Montag, 28. August 2006

Überwachungstechnik

Aufhänger: Spiegel Online, SZ und Politikforum

Immer wieder muss man die alte, falsche und schlichtweg haarsträubende These lesen, dass Überwachung nichts Schlechtes sei, der Ausbau zum Überwachungs- und Polizeistaat uns nur Vorteile und Sicherheit bringe, denn: nur Verbrecher, solche, die gegen die Konventionen der Gesellschaft verstoßen, werden ja davon negativ betroffen.
Nur, um zwei tolle Beispiele von Überwachungstechnik zu bringen:
1) In Großbritannien werden Wanzen in Mülltonnen implementiert. Diese checken den Inhalt der Tonne. Nominell dient dies dazu, der britischen Bevölkerung "beim Recycling zu helfen". In Wahrheit dient es natürlich der Kontrolle, denn die Chips stellen genau fest, was sich in welcher Mülltonne befindet. Die Möglichkeiten des Missbrauchs sind schier grenzenlos, denn aus dem Hausmüll lassen sich wertvolle Informationen ziehen, wie man aus jedem besseren Hollywoodfilm erfahren kann.
2) Eine Überwachungskamera des Pergamonmuseums filmte regelmäßig Merkels Privatwohnung. Nicht, weil sie darauf eingestellt war, sondern weil der Sicherheitsbeamte sie mit dem Joystick entsprechend bewegte. Auch hier ein klarer Missbrauch.
Eines der wohl treffendsten Argumente gegen eine umfassende Überwachung des öffentlichen Raumes, der wie obiges Beispiel zeigt ohnehin kaum klar zu umreißen ist, ist wohl das völlige Versagen der Sicherheitskräfte beim Anschlag von London. Obwohl in Großbritannien der öffentliche Raum, besonders natürlich Flughäfen und Bahnhöfe, mit Videokameras rund um die Uhr überwacht wurden, konnte der Terroranschlag nicht verhindert werden. Auch die deutschen Bahnhöfe wurden videoüberwacht, ohne dass die sich extrem auffällig verhaltenden "Täter" aufgefallen wären - wobei dies hier wohl gänzlich andere Ursachen hat. Zur Prävention gegen Kriminalität taugen diese Geräte also nicht. Die Täter aufgefunden hat man danach meist recht schnell, aber zumindest im Fall Deutschland war der Fall ohnehin reichlich abgekartet. Andere Verbrechen, wie sie gerade in Bahnhöfen reichlich vorkommen, seien es Taschendiebstahl, Vandalismus oder ähnliches, wurden durch die Kameratechnik bisher weder verhindert noch aufgedeckt, zumindest wäre mir kein solcher Fall bekannt. Wem also nützt die derzeitige Technik? Und müssen wirklich nur Übeltäter Angst vor der steigenden Überwachung haben?
Ich glaube nicht.

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