Dienstag, 1. Dezember 2009

Voll des Lobes

Man glaubt es kaum, aber es gibt doch noch Stücke von Journalismus, wie er sein sollte. Die SZ hat einen Redakteur dafür abgestellt, sich die neue Familienministerin Dr. Köhler mal näher anzusehen. Und wie das zu erwarten war, ist einem recherchierenden Journalisten nicht nur aufgefallen, dass sie "jung" ist, was in diesem Kabinett der Versager (weitere Kompetenzausweise: Baron; sieben Kinder; jung und Migrant; wollte das Ressort schon immer) ja sofort als Beweis für überragende Fachkenntnis gilt, sondern auch, woher sie eigentlich kommt. Und dabei stieß Thorsten Denkler (ja, der Thorsten Denkler!) auf die Doktorarbeit Köhlers, die er offensichtlich zumindest mal aufgeschlagen hat, was für heutige Journalisten nicht mehr selbstverständlich ist. Und dabei sind mehrere Sachen aufgefallen. Ich zitiere:
Im Wissenschaftsjargon ist das eine klassische Typ-II-Arbeit. Typ I wären Arbeiten, die inhaltlich wirklich etwas Neues zutage befördern und damit dem Autoren eine wissenschaftliche Karriere eröffnen. Zum Typ II zählen solche Arbeiten, bei denen das erste Ziel der Titel ist.
Madame wollte also einen Doktortitel, weil es gut klingt. Und dank dem "schwarzen Netz" (Artikeltitel!) hat sie den dann auch bekommen, denn sie konnte auf Minijobbasis dank CDU-Hilfe Layouter und Setzer beschäftigen und hatte Zugriff auf weitere CDU-Ressourcen.
Damit aber noch nicht genug: Denkler hat sogar beschlossen, das Köhler zugeschriebene und von der Presse leichtfertig übernommene Attribut "Integrationsexpertin" ein bisschen zu spezifizieren:
Im Februar war Köhler noch eine eher unbedeutende Bundestagsabgeordnete der CDU. Eine Hinterbänklerin mit Nachwuchsstatus. Sie fiel zuweilen durch harte Islamkritik auf sowie durch die Gleichsetzung von Links- und Rechtsextremismus. Hervorgetan hat sie sich als Obfrau der CDU im BND-Untersuchungsausschuss.
Um es deutlich zu sagen: die Frau schwimmt in der gleichen braunen Soße wie Roland Koch und fühlt sich dabei wie der Fisch im Wasser. Ich hoffe mal, dass solche Artikel nicht die Ausnahme von der Regel bleiben, sondern bald zur Regel werden. Hoffen ist erlaubt.

UPDATE: Auch die NRhZ kritisiert Köhler scharf.

11 Kommentare:

  1. Also ich weiß nicht. Die Kritik an Köhlers Doktorarbeit hinterläßt bei mir eher nen faden Geschmack. Natürlich ist es peinlich, die Arbeit vor allem von anderen machen zu lassen. Aber dass es "nur" ne Typ II Arbeit ist, find ich jetzt nicht wirklich schlimm. Immerhin will sie ja offensichtlich nicht in die Wissenschaft.

    Statt sich auf solche Sachen einzuschiessen, bin ich der Meinung, dass man sich eher die bisherige politische Leistung und Aussagen der Dame mal genauer Anschauen sollte.

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  2. Ich wußte nicht einmal, dass sie einen Doktor hat, wenn ich ehrlich bin.

    Viel offensichtlicher war da schon, dass sie über ein hervorragendes Netzwerk verfügen musste, denn eine derartige Karriere ist in der CDU sonst wohl nur schwerlich zu erreichen.

    Was bleibt ist wieder einmal nur Fassungslosigkeit, wie hierzulande die wichtigsten Ämter vergeben werden. Keiner wird Sachbearbeiter ohne eine Ausbildung gemacht zu haben. Aber Minister kann wohl jeder werden...

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  3. Es gibt nun mal keine Ausbildung zum Politiker, und das ist auch gut so. Ich halte diese ständigen Debatten über die "Fachkenntnis" von Ministern ohnehin für Unfug. Die seltenen Minister MIT Fachkenntnis waren meist für ihr Amt vollständig ungeeignet. Schau dir mal dieses Kabinett an: ein einziger Minister hat Fachkenntnisse für sein Ressort, und der ist der Schlimmste von allen: Rößler. Hüte dich vor Ministern mit Fachkenntnis! Für die Fachkenntnis haben die wissenschaftliche Beraterstäbe. EIn Minister hat andere Aufgaben, beispielsweise aus dem, was die Berater ihm sagen ein tragfähiges politisches Konzept zu entwickeln.

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  4. Wer sich über das von Frau Dr. bisher „geleistete“ informieren möchte, der sollte unbedingt den Artikel in der „nrhz“ und die darin enthaltenen Links lesen.

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  5. Was aber, wenn wie im letzten Finanzministerium alle fachkundigen Mitarbeiter gegen Lobbyisten ausgetauscht werden?

    Wie soll ein politisches Konzept aussehen, wenn ich nicht im entferntesten Ahnung von der Materie habe?

    Nach der Definition könnte jeder Chef einer Feuerwehr werden, weil es ja Leute auf der zweiten Führungsebene gibt, die die tägliche Arbeit machen.

    Das ist mir, offen gesagt, ein bissel zu einfach. Wie in der freien Wirtschaft auch sollte man schon mit ein bisschen Sachkenntnis gesegnet sein, um derartige Aufgaben zu übernehmen. Man sieht ja, was dabei herauskommt, wenn eine Physikerin Chefin der "Deutschland AG" wird...;-)

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  6. Du arbeitest dich natürlich in die Materie ein. Du solltest ihr nur nicht persönlich verbunden sein; deine Experten übrigens nach Möglichkeit auch nicht.

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  7. was lamentiert ihr dann, was habt ihr denn erwartet. die erinnerung an jene jahre, in denen wir eine cdu/fdp regierung hatten, verblasst wohl schon.

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  8. Zu Frau Köhler gibt es noch viel mehr interessante Anmerkungen, z.B. bezüglich ihrer EInordnung zur "Neuen Rechten". Mehr dazu auf http://www.bleib-passiv.de/

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  9. Also zu Frau Köhler ist mir ja auch so einges aufgefallen, was den Verdacht erweckt, sie sei ein Ziehkind des Roland Koch.

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  10. Fachkenntnis von einem Minister zu erwarten??? Iiiii wooooooooo, wo kommen wir denn da hin?

    Man muss doch Verständnis für die armen Lobbyisten haben: je intelligenter der Minister, desto teurer wirds für die Lobby. ;-)

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  11. Die LINKEN sollten erst mal schön vor ihrer Haustür kehren, da gibts genug Dreck!

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