Montag, 5. Dezember 2011

Schmidts Rede auf dem SPD-Parteitag

Von Stefan Sasse

Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal in Verlegenheit kommen würde, Helmut Schmidt vollen Herzens zuzustimmen. Aber seine Rede auf dem SPD-Parteitag ist tatsächlich gewaltig. Man kann von ihm halten was man will, aber er kann in jedem Fall noch Gedanken fassen, gegen die ein Steinmeier (noch mehr) wie ein Chorknabe wirkt. Schmidt beginnt dabei langsam (man merkt es auch bei der Reaktion des Publikums) indem er den Delegierten erst einmal eine Geschichtsstunde zur europäischen Einigung hält. Betrachtet man seine dezidiert nationalstaatliche Sicht, wird das Alter und die Sozialisation Schmidts wieder offenkundig. Nichts desto trotz hat er mit seiner Analyse von Deutschlands Position und vor allem der Ängste seiner Nachbarn vollständig recht, und es ist bezeichnend, dass ausgerechnet die CDU das vollständig vergessen hat und sich von der SPD an ihre europäische Verpflichtung erinnern lassen muss. Unbedingt anhören, es lohnt sich. 

Nachtrag: Jan Fleischhauer bezieht Gegenposition


7 Kommentare:

  1. Tja, selten hat Jan Fleischhauer so recht gehabt...
    Bei Schmidts Rede gruselt es mich eher.

    AntwortenLöschen
  2. Nun ich war nie ein besonderer Freund von Helmut Schmidt, aber bis zum heutigen Tage glaube ich, dass er eigentlich der maßgeschneiderte Bundeskanzler für dieses Land war und wäre.

    Trotz seines hohen Alters lässt er die heutige - nicht nur in der SPD - Politklasse alt aussehen. Aber dieses Schicksal mußte dieses Land schon immer tragen, in den schlimmsten Zeiten waren wir auch mit den "dümmsten" Politikern gestraft.

    AntwortenLöschen
  3. Kein Wunder gibt Fleischhauer kontra, er ist ja einer von denen, die sich zurecht als "deutschnationaler Kraftmeier" angesprochen fühlen dürfen.

    AntwortenLöschen
  4. Jaja, die EU als "Wertegemeinschaft", immer wieder wird dieser Mythos, dieses politische Konstrukt von Politikern reproduziert. Dabei war und ist die EU vor allem eines: ein Wirtschaftsclub der Reichen und Vermögenden. Kaum jemand, der in Europa lebt, fühlt sich als Europäer, sondern als Franzose, als Brite oder als Deutscher. Woran das wohl liegen mag, hmm?

    AntwortenLöschen
  5. @epikur:

    "Mein Land ist die Welt...Meine Religion ist es Gutes zu tun."
    Zitat von Thomas Paine; Mitbegründer der Vereinigten Staaten von Amerika.

    Was wir brauchen ist eine Fortsetzung der Aufklärung. Die Menschheit war vor zweihundert Jahren schon mal auf einem besseren Weg...von Merkel bis Schmidt alles nur traurig.

    AntwortenLöschen
  6. So ist es. Danke Misik!

    "Helmut Schmidt gegen deutsche "Kraftmeierei"
    Also, früher war ich ja nicht gerade ein besonderer Fan von Helmut Schmidt. Und im Grunde bin ich es noch immer nicht. Sein Elder-Statesmenhaftes Getue finde ich bisweilen auch für einen bald 93-neunzigjährigen etwas dick aufgetragen und von aufgeblasener Arroganz nicht immer leicht zu unterscheiden.


    Aber was der deutsche Ex-Kanzler da beim jüngsten SPD-Parteitag hingelegt hat, das würde man sich schon mal von einem jüngeren, amtierenden Regierungschef wünschen: leidenschaftlich und sachkundig zugleich hält er ein Plädoyer für Europa und rammt die deutschnationale Kraftmeierei der Merkel-Regierung in den Boden, die verlangt, die "Dolce-Vita-Länder" müssten ihre "Hausaufgaben" machen und die frohlockt, dass jetzt endlich "deutsch gesprochen" werde in Europa. Eine Stunde sieben Minuten großes Kino!"

    Leider, wie auch hier féstzustellen, solch Erkenntnisse, objektive Einordnungen sind uns Deutschen mehr als fremd. Bei uns gibt es nur entweder oder.

    http://www.misik.at/sonstige/helmut-schmidt-gegen-deutsche-kraftmeierei.php

    AntwortenLöschen
  7. "Unbegreiflich, dass Altkanzler Helmut Schmidt als 'moralischer und intellektueller Leuchtturm der Nation' gilt."
    www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2011%2F12%2F08%2Fa0134&cHash=893bf318b3

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.