Sonntag, 12. Juli 2009

Von Gräben und Rissen

Den Graben verkleinern! fordert Thomas Öchsner in der Süddeutschen Zeitung. Welchen Graben meint er? Den zwischen den Einkommen in Deutschland. Er erkennt, dass einen großen Riss gibt, der dringend gekittet werden muss, wenn die Gesellschaft nicht auseinanderbrechen will. Das soll ein Mindestlohn leisten, verbunden mit einem Kombilohnmodell. Der Mindestlohn darf aber nicht zu hoch sein, die "sieben Euro, die die Gewerkschaften und die SPD fordern" (die übrigens 7,50 Euro fordern), seien viel zu viel. Die 3,56 für Hotelreinigung sind dagegen wieder ein Niedriglohn. Irgendwo dazwischen soll der Lohn also sein, um die fünf Euro wohl.
Mit diesem Beitrag will Öchsner den Graben verkleinern. Der Hammer, oder? 5 Euro die Stunde Mindestlohn, da können die ganzen Niedriglöhner ja mal richtig im Dreieck springen vor Freude. Und kaufen sich ne Riesterrente oder so. Manchmal hat man wirklich das Gefühl, dass diese Leute vollkommen weltfremd sind. 5 Euro in der Stunde, damit macht man 40 Euro Brutto am Tag! 200 Euro in der Woche, 1000 im Monat. Wie soll man davon bitte vernünftig leben können? Ich meine leben, nicht überleben. Mit solchen Beiträgen werden keine Gräben verkleinert, sondern zementiert. Es braucht Lohnuntergrenzen, die ein vernünftiges Leben ermöglichen. Und die sind eigentlich deutlich über 7,50€ anzusiedeln.

3 Kommentare:

  1. Kleine Korrektur: 200 Euro pro Woche ergeben ca. 800 Euro pro Monat.
    Ansonsten kann ich dir nur zustimmen. Vielleicht sollte Herr Öchsner mal erwägen, testweise für fünf Euro die Stunde zu arbeiten. So etwas soll den Horizont ungemein erweitern.

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  2. Wer redet denn von mehr als Überleben? Wieso kann ein Niedriglöhner nicht auch wie Herr Merz 17 Jobs als Aufsichtsrat, Anwalt, etc. tätigen? Warum geht das nicht wenn das dieser Mann kann?

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  3. "ANGRIFF IST DIE BESTE VERTEIDIGUNG"

    Genau nach diesem Motto wollen die neoliberalen und neokonservativen die linke Idee eines Mindestlohnes schlicht in eine Verarmungsstrategie umwandeln, nach der dann die verarmte Unterschicht immer größer wird.

    Die Rechten merken wohl langsam, dass sie auf Dauer nicht um einen Mindestlohn herumkommen werden und wollen daher einen Mindestlohn auf Höhe des Armutslohnes vorbereiten.

    Dat ist alles.

    Im Englischen Parlament werden übrigens die Rechten (Torys) gezwungen, ihre Nebenjobs bei Banken, Versicherungen und in Aufsichtsräten aufzugeben.
    Da hat ein Journalist dann einfach mal bei diesen Firmen angerufen, die diese Nebenjobs vergeben haben, und wollte sich dafür bewerben, weil "da ja ein Arbeitsplatz frei wird".
    Sehr lustig.

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