geworden. Jemand, der keine Arbeit hat, besitzt demnach keinerlei Anspruch auf Rechte. Diese Ansicht ist kein Verstoß gegen Artikel 1 des Grundgesetzes. Hier in Deutschland denken immer noch sehr viele, auch bei der SPD oder sonst wo, das nur Arbeit wirklich frei macht.

    Solange dies die Menschen denken, wird kein Verweis auf Artikel 1 GG irgendwelche Auswirkungen haben. Siehe es bitte anders herum: Welche Arbeit kann man jemanden schon zutrauen, der nicht mal den Hauptschulabschluß (der demnächst abgeschafft wird) schafft?

    Ps.: Dies sind die allgemeinen Gedankengänge dazu, nicht die Meinigen. Meinetwegen könnten sie die Schule ganz abschaffen, damit die Industrie zu ihrem Recht des kostenlosen und ungebildeten Arbeiters kommt.

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