Donnerstag, 7. Juni 2012

Narrative außer Kontrolle

Von Stefan Sasse

In seiner aktuellen Kolumne fürchtet Wolfgang Münchau den großen Zusammenbruch der Euro-Zone und schließt mit den Worten: 
Die Narrative dieser Krise sind völlig außer Kontrolle geraten, und die Politik weiß nicht, wie sie sie wieder einfängt. Das geht Merkel nicht anders. Vielleicht kommt die politische Union. Vielleicht kommt der Zusammenbruch. Eines von beiden wird aber kommen, und Deutschland hat sich auf keines der beiden Szenarien vorbereitet.
Recht hat der Mann; das Narrativ der Euro-Krise bereitet auf keines dieser beiden Extremszenarien vor. Der Grund dafür ist leicht zu verstehen: praktisch niemand weiß etwas Definitives über die Euro-Krise. Das gleichzeitig debattierte Betreuungsgeld, das derzeit so viel Aufmerksamkeit in Beschlag nimmt, ist dagegen leicht verständlich. Befürworter und Gegner können ihre Positionen in wenigen markigen Sätzen erklären. Die Euro-Krise? Da gibt es noch nicht mal Befürworter oder Gegner, geschweige denn Leute, die das überhaupt erklären können, von markigen Sätzen mal abgesehen. Angela Merkel muss das von Anfang an klar gewesen sein. Sie hat bereits 2010 im NRW-Wahlkampf mit dem Wahlkampfschlager von den "faulen Griechen" die Richtung vorgegeben und seither nicht mehr geändert. Bei uns ist alles klar, die fiesen, faulen Südländer sind schuld, Glück auf.

Dieses Narrativ kann Merkel selbst nicht mehr ändern, wenn sie wöllte, und dass dazu ein Wille besteht ist mehr als zweifelhaft. Denn wenn die Regierung tatsächlich plötzlich reinen Wein einschenken würde, der politischen Union das Wort reden oder dem Zusammenbruch, wenn sie erklären würde, dass das Ganze teuer und ohne Steuererhöhungen nicht zu machen sein wird, dann bürdet sie sich auch die Verantwortung auf. Im Augenblick ist niemand schuld, und alle. Deutschland ist nach wirtschaftlichen Kernzahlen der Musterknabe, Agenda2010-modernisiert. Wir können ja gar nicht schuld sein. Griechische Politiker können auf die böse EU verweisen. Versucht man den toten Hund den Banken vor die Türe zu legen können diese darauf verweisen, dass sie nur ihren Job gemacht haben und im Übrigen die staatlichen Kontrolleure versagt hätten, was perverserweise auch noch stimmt. Die EU selbst kann sich mit der Blockadehaltung einiger Staaten herausreden (je nachdem wen man fragt wird der ein Beispiel bringen können). Und alle können das ominöse "Wir" beschwören, das dann am Ende doch - irgendwie - über seine Verhältnisse gelebt hat. 

Das Problem ist: man kann es ihnen nicht einmal verübeln. Denn das Echo auf ein Narrativ zur politischen Union ("Geldverschwendung") oder dem Zusammenbruch ("alles eure Schuld") wäre verheerend und würde nicht überlebt werden. Eine rationale Reaktion kann darauf kaum erwartet werden, und auch das ist verständlich. Wer will sich bitte freiwillig mit dem Gedanken an ein Ende seines bisherigen Lebensstils auseinandersetzen, wenn er es vermeiden kann? Noch dazu, wenn es ohnehin kaum verständlich ist? Erklärt mal eben bitte das Problem der deutschen Target-2-Salden jemandem, der sich mit dem Thema noch nie beschäftigt hat! Argumentiert mit internationalem Lastenausgleich oder argumentiert gegen den Geist von 1923, wenn die EZB die Inflationserwartung auf 2,1% hebt! Die Narrative sind außer Kontrolle, aber es gibt auch keine, die irgendwie attraktiv wären. Entweder man arbeitet sich wirklich tief in die Materie ein - und braucht dann kein Narrativ mehr - oder man schimpft auf die faulen Griechen oder die bösen Banken. Ich gebe gerne und offen zu, in Sachen Euro-Krise den Durchblick längst verloren zu haben. Das Einzige, zu was ich mich noch kompetent glaube äußern zu können, sind die politischen Implikationen. Bei den ökonomischen Fakten bleibt mit nur noch die weiße Fahne. Politisch aber, so viel ist sicher, wirkt das Narrativ der faulen Griechen verheerend, und es wird uns noch teuer zu stehen kommen. Ganz egal, welches andere Narrativ sich am Ende bewahrheiten wird.

30 Kommentare:

  1. Alles schöne Worte.
    Solche Krisen belegen
    fehlende Wurzeln
    zum Ursprung der Gedanken
    im praktischen Handeln,
    die Politik bezieht
    sich immer weniger auf
    die Naturwissenschaft.

    Doch kann Griechenland
    sich aufraffen und
    alle Möglichkeiten
    objektiv untersuchen
    für eine Rettung?

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  2. Das Narrativ der "faulen Griechen" ist doch nur ein Buhmann, den uns die Eurettungsfetischisten immer tiefer in die Sch.... ich meine: Schuldenzone locken wollen!
    Fakt ist, dass die Griechen (Portugiesen, wohl auch Spanier) teilweise von fremder Leute Geld ("Kredit") gelebt haben. Und da deren Wirtschaften eine entsprechende produktive Basis fehlt, können und wollen (Griechenland!) sie die Kredite nicht zurückzahlen.
    Und die Griechen glauben darüber hinaus, ein Naturrecht auf den Fortbestand ihrer bisherigen Existenzweise, alimentiert durch den deutschen Steuerzahler, zu haben.
    Diese Mentalität ist nun allerdings faul - nicht lazy, aber rotten!

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    1. Wenn man das so liest muss der deutsche Steuerzahler ja schon unfassbar viel Geld nach Griechenland gepumpt haben, wenn er einem ganzen Land den Lebensstil finanziert hat. Du bist doch bestimmt deutscher Steuerzahler, wie viel Euro hast du denn schon bezahlt?

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    2. @ Anonym
      Das sind ca. 880 Euro pro Person (Deutschland), die aktuell nach Griechenland geflossen und verloren sind, wenn GR endgültig pleite geht. Mit EFSF-Bürgschaften sind es 1375 Euro. Deutschland finanziert mittelbar über Target2 das gesamte griechische Außenhandelsdefizit. Gehen die 5 GIIPS pleite, sind es insgesamt 8.750 Euro pro Kopf in D für diese 5. Das alles seit 2008, also in 4 Jahren. Nach 60 Jahren BRD ist jeder Deutsche für die deutsche Staatsschuld pro Kopf mit 24.700 Euro verschuldet.

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    3. - "Wenn Griechenland endgültig pleite geht" impliziert, dass es, so lange das nicht passiert ist, noch gar nichts gekostet hat, richtig?
      - Und wie wie viel geht dem Normalsterblichen verloren, wenn ein Schuldenschnitt kommt (also kein einfaches glattrechnendes Pro-Kopf-Maß, sondern ein Maß dafür, wie viel der einzelne verliert, wenn konkret Banken, Fonds oder andere Körperschaften usw den Schuldenschnitt mitmachen [die EZB zählt da nicht, die macht ja nicht mit]. Wie viel verliert man als Bürger, wenn Körperschaft XYZ soundsoviel Anleihenvolumen abschreiben muss?)?
      - und wie viel wurde in den Jahren seit dem Euro an Transaktionskosten (Wegfall des Wechselkursrisikos, der Umtauschgebüren usw) eingespart?
      - wie hoch waren die Außenhandelsgewinne oder Defizite, die Deutschland mit Griechenland seit dem Euro hatte, und wie hoch wären sie ohne Euro gewesen?
      - wie stark hat die deutsche Wirtschaft an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen dadurch, dass die griechische Wirtschaft durch eine starke Währung gehemmt wurde, oder war es umgekehrt und sie hat deswegen verloren? Und wie viel Gewinn wurde durch diese veränderte Wettbewerbsfähigkeit gewonnen oder verloren im Vergleich dazu, wenn es nicht so wäre?
      - und wenn wir das ganze Konzept jetzt mal erweitern und nicht nur "Griechenland vs Deutschland" sondern "Deutschland vs jedes einzelne Euroland" betrachten, wie steht dann Deutschland unterm Strich dar?

      Ich finde das immer so faszinierend, wenn Leute ultimativ und endgültig festlegen können, ob der Euro für Deutschland was gutes war, oder für Griechenland, oder ob die Tatsache dass Griechenland den Euro hat was schlechtes für Deutschland war. Oder ob Deutschland nur an Griechenland zahlt und garnichts von den Griechen hat. Diese Leute müssten doch diese, und sicherlich noch viele andere Berechnungen angestellt haben und unterm Strich den Nettoverlust oder -gewinn ermittelt haben, denn sonst könnten sie diese ultimativen Aussagen doch garnicht treffen. Aber irgendwie finde ich diese Berechnungen nirgends. Warum wohl nicht...

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    4. @ Anonym
      Deine Interpretation und Unterstellungen sind ziemlich abschweifig und treffen mich zumindest nicht. Fakt ist nun mal, dass wir/die EU den Lebensstandard der GIIPS seit 2007/08 praktisch komplett unterhalten, teils die Staatspleiten hinauszögern und eine Erholung im oder außerhalb des Euros verhindern. Das ist neutral gemeint. Je nach Fall und Zeitspanne unterhalten wir einen Lebensstandard, der mittlerweile gar durchaus niedriger ist als er schon wieder sein könnte ohne die umfassenden Rettungs-hinderungs-maßnahmen. Auch aus dem schändlichen Grund heraus unsere Banken/-interessen zu schützen. Profiteur des Niedergangs der Südländer war unsere Exportindustrie. Trotzdem schulden wir insofern den Südländern nichts und müssen unsere heutigen Rettungskosten nicht damit aufrechnen, denn wir hatten im Gegenzug schon Import-/Inlandsverluste. Unterm Strich gab es nur Verlierer - weil es eben kein Freihandel war, weil Kapital durch Euro in Massenkonsum der Südländer fehlgeleitet wurde. Verfrühstückt und teils heute sichtbar an den leerstehenden Bauruinen, die keiner nutzen kann. Bis heute ist kaum was geschehen, um diese Fehlentwicklungen rückgängig zu machen. Wir zahlen seit 2008, damit der Status Quo im Sinne des Preis- und Lohnlevels so bleibt wie er ist und wie er war als er die Krise auslöste. Das sind EU-Haftungssummen von über 2 Bio Euro, und das Gros ist für die Katz. Wir verpulvern unsere Mittel umsonst, umsonst für uns und die Südländer.

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    5. "weil es eben kein Freihandel war, weil Kapital durch Euro in Massenkonsum der Südländer fehlgeleitet wurde."

      Dazu wäre eine nähere Erklärung hilfreich. Niemand hat die deutsche Industrie und Banken gezwungen Kredite nach Griechenland zu geben. So weit ich weiß gab es keinen europäischen Masterplan, welcher die Banken bis 2007 gezwungen hätte dort Geld zu verleihen. Wenn sie es dennoch getan haben und sich des Risikos nicht bewusst waren, dann ist es Marktversagen. Und was hat dies mit Freihandel zu tun? Das Kapital durfte frei vergeben und verschickt werden. Die Produkte durften durch Europa fahren und in anderen Ländern verkauft werden. Freihandel heißt doch nicht, dass dieser Handel langfristig tragbar und wirtschaftlich für alle Parteien förderlich sein muss.

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    6. chriwi
      Ob langfristig Geschäftsmodelle Erfolg haben oder die Bonität von Schuldnern bestehen bleibt, klären die jeweiligen Märkte über Verlust und Gewinn. Ob kurzfristig überhaupt Kredite gewährt werden und zu welchen Konditionen und Risikoaufschlägen, klärt der Kapitalmarkt. Kreditausfälle und Verlust an sich sind Ausdruck einer Marktwirtschaft. In unserem künstlichen Fiatsystem verstärken sich die Ausschläge, es kommt zu Boom und Busts, weil Kreditvergabe, Ersparnisbildung und Investitionstätigkeit in die falsch Reihenfolge gesetzt werden, Sparen verliert die Signal- und Zügelfunktion. Es kommt zu Kreditexzessen in die falschen Sektoren, zumal weil durch künstliche Zinsfestlegungen eigentliche Marktzinsen gedrückt werden. Soweit so gut, aber durch den zentralistischen Euro hat sich dieser Prozess massivst verstärkt. Jahrzehntelang deutlich ausgespreizte länderspezifische Zinsen haben sich durch den Euro a) in 2 Jahren angeglichen und sind b) auf ein Niveau gesunken, das selbst das stärkste Land nie hatte. Zinsen hatten sich ausgespreizt insb. durch Risikoaufschläge wegen befürchteter und normaler Währungsabwertungen. Das Risiko ist weggefallen. Mehr Leute konnten sich Kredite leisten und mehr Banken hatten mehr Kapital für Kreditvergaben in die Südländer. Es floss in Blasen wie den Immobliensektor. Das Erkennen einer Blase ist nicht Aufgabe des Kapitalmarktes. Die jeweiligen Märkte regulieren das. Früher oder später, und nochmal: umso später, je künstlicher das Währungssystem. Im Euroland hat es 10 Jahre gebraucht bis 2007. Von Marktversagen sehe ich weit und breit nichts. Das Ende der Blase hat der Kapitalmarkt erkannt und eine Umkehr gefordert, die die EU mit ihren Rettungsmaßnahmen bis heute verhindert. Wir sind auf dem preislichen/bonitätsmäßigen Stand von 2007 plus einer dadurch forcierten Arbeitslosigkeit. 5 Jahre erneutes Staatsversagen.

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    7. PS. Zur Klarstellung. Der Kapitalmarkt hat das Ende der Blase (was auch immer es für eine konkret war) - indirekt - 'erkannt', als die gegensätzliche Entwicklung von Zinsangleichung, Kreditausweitung (einerseits) und Handelsdefiziten (andererseits) ans Ende gekommen war. Das war die künstliche Boomphase, die es ohne künstliche Währung nicht gegeben hätte. Es sind äußere Eingriffe, die den Markt eine zeitlang stören konnten.

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    8. @ anonym (http://oeffingerfreidenker.blogspot.de/2012/06/narrative-auer-kontrolle.html?showComment=1339105100916#c1924051241456609610)

      Ist doch schön, dass es intelligente Wähler mit solchen Meinungen gibt:
      - Weil es ja bis jetzt noch nicht gar so viel gekostet hat, kostet es ja vielleicht auch in Zukunft nichts. Also dann: können wir ja bis zum Bersten bürgen, oder, Schlaubürger?
      - 'Ich' zahle das ja nicht, wenn es in die Hose geht. Das verteilt sich 'irgendwie' auf 'irgendwelche' Banken, Steuertöpfe, Gelddruckmaschinen: 'Was ich nicht weiß, macht nicht heiß'. Aber MICH macht es heiß, wenn Mitbürger mit solchen Begründungen sich noch darüber freuen, dass wir abgezockt werden!
      - Vielleicht haben wir ja sooooo viel vom Euro profitiert, die deutsche Wirtschaft wäre nie hochgekommen, wenn sie nicht die armen, armen Griechen am Boden gehalten hätte - und vielleicht, wer will das denn wirklich wissen: Vielleicht ist der Mond aus grünem Käse gemacht?

      Wirklich ein Glücksfall für unsere Politik, dass sie sie sich auf solche intelligenten Wähler (du bist ja leider nicht der einzige, der auf diese Weise denkt, bzw. sich das Nachdenken erspart) stützen kann!

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  3. @Sasse
    Es ist gut, dass dich die Einsicht über deine völlige Unkenntnis der Abläufe überfallen hat. Aber warum trägst du deine Unwissenheit in die Welt hinaus?
    Warum stellst du nicht einfach die (für dich) zu klärenden Fragen?
    Fang doch bei den kleinen Dingen an und arbeite dich dann zu den großen Fragen vor. Nicht umgekehrt.

    Und zum "Narrativ": Natürlich wurden den Menschen schon immer Märchen erzählt. Nur dumme Menschen fallen auf so etwas herein. Und für die sind die ganzen Geschichten auch gedacht.

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    1. Zu glauben, dass man die Krise verstanden habe, ist ein sicheres Zeichen dafür, sie nicht verstanden zu haben.

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    2. @letzter Anonymer
      Wenn man deinen Kommentar ernst nehmen würde, dann wäre es ja nur noch erlaubt alles mißzuverstehen. Wäre schon eine ziemlich dumme Angelegenheit. Aber für dich genau der richtige Weg. Du lässt dir vermutlich gerne Märchen erzählen. :-)

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    3. Ich würde eher vermuten, Leute, die glauben, so etwas komplexes wie die Eurokrise verstanden zu haben, haben sich selbst Märchen erzählen lassen. Deswegen glauben sie nämlich, dass sie sie verstanden haben. Aber jedem das Seine :)

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    4. Unabhängig davon, ob man "die" Krise, oder "die" Eurokrise, verstanden hat oder nicht: Was wir verstehen müssen ist, wo unsere langfristigen Interessen liegen, und wie wir die wahren.
      Die aktuelle Geldversüdung wird eine Dauereinrichtung werden, wenn nicht endlich sagen "Schluss".

      Das wird furchtbar weh tun, aber auf dem bisherigen Weg werden wir langsam dahinsiechen.

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  4. @letzter Anonymer
    Du hast dasselbe Problem wie Sasse. Anstatt deine Unwissenheit nach außen zu tragen, solltest du dich mit den Dingen beschäftigen. Komplex wirken nur Sachen die man überhaupt nicht verstanden hat.

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    1. Genau. In Wirklichkeit ist nämlich alles ganz einfach, nur sind praktisch alle zu doof, draufzukommen, wie das ganze wirklich läuft, außer einem kleinen Kreis eingeweihter oder "selbstständig denkender", nicht wahr?

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    2. Du hättest die Chance nutzen können. Du hättest hier die Fragen stellen könnnen die dich bewegen. Und hättest vielleicht sogar Antworten darauf bekommen. Stattdessen ziehst du dich in deinen Schützengraben zurück und feuerst dumme Sprüche ab. Wie willst du so jemals dein Unvermögen überwinden? Das klappt doch nicht.

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  5. Ich habe einige meiner Fragen unter dem Post von Fuentes gestellt.

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  6. Ich greife mir mal die erste raus. Du möchtest anscheinend wissen, ob ein Kredit (hier für den Fall, dass er an einen Staat vergeben wird), solange er noch nicht geplatzt ist, Verlust generiert.
    Die Frage ist eigentlich unsinnig. Natürlich erzeugt ein Kredit, solange die Zinszahlungen erfolgen, keine Verluste. Tatsächlich sind bei Krediten die an Staaten fließen (über den Mechanismus Staatsanleihe) für die Banken/Versicherungen (im wesentlichen gesehen) nur die Zinszahlungen relevant. Solange die erfolgen, ist (vereinfacht gesehen) alles in Ordnung.
    Genau da liegt allerdings das Problem mit Griechenland beispielsweise. Bei Griechenland gehen viele Marktteilnehmer aktuell von einer Überschuldung aus. Dem Land wird das Tragen der Zinslast nicht mehr zugetraut.
    Mit dem steigenden Kreditrisiko gehen auch steigende Zinsen einher. Damit verschärft sich das Problem für den Schuldner aber noch.
    Um die "Märkte zu beruhigen" (und sinkende Zinsen auf griechische Staatsanleihen zu bewirken) geht man (unter anderem) den Weg über "Rettungsfonds". Das Kreditausfallrisiko soll dadurch gesenkt werden bzw der Kreditausfall kalkulierbarer werden. Damit erhofft man sich ein Wiedererstarken der Zahlungsfähigkeit des Schuldners (in diesem Fall Griechenland).

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    1. Man spekuliert also auf einen Erfolg dieser Maßnahmen (Rettungsfonds etc.). Sollte sich dieser Erfolg nicht einstellen, dann wird der verursachte Schaden entsprechend größer.
      Es ist ähnlich wie bei einem notleidenden Unternehmen. Der Spekulant (bzw. Investor) hat die Möglichkeit weitere finanzielle Mittel in das Unternehmen reinzustecken. Geht die Spekulation auf, dann gibt es eventuell satte Gewinne. Schlägt die Spekulation fehl, dann drohen große Verlust (bis hin zum Totalverlust).

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    2. @ Anonym (00.49 Uhr)

      Spekulieren kann man (zumindest als institutoneller Anleger) ohne weiteres auch auf den Staatsbankrott Griechenlands, etwa durch den Kauf von CDS auf griechische Staatsanleihen. Spekulanten müssen also keineswegs ein Interesse an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands haben, das ist alles eine Frage der jeweiligen Strategie. Dass derzeit Angie und die EU auf den Erfolg der Maßnahmen "spekulieren" ist aber natürlich richtig ....

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  7. Naja, ob man es ihnen verübeln kann oder nicht, hmm. Ich bin ja durchaus der Meinung, dass man von Politikern mehr erwarten darf, als zwei Jahre lang zu erzählen, dass die Griechen faul sind und dass deswegen nun Europa, die Weltkonjunktur und überhaupt alles am Abgrund steht. Merkel mag ja eine gute Machtpolitikerin sein, ein weiblicher Erklärbär steckt aber eh nicht in ihr. Ich habe aber die Befürchtung, dass sich das irgendwann furchtbar rächen wird.
    Eigentlich ist das in Deutschland und den meisten anderen Eu-Ländern ja auch völlig abstrakt, macht man den Fernseher an, hört man seit zwei! Jahren, dass Europa hinüber ist und morgen der Untergang bevorsteht, im realen Leben ist davon aber nichts angekommen. Das ist ja eine enorm lange Zeit, das quillt ja jedem schon aus den Ohren raus.
    Nur für immer und ewig kann das ja auch nicht weitergehen und ich bin der Meinung, dass man sich den Weg "Vereinigte Staaten von Europa" einfach durch die Narrative verbaut hat, das würde heute viel viel schwieriger sein als vor zwei, drei Jahren. Das ist ein Teufelskreis, weil man die EU-Skepsis und auch die Skepsis gegen andere Länder solange genährt hat.
    Die Alternative, ein Auseinanderbrechen der Eurozone, wäre noch viel verheerender, auch weil das gegenseitige Schuldzuschieben wohl noch drastischere Ausmaße annehmen wird. Also meiner Meinung nach hat man sich gerade durch die Narrative in eine Sackgasse begeben und kommt jetzt weder vor noch zurück, ohne ein mittleres Erdbeben auszulösen.

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  8. Mit Nichtwissen sollten sich die Deutschen nicht schon wieder herausreden.

    "alle Komponenten des Fiskalpakts wurden vor etwa 45 Jahren von Milton Friedman und seiner Schule von Chicago ausgedacht mit dem Ziel, die Sozialstaatlichkeit zu erledigen. Steinmeier und Steinbrück wissen das allerdings nicht."

    http://www.fr-online.de/meinung/forscher-warnt-die-spd-gegen-den-fiskalpakt-ist-hartz-iv-eine-lappalie,1472602,16130006.html

    Frau Merkel ist eine durchgeknallte Reaganbewunderin.

    Steinbrück will viel Geld verdienen.

    Steinmeier glaubt wirklich er ist der gute Mensch, als der er sich sieht.

    Die Banalität des Politischen ist unglaublich.

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  9. Frau Merkel sollte in der Bibel lesen.

    Sie sieht den Balken im eigenen Auge nicht!

    http://acemaxx-analytics-dispinar.blogspot.de/2012/06/austeritat-als-busse-fur-sunder.html

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  10. WAS WIRD HIER DOCH ALL FÜR EIN SCHEISS IN DIE WELT GESETZT.......LASST DIE BANKEN DOCH EINFACH KAPUTTGEHEN.......UND SCHON IST ALLES IN ORDNUNG.....

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  11. "Politisch aber, so viel ist sicher, wirkt das Narrativ der faulen Griechen verheerend, und es wird uns noch teuer zu stehen kommen. "

    Exakt.
    Ich vermute , Merkel hat als Hauptziel dieser Rhetorik die Verhinderung rechtspopulistischer Kräfte , da werden den Stammtischen ein paar Brocken hingeworfen , in der Hoffnung , daß die dann Ruhe halten, "Anonym . 7.Juni ,21.56" hats schon angesprochen.
    Im Endeffekt wird aber doch vernünftig gehandelt und im Moment leider unumgänglichen Schirmen zugestimmt, allerdings fehlen ernsthafte Regulierungs-Bestrebungen für die Zukunft.

    Eine attraktive Position könnte ein glasklares Bekenntnis zu Europa sein und dann könnten auch die positiven Früchte eingefahren werden , auch ökonomisch.
    Eurobonds etwa haben wir defacto schon , nur verzichten wir ganz freiwillig auf die Vorteile , die eine offene Einführung mit sich bringen könnte und werfen diese lieber den Finanzmärkten zum Fraß vor.
    Die Stammtische merken gar nicht , daß sie mit ihrer heftigen Ablehnung auch solcher Bonds genau denen in die Hände spielen , die sie doch angeblich so lautstark kritisieren.

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  12. Freut ihr euch nur über das fröhliche Geldausgaben, über Eurobonds (die das Ende jeglicher Fiskaldisziplin sein werden, und für die IHR geradestehen werdet).
    Zum Dank bekommt ihr von den griechischen Steuerhinterzieher sogar ein Geschenk: Einen Tritt in den Hintern!

    Wer über "faule Griechen" spricht, baut in aller Regel einen Buhmann auf, um die Deutschen zu rupfen:
    Ihr bösen geizigen Vor-Urteiler [denkt an euren Judenmord!], wieso gönnt ihr den armen, völlig unschuldig (wenn nicht gar, auch eine beliebte Lüge, von euren Banken und eurer Industrie sogar vorsätzlich herbeigeführt) im Elend versinkenden Griechen nicht die paar lumpigen hunderte Milliarden von euren Steuergroschen (oder von diesem funny money, auch fiat money genannt, das man einfach nur drucken muss: tut doch keinem weh?)!
    Und dabei seid ihr Deutschen doch sooooo reich, und die Südländer sind ja sowas von arm!

    (Oder seid ihr vielleicht nur soooo blöd, und die Südeuropäer sowas von intelligent?)

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  13. @ Cangrande

    Besser können Sie die Stammtisch-These gar nicht bestätigen.

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  14. eine blöde, für diesen Artikel aber leider sehr grundlegende Frage: Was genau ist ein "Narrativ"? Ist es lediglich ein Teil einer größeren Geschichte oder steckt noch mehr dahinter?

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