Donnerstag, 20. Dezember 2007

Unfug der Mehrheitsmeinung

Im Freitag ist ein Artikel erschienen, der sich mit der Frage nach Managergehältern und der Gerechtigkeit in Deutschland beschäftigt. Er enthält dabei wenig aufsehenserregendes, bis auf diesen Absatz:
Der mehrheitliche Verdruss über die soziale Ungerechtigkeit hat reale Grundlagen und ist alles andere als imaginiert, wie uns das alberne Wort von der "gefühlten Ungerechtigkeit" glauben machen will. Mit Verlaub, wenn die Mehrheit in einer demokratischen Gesellschaft bestehenden Zustände für ungerecht hält, dann sind sie ungerecht! (Quelle)
Mit Verlaub, das ist Unsinn. Nur weil die Mehrheit etwas für richtig hält, ist es nicht richtig. In diesem Fall sicherlich; dass die Einkommensverteilung in diesem Land nicht auch nur im Ansatz gerecht ist ist keine Neuigkeit, für Leser dieses Blogs schon gar nicht. Aber die Verallgemeinerung der Aussage ist Unfug. Das "gesunde Volksempfinden" gibt es nicht; es wurde aber schon immer gerne missbraucht. Nichts gewinnt Richtigkeit, nur weil eine Mehrheit davon überzeugt ist, ob es sich um eine Demokratie oder eine Diktatur handelt. In einem demokratischen Gemeinwesen ist 2+2 immer noch 4, auch wenn eine demokratische Mehrheit der Meinung ist, es sei 5. Hier hätte Detlef Henschel etwas mehr Nachdenken vor dem Schreiben nicht geschadet.

5 Kommentare:

  1. Ein kritischer Kommentar zu so einem Thema... ich bin positiv überascht.

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  2. "Dass die Einkommensverteilung in diesem Land nicht auch nur im Ansatz gerecht ist ist keine Neuigkeit."
    Für mich schon, von Ausnahmen abgesehen

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  3. "Dass die Einkommensverteilung in diesem Land nicht auch nur im Ansatz gerecht ist ist keine Neuigkeit."
    Für mich schon, von Ausnahmen abgesehen


    Tja, das ändert sich ,wenn man einen Job annimmt der nicht zum überleben reicht.

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  4. Ist eine Frage der erwünschten Lebensqualität. Aber in aller Regel kann man von seinem Lohn auch leben.

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  5. Eine Frage der erwünschten Lebensqualität also. Folgte man dieser zynischen Dialektik, hätte sich jeder Zwangsarbeiter nur mit seiner erbärmlichen Situation arrangieren müssen.

    Schlimmer noch: Die eigene Lebensqualität soll kleine Reichtümer beherbergen, aber derjenige, der für Hungerlohn arbeitet, soll sich so mäßigen, daß er sein Auskommen findet. Kurzum: Hier vollzieht mancher Zeitgenosse eine Selektion im Geiste, weil er seinen Mitmenschen mit Dreck abspeisen will, den er nicht bereit ist zu fressen.

    Ignorant derjenige, der sich hinstellt und beschwichtigt. Millionen Menschen zählen zur working poor. Mancheiner macht es sich sehr einfach oder kopiert einfach die Auswüchse der Frontier-These nach Mitteleuropa.

    Ich darf hoffen, die erwünschte Lebensqualität des Optimisten beinhaltet mehr als altbackenes Brot und ranziges Wasser, womit abzuleiten wäre, daß er ein lebenswertes Einkommen erzielt.

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