Mittwoch, 22. Juli 2009

Kommentierte Fundstücke

Aus aktuell akutem Zeitmangel gibt es nur einige Fundstücke. Ich versuche trotzdem halbwegs qualifizierte Kommentare abzulassen :)

Man sollte es kaum glauben, aber Jörges ist in der Lage, vernünftige Dinge zu sagen. Er hat sich unter dem Eindruck der aktuellen Bahnkrise in Berlin vom Börsengangsbefürworter zum -gegner gewandelt und prangert schonungslos die Bahnpolitik an.

Im Interview mit Paul de Grawe zeigt die FAZ, dass sie doch ein kleines bisschen wirtschaftlichen Restverstand behalten hat, auch wenn einige ihrer Fragen herzzereißend naiv sind. Beispiel gefällig? "Grawe: Ich bin auch kein Anhänger des Schuldenmachens. Kein Zweifel, die aktuellen Staatsschulden und -defizite sind auf Dauer nicht tragbar. Einige Industrienationen weisen inzwischen Haushaltsdefizite von mehr als 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf. Schön ist das nicht. Aber derzeit gibt es einfach keine sinnvolle Alternative. FAZ: Wie wäre es mit Sparsamkeit?"

Der Spiegelfechter beschäftigt sich mit der katastrophalen Situation der Flüchtlinge und der Abwehr derselben an der "Festung Europa". Ich finde es eh merkwürdig, dass die ganzen selbst ernannten Sittenwächter, die sonst bei jeder nur ein bisschen nach Nazi riechenden Analogie aufschreien, den Begriff von der "Festung Europa" so unbesehen hinnehmen. Allgemein sind die Praktiken der EU in dem Bereich echt verabscheuungswürdig.

In einem ganz und gar ungewöhnlichen Artikel beschreibt die SZ das Problem, dass reich immer nur die anderen sind. Am Beispiel Schickedanz zeigt der Artikel auf, wie die Debatte über Steuergerechtigkeit dadurch erschwert war.

Eine ganze Reihe Artikel stößt gerade Steinbrück vom unverdienten Thron. Nachdem man diesen inkompetenten Stammtischbrüllaffen jahrelang in den Himmel gelobt hat, tut man nun so, als hätte man schon immer gewusst, was für ein Trottel er in Wirklichkeit ist. Das ist prinzipiell eine eklige Attitüde der Medien, aber sie passt in die Zeit. Dass es ausgerechnet im Wahlkampf passiert, in dem man seinen direkten Konkurrenten Guttenberg nun hochschreibt, hinterlässt außerdem einen deutlichen Geschmack, besonders, weil Guttenberg mindestens genauso unfähig ist und nur den "Vorzug" mitbringt, ein reicher BWL-Schnösel zu sein. Entsprechende Artikel gibt es beispielsweise in der FTD, themenverwandt in der SZ und, wenig überraschend, in der jW. In der SZ bekommt Steinbrück die Gelegenheit, sich zu rechtfertigen - mit einer echt ekelerregenden Attitütde, die die NDS ausführlich analysieren und die echt zum Brechreizerregen taugt.

In Kiel ist ja bekanntlich die Große Koalition gebrochen. Nachdem man anfangs in lang erprobtem journalistischem Beißreflex die SPD verantwortlich gemacht hat, ist jetzt langsam rausgekommen, dass CDU-Oberbiedermann Carstensen gelogen und massiv Dreck am Stecken hat. Nicht dass die SPD sich allzu sehr mit Ruhm bekleckert hätte. Schön zu sehen ist hier der anfängliche Beißreflex, hier die Erkenntnis der Lüge und hier fundierte Informationen zum sachlichen Hintergrund.

Die Bundesbank hat die Rente mit 69 gefordert. Ich könnte jetzt erklären, warum man denen echt mal den Vorderschädel auf ihre Mahagoni-Tischplatte hauen dass sie Vernunft annehmen, aber das hat ausgerechnet Claus Hulverscheidt schon getan. In seinem Artikel stellt er aber leider die absolut dumme Behauptung auf, dass die Idee vernünftig und notwendig wäre. Das zeigt, dass er leider immer noch nicht verstanden hat und die großen Leitlinien der gescheiterten neoliberalen Lehre noch eine Weile bestehen werden.

4 Kommentare:

  1. steinbrück ist der bwl schnösel .. guttenberg ist nur jurist, zumindest halber, da er kein 2. staatsexamen gemacht zu haben scheint.

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  2. BWL Schnösel ist mehr ne attitüde als ein lebenslauf. Und Steinbrück ist definitiv kein Schnösel.

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  3. ;o) so gesehen haste auch wieder recht

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  4. Danke für die lesenswerten Hinweise. Ich fürchte allerdings, dass die neoliberale Lehre keineswegs 'gescheitert' ist, beziehungsweise sie war es immer schon, macht aber munter weiter wie bisher. Vielleicht kann man sagen, die neoliberale Lehre ist nun offensichtlicher als zuvor ein Irrweg. Aber auch das nur, wenn man Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als bessere Werte sieht. Wenn man glaubt, die Möglichkeit der ungezügelten Bereicherung des Schlaueren ist was Feines, so bleibt alles beim Alten.

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