Freitag, 3. Februar 2012

Zur Steinbach-Debatte

Von Stefan Sasse

Erika Steinbach
Steinbachs Twitter-User-Bild
Mit ihrer weithin gerühmten Feinfühligkeit hat Erika Steinbach, Vertriebenenvertreterin und Menschenrechtsexpertin der CDU (kein Witz), über Twitter eine Diskussion losgebrochen, in der sie die NSDAP als linke Partei bezeichnete und implizit den nationalsozialistischen Terror mit dem stalinistischen gleichsetzte. Dabei stieß sie erwartungsgemäß auf harsche Kritik. Begonnen hatte es wohl damit, als sie sich über eine Aktion der Adenauer-Stiftung gegen Rechtsextremismus beschwerte, da diese den Linksextremismus nicht erwähne. Von dort machte sie dann den Sprung zu der Theorie, die auch Arnulf Baring beharrlich vertritt, dass es sich bei der NSDAP um eine linke Partei handle, begegnete den Vorwürfen durch den Verweis darauf, dass sie Nazis schlimm und ihre Familie Opfer sei (ihr Großvater war im KZ) und betonte, dass jegliche Art von Extremismus schlimm sei. Damit hat sie natürlich nicht Unrecht; trotzdem ist es höchst problematisch, die DDR, die Sowjetunion und Hitlerdeutschland in einen Topf zu werfen. Wir wollen uns deswegen diesen beiden problematischsten Teilen ihrer Aussagen getrennt widmen. Vorher noch einmal die Klarstellung: Steinbach hat definitiv Recht damit, dass jeglicher Extremismus schlimm ist, und auch waren weder DDR noch UdSSR Staaten, in die ich freiwillig einen Fuß hätte setzen wollen. So, nachdem wir das geklärt haben, ab in medias res. 

Das erste Problem ist Steinbachs Gleichsetzung der linken und rechten Diktaturen. Sie ist spätestens seit dem Historikerstreit der 1980er Jahre unter konservativen Denkern sehr beliebt, jedoch bis heute eine Minderheitenposition geblieben. Und das nicht ohne Grund: zwar kann man Stalins System ebenso mit Fug und Recht totalitaristisch nennen wie Hitler-Deutschland. Millionen starben in der Sowjetunion unter staatlicher Verfolgung oder krasser Vernachlässigung, daran gibt es eigentlich nichts zu rütteln. Trotzdem fehlt der Sowjetunion die letzte Eskalationsstufe, die Nazi-Deutschland spätestens mit dem Kriegsausbruch erklomm: die planmäßige Vernichtung einer kompletten Volksgruppe aus ideologischen Motiven, die mörderische, kriegerisch nach außen gerichtete Gewalt. Diese letzte Eskalationsstufe ist nicht besonders viel, das muss betont bleiben. In der Hölle ist vermutlich ein Plätzchen für Hitler wie für Stalin reserviert. Beide waren mörderische Diktatoren, und nur weil einer von beiden den 1. Platz deutlich erringt, macht dies den anderen nicht besser. Steinbach muss sich aber selbst einen ideologievernebelten Blick vorwerfen lassen, wo sie die DDR in denselben Topf wirft. Das SED-Regime war ein Unrechtsstaat, es verfolgte politische Gegner, sperrte sie ein und machte sie mundtot, aber es entwickelte niemals mörderische Tendenzen. Zwischen Paradeexemplaren der Abgründe menschlicher Existenz wie Stalin und Hitler haben ultimativ langweilige Bürokraten wie Ulbricht und Honecker kaum einen Platz. 

Arnulf Baring 2002 (Foto: Thoma, GNU 1.2)
Der zweite Punkt Steinbachs (wie auch etwa Barings) betrifft die Einordnung der NSDAP als linke Partei. Den meisten Menschen dürfte diese Einschätzung mehr als seltsam vorkommen, sind "Nazis" doch quasi die Poster-Boys des Rechtsextremismus. Viel rechter als die NSDAP kann man kaum sein, richtig? Die Theorie, dass dem eben nicht so ist, genießt besonders unter Radikalliberalen und Konservativen eine gewisse Zuneigung. Diese können im Normalfall mehr Gründe vorweisen als Steinbach, die in ihren Twitterbotschaften vor allem auf die Namensbestandteile NationalSOZIALISTISCHE ARBEITERpartei verweist. Aber Namen sind Schall und Rauch; entscheidend ist, um Kohl zu zitieren, was hinten raus kommt. Und dieses Ergebnis war mit Sicherheit nichts links. Zum Links-Sein gehört immer ein pazifistischer und internationalistischer Zug, den die Sowjetunion wenigstens in ihrer Rhetorik besaß. Die NSDAP dagegen war dezidiert national, sie verlangte Aufrüstung und das Recht des Stärkeren, der auf dem Schlachtfeld zu bestimmen war. Die Nazis lehnten außerdem jeglichen Egalitarismus, wie ihn die Linken pflegten, entschieden ab - mussten das ja, anders hätten sie kaum einen Führer in fast religiöser Verzückung anbeten können. Dazu kam der Anti-Marxismus, der ein starkes konstitutives Element der NSDAP war. Die populistischen Elemente in der Partei bedienten sich zwar der gleichen Forderungen wie die Linken, aber das alleine macht sie nicht links - dieser Irrtum allerdings auch dem ständigen Gerede von der "Sozialdemokratisierung der CDU" zugrunde. 

Steinbach schob aufgrund der Kritik einen weiteren "Beweis" für diese These hinterher:  
Wutgeheul abgeflaut? Biete Alternative: Kurt Schumachers These "Kommunisten sind rot lackierte Faschisten" gefällt euch Linken das besser?
Leider nannte Steinbach nur die eine Hälfte dieses historischen Fakts: nicht nur bezeichnete die SPD die KPD als Rotfaschisten, die Kommunisten schleuderten den Sozialdemokraten denselben Vorwurf entgegen. Zurück geht dieser auf die Änderung der KPD-Strategie von 1926. Damals wurde die Partei noch straffer auf Moskau ausgerichtet, als dies ohnehin der Fall gewesen war, und effektiv zu einer Außenstelle der KPdSU. Die Weisung aus Moskau war, den gefährlichsten Feind nicht im Faschismus beziehungsweise Nationalsozialismus zu sehen, und damit dem direkten ideologischen Gegner, sondern vielmehr im Reformismus der Sozialdemokratie. Die Bezeichnung der "rot lackierten Faschisten" stammte ebenfalls von diesen Moskauer Direktiven. Diese unverbrüchliche Feindschaft zwischen KPD und SPD, der sich übrigens auch die SPD nicht gerade unfreiwillig hingab, war einer der entscheidenden Faktoren beim Untergang der Weimarer Republik und führte zu so absurden Situationen wie der Zusammenarbeit von KPD und NSDAP beim Streik der Verkehrsbetriebe 1932 gegen die SPD und das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Zu einer Linkspartei macht die NSDAP nichts von alledem. 

Steinbach vertritt hier ein Geschichtsbild, das ich persönlich ablehne. Meiner Meinung nach simplifiziert es einerseits eine prägende Epoche des 20. Jahrhunderts viel zu sehr, andererseits relativiert es die Schrecken sowohl der Nazi-Zeit als auch des stalinistischen Terrors durch das undifferenzierte Zusammenwerfen etwa mit der DDR-Diktatur. Und zum Dritten besitzt sie auch keinen ernsthaften Erklärungsgehalt. Das soll nicht bedeuten, dass es sich um eine unzulässige Theorie handelt. Es mag eine Minderheitenposition sein, aber man kann sie vertreten; es ist kein Revisionismus im bösartigen Sinne. Ich hoffe allerdings, einige gute Argumente dagegen geliefert zu haben. Wenn nicht - die Kommentarsektion steht euch offen. 

49 Kommentare:

  1. Ich finde ja diesen "Provokation gelungen"-Tweet endpeinlich. Hatte was von Leuten in Foren, die irgendnen Blödsinn posten weil sie zu faul waren den ganzen Thread zu lesen, und sich dann mit einem "War nur Ironie!!11einself" rausreden wollen.

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  2. Ein sachlicher Beitrag, Stefan.
    Voraussichtlich wirst Du Dir vom alleinseligen Lager linker Hand den Vorwurf gefallen lassen müssen, Kommunismus und "real existierenden" Sozialismus rundweg abzulehnen. Dies offen zu sagen, ist in manchen Kreisen schließlich keine Selbstverständlichkeit...
    Ausnahmsweise muss ich auch einmal den Boulevard loben: Auf SpOn wurden ganz keck auch konservative Wissenschaftler wie Münkler zitiert, die über Steinbachs Links-Rechts-Verdrehung sowohl historisch als auch politisch nur den Kopf schütteln können. Wenn als Gewährsleute nur noch demente Greise wie Bahring übrigbleiben, sollte man einmal in sich gehen.

    Trotz aller Übereinstimmung mit Dir, dennoch ein Einwand:
    Wenn man von kontingenten* Ausbrüchen der Barbarei (wie der Vernichtung der europäischen Juden oder dem Holodomor) einmal absieht, die Totalitarismen stattdessen bloß als gesellschaftsphilosophische Entwürfe betrachtet, so lässt sich - im Sinne Poppers und Hayeks - anhand liberaler Maßstäbe hinsichtlich der Verwerflichkeit beider kein Unterschied mehr feststellen. Gehe ich von den grundlegenden Menschenrechten des Einzelnen aus, so sind linker und rechter Totalitarismus gleichermaßen menschenfeindlich und bekämpfenswert.
    Steinbach meint das insgeheim aber natürlich ganz anders: Für Ewiggestrige wie sie ist es, wie ich glaube, unerträglich, dass die eigenen Leute (ebenso wie auch die Liberalen) historisch (spätestens am 24. März 1933) versagt haben und nur die deutsche Sozialdemokratie beanspruchen kann, sich den Menschenfeinden beider Lager - vergeblich - entgegengestellt zu haben.** Damit ist jedoch die 'moralische' Waage zu Gunsten der (reformorientierten) Linken gekippt, so dass zwischen den Ideologien kein Gleichgewicht besteht: In Deutschland die Linke sich als tugendhafter hervorgetan und den moralischen Sieg davongetragen. Für Rechte, Nationalisten und Konservative wie Steinbach lässt sich gegen dieses Bewusstsein nur mit Verzerrungen, Täuschungen und dem Werfen von Scheiße angehen - wahrscheinlich nicht nur, um die anderen, sondern auch, um sich selbst zu belügen.


    *: Dies soll den Holocaust nicht als bloße Zufälligkeit relativieren, sondern lediglich darauf hinweisen, dass der Faschismus oder rechte Totalitarismus zwar eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung für die Ermordnung der Juden war.
    **: Für all jene, die jetzt rhetorisch fragen "Wer hat uns verraten?...", weise ich auf folgende Veröffentlichung hin (http://edoc.hu-berlin.de/humboldt-vl/winkler-heinrich-august/PDF/Winkler.pdf).

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  3. Da sind mir aber einige Müdigkeitsfehler unterlaufen: Jener demente Greis mit dem Erregtheitsspeichel in den Mundwinkeln schreibt sich "Baring" und "In Deutschland hat die Linke sich als tugendhafter hervorgetan". Bitte um nächtliche Nachsicht.

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  4. Einspruch. Wie immer bei diesen unsäglichen verkürzten links/rechts-Provokationen kommt es zum exzessiven Zelebrieren des un/bewussten Missverständnisses und des politisch-korrekten Spießertums. Dass Steinbach und Baring gleich eine "Theorie" oder "These" in Stellung bringen, ist übertrieben. Im Eifer des Gefechts - nach hitzigem Vorlauf - sind provokante Worte gefallen, die Laien verwirren und bekennende Linke reflexartig auf - teils heuchlerischen - Konfrontations- und Empörungskurs bringen. Steinbachs Äußerung war dumm (und trotz des hitzigen Wortwechsels kaum entschuldbar), und im weiteren zeigte sich, dass sie nichts sonderlich Fundiertes zur Verteidigung vorbringen kann. In ihrer Äußerung steckt gleichwohl mehr as nur ein Funken Wahrheit, sie ahnt es scheinbar, kann es aber nicht näher ausdrücken.

    Politisch links und rechts sind uferlose normative Begriffe und hängen von Definition und im besonderen von Prämissen ab. Im politischen Alltagssprech verwenden wir "links" je nach Zusammenhang idR stillschweigend mit einer gemeinsamen vagen Vorstellung (bei "rechts" ist das hingegen oft anders). Deutsche verwenden "links" sowohl in Hinblick auf eine politische UND wirtschaftliche Komponente. "links" ist die breite Richtung Kollektivismus / Sozialismus/Kommunismus / Marxismus, mit einem bekannten Fundament, das Politik und Wirtschaft gleichermaßen umfasst, viel intellektueller Hintergrund. "rechts" verwendet man hingegen fast ausschließlich in politischer Dimension (= im Sinne von Nazis), die wirtschaftliche Dimension von Rechten hat kein ebenbürtiges intellektuelles Fundament. Kluge rechte Vordenker gibt es nun mal praktisch nicht. Für Rechte stehen Dinge wie Nativismus/Nationalismus im Vordergrund, als plumper Ausdruck ihrer Systemkritik. Originäre wirtschaftliche Systementwürfe wie im Marxismus etc. sind für sie allenfalls nachrangig. De facto aber ist ihr "nationaler wahrer Sozialismus", den Rechte auch heute noch ausdrücklich propagieren, wirtschaftlich links. Die wirtschaftliche rechte Dimension ist kollektivistisch. Das ist Sozialismus mit Exklusivitätsdogma, exklusiv für die jeweils umfasste Gruppe. Kollektivismus ist die gemeinsame Schublade. Kollektivismus selbst ist auch uferlos, es kann unzählige Ausprägungen geben, von Verboten über Regulierungen.

    Wenn Frau Steinbach von linker NSDAP spricht, meint sie richtigerweise diese gemeinsame kollektivistische Basis und verengt den "Sozialismus"-Begriff keineswegs auf Marx, auf sog. klassischen Sozialismus. Sie mag die NSDAP mit Linken verGLEICHen, zu Recht, Herrgott nochmal. Sie stellt beide aber nicht auf die Ebene von DEMSELBEN. Das unterstellen ihr aber letztlich linke Kritiker, das kann man schön deutlich im JJB in nem comment nachlesen (K.S. um 20:43). Das Gleiche ist aber nicht dasselbe. Übernahme des Geldsystems, Preiskontrollen, Einheitsgewerkschaft, Arbeitszwang, soziale Wohltaten usw. Marktwirtschaft lief auf Sparflamme. Das alles attestieren mitunter selbst Linke - http://haskala-bayern.blogspot.com/2011/09/ellen-brombacher-die-kommunistische.html Dass die Wirtschaft der NS-Zeit kollektivistisch par excellance war, mit anderen Worten: "links", das ist keine krude These, pardon, das ist ein Faktum ... und wie soll ich sagen .. auch nicht ernsthaft bestreitbare herrschende Lehre. Was krude ist, sind solche abstrakten marxistischen Faschismustheorien, die unseriöserweise jetzt wieder bemüht werden.

    (Forts. folgt)

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  5. Fortsetzung ...
    In UK und vor allem USA ist diese komplexere Sicht auf "rechts" gegenwärtiger. Wenn dort Obama provokativ mit Hitler und Stalin verglichen wird, sind das insofern keine vereinzelten Irren, die von irgendwelchen Interessengruppen aufgeputscht werden. Nein, dort herrscht generell ein anderes und korrekteres Bild auf "rechts" und "links". Bei aller Unschärfe und begrenztem Nutzen von links/rechts-Einteilungen. "Links" ist nunmal ein uferloser Begriff. NS-Wirtschaft war links, damit muss man umgehen und braucht sich nicht angegriffen fühlen. Konkret die Kriegswirtschaft der NS-Zeit, über zentral gelenktes Privateigentum, bezeichnet man herkömmlich als Idealtypus von Staatskapitalismus, so hab ichs gelernt. Das ist aber was anderes als den Kapitalismus, den ich verteidige.

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  6. Abgesehen davon, dass es in Deutschland eine reiche Tratition rechter Intellektueller, rechter Gesellschaftsphilosophie, sowie Kultur- und Politikwissenschaft gab (wohlgemerkt "gab" - ), ist Ihre Einschätzung der nationalsozialistischen Wirtschaftsordnung als "kollektivistisch" schlicht falsch. Während die Arbeiterschaft institutionell gleichgeschaltet und die Industrie insgesamt politischen Zielen unterworfen wurde, durchlief die kapitalistische Struktur, verglichen mit Weimarer Zeiten, nur oberflächliche Veränderungen. Alle großen Konglomerate, Aktiengesellschaften, Familienunternehmen, Finanziers und Banken blieben - sofern sie nicht aus rassistischen Motiven enteignet wurden - vom vermeintlichen Kollektivismus unberührt. Was soll an einer Volkswirtschaft kollektivistisch gewesen sein, deren Struktur von Weimar über Berlin bis Bonn - außer durch Judenverfolgung und Kriegsfolgen - nahezu unberührt geblieben ist?

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  7. Nachtrag: Derjenige Kapitalismus, den Sie aus liberaler Sicht verteidigen, ist aber keineswegs "rechts".
    Der Liberalismus hat im Links-Rechts-Schema keinen Platz, da weder rechte noch linke Gesellschaftsentwürfe den Menschenrechten des Einzelnen in aller Folgerichtigkeit (wie sie der Liberalismus als unhintergehbare Grundlage beansprucht) gerecht zu werden im Stande oder gewillt sind.

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  8. @F
    Nein, da gibt es nun wirklich nichts rumzukritteln. Die Wirtschaft des NS steht nachvollziehbar nicht im Mittelpunkt bei der Betrachtung des Dritten Reichs. Sie ist aber umfassend abgehandelt, man kann nicht ernsthaft bestreiten, dass sie kollektivistisch war, mit weitreichenden und nicht nur marginalen Eingriffen. "Nahezu unberührt" ist ein Scherz, du machst dich lächerlich. http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_im_nationalsozialistischen_Deutschen_Reich Das sieht kein seriöser Historiker anders, so wage ich zu behaupten. Marxisten haben selbstredend ihre eigene Sicht der Dinge. Kollektivismus heißt schließlich nicht konkret Verstaatlichung, de-facto-Verstaatlichung und de-facto-Planwirtschaft über Kontrollen, Preisfestsetzungen, Gelddruckerei, Arbeitsdelegierungen etc. reicht aus. Das ist unterm Strich nichts anderes als bei Stalin, Chavez und in Nordkorea. Plus Sozialsysteme, die zu Arbeitszwang und Arbeitslagern führten. Da nehmen sich Stalin, Hitler, die DDR und Nordkorea nichts. Überall dasSELBE. Man kommt abstrakt leicht auf den falschen Trichter, wenn man die bloße Existenz von Kapital und ggf. Unternehmen mit Kapitalismus in Verbindung bringt. Als ob es im Sozialismus kein Geld gäbe. So kommt es zu diesen merkwürdigen Interpretationen, die DDR, die Sowjetunion oder Nordkorea seien staatskapitalistische Formen. Da herrscht heute noch Streit unter kommunistischen Gruppen bei uns. Die einen lieben Stalin, Kuba und Jong-Il. Für die anderen ist das kapitalistisch (sic!).

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  9. @Tobias Fuentes
    Man richtet den Blick auf die Wirtschaftspolitik der Nazis, blendet sonst alles aus und heraus kommt möglicherweise eine "linke" Partei. So eine Überraschung! Um sich jedoch ein Bild von einer Partei zu machen, bedarf es nicht nur eines einzelnen Punktes, nein, vielmehr muss man das Gesamtwerk betrachten um sich eine Meinung bilden zu können. Wenn man das Ganze natürlich noch weiter verzerren möchte, könnte man natürlich sein Augenmerk auf den Zeitraum als der Hitler-Stalin-Pakt noch galt, lenken um zu zeigen, dass Hitler und Stalin ja angebliche Verbündete waren. Dumm nur, dass die Geschichte einen in diesem Fall klar widerlegt, und das Bündnis kein ideologisches war sondern ein rein zweckmäßiges.

    Den Stempel haben sich die Nazis doch selbst mit folgendem aufgedrückt: Judenverfolgung/Ausländerhass und dies ist klar am rechten Rand zu verorten. Die Nazis waren rechts, auch wenn es teilweise linke Positionen gab, die sie ebenfalls vertraten, das macht sie aber noch lange nicht zu einer linken Partei.

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  10. @Markus
    So ist es ja. Und deshalb rege ich mich auch über Steinbach auf (mittlerweile wie immer aber weniger als über die linken Reaktionen). Wenn man sie schon als "linke Partei" bezeichnet (was keine akzeptable Verkürzung ist und eine misslungene Provokation), muss unmissverständlich deutlich werden, wie man das meint. Bei meinem Baring lasse ich das gerne durchgehen, er war so schön in Rage, benefit of the doubt. Aber bei Steinbach, und dazu diese dämliche Begründung nationalSOZIAL... ne, das geht gar nicht, das ist so plump. In Deutschland ist das ein No-Go. Deutsche verstehen das nicht und haben keinen Schimmer, dass trotzdem was dran ist. Im übrigen, hier ist auch ein schöner Kommentar, der das ähnlich sieht wie ich: http://meta.tagesschau.de/id/57706/steinbach-vergleicht-nationalsozialisten-mit-linken - vierter von oben, Grunzebär. In den USA ist "socialism" auch Hitler, die kennen und verwenden diese Begriffe nicht primär politisch, anders als wir. Die NS-Zeit war für sie zwar auch idR "far-right", aber so ambivalent sind diese Schlagworte eben. Wenn ich in deutschen Medien von Schwarz-Gelb als politisch rechts lese, rege ich mich ständig auf. Diese Begriffsverwendung ist unsäglich irreführend. Kaum ein Deutscher weiß was damit gemeint ist. Für den deutschen Michel heißt rechts Nazis, und nix anderes.

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  11. Wie hat Hitler die Selbstmordwelle in der Weinmarer Republik erklärt?

    Wie erklären uns einige 'Wirtschaftsjournalisten' die Selbstmordwelle in Griechenland?

    War Goebbels links, als er 'Das Frühstücksei auf dem Tisch des kleinen Mannes' zu einem der Kriegsziele erklärte?

    Welches vertrauen hatten die Menschen in die Marktwirtschaft, den Kapitalismus, den technischen Fortschritt wenn Eroberungskriege als die plausiblere Lösung für die Entwicklung aus der Armut klangen?

    Welchen Verbindungen sind zur heutigen Ideologie des 'totalen Marktes' zu sehen?

    usw.

    Welcher Jugendlicher kann sich da noch einfühlen und VERSTEHEN!

    DESHALB HABEN ES DIE BARINGS SO LEICHT!

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  12. @Stefan Sasse

    Sehe es ganz genauso.

    Übrigens, am besten gefiel mir der Satz von dir "[...]Aber Namen sind Schall und Rauch; entscheidend ist, um Kohl zu zitieren, was hinten raus kommt´[...]"

    Die DDR als Beispiel heißt ausgeschrieben "Deutsche Demokratische Republik", und darüber, dass diese autoritäre Diktatur keine Demokratie war brauche wir uns nun wirklich nicht zu streiten ;-)

    Übrigens, die Totalitarismusthese ist auch aus modernen Gründen nur heuchlerisch - Während nämlich Merkels CDU/CSU/FDP-Regierung gegen Linkspartei & Co. hetzt - von wegen Totalitarismus, und Nazis = Sozialisten, tingelt Merkel höchstselbst in die Volksrepublik China, um mit dieser mörderischen, totalitären Diktatur (ja, so sehe ich China weil es dort Arbeitslager für Dissidenten, und Todesstrafe für geringste Vergehen gegen den Staat - siehe Amnesty International - gegen soll) Geschäfte anzubandeln.....

    ...von einer Reise nach Vietnam ganz zu schweigen, als damals die Glückwunschgrüße nach Kuba durch die Linkspartei kritisiert wurden, dass auch ein bekannter Fall für Amnesty International ist - aber eben nicht wegen Antikommunismus.

    China und Vietnam sind totalitäre Janusgesichter - Soll heißen: Wirtschaftlicher "Liberalismus", aber ansonsten mörderische, politische, totalitäre Diktatur der kommunistischen Sorte.

    Doppelmoral bei Steinbachs Parteifreunden, und Kanzlerin eben.....

    Gruß
    Bernie

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  13. Ergänzung:

    Sorry, nur noch folgendes: Hitler hatte kein Geld, um seine Partei zu finanzieren, und der sozialistische IG-Farbenkonzern spendete einige Millionen, wenn nicht sogar Milliarden, an die NSDAP - VOR 1933, und da ging es dann aufwärts - alles nachzulesen in diesem Buch "Weltkonzern und Kriegskartell: Das zerstörerische Werk der IG Farben", Autor der englische Journalist Dairmuid Jeffreys.

    Tja, so sieht's aus, und davon soll die Dauerberieselung Rot = Braun wohl ablenken.

    Gruß
    Bernie

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  14. Wirtschaftliche Not und Tod durch Ideologie:

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1664891/

    Wie ist es aktuell?

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  15. Hmpf, ich hatte den folgenden Kommentar im Geschichtsblog geschrieben; hier ist die Diskussion schon etwas weiter ...


    "Trotzdem fehlt der Sowjetunion die letzte Eskalationsstufe, die Nazi-Deutschland spätestens mit dem Kriegsausbruch erklomm: die planmäßige Vernichtung einer kompletten Volksgruppe aus ideologischen Motiven, die mörderische, kriegerisch nach außen gerichtete Gewalt."

    Ich finde schon, dass es mehrere Versuche "Linker" gegeben hat, komplette Voklsgruppen zu vernichten. Hervorheben kann man da den mehrfach angesprochenen Stalin:
    Das Massaker von Katyn kann man als Versuch ansehen, den großen Teil der "Kaste" der polnischen Intelligenz zu vernichten, wenn man so will.
    Stalins "Säuberungen" richteten sich auch gegen ganze Volksgruppen, zum Beispiel die "Entkulakisierung".
    Wenn ich es richtig verstanden habe, sehen die Ukrainier die von Stalins Schergen (aus ideologischen und politischen Gründen) durchgeführte Zwangskollektivierung, die zu einer grauenhaften Hungersnot in der Ukraine mit mehreren Millionen Toten führte, als Versuch, ihr einstmals relativ reiches Land unter die Knute zu kriegen - so könnte man auch hier von systematischer Vernichtung sprechen.
    Ich denke, der große Unterschied zwischen der NS-Diktatur und dem Stalinismus ist, dass der Hass sich gegen verschiedene Arten von "Gruppierungen" richtet. Während es bei der NS-Ideologie genetische, "rassische" Hintergründe waren, waren es bei den Linken immer "ideologische" Hintergründe. Pauschalisiert, Menschen grob in Gruppierungen, Schubladen gesteckt, und danach erbarmungslos geurteilt haben beide extremistischen Ideologien.


    Daher bin ich der Meinung, dass man NS-Deutschland und z.B. den Stalinismus vom Grauen her sehr wohl miteinander vergleichen kann.

    Die Diktatur der DDR spielt da tatsächlich in einer ganz anderen Liga, da stimme ich dir zu ...

    Andere Beispiele für (zumindest dem Namen nach) "linke" Diktatoren, die während ihrer Herrschaft aus ideologischen Gründen über Millionen Leichen gegangen sind, sind Mao Tze Tung und insbesondere Pol Pot.
    Auch diese beiden haben Millionen Menschen quasi mit einem Merkmal versehen und dann ermordet. In diesem Fall war es dann nicht "Rasse", sondern "Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur" oder "Bildungsgrad".

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  16. @Bombasstard

    Das "Schwarzbuch Kommunismus", der Ex-Maoisten Stephane Courtois und Nicolas Werth, hast du gründlich studiert - Ebenso wie ich. Dort wird all das erwähnt, was du hier schreibst, aber eben unter dem ideologischen Vorbehalt von Ex-Kommunisten/Sozialisten, die ihre Ideologie so verabscheuen, dass die sogar die Lüge vom "Gasmord durch Stalins Schergen" (z.B. Robert Gellately, der dies behauptet) erfinden würden, um ihre Thesen zu belegen.

    Die schlimmsten ideologischen Feinde, dass belegt das Buch "Schwarzbuch Kommunismus", ebenso wie sämtliche .....ismen, sind eben die einstigen ideologischen Freunde, und "geläuterte" kapitalistisch-marktradikalen Wendehälse - gilt übrigens für jede Ideologie, egal ob Kommunismus/Sozialismus oder Faschismus/National"sozialismus".

    Als jemand der als Ergänzung noch das "Schwarzbuch Kapitalismus" des dt. Philosophen und Schriftstellers bzw. Kapitalismuskritikers Robert Kurz gelesen habe kann ich nur sagen, wenn man Todeszahlen miteinander aufrechnet, dann sind "Kommunismus/Sozialismus" und "Kapitalismus/Faschismus" durchaus vergleichbar, dass stimmt, aber die Shoa, der Holocaust an den Juden Europas, ist und bleibt ein kapitalistisches Verbrechen, dass durch Zyklon B eines Großkonzerns namens IG Farben erst möglich wurde.

    Wieso ist IG Farben wohl verboten worden, und waren die Konzernbosse in einem Nachfolgeprozeß der NS-Verbrecherprozeße vor Gericht als NS-Kriegsverbrecher?

    Gruß
    Bernie

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  17. @Bernie:
    Nein, dieses Buch habe ich nicht gelesen (auch wenn ich den Titel kenne); ich muss zugeben, dass das, worauf ich da aufzähle eher fragmentiertes Wissen aus verschiedenen Büchern, Zeitschrifte (und ja: Online-Quellen wie Wikipedia) ist. Bin kein Historiker und beschäftige nur nebenbei mit solchen Themen ...

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    1. Kannst du hier lesen...

      http://exit-online.org/textanz1.php?tabelle=buecher&index=2&posnr=6&backtext1=text1.php

      Ist ONLINE frei zugänglich

      lg. Micha

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  18. "Das unterstellen ihr aber letztlich linke Kritiker, das kann man schön deutlich im JJB in nem comment nachlesen..." (Tobias Fuentes, 04:53)

    Der Fuentes missbraucht diesen Blog wieder, um seine Hetze gegen alles Linke und im Speziellen gegen den Jacob Jung Blog zu führen.

    der Herr Karl

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  19. @Bombasstard

    "[...]Bin kein Historiker und beschäftige nur nebenbei mit solchen Themen ...[...]"

    Aha? Na denn würde ich es aber, an deiner Stelle, dringend einmal nachholen ;-)

    Amüsierter Gruß
    Bernie

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  20. Bernie, ich hab deine abstrusen Übertreibungen zum finanziellen Hintergrund der NSDAP schon andernorts gelesen. Ich kenne das Jeffreys-Buch nicht und ahne, dass du seine Aussagen weit überdehnst. Wenn nicht, steht Jeffreys weit ab von der wissenschaftlichen Forschung. Es ist geklärt, dass der NS nicht durch finanzielle Unterstützung der Wirtschaft an die Macht kam. Nicht primär durch finanzielle Mittel, so unbedeutend diese waren und so zaghaft diese flossen. Hitler war nicht der Mann der Wirtschaft. http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Findustrie_und_Aufstieg_der_NSDAP Speziell deine IG Farben konnte für Hitlers Aufstieg nicht unbedeutender sein. Sie waren mit 400.000 RM an der fehlgeschlagenen Industrielleneingabe beteiligt. Hier ist nichts mit Millionen oder Milliarden vor 1933, das ist lächerlich. Sie profitierte vielleicht nach der Machtübernahme durch Vergünstigungen in Millionenhöhe. Nun, dass Machthaber und Regierungen in ihrer Machtfülle mit Unternehmen klungeln, ist nichts Neues und nichts exklusiv Kapitalistisches. Nochmal: Geld gibt es auch im Sozialismus. Gaddafi, Chavez, afrikanische Führer und co bauen ihre Macht auf Einnahmen aus der Wirtschaft, aus Rohstoffen. Ohne sie wären sie ein Nichts und könnten sich nur mit Gewalt oben halten. Ob man verstaatlicht oder stattdessen nur zentral lenkt, spielt als Machtfundament keine Rolle. Je nach Gusto. Links tendiert man zur Verstaatlichung, ja, das Gleiche ist ja auch nicht dasselbe. Aber Diktatur bleibt Diktatur.

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  21. @Bernie

    Hitler erhielt vom bekennenden Antisemiten Ford (Automobil-Ford, USA) Millionen, womit Hitler seine Wahlpropaganda finanzieren und schliesslich an die Macht kommen konnte. Die Amerikaner wissen, dass eine Partei für einen Wahlkampf viel Geld benötigt.

    der Herr Karl

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  22. Hier mal was der SPIEGEL dazu schreibt:

    "[...]02.02.2012
    Steinbach-Eklat auf Twitter
    "Die Nazis waren eine linke Partei"
    Von Yassin Musharbash[...]"

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812950,00.html

    ...so abstrus sind meine Thesen wohl gar nicht wie gewisse Höhlenbewohner hier meinen...*grins*

    Amüsierte Grüße
    Bernie

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  23. @Der Herr Karl

    Über "Hitlers Freunde in den USA" gibt es ja auch Literatur zuhauf.

    Hier sind wir wohl einer Meinung?

    Die "Eliten" damals, wie heute, sind eben selbst bekennende Faschisten, und davon will Steinbach mit ihrer Twitter-Diskussion ablenken.

    Übrigens, die Linkspartei warnt Israel vor einem Angriff auf den Iran - diese alten Antisemiten - Glaubst du nicht, Guckst du hier:

    "[...]48. Münchner Sicherheitskonferenz
    De Maiziere warnt Israel vor Angriff auf den Iran[...]"

    Quelle und kompletter Text:

    http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/48-muenchner-sicherheitskonferenz-de-maiziere-warnt-israel-vor-angriff-auf-den-iran_aid_710192.html

    ...man stelle sich nur vor ich hätte recht behalten, die Springer-Presse würde Lafo als Antisemiten beschimpfen, aber so ist es eben nur einer der Neuen Rechten aus CDU/CSU-Kreisen gewesen ;-)

    Amüsierter Gruß
    Bernie

    PS: Steinbach hat im SPIEGEL-Text auch einen NPD-Facebook-Freund angegeben ;-) Wovon will die also ablenken?

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  24. @F

    Das Dritte Reich unter dem Diktator Hitler war zu 100% Faschismus. Russland unter dem Diktator Stalin war ebenfalls zu 100% Faschismus. Mit links/rechts-Einteilungen kommt man also nicht weiter.
    Eine Plutokratie mündet ebenfalls in 100%-igem Faschismus.

    der Herr Karl

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  25. @Bernie

    Ich glaube, wir sind und jeweils nur bei der Atheismusfrage jeweils nicht einig.

    Gruss
    der Herr Karl

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  26. @der Herr Karl

    Kann sein, aber ich glaube nicht, dass Stalin ein Faschist war, denn ansonsten hätte es Hitlers Überfall auf die Sowjetunion nie gegeben - Stalin war ein autoritärer Kommunist, und ich halte da fein säuberlich auseinander Kommunist ist Kommunist und Faschist ist Faschist....

    Wäre es anders, dann wäre uns wohl der Spanische Bürgerkrieg erspart geblieben, wo Stalins Schergen gegen Faschisten und Anarchisten gekämpft haben.....

    Meine Ansicht dazu ;-)

    Amüsierte Grüße
    Bernie

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  27. Ergänzung:

    Ich seh's hier wie die erwähnten Historiker im oben erwähnten SPIEGEL-Bericht:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,812950,00.html

    Gruß
    Bernie

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  28. @Tobias: Klar kommt es darauf an, wie man links und rechts definiert. Da aber Steinbach das nicht vorher getan hat, muss sie die allgemein anerkannten Definitionen hernehmen. Und wo SPD, LINKE und Grüne als "links" bezeichnet werden, hat die NSDAP in der Zuschreibung wenig Raum - die NPD ist auch kollektivistisch und wird von niemandem als links bezeichnet. Du hast Recht, dass es Ähnlichkeiten gibt; da muss man aber deutlich trennschärfer mit Begrifflichkeiten umgehen, als Steinbach das hier getan hat.

    @Bombasstard: Ja, unter Stalin gab es beständige Massentötungen. Es gab aber kein strategisches Bestreben, vergleichbar mit dem Deutschen, etwa die polnische Intelligenz auszulöschen. Es war viel erratischer, je nachdem, wofür sich Stalin gerade interessierte. Wenn er etwas tot sehen wollte, wurde es getötet, aber im NS-Deutschland arbeitete eine ganze Bürokratie einen Plan ab - in der SU eher nicht.

    @Bernie: Diese ganzen Theorien von den mächtigen Wirtschaftsinteressen, die angeblich hinter Hitler stehen, haben SPD und KPD schon in den Wahlkämpfen der 1930er Jahre benutzt. Richtiger wird es dadurch nicht. Ja, IG Farben und andere haben massiv Hitler unterstützt und von seiner Herrschaft profitiert; das sagt aber nicht, dass Hitler ein Agent von IG Farben war.

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  29. @Stefan Sasse

    "Diese ganzen Theorien von den mächtigen Wirtschaftsinteressen, die angeblich hinter Hitler stehen..."
    "Ja, IG Farben und andere haben massiv Hitler unterstützt..."

    Nicht dass ich dir einen Widerspruch unterstellen möchte, aber wie war das nun mit FORD?

    der Herr Karl

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  30. Was soll mit dem sein? Und warum steht er in Großbuchstaben? ^^

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  31. Wie siehst du es (als Historiker) mit der Unterstützung von Ford an Hitlers NSDAP?

    (Grossbuchstaben waren nur wegen der Betonung)

    der Herr Karl

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  32. Ähnlich. Ich denke nicht, dass es irgendwelche Erklärungsansätze liefert.

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  33. Ich meine, eigentlich waren die Begriffe links und rechts vor dem Aufkommen der faschistischen Bewegungen ziemlich klar und eindeutig: links stand für fortschrittlich, freigeistig, egalitär(sozial), dagegen stand rechts für konservativ/reaktionär, autoritär und elitär. Mit der modernen Massendemokratie tauchte nun das Phänomen auf, dass eine Bewegung mit eigentlich klar rechten Zielen sich in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht teilweise linker Programmpunkte und vor allem linker Rhetorik bedienen musste, um die Volksmassen zu erreichen. Das ist aber meiner Meinung nach schon alles, was den Faschismus und Nationalsozialismus links erscheinen lässt. Ebenso sind die Begriffe natürlich auch unklar geworden durch die Entwicklung von Bewegungen mit linken Zielen zu einer autoritären und elitären Praxis. Also wären nach dem ursprünglichen Verständnis im Endeffekt beide "totalitären" Systeme rechts. Manche Vertreter der Totalitarismustheorie wollen den Totalitarismus nun aber als solchen als links definieren, d.h. dann alle fortschrittlichen emanzipatorischen Bestrebungen als im Kern totalitär denunzieren und dagegen in atemberaubender Geschichtsfälschung die traditionelle Gesellschaftsordnung - ohne dabei irgendeinen Unterschied zwischen bürgerlicher und feudaler Ordnung zu machen - zum Garant von individueller Freiheit und Demokratie erheben.

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  34. Ich empfehle auch meine kleinen Geschichte des Liberalismus, Konservativsmus und Sozialismus drüben im Geschichtsblog.

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  35. Hier werden aufgrund einer beiläufig getwitterten Provokation während einer aufgehitzten Wortschlacht Schlüsse gezogen und ihr Worte und "Theorien" in den Mund gelegt in einem Ausmaß, das sich verbietet. 'nach Steinbachs Logik müsste man ... dies und das'. Unfug, man müsste gar nichts. Die Unterstellungen sind nicht nur übertrieben, die Diskussion ist ein Streit um des Kaisers Bart. Sollte es so sein, dass sie pauschal jedes Unrechtsregime in "denselben" Topf wirft (tut sie das? also ich wüsste nicht), ungeachtet ihrer Dimensionen (oh weh!), ja du liebes Bisschen, dann soll sie das machen. Welche "Totalitarismustheorie" benutzt sie denn (wenn man schon unterstellt, dass sie überhaupt eine benutzt), und was maßt ihr euch an eure Theorie für maßgeblich zu halten? Steinbachs Theorie sei eine "Minderheitenposition" geblieben. Ach ja, welche ist denn die herrschende? Also ich sehe da keine. Je nachdem, welche Prämisse man setzt, kommt man zum gewünschten Ergebnisse. Ein unsinniger Streit. @Sebastian, welche Vertreter wollen den Totalitarismus per se "als links" definieren? Ich stecke nicht so tief drin, wüsste aber niemand.

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  36. @Tobias: Ich denke dabei konkret an die Autoren von "Politically Incorrect", "Achse des Guten", "eigentümlich frei" und ähnlichen Publikationen. Dort ist diese Denkfigur ziemlich maßgebend. Es ist vielleicht etwas gewagt, hier von Vertretern einer Theorie zu sprechen, aber jedenfalls operieren sie ganz wesentlich mit dem Begriff des Totalitarismus und sie erreichen ein größeres Publikum, daher meine ich kann man es so sagen.

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  37. Sebastian
    Zunächst mal, wer nimmt PI ernst? Niemand. Deren relative 'Popularität' speist sich aus ihrer übertriebenen Islam-Aversion. Ob, dass und was sie sich da zusammenbasteln (was ich ohnehin erstmal bezweifle), ist ja wohl legitim.
    Keineswegs verkürzt ef so wie du es unterstellst. Sie benennen vielleicht die Tatsache, dass die NS-Zeit kollektivistisch war. Über die Nazis und deren Politik hat schließlich schon Mises hergezogen. Mit Blick auf die linksgerichtete Ökonomie. Aber doch nicht auf die politische Verortung. Keiner denkt so eindimensional. Sich auf ein bloßes Links-Rechts-Schema einzulassen und Nazis links zu verorten, auf den Gedanken käme man nicht im Traum. Gegenteilige Vorwürfe sind übertriebener Popanz. Ist der Apfel eher ein Radieschen oder eine Melone? Ist die NSDAP links oder rechts? SO eine blöde Frage stellt sich niemand, auch nicht Steinbach, davon gehe ich aus.

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  38. Nur als Info.

    Die IG Farben hat Milliarden Reichsmark an Steuern hinterzogen.

    Das Geld floss in die Schweiz.

    Dies war die Geburtsstunde der UBS.

    Glaubt jemand ohne Rückendeckung von ganz oben hätte die IG Farben dies gekonnt.

    Es war ein zutiefst korruptes System.

    UND ENTGEGEN ALLER PROPAGANDA.

    Hitler war einer der reichsten Männer Deutschlands lange vor 1933.

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  39. "[...]@Bernie: Diese ganzen Theorien von den mächtigen Wirtschaftsinteressen, die angeblich hinter Hitler stehen, haben SPD und KPD schon in den Wahlkämpfen der 1930er Jahre benutzt. Richtiger wird es dadurch nicht. Ja, IG Farben und andere haben massiv Hitler unterstützt und von seiner Herrschaft profitiert; das sagt aber nicht, dass Hitler ein Agent von IG Farben war.[...]"

    Aha? Dann lügt also der britische Historiker den ich hier zitiere? Lieber Stefan Sasse, bevor du so etwas schreibst solltest du den Schinken "Weltkonzern und Kriegskartell: Das zerstörerische Werk der IG Farben von" von Diarmuid Jeffreys erst einmal gelesen haben. Mir ist übrigens nicht bekannt, dass dieser britische Historiker in der dt. SPD oder der dt. KPD ist - er ist, soviel ich weiß jüngeren Jahrgangs, und war damals noch gar nicht geboren.

    Hier mal eine Faz-Rezension zum Buch "[...]Diarmuid Jeffreys: Weltkonzern und Kriegskartell
    Der Sündenfall der deutschen Chemie
    15.06.2011 · Weltherrschaft durch Forschung, Massenvernichtung durch Fabrikarbeit: Der englische Journalist Diarmuid Jeffreys beleuchtet die dubiose Geschichte der IG Farben und ihren „faustischen Pakt“ mit dem deutschen Staat[...]"

    Quelle und ganzer Text:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/diarmuid-jeffreys-weltkonzern-und-kriegskartell-der-suendenfall-der-deutschen-chemie-1657336.html

    Gruß
    Bernie

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  40. Ich zweifle überhaupt nicht am Dreck, den die IG Farben tonnenweise am braunen Stecken hat. Ich bezweifle, dass dieses Wissen zum Verständnis der Entwicklung des 3. Reiches essentiell ist.

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  41. Noch was:

    Ich weiß schon warum ich mich auf "linke" Historiker, und angelsächsische Historiker verlasse - die (Neo-)Konservativen, und Neu-Rechten, dass wußte der längst verstorbene Historiker Sebastian Haffner schon in den 90er Jahren sind rechtsideologisch, und betreiben auch in dieser Sicht Historienforschung:

    Ideologisch verblendet, eben.....

    ...Baring, Götz Aly, Guido Knopp, David Irving & Konsorten sind da gute Beispiele für....

    ...ich halte mich da eher an Moshe Zuckermann, Heinrich August Winkler, Diarmund Jeffreys und andere kritische, und ehrliche, Geschichtsschreiber....

    Gruß
    Bernie

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  42. @Stefan Sasse

    Danke für die Klärung, und solltest du einmal Zeit haben dann empfehle ich dir wirklich einen Blick in das Buch von Diarmund Jeffreys - allein schon der Buchdeckel - Hitler mit aufgehaltener Hand, der von oben Geldscheine in seine Hand gedrückt bekommt spricht Bände....

    ...da du des Englischen mächtig bist empfehle ich dir das Buch in englischer Sprache zu lesen....

    Gruß
    Bernie

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  43. Ich kenn das Bild, darauf bezog ich mich einige Posts weiter oben - Wahlwerbung der Linken damals (ka ob das SPD oder KPD war), Bildunterschrift IMHO "Millionen stehen hinter mir" oder so was. Ich bezweifle, dass ich aktuell dazu komme, aber ich behalts im Hinterkopf.

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  44. Frau Steinbach hat heute auf die Frage, wer die "NDSAP links einschätzt" folgendes erwidert: https://twitter.com/#!/SteinbachErika/status/165751421457801217 - Joachim Fest und Rudolf Augstein. Bei Fest geht es hierauf zurück: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/09/27/a0148 taz-Artikel 2003
    Ich kann kaum glauben wie Intellektuelle Dinge vermengen, die - ausnahmsweise - nicht zu vermengen sind. Er fragt tatsächlich nach der "politischen" Verortung: Hitler "hat keine Produktionsmittel verstaatlicht (...) Tatsächlich hatte Hitler einen weit klügeren Einfall (...) [er] sozialisierte, in eigenen Worten, 'nicht die Betriebe, sondern den Menschen'. Auf diese Weise hat er politisch, wirtschaftlich und sozial viel bewunderte Erfolge erzielt".

    Fest will mehr Gemeinsamkeiten Hitlers "mit dem Totalitarismus Stalins ... als mit dem Faschismus Mussolinis" sehen, was aber nicht näher ausführt. Fest geht konkret mehr auf den Menschenunrechtsgehalt hinaus, die die Systeme Stalins und Hitlers gemein hätten, im Unterschied zu Mussolini? Grenzt Fest Totalitarismus und Autoritarismus ab? Sieht er Mussolini "nur" als autoritär an? So, Fest vermengt wirtschaftliche mit politischen/gesellschaftlichen Komponenten. Das geht so aber nicht, irgendwo muss man das trennen (können). Eine Unterscheidung Totalitarismus/Autoritarismus ist eine sehr spitzfindige mit einem Abgrenzungsmerkmal, das wenig bzw. nichts mit links/rechts zu tun hat. "Faschismus" ist eine nichtssagende tautologische Zusammenfassung von dem, was man als rechts-nationalistisch einordnet, primär Mussolini und seit jeher auch Hitler. Bei Hitler und Mussolini wird neben der Einordnung als totalitär/autoritär konkret um eine wirtschaftliche / wirtschafts-organisatorische Frage gestritten: Korporatismus http://de.wikipedia.org/wiki/Korporatismus
    Ich halte diese "versuchte" Unterscheidung ebensowenig maßgeblich. Das sind Spitzfindigkeiten, die nichts bringen. Man kann das auf die Spitze treiben: http://rationalrevolution.net/images/policomp5.gif aber ich habe noch nicht ansatzweise begriffen, was der Nutzen sein soll. In jedem Falle, ist die Korporatismus-Frage vor allem eine wirtschaftliche.

    Es bleibt, wer die NSDAP "als links" einordnend neben Stalin stellt, weiß nicht, kann sich nicht richtig artikulieren.

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  45. Doch, er geht, er endet bloß bei 0148: http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/09/27/a0148 - War Adolf Hitler ein Linker? (27.09.2003) Verlinkt auch in wikipedia im Nationalsozialismus-Eintrag, Fn 50.

    Im übrigen, was ich seit gestern noch sagen wollte ... im zitierten spOn-Artikel, wenn Heinrich August Winkler angeführt wird, der die NSDAP "als die rechteste Partei, die es je gegeben hat" bezeichnet, weil sie insbesonders so "antimarxistisch war". Das ist genauso ein Non-Argument. Ja natürlich war die NSDAP nicht marxistisch. Aber was ist Marxismus? Ein gesellschaftlicher wie wirtschaftlicher Systementwurf, der als Einheit wahrgenommen wird. NS hat kein solches intellektuelles Fundament. Gleichwohl basiert der NS auf pro-Arbeiter- und pro-sozialistischen/kollektivistischen Elementen. Man kann das Rad schließlich nicht ständig neu erfinden. NS ist anti-kapitalistisch, oder wenn man eher hören will, anti-liberal. (Im politischen Spektrum am weitesten voneinander entfernt sind iü die Wähler der FDP ggü denen der NPD, dem wurde irgendwo auch mal nachgegangen.) Und du warst in deinem Beitrag der Meinung: "Die Nazis lehnten außerdem jeglichen Egalitarismus, wie ihn die Linken pflegten, entschieden ab". Was immer du dabei im Sinn hattest, das trifft natürlich im entscheidenden Sinne eben nicht zu: Gleichschaltung durch und durch. Wenn ola im SF versucht den NS auf die kapitalistische Schiene zu ziehen etwa mit dem Argument Gewerkschaften seien zerschlagen worden ... ja warum denn? Weil sie überflüssig waren, wenn sie durch eine Zwangs-Einheitsgewerkschaft ersetzt wurden. Bis etwa 1936 ging es den Leuten schlecht insb. durch Inflation bei Nahrungsmitteln. Dann kam die Preisüberwachung, das Gelddrucken und künstliche Jobbooms. Die gleichen Probleme und die gleichen Ansätze hat heute Chavez in Venezuela.

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  46. Das Problem bei Fest sehe ich darin, dass er das "linke" hauptsächlich in der revolutionären Natur der Nazis verortet. Aber das ist doch kein Widerspruch. Klar hat er Recht damit, dass der NS mehr mit Stalins Terrorregime als mit Mussolinis Faschismus gemein hatte, was seine Ausrichtung aufs Gesellschaftsbild angeht. Aber das ist doch wesentlich zu kurz gesprungen. Genau aus diesem Grund lehne ich ja auch die Bezeichnung "Faschisten" für die Nazis ab.
    Die Nazis sind deswegen nicht links, weil links sein einen pazifistischen und internationalistischen Zug voraussetzt - wenigstens ideologisch in der Rhetorik. Genau das aber ist bei den Nazis nicht der Fall, und da sind sie dem Faschismus wiederum sehr nahe. Sie denken in völlig anderen Kategorien.
    In manchem sind sie Stalin näher als Mussolini. In manchem Mussolini mehr als Stalin. Und in manchem niemandem.
    An dieser Stelle kurz noch eine Art Werbe-Teaser: über die nächsten Wochen veröffentliche ich im Geschichtsblog weitere Teile meiner Ideologiegeschichte; diese werden sich denn auch mit Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus beschäftigen und diese Themen breiter und ausführlicher diskutieren. Stay tuned. :)

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  47. "weil links sein einen pazifistischen und internationalistischen Zug voraussetzt" ... wer setzt das voraus? Wir alle, stillschweigend, wenn wir von etwas innerhalb dieses abstrakten links-rechts-Schemas sprechen. Beide Attribute haben gesellschaftlichen Hintergrund, weniger wirtschaftlichen. Das Pendant zu links-internationalistisch ist rechts-nationalistisch. In diesem Rahmen bewegen wir uns. Wir verwenden das Links-Rechts-Schema nicht in wirtschaftlicher Hinsicht, bei den Amis ist das schon anders, dort ist rechts nicht sofort mit Nazis besetzt, dort kommen (vermutlich sogar primär) Kollektivismus-Individualismus in den Sinn.

    Aus diesem (deutschen) Rahmen kann sich eine Frau Steinbach oder ein Herr Fest nicht einfach so verabschieden, ohne zu erklären was, warum und wieso. Eine abstruse Fest'sche Erklärung ist nicht weniger fehl am Platz als eine fehlende Erklärung einer Frau Steinbach.

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