Freitag, 1. Januar 2010

Warum die demographische Entwicklung für die Rentenfinanzierung eben doch ein Problem wird

Ein Gastbeitrag von Jan Knittel.

Nicht selten wird von den Gegnern der privaten Rentenversicherung ins Feld geführt, dass die demographische Entwicklung für eine umfassende Reform des Rentensystems kein Argument sei, da „zu Bismarcks Zeit […] 12 Arbeiter auf einen Rentner“ kamen, während es „unter Ludwig Erhard noch sieben“ waren, die Verfechter einer Rentenreform also die Produktivitätssteigerung außer Acht ließen. Im Kern lautet die Botschaft also, dass Dank der Produktivitätssteigerung in Zukunft auch 3 Arbeiter in der Lage sein werden, das notwendige Geld für die Versorgung der verdienten Mitbürger zu erwirtschaften.


Dem muss in zweierlei Hinsicht widersprochen werden. Zunächst einmal, das weiß jeder der sich seine Gehaltsabrechnungen genauer anschaut, zahlen die Beschäftigten regelmäßig Rentenversicherungsbeiträge, welche dem Grundgedanken des Umlagesystems entsprechend den aktuellen Rentnern zukommen. Ein Blick auf die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung verdeutlicht allerdings, dass diese Beiträge lediglich etwas über 70% des gesamten Finanzierungsvolumens stellen, das zur Ausbezahlung aller Rentner anfällt. Der große Rest wird aus Steuermitteln finanziert. Die Mit-Finanzierung der Rente aus Steuermitteln, deren Anteil am Gesamtvolumen der Rentenversicherung seit den 90ern stetig erhöht werden muss, ist eine logische Konsequenz, wenn das Gleichgewicht zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern nicht mehr gegeben ist.

Insofern muss hier zumindest ein Finanzierungsproblem diagnostiziert werden. Offenbar möchte man die Rentenbeiträge nicht erhöhen, was in einem Umlagesystem doch zunächst die logische Konsequenz aus fehlenden Einzahlungen sein müsste. Folglich ist es also doch so, dass man den Beitragszahlern eine weitere Belastung durch die Erhöhung des Beitragssatzes nicht zumuten will/kann. Ein solches Umlageverfahren, das nur über eine erhebliche Bezuschussung dauerhaft funktioniert, widerspricht sich schon im Kern enorm und ist in dieser Form sicher auch nicht mehr als reines Umlageverfahren zu bezeichnen.

Als zweiten Punkt möchte ich zur „steigenden Produktivität“ als Heilmittel zur Rentenfinanzierung ein paar Worte sagen. Denn hier liegt nach meinem Erachten keine Kausalität vor, weshalb es nicht als selbstverständlich gesehen werden kann, dass auch 3 Beitragszahler einen Rentner ausreichend versorgen werden.

Unter der Produktivität wird das Verhältnis von Output zu Input verstanden. Wenn also eine Produktivitätssteigerung vorliegt, bedeutet das durch weniger Input etwas mehr Output erzeugt werden kann, oder konkret: dass weniger Beitragszahler ein paar mehr Rentner unterhalten können. Schauen wir uns einmal an wie das möglich sein soll. Über die Beiträge wird es nicht möglich sein, da hier bei weniger Beitragszahlern entweder der Beitragssatz oder die Bruttogehälter deutlich steigen müssten, was aus verschiedenen Gründen getrost als nicht umsetzbar abgetan werden darf. Somit bleibt die Erkenntnis: der Anteil der Bundeszuschüsse an der Rentenversicherung muss überproportional steigen (in diesem Fall kann man dann aber nicht mehr von einem Umlagefinanziertem System sprechen).

Wenn Stefan nun von Produktivitätssteigerung spricht, meint er damit den Fakt, dass auch weniger Erwerbstätige in der Lage sein werden ein konstantes Wirtschaftswachstum zu erreichen und dementsprechend auch ein steigendes Steueraufkommen entsteht. Das ist sicher richtig. Dennoch warne ich inständig davor, die Finanzierung unseres Staates auf das ständige Wachstum unserer Volkswirtschaft auszulegen. Denn Wachstum im volkswirtschaftlichen Sinne bedeutet eine Mehrproduktion an geldwerten Leistungen. Wenn diese Leistungen (wie einige Branchen kürzlich schmerzlich erfahren mussten) aufgrund von Überkapazitäten am Markt nicht mehr abgesetzt werden können, findet auch kein Wachstum mehr statt. Und wie soll die Bevölkerung in Zeiten gleichbleibender oder sogar sinkender Reallöhne Wachstum generieren? Schon jetzt muss Deutschland auf die Karte Export setzen um überhaupt noch Wachstum generieren zu können. Angesichts aufstrebender Schwellenländer die danach trachten sich ihren Wohlstand durch eigene Arbeitsplätze zu erreichen und dem absehbaren Verlust des Titels „Exportweltmeister“ an andere Nationen, sollte man sich darauf einstellen, dass selbst das ohnehin schon geringe Wachstum früherer Jahre mittelfristig nicht mehr erreichbar sein wird.

Bei keinem oder zu geringem Wachstum wird die so hochgelobte Produktivität dann sogar zum Problem werden. Bei gleichbleibendem Output wird der Input weiter optimiert, sprich verringert. Konkret bedeutet das einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen durch vor allem Verlagerung von Geschäftsaktivitäten ins Ausland. In diesem Fall würde einerseits die Zahl der Beitragszahler verringert, andererseits wäre ein Rückgang des Steuereinkommens zu verzeichnen.

17 Kommentare:

  1. Warum müssen wir Steuermittel zuschießen? Renten der ehemaligen DDR-Bürger, der Aussiedler (haben nie was eingezahlt), Anrechnung der Erziehungszeiten etc. pp. Alles politische Entscheidungen - trotzdem gute Entscheidungen. Wir sollten sie gemeinsam tragen. Rechnet man das alles ab von den monatlichen Rentenzahlungen, wie hoch bleibt dann der Zuschuss?
    Sorry, aber heute habe ich zum erstenmal "schlecht" angekreuzt!!

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  2. Tut mir leid, aber den ersten Teil des Artikels finde ich einfach absurd.
    Erstens bin ich genau auf dieser Seite vor geraumer Zeit auf den Artikel in der Süddeutschen Zeitung "Das Märchen von der leeren Wiege" hingewiesen worden. Also argumentier bitte nicht mehr mit irgendwelchen Kaffesatzleserein über demographische Entwicklungen.
    Falls ihr den Link verloren habt:
    http://www.sueddeutsche.de/wissen/590/496901/text/
    Und so dümmlich zu behaupten, daß die aktuellen Steuerzuweisungen an die RV etwas mit der Demographie zu tun haben, ist nicht mal Hans Werner (Un)Sinn oder das Mietmaul Meinhard Miegel. Einfach mal die Worte "versicherungsfremde Leistungen Rentenversicherung" bei Google eingetippt und du hättest Informationen in Hülle und Fülle bekommen was aktuell abgeht.

    Niemand geringeres als Helmut Kohl und Konsorten haben gegen den entschiedenen Widerstand von Blüm und Geißler die deutsche Wiedervereinigung genutzt um diese absurde Mischform der Finanzierung radikal auszubauen im Auftrag der privaten Versicherungsindustrie. Man hätte 1990 z.B. einfach alle vorhandenen Rentenansprüche der Ex-DDR Bürger in einen Sonderfond aus Steuermitteln packen und schon hätte es eine sauberer Trennung gegeben.
    Doch Steuerzuschüsse machen erpreßbar und fügsam und man kann sie jederzeit kappen
    Und selbstverständlich, wenn das jetzt im Rahmen der Begleichung der Bankschulden geschehen wird, wird das beweisen, wie unsicher das System ist. Hahaha.
    Einen hoch informativer Beitrag der ARD zum Thema, den man auf Google Video auch downloaden kann, hilft vieleicht zum Verständnis:
    http://video.google.de/videoplay?docid=-8953439635258137988&ei=6vc9S5bpN5a62wK5raWADw&q=Rentenangst_09.03.08.avi#

    Was willst du eigentlich hiermit sagen: "Bei keinem oder zu geringem Wachstum wird die so hochgelobte Produktivität dann sogar zum Problem werden. Bei gleichbleibendem Output wird der Input weiter optimiert, sprich verringert. Konkret bedeutet das einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen durch vor allem Verlagerung von Geschäftsaktivitäten ins Ausland. In diesem Fall würde einerseits die Zahl der Beitragszahler verringert, andererseits wäre ein Rückgang des Steuereinkommens zu verzeichnen." ?

    Du hast schon mal davon gehört, das auch die Rendite der Privatvorsorge von der aktuellen Weltwirtschaftslage abhängen ? Oder glaubst du ernsthaft das die dann husch, husch in China den tollen reibach einfahren ?
    Ja ich sehe schon wie meine Apotheke, mein Bäcker, mein Hausarzt, die Feuerwehr, der Schützenverein, mein Discounter nach Taiwan verlagern. Bitte aufwachen.

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  3. Bei so viel Unsinn weiß ich kaum, wo ich anfangen soll. Vielleicht bei diesem Punkt: "Ein solches Umlageverfahren, das nur über eine erhebliche Bezuschussung dauerhaft funktioniert, widerspricht sich schon im Kern enorm und ist in dieser Form sicher auch nicht mehr als reines Umlageverfahren zu bezeichnen."
    Warum nicht? Werden die Steuern vom lieben Gott bezahlt? Sie haben sogar den Vorteil, nicht allein die Arbeitseinkommen der abhängig Beschäftigten zu belasten.
    Auch die Steuerzuschüsse sind eine Umlage, ein Transfer von Einkommen der Erwerbspersonen an die Rentner.
    Das ist bei privater Vorsorge übrigens nicht anders, die ist bloß teurer, führt zusätzliche Unsicherheiten ein und überlässt die Geringverdiener im Alter neuerdings der staatlichen Fürsorge.

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  4. Ich verstehe nicht ganz, was uns mit diesem Artikel gesagt werden soll???
    Die gesetzliche Rentenversicherung mag ein Problem haben (zwar kein demographisches aber doch ein arbeitsmarktpolitisches) Aber... zeigt uns der Artikel eine Lösung auf???
    Ist er gar als unterschwelliges Plädoyer für die private Rentenversicherung zu sehen?
    Dann muß ich aber sagen, daß mir das problemeatische gesetzliche System allemal lieber ist als das um Welten problematischere private.

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  5. Ich muss sagen ich bin doch sehr enttäuscht ob der ersten Reaktionen. Nicht weil ich keine Kritik vertragen könnte, oder weil ich andere Meinungen zu dem Thema nicht respektieren würde, sondern weil die Antworten größtenteils bisher schlicht davon zeugen, dass ihr nicht verstanden habt- anders kann ich‘s mir nicht erklären - was da steht. Auf die Details geh ich jetzt mal ein.

    Anonym #1:
    In der Tat denke auch ich, dass diese Leistungen gerechtfertigt sind und dass wir als Gesellschaft darauf stolz sein können diese so zu erbringen. Wenn wir uns aber darauf einigen, dass wir die Leistungen als gerechtfertigt ansehen, halte ich es für grundfalsch sie aus einem Gesamtvolumen heraus zu rechnen, wieso auch!? Sind es nun (Renten)Ansprüche oder nicht?

    Anonym #2
    Ich weiß leider nicht genau welchen ersten Teil du meinst, denn selbst nach mehrmaligem Durchlesen habe ich nichts Falsches an meinem Artikel erkennen können. Die erste „Interpretation“ meinerseits findet im 3 Absatz statt, alles davor Geschriebene ist lediglich eine Wiedergabe von Fakten.
    Auf die demographische Entwicklung bin ich doch in keinster Weise genauer eingegangen, da ich genauso wie du der Ansicht bin, dass die Prognosen keinerlei Präzision zuließen. Mir also zu unterstellen ich habe damit argumentiert, zeugt nicht gerade von Textverständnis. Einzig und allein könnte man mir vorwerfen, dass ich generell unterstellt habe es gäbe momentan weniger Nachwuchs im Vergleich zu früheren Jahren, was aber eigentlich unbestreitbar ist.
    Zu den „versicherungsfremden“ Leistungen habe ich meine Ansicht schon gesagt, insofern muss ich darauf nicht nochmal eingehen. Was Kohl und Konsorten betrifft muss ich das schon. Erstens ist es so, dass auch schon vor der Wende Steuermittel in erheblichem Umfang zur Finanzierung der Renten aufgewendet worden sind, wie du richtig geschrieben hast. Insofern entkräftest du dich an dieser Stellen zumindest teilweise schon selbst. Zweitens: Wieso hätte man die Rentenansprüche der DDR-Bürger in einen Sonderfond packen sollen? Die anschließend arbeitenden DDR-Bürger haben doch auch eingezahlt, oder sehe ich das falsch?
    Den Beitrag der ARD kenne ich im Übrigen. Ich denke hier liegt auch dein grundsätzliches Problem mit meinem Beitrag. Mir wird unterstellt, dass ich pro Privatvorsorge argumentiere, dabei mache ich das doch gar nicht. Jedes Argument, dass Stefan für das Umlageverfahren ins Feld geführt hat kann ich nur voll unterstützen. Lediglich die Behauptung, die demographische Entwicklung sei kein Problem für die Renten, die teile ich eben nicht und ich finde man sollte sich grundsätzlich Gedanken machen, wie man dieser Entwicklung begegnet.
    Und zu deiner Aufforderung „bitte aufwachen“: Mit Hausärzten, Bäckern und Apotheken hast du gleich wunderbare Beispiele für Branchen gebracht, die in Zukunft wesentlich anders aussehen werden als wir das bisher kennen. Also gebe ich die Aufforderung gerne wieder zurück: bitte aufwachen!

    Mein Dank an Thomas, der mir nicht direkt unterstellt hat, ich schreibe für die private Versicherungsindustrie. In der Tat war es Absicht, dass ich keine Lösungen aufgezeigt habe. Der Artikel soll zum Nachdenken anregen. Aber wenn ihr ernsthaft die einzige Alternative der jetzigen gesetzliche Rentenversicherung in der Privaten seht, ist mein Wunsch schon verpufft.

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  6. Tja, lieber Jan, das Problem ist doch, daß uns über die letzten Jahr immer ein Schwarz-Weis-Bild der Rentenversicherung gemalt wurde und wir es fast schon verinnerlicht haben. Mein erster Reflex war in der Tat, Dir dieses Schwarz-Weis-Bild zu unterstellen.
    Wie ich schon schrieb: ich denke auch, daß wir ein Finanzierungsproblem haben. Allerdings denke ich auch, daß diese Problem von den letzten Regierungen ein ums andere Mal mit herbeigeführt wurde.
    - Da war die Verwendung von Überschüssen (die es ja mal gab) für versicherungsfremde Leistungen.
    - Die Mehrbelastung durch die Integration der DDR-Bürger in das bestehende West-Rentensystem.
    - Die Integration der Russlanddeutschen ins Rentensystem.
    - Die Reduzierung der Beiträge durch das Riestern.
    - und und und.
    Vieles davon wird man nicht zurücknehmen können und wollen und her MUSS das ganze durch Steuern finanziert werden. aber man muß sich überlegen, wie man das system wieder auf eine solide Gundlage stellen kann. Hier stimme ich mit Dir völlig überein.

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  7. Also - ganz ehrlich. Das Argument mit der immer weiter steigenden Produktivität ist mir schon lange ein bisschen unheimlich. Das kann doch nicht immer weiter aufwärts gehen bis in alle Ewigkeit....

    Trotzdem finde ich die Gegenargumente der Kommentatoren richtig. Und warum sollen nicht alle nach ihrem Vermögen einzahlen, also auch die sehr Reichen, und warum soll man nicht eine Obergrenze für Renten und Pensionen festsetzen, das muss ja gar nicht sooo niedrig sein.

    Außerdem denke ich schon länger über einen anderen Aspekt nach. Man soll ja immer so den Eindruck bekommen, dass die Alten ewig lebten und deshalb zu einer immer größeren Belastung würden. Aber ist das eigentlich realistisch?

    Die Alten sterben auch. Und wenn die Bevölkerungszahl durchweg abnimmt, dann werden auch die Älteren weniger. Gut, es gibt viel mehr Hundertjährige als früher. Aber alle, die so um mich herum wegsterben, die sind was zwischen 60 und 70. Auch mal bisschen drüber - aber dass die allesamt so uralt werden... also mir kommt es nicht so vor.

    Wir wissen ja, wie Statistik funktioniert. Wenn man die Lebenserwartung der Menschen zu berechnen versucht, dann fängt das meistens mit dem Lebensjahr 0 an. Nun hat sich die Säuglingssterblichkeit aber sehr verringert durch neue medizinische Möglichkeiten. Schon verschiebt sich der statistische Wert nach oben.

    Wenn man stattdessen mal sehen würde, wie die Lebenserwartung beispielsweise ab 50 ist, dann käme wohl weniger Dramatisches heraus. Dann bleiben eher 20, 25 Jahre und nicht nochmal 50.

    In England, hab ich gehört, strebt man eher eine Verringerung der Bevölkerungszahl an. (Nee, das soll nicht ironisch sein, obwohl einem dazu allerlei Kabarettistisches einfallen könnte.) Sie denken genau anders herum als die Deutschen: Nicht die ständige Vermehrung ist hilfreich in der Zukunft, sondern ganz suttsche immer mehr Platz und reinere Luft.

    Bin ich eigentlich auch für. Also, hier bei uns und überall.

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  8. Hier einige Informationen zur Verwendung der Rentenbeiträge:

    Sogenannte "Versicherungsfremde Leistungen"

    http://www.bohrwurm.net/Rentenkassen%20Pluenderkatalog.htm

    Rentenkassen-Ausplünderung

    http://www.bohrwurm.net/Rentenklautabelle.htm

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  9. Ich glaub ich bin im falschen Blog.

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  10. "Offenbar möchte man die Rentenbeiträge nicht erhöhen"
    > das wird man aber müssen, das wiederum ist nicht schlimm, denn erstens wird dies unser zukünftiges verständnis von reichtum sein müssen und zweitens kann sich höhere produktivität auch in niedrigeren preisen äußern.

    "Denn hier liegt nach meinem Erachten keine Kausalität vor,"
    > hä? wollte hier wer ein wort unterbringen oder hat dieser satz eine bedeutung?

    "Über die Beiträge wird es nicht möglich sein, da hier bei weniger Beitragszahlern entweder der Beitragssatz oder die Bruttogehälter deutlich steigen müssten, was aus verschiedenen Gründen getrost als nicht umsetzbar abgetan werden darf."
    > hier wird uns eine "wahrheit" untergeschoben.
    Vielleicht sollten wir mal über steigende Löhne nachdenken? Stimmt das überhaupt, dass sie nicht steigen dürfen/können?

    "Und wie soll die Bevölkerung in Zeiten gleichbleibender oder sogar sinkender Reallöhne Wachstum generieren? Schon jetzt muss Deutschland auf die Karte Export setzen um überhaupt noch Wachstum generieren zu können."
    > eine gute und zentrale frage, es stecken allerdings schon zwei annahmen darin: "gleichbleibender oder sogar sinkender Reallöhne"
    und: "muss Deutschland auf die Karte Export setzen"
    Da ist wer der jahrelangen neoliberalen propaganda auf den leim gegangen und kann somit nur zu diesen schlüssen kommen.

    "Einzig und allein könnte man mir vorwerfen, dass ich generell unterstellt habe es gäbe momentan weniger Nachwuchs im Vergleich zu früheren Jahren, was aber eigentlich unbestreitbar ist."
    > und dennoch haben wir hohe (jugend) arbeitslosigkeit.

    "Branchen gebracht, die in Zukunft wesentlich anders aussehen werden als wir das bisher kennen."
    > das nennt man wandel und es geschieht ständig, man muss ihn nur richtig gestalten.

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  11. Als Gegner der privaten Rentenversicherung finde ich den Artikel doch sehr oberflächlich.
    Die Höhe des Bundeszuschusses müsste mindestens mit den systemfremden Leistungen gegengerechnet werden.
    Zum Vergleich zwischen dem umlagefinanzierten mit einem privaten Rentensystem sei dem Autor das Mackenroth - Theorem wärmstens empfohlen. Die private Rente (und Gesundheirsreformen) gibt es, weil die Arbeitgeber ihren Beitragsanteil an der Sozialversicherung senken und ihre Profite erhöhen wollen.
    Wer spricht denn gegen einen Beitrag von 25 % für das extrem leistungsfähige System der gesetzlichen Rentenversicherung, die Versicherten sicher nicht.
    Leider fallen noch zu viele auf die dumme Propaganda u. a. der BLÖD-Zeitung herein, anstatt selber mal nach zu denken.

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  12. ich bin etwas überrascht, so einen artikel hier zu finden, zumal ich vor wenigen tagen einen ganz anderen artikel zu diesem thema hier gelesen zu haben mich erinnere...
    soweit ich die kommentare gelesen habe, sind viele wichtige punkte genannt worden, aber ein punkt scheint zu fehlen (abgesehen von rente mit 67, abitur in 12 jahren etc.):
    die erwerbstätigen finanzieren nicht nur die renter, sondern auch die jugendlichen. somit gibt es bei steigenden rentern einen geringen rückgang auf der seite der jugendlichen. berücksichtigt man die gesamtgruppe der zu versorgenden, sehen die zahlen nicht so dramatisch aus als wenn man nur die renter allein betrachtet.
    nun kann man hieraus auch die jährliche mehrbelastung pro erwerbstätigen für jedes weitere jahr errechnen.
    prof. gerd bosbach beziffert diese auf ca. 0,8% p.a. für den zeitraum von 50 jahren würde das bedeuten, dass ca. 40% belastung entstehen, die ca. 86% - 144% produktivität gegenüber stünden.

    hier zum artikel des statistikers prof. gerd. bosbach
    http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/bstuecke/121374/index.html

    beste grüsse,
    fxhakan

    ps. diese gedanken sind nicht neu. vor knapp fünf jahren hatte das bereits herr bofinger in seinem buch "wir sind besser, als wir glauben" ausgeführt, oder auch bei albrecht müller kann man das nachlesen...

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  13. Zu Beginn:
    @Thomas: Das mit dem Schwarz-Weiss-Denken hast du sehr gut erkannt. Ich finde es ein wenig traurig, dass die Reaktionen hier so undifferenziert sind. All die schönen Schlagwörter - neoliberal, private Versicherungsindustrie, natürlich die Lasten der Wiedervereinigung etc. - werden reflexartig aufs Tablett gebracht. Ein Beitrag wird als vermeintlich neoliberal gebrandmarkt und kann von daher nur falsch und abgrundtief böse sein. Es ist doch beängstigend wie vergiftet das politische Klima (ich erweitere die Beobachtung mal großzügig von dem Blog auf Deutschland) geworden ist.
    Zur Rente:
    Gerade bei der Rente - einem der komplexesten Themen überhaupt - bringt uns diese Denkweise nicht weiter.
    Bevor ich dazu einige Gedanken äußere, möchte ich zunächst grundsätzlich Stellung beziehen, um zu vermeiden gleich in die neoliberale Ecke gestellt und hingerichtet zu werden.

    Ich bin ein Fan des bedingungslosen Grundeinkommens. Weil es einfach und solidarisch ist und unser "Rentenproblem" praktischerweise gleich mitlöst. Ich bin auch ein Fan des schlanken Staates. Nicht weil er sich aus der Wirtschaft zurückzieht, sondern weil er bspw. durch ein einfaches, transparentes Steuersystem nicht "mit sich selbst" bzw. unseren Steuererklärungen beschäftigt ist, sondern sich voll auf die wirklich wichtigen Dinge (Bildung, Bildung, Bildung) konzentrieren kann. Ich bin auch der Meinung, dass in manchen Bereichen freie Marktwirtschaft im Sinne von Profitstreben kontraproduktiv ist. Das sind bspw. Transport (Deutsche Bahn)oder Energie. Mir will einfach nicht in den Kopf, warum ein Monopol / Oligopol besser für die Allgemeinheit sein soll, als eine staatliche Steuerung.
    So genug davon, ich schweife ab.
    Ich habe mich nicht besonders intensiv mit dem Rentensystem auseinandergesetzt, möchte an dieser Stelle aber einige Beobachtungen aufzählen, die der Diskussion dienlich sein könnten.
    - Natürlich sind Versicherungsunternehmen PROFITorientiert. Das stört uns aber nicht bei der Haftpflichtversicherung, der Berufsunfähigkeits - der Hausrats, der Rechtschutzversicherung etc. Bei der Rente dagegen geht regelmäßig ein Aufschrei des Entsetzens durchs Land.
    - Die Versicherungsindustrie schafft Arbeitsplätze in Deutschland. Ich bin zwar auf die ganzen Vermögensberater ziemlich allergisch, aber zumindest das kann man der privaten Vorsorge zu Gute halten.
    - Wie ja schon Stefan beschrieben hat, muss das Geld der privaten Vorsorge irgendwo investiert werden. So problematisch dies auch ist, so wird damit doch auch ein Beitrag zur globalen Weiterentwicklung (Entwicklungsländer, Technologien etc.). Jeder, der privat vorsorgt, kann ja beeinflussen, wohin sein Geld fließt.
    Ich will die Argumente gegen eine private Rentenversicherung damit nicht entkräften - ich stimme diesen ja zu , sondern lediglich die Komplexität des Themas unterstreichen.

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  14. Zu den Kommentaren:
    @Anonym: Du hast geschrieben: „Die Alten sterben auch. Und wenn die Bevölkerungszahl durchweg abnimmt, dann werden auch die Älteren weniger. Gut, es gibt viel mehr Hundertjährige als früher. Aber alle, die so um mich herum wegsterben, die sind was zwischen 60 und 70. Auch mal bisschen drüber - aber dass die allesamt so uralt werden... also mir kommt es nicht so vor.“
    Da bist du dir selber auf den Leim gegangen. Die absolute Anzahl der Alten ist für das System irrelevant. Entscheidend ist das Verhältnis von Jungen zu Alten. Auch bei abnehmender Bevölkerungszahl kann daher der relative Anteil der Alten zunehmen und das System belasten.
    @Moritz:
    "Denn hier liegt nach meinem Erachten keine Kausalität vor,
    > hä? wollte hier wer ein wort unterbringen oder hat dieser satz eine bedeutung?“
    >Es besteht kein Zusammenhang zwischen der steigenden Produktivität und der Fähigkeit eines Beitragszahlers, einen oder mehrere Rentner zu ernähren.
    "Offenbar möchte man die Rentenbeiträge nicht erhöhen.
    > das wird man aber müssen, das wiederum ist nicht schlimm, denn erstens wird dies unser zukünftiges verständnis von reichtum sein müssen und zweitens kann sich höhere produktivität auch in niedrigeren preisen äußern.“
    > Das ist nicht so einfach. Z.B.: Die höheren Beiträge senken das Realeinkommen, was sich wiederum negativ auf den Konsum (zur Zeit tödlich) auswirkt. Das neue „Verständnis von Reichtum“ wäre also defacto ein Wohlstandsverlust. Und zur Produktivität: Klar, „kann sich das in niedrigeren Preisen“ niederschlagen. Aber das muss volkswirtschaftlich gesehen (Überkapazitäten, Deflation) nicht positiv sein.
    "Und wie soll die Bevölkerung in Zeiten gleichbleibender oder sogar sinkender Reallöhne Wachstum generieren? Schon jetzt muss Deutschland auf die Karte Export setzen um überhaupt noch Wachstum generieren zu können.
    > eine gute und zentrale frage, es stecken allerdings schon zwei annahmen darin: "gleichbleibender oder sogar sinkender Reallöhne und: "muss Deutschland auf die Karte Export setzen.Da ist wer der jahrelangen neoliberalen propaganda auf den leim gegangen und kann somit nur zu diesen schlüssen kommen.“
    > Sorry, aber da hast du einfach nicht verstanden was Jan gesagt hat. Es ist ein Fakt, dass Deutschland sein Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren hauptsächlich durch den Export generiert hat. Das hat mit neoliberaler Propaganda nichts zu tun. Wir haben in Deutschland eben offensichtlich ein Problem unsere Binnenmärkte zu aktivieren, was auch daran liegt (und darauf spielt Jan an), dass es eben schwer ist mehr zu konsumieren und ein Binnenwachstum zu generieren wenn man mit einem sinkenden Realeinkommen zu kämpfen hat.
    "Einzig und allein könnte man mir vorwerfen, dass ich generell unterstellt habe es gäbe momentan weniger Nachwuchs im Vergleich zu früheren Jahren, was aber eigentlich unbestreitbar ist.
    > und dennoch haben wir hohe (jugend) arbeitslosigkeit.“
    > Da gibt es keine Kausalität. Die hohe Jugenarbeitslosigkeit ist wohl eher auf soziale und Bildungsprobleme zurückzuführen.
    @Brandenburger: Auch wenn ich den populistischen Grundton auf den Links (Borhwurm…)nicht besonders mag, zeigt es doch eins: Auf der einen Seite haben wir eine politische Klasse, die sich nach Lust und Laune bedient und auf der anderen Seite private Versicherungsunternehmen, die mit Rentenversicherung Gewinne machen wollen.
    Beides keine schönen Alternativen :-)

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  15. Ihr wollt ernsthaft über die Rente diskutieren, ohne über mindestens 6-8 Mio wirkliche Arbeitslose und gut 7 Mio sozialversicherungsfreier Basis- bzw. -Minijobs sprechen zu wollen, ohne über mehrere hunderttausend Jugendliche, die ohne eine wirkliche Ausbildung zu machen in allemn möglichen Maßnahmen geparkt und so versteckt werden?
    Sorry, aber so eine Diskussion ist nur grotesk, da helfen keine noch so aberwitzigen demographischen Verrenkungen und Prophezeiungen weiter!

    Ein NDS- Leser

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  16. Jan Knittels Beitrag hat sicher einige Kritik verdient, doch bitte ich die Kommentatoren endlich zur Kenntnis zu nehmen, dass er sich *nicht* für die private Rentenversicherung ausgesprochen hat.

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  17. Bereits heute gibt es knapp 20 Mio. Rentner. Diesen stehen nur knapp 35 Mio. so genannte aktiv Versicherte gegenüber. Das Verhältnis ist also 1,75 "Arbeiter" auf 1 Rentner. Was soll da Jan Knittels Bezug auf die Botschaft, dass es durch Produktivitätssteigerung in Zukunft 3 "Arbeiter" die Mittel für 1 Rentner erwirtschaften können?

    Leider ist die Diskussion über die Rentenversicherung heute derart verworren, weil die Fakten ignoriert werden und die Logik auf der Strecke bleibt. Denn was soll der Hinweis von Jan Knittel, dass ja jeder sehen kann, dass heute schon 30% aus Steuermittel finanziert werden muss?

    Es gibt also noch "etwas anderes" als 1,75 oder 3 oder wieviel Arbeiter auch immer, die da unsere Rentner "am Kacken halten" müssen.


    Dieses "etwas anderes" finanziert neben Rentnern noch so einiges anderes:

    - Kinder
    - Dauerhaft Kranke und Behinderte
    - Arbeitslose und Hartz IV Empfänger

    So kommt es, dass heute bereits 1 Arbeiter soviel erwirtschaften muss, dass es für 4 Personen aus dem Kreis der Kinder und der Transfereinkommensbezieher reicht.

    Nebenbei bemerkt: zu Bismacks Zeiten waren knapp 80% der Deutschen unter 40 Jahre alt. Und nur 50% dieser 80% waren im erwerbsfähigen Alter.

    Mit etwas mehr Logik und mehr Sachverstand sähen die Gedankengänge also völlig anders aus, als es der kenntnisbefreite Mainstream in Politik und Medien uns vorgibt.

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