Dienstag, 10. Mai 2011

Zwei Fundstücke

Von Stefan Sasse

Gerade bei SpOn über zwei bemerkenswerte Artikel gestolpert. 

1) Jan Fleischhauer mokiert sich in "Qualifikation? Sie ist doch Deutsch-Türkin!" völlig zu Recht über die verbreitete Tendenz, Minderheitenintegration durch Quotenbeglückung zu lösen. Auch wenn in seinem Artikel der übliche Seitenhieb gegen die ach so verschwenderischen Linken nicht fehlen darf, hat er doch überwiegend Recht. Das ist das erste Mal, dass ich Fleischhauer zustimme, seit seine Kolumne "Der Schwarze Kanal" aufgemacht hat. Besonders schön finde ich seinen Vergleich, dass man auch nicht todkrank sein muss um Gesundheitsminister zu sein; den verwende ich selbst auch immer gerne.

2) Ebenfalls auf SpOn findet sich unter der provozierenden Überschrift "Warum Amerika über bin Ladens Tod jubeln darf" eine Zusammenfassung, wie ich sie ebenfalls zumindest partiell unterschreiben kann. Schöner Gegensatz zu den bisherigen Kommentaren.

19 Kommentare:

  1. Also ich finde den Spiegelartikel "Warum Amerika über bin Ladens Tod jubeln darf" nicht so gut. In dem Artikel stehen zig Verallgemeinerungen und doch beschwert er sich über selbige. Das kommt genial im letzten Satz in einer Art Persiflage zum Ausdruck:"Stattdessen fragen also Deutsche hochmütig-pauschal: "Was ist das für ein Land?" Und zeigen genau das Verhalten, dass sie den Amerikanern vorwerfen." Also spätestens hier beißt sich doch der Hund dermaßen selbst in den Schwanz das dem vor Schmerz(oder Lachen) die Tränen in den Augen stehen müssten....

    Mal ein paar Auszüge:
    "Die Deutschen mögen sich nicht recht freuen über den Tod von Osama Bin Laden, zumindest nicht laut." - Aha da isser wieder der hässliche Deutsche.

    "Vor fast zehn Jahren, als Bin Laden mehr als 3000 unschuldige Menschen an einem Tag töten ließ, wurde auch Europa ein bisschen amerikanisch."-Gab aber auch schon mal den gut aussehenden Europäer.

    Alle die in der Todesnacht feierten waren alle erleichtert, keiner aus Blutdurst dort.

    Dann befindet sich Amerika in einer kollektiven Geiselhaft und es kam nur die Hoffnung auf deren Ende zum Ausdruck.

    Dann wird doch noch ne Runde von "Vielen Deutschen" geredet, obwohl die Intension doch klar wird:"Seien wir doch ehrlich, fast alle!" im ersten Beispiel ersichtlich.

    Also bitte so einen undifferenzierten Stuss habe ich ja selten gelesen. Da wird einer Gruppe Verallgemeinerung vorgeworfen, indem man verallgemeinert, das alle verallgemeinern.

    Auf jeden Fall in meinen Augen ;-)
    Da verschwinden dann leider die paar interessanten Gedankenzüge die ich auch durchaus in dem Artikel finden kann.

    Jetzt mal ehrlich, also allgemeinen bringen uns Verallgemeinerungen in einer Diskussion nicht weiter.

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  2. "Details stören dabei nur: Dass sich Waffen in Bin Ladens Versteck befanden und geschossen worden ist. Dass sich die Soldaten in keiner Phase sicher sein konnten, ob sie in eine Selbstmordfalle rennen, ob hinter der nächsten Tür eine Sprengfalle lauert."
    Seltsam, wie von offizieller US Seite die Details ständig revidiert wurden.

    "Viele Deutsche wollen solche Einwände nicht hören, selbst wenn sie nun Obama vorträgt, nicht mehr Bush. Obama sagt immerhin: "Jeder, der bezweifelt, dass der Verursacher von Massenmord auf amerikanischem Boden nicht bekommen hat, was er verdiente, der sollte sich das Hirn untersuchen lassen."
    Seltsam, dass viele Amerikaner selbst daran zweifeln, wer eigentlich der Verursacher ist. Würde man die Frage nach Recht und Gerechtigkeit stellen, gäbe es vieles, wofür sich die USA auch zu verantworten hätten.

    "Die Sofort-Kritiker rührt das nicht. Sie bemühen sich gar nicht zu verstehen, dass Amerika - allen eigenen Fehlern zum Trotz - immer noch einen nationalen Alptraum durchmacht, was Emotionen einiger seiner Bürger hochschießen lässt, manchmal auch auf hässliche Weise."
    Gleiches Recht für alle, also nächstes Mal nicht ärgern, wenn mal wieder ein paar Flaggen brennen.

    "Erleichterung ließ sie jubeln in der Nacht von Bin Ladens Tod, nicht Blutdurst. Sie hätte wohl genauso laut geschrien, wäre der Terrorist bloß gefasst worden."
    Wir sind alle arm dran! Der böse Terror geht ja gleich weiter und wird sicherlich viel schlimmer werden. Man hört ja schon die Hardliner in Bezug auf Pakistan.

    Insgesamt ist der SpOn Artikel eher überflüssig.

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  3. Spätestens seit dem 11.September 2001 komme ich mir vor wie in einem Roman von Kafka.

    Da wird die USA völlig unerwartet vom schlimmsten Angriff seit Pearl Habour getroffen und schon wenige Stunden Später steht fest wer der Drahtzieher war: Osama, ehemals von den USA unterstützter Freiheitskämpfer (Mudschahedin) nun auf einmal der Teufel in Person. Woher dieses wissen nachdem man noch am 10.September von rein gar nichts wusste?
    Noch besser: bereits 24 Stunden nach den Attentaten wird der Polizei (FBI) untersagt weiter zu fanden und Spuren zu sicher.

    Dann wird jagd gemacht auf einen älteren kränklichen Herren der regelmässig eine Dialyse braucht..irgendwo im Nirgendwo wo es keine Krankenhäuser, nicht einmal Strom gibt.

    Dann versteckt sich dieser Herr, der niemals die Täterschaft am 9/11 gestanden hat (nur Freude ist dokumentiert)und der niemals vom FBI wegen dieser tat gesucht wrde (hab mir selber seinen Steckbrief online angeschaut) sechs Jahre (!) in einer Garnisionsstadt in Pakistan. Wir weiter mehrere Monate von den USA observiert um in einer Zugriffsaktion, obwohl er unbewaffnet war von angeblichen Spezialkräften erschossen zu werde.

    Was hätten die USA in Verhören (unter anderem mit dem menschrechtskompatiblen Waterboarding) nicht alles erfahren können. Der Kopf der Schlange Al Kaida in den Fängen der CIA, vielleicht einmal vor einem US-Gericht...Wahnsinn!

    Statt dessen: gezielter Kopfschuss, Leiche verschwinden lassen, keine Bilder!

    Jeder der zu schnell auf der Autobahn unterwegs ist bekommt ein Video las Beweis vorgespielt. Bei Osamas tod erhalten wir als Beweis ein paar Strichmänchenzeichnungen vorgespielt...und nun ist alles Gut. Der Fall ist gelöst, zwar ohne Beweise, ohne Anklage, ohne zeugen und ohne Täter aber was solls?

    Und alle Medien nicken. Loben de Zugriff der US-Boys und dann gibt es noch eine pseudo-Diskussion ob man sich über einen Toten freuen darf oder nicht. Lobotonie perfekt. Wir amüsieren usn zu tode und George Orwell in einem.

    PS: ich bin kein Verschwörungsheini. Nur würde ich gerne Argumentationen und Beweise sehen, anstatt immer nur zu "Glauben". Wo sind wir denn? Im finstern Mittelalter?

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  4. uhoh, das gibt Ärger, Spiegel-Artikel gut finden und auch noch den Fleischauer ;-)

    Aber man muss generell mal sagen, dass diese neuen Kolumnen beim Spiegel oft lesenswert und interessant sind, auch wenn man nicht immer zustimmt.

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  5. @Wolfgang:

    Sehr richtig. Sehr treffend auf den Punkt gebracht. Ich fühle mich ebenso in einem ganz schlechten Film. Die ganze Geschichte ist derart lächerlich, dass es wundert, wie die ganze Welt darauf hereinfallen kann. Wo leben wir, dass eine(!) Nation über Wohl und Wehe der Weltpolitik entscheiden kann?

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  6. Tut mir leid: Im Fall Fleischhauer kann ich nicht zustimmen. Der Pharisäer hat ja manchmal recht - aber nicht in den Gründen. Fleischhauer behauptet, Bilkay Öney hätte ausser der Tatsache, das sie Deutsch-Türkin sei, keinerlei Qualifikation.Das kann man so nicht stehen lassen; stimmt einfach nicht.
    Solange er in seiner Argumentation massiv auf Sozialneid setzt mit "Annehmlichkeiten wie Dienstsitz, Fahrer und Spesenetat" und im übrigen darauf herumtrampelt, das sie Türkin ist, fällt er bei mir (wieder einmal) unten durch.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bilkay_Öney

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  7. 1.) Unser Gesundheitsminister ist Arzt. Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

    Und Niebel ist der lebende Beweis, dass jemand, der mit dem Ministerium überhaupt nix zu tun hat, auch nicht per se besser ist. Und das einzige Argument von Fleischauer ist ihre Ethnie. Zitat: "Wenn man schon diese Kategorie bemühen will, wäre es jedenfalls deutlich fortschrittlicher, einer Deutsch-Türkin die Verantwortung für die Sozialpolitik anzuvertrauen"

    Du nimmst die rechtesten Artikel auf Spon und goutierst sie, ebenso Amerika wenn sie grade gegen Aufklärung, Völker- und Menschenrechte agiert. Ich befürchte, unter der angeblich linkslilberalen Schale bricht sich grad der CDU-wählende Schwabe Bahn. ;)

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  8. Mir geht's gar nicht um Öney, sondern um die generelle Argumentation.

    Und keine Bange, ich goutiere derartiges gerade nicht aus Lust und Laune. Ich halte nichts von Quoten, aus genau den Gründen die Fleischhauer nennt. Ob Öney oder Rösler oder Niebel geeignet sind oder nicht ist dabei erstmal zweitrangig.

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  9. Was ist denn hier los?

    Die USA ist doch eigentlich ganz toll, Aussenpolitik ist alternativlos, die Tötung an einem Menschen ohne Gerichtsprozess und Beweise (oder siehst du Informationen der USA-Geheimdienste als zuverlässige Quelle an?) ist berechtigt und gut.

    Da stellt sich mir die Frage, wann hier Hartz4 (als Synonym für die gesamt Sozialpolitk) gerechtfertigt wird, Leistung sich wieder lohnen muss und im Kampf gegen den Terror ein paar Überwachungsgesetze doch nicht wirklich schlimm sind?

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  10. Wundert mich auch...

    Du gehst doch nicht den Weg der Bananen Stefan?

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  11. Nominiert für den Jan-Fleischhauer-Gedenkpreis (trommeltrommeltrommel...)... Ach lassen wir das. Komische Richtung, die das Ganze hier nimmt.

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  12. Ich stimme EINEM seiner Artikel TEILWEISE zu, und ihr malt den Untergang des Abendlandes herbei? Ich gehe nicht davon aus, dass der Typ in zukunft allzuviel Vernünftiges produziert, aber auch eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.

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  13. Darum allein geht's ja nicht. Allerdings würde ich zuerst mein eigenes Uhrwerk einer strengen Prüfung unterziehen, sollte ich eines Tages EINEM Artikel des Jan Fleischhauer auch nur TEILWEISE etwas abgewinnen können. Ein schöner Grund zur Selbstreflexion. Mehr nicht.

    Die Quotenfrage geht dir nahe. Das merkt man. Führt aber leider dazu, dass häufiger der Bauch, nicht der Verstand die Regie übernimmt.

    Die originellsten und praktikabelsten Einwände gegen Quoten bringt der Herr jedenfalls wahrlich nicht vor.

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  14. Was bitte ist der
    "Weg der Bananen Stefan"

    -K.

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  15. Keinesfalls, das tut er nicht. Aber Recht hat er trotzdem :)

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  16. Da schwillt mir aber der Kamm. Erspare mir jeglichen giftigen Kommentar und solchen, der den Tatbestand der schweren Beleidigung erfüllen könnte, sondern verlinke einfach mal auf die Opalkatze:
    http://opalkatze.wordpress.com/2011/05/11/fleischklopfer-fleischhauers-integrationsunwilligkeit/

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  17. Wie gesagt, mir geht's um sein prinzipielles Argument, nicht die Person von Öney.

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  18. Stefan Sasse der Entdecker des Jahres 2011! Er entdeckte bei Jan Fleischhauer "Argumente"!
    ;-)

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