Montag, 26. April 2010

Ich bin müde

Von Stefan Sasse

Der eine oder andere mag sich schon gefragt haben, warum in letzter Zeit so wenig Artikel erschienen sind. Viele waren offenkundig verwundert über die Zahmheit des Oeffinger Freidenker in der letzten Zeit. Medienschelte relativiert, offen die Möglichkeit von Eliten diskutiert, Obama gelobt - bald tritt er noch der FDP bei. Keine Bange, so weit kommt es nicht. Aber ich fühle mich zur Zeit wirklich ein wenig müde und weiß nicht genau, warum. 

Vielleicht sind es späte Nachwirkungen von der Bundestagswahl. Aber alles Einsetzen für Volksentscheide und mehr Demokratie wird hohl wenn man sieht, wie leicht die meisten Menschen sich von Propaganda beeinflussen lassen und wie die flache, nutzlose Berichterstattung der Medien den winzigen Raum ausfüllt, den Otto Durchschnittsbürger noch für Politik reserviert hält. Die Meinungsbildung zur Griechenlandkrise ist ein einziger Witz. Niederste Stammtischparolen werden aus der Politik aus durchsichtigen wahltaktischen Gründen aufs Wahlvolk niedergelassen, und anstatt ein paar ökonomische Zusammenhänge zu erklären gebähren sich die Medien als Multiplikatoren und machen der BILD-Zeitung in totaler Niveaulosigkeit Konkurrenz. 
Oder die immer jüngeren Minister und Spitzenkandidaten, die eigentlich durchsichtigen Versuche, fehlenden Inhalt hinter gutem Aussehen zu kaschieren. Jüngste Familienministerin, erster Migrant, Frauenquote - alles schöne Sachen, aber was zur Hölle haben sie mit dem Job zu tun? Warum wohl gibt es so wenige 32jährige Vorstandsvorsitzende unter den DAX-Konzernen? Aber nein, jedes noch so billige Stöckchen wird genommen. Ohhh, der Philipp Rösler, der ist ja sooo jung und dazu noch Migrant! Dass er eine Politik macht, von der man sich nur mit Schaudern abwenden kann, interessiert da keinen mehr. Nein, man läuft auch noch in Gefahr als Ausländerhasser beschimpft zu werden, wie es die FDP mit Westerwelle versucht hat, indem sie dessen Kritikern Homophobie unterzuschieben gedachte, einer der seltenen Fälle, in denen die Medien einmal nicht auf den Zug aufgesprungen sind. 
Oder Afghanistan: da wird immer noch verkündet, dass unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt wird (warum sind eigentlich noch nicht alle FDP-Parlamentarier mit der Waffe in der Hand in Kabul angetreten? Ach, egal), alles gibt sich total begeistert, dass wir jetzt umgangssprachlich Krieg haben statt kriegsähnliche Umstände und währenddessen sagt Guttenberg mit ernster Miene in die Kamera, dass sich die Öffentlichkeit in Zukunft auf weitere Kriege und Verluste einzustellen hat. 
Die Politik ist der Inhalte weitestgehend entkleidet, und anstatt das zu kritiseren reiten die meisten begeistert auf der Welle und freuen sich darüber. Ja, Schein und Feste! Yippieh! In einer solchen Atmosphäre kann man kaum vernünftig für Volksentscheide und mehr Demokratie eintreten, mit Schaudern sehe ich von BILD-Kampagnen begleitet das Minarettverbot, Todesstrafe mit öffentlicher Kastration für Sexualstraftäter und den Einmarsch der Bundeswehr in Athen zur Sicherung der deutschen Kredite vor mir. 
Und dazu kommt, dass die Gegenseite - wir tapferen Blogger aus der sagenumwobenen Web2.0-Welt und zornigen Sozialdemokraten - inzwischen mehr und mehr die Züge zeigt, die wir an der Misere beständig krisitiert haben. Ideologie tritt an Stelle kritischen Nachdenkens, und wo die von den NDS initiierte Gegenöffentlichkeit Morgenluft gewittert hat wird bald genauso dogmatisch wie die neoliberalen Gegner. Ist es wirklich das, wofür wir einmal eingetreten sind? Ich habe manchmal das Gefühl, zum Ketzer zu werden, sofern ich nur darüber nachdenke, ob das umlage- und lohnabgabenfinanzierte Rentensystem tatsächlich der Weisheit letzter Schluss ist. Nach manchen Kommentaren klingt es so, als würde ich ein Schröder-Bild über mir hängen haben, zur Rechten Wolfgang Clements sitzen und bald einen positiven Artikel über Merkels Nicht-Führungsstil rauslassen.
Das alles saugt wirklich. Ich hoffe, dass es tatsächlich nur eine Spätwirkung der Wahl ist. Aber ich weiß es nicht sicher. Bin ich zu pessimistisch? Ich hoffe es.

Linkhinweise: 
- F. Luebberding auf Weißgarnix zur Griechenkrise
- Ruhrbarone zu Merkels Führungsstil - dem echten welchen. Sehr erhellend.
- Carta über die katastrophale Wirtschaftsberichterstattung besonders der ARD
- SZ berichtet, die ISAF habe den "Taliban-Kommandeur von Kunduz" getötet. Was für ein hanebüchener Unsinn - "Kommandeur von Kunduz". Meldungen wie die sorgen dafür, dass niemand versteht, was in Afghanistan passiert.
- SZ zur türkischen Ministerin in Niedersachsen. Schönes Lehrstück gerade dafür, dass man halt einfach ein Image raushauen wollte ohne auch nur zu gucken, welche politischen Inhalte die Frau eigentlich vertritt. 

25 Kommentare:

  1. .... und wo die von den NDS initiierte Gegenöffentlichkeit Morgenluft gewittert hat wird (sie) bald genauso dogmatisch wie die neoliberalen Gegner ....

    kannst du das konkretisieren?

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  2. Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass die NDS nur noch das sehen, was in ihr eigenes, doch irgendwo enges Schema passt und alles andere ausblenden. Auch ist ihre "Wir haben es schon immer gewusst"-Attitüde, so berechtigt sie auch sein mag, inzwischen etwas arg arrogant. Aber das ist mein persönlicher Eindruck.

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  3. naja, das überrascht ja nun nicht- die kämpfen in verschiedener Weise seit 3 Jahrzehnten gegen ebendiesen neoliberalen Schwachsinn und haben einen Großteil der heutigen Ausformungen vorrausgesagt- fast ohne bleibende Wirkung. Da landet man wohl irgendwann in der "ich-habe-es-ja-gesagt-Ecke". Das macht es aber nicht weniger wahr. So als grumpy old men der deutschen Bloggerszene finde ich sie überaus wichtig.

    Aber ich stimme dir vollkommen zu, es ist erschreckend, wie undifferenziert viele - auch sehr kluge- Menschen aus meinem Umfeld, die in den Medien verbreitete Meinung aufnehmen- und weiterverbreiten. Griechenland ist da ein Thema, Afghanistan ebenso.

    Das desillusioniert und man fragt sich immer wieder, wie es dazu kommen konnte, dass Menschen sich so offensichtlich manipulieren lassen.

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  4. Bitte.. BITTE, bitte! Wir können zwar den Kopf von Zeit zu Zeit hängen lassen; tief ein- und wieder ausatmen; ändern wird dies an unsere Denke aber nichts - nicht im Geringsten.

    Einen Satzteil fand ich sehr passend:
    "[..] anstatt das zu kritiseren reiten die meisten begeistert auf der *Welle* [..]"

    *Welle* - genau das ist es: Gruppendynamik. Auch wenn es nicht immer leicht ist gegen den Strom zu schwimmen, sind doch wir die Wellenbrecher. Unsere Zeit wird ebenfalls kommen. Vielleicht hört es sich hart und makaber an, aber.. möglicherweise wird man sich einst an uns erinnern. Vielleicht erleben wir das auch selbst nicht mehr - eines ist sicher - wir haben *gewirkt*.

    Nimm den Kopf wieder hoch. Auch ich bin gedanklich im Winter hängen geblieben, doch ich weiß.. es wird auch wieder einen Sommer geben. Ganz bestimmt sogar.

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  5. Wenn du nicht mehr bloggst, kündige ich meinen Internetanschluss. Und wähle bei der nächsten Bundestagswahl f.d.p.! So!

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  6. Ich denke dass wir alle, die Blooger als auch viele der sonstigen Kommentatoren und Leser dieser Gegenöffentlichkeit bzw. Blogs noch immer oder einfach immer wieder der Illusion aufsitzen, ähnlich den alten griechischen Sophisten, nämlich insgeheim doch an die vermeintliche ALLMACHT DES WORTES, DIE MACHT DER WAHRHEIT zu GLAUBEN.
    Wir verkennen wohl alle ein wenig, wie schwach, diffus, weltfremd oder sonstwie letztlich bedeutungslos noch so starke Worte auf alle normalen Zeitgenossen wirken müssen, welche HINTER diesen Worten keine reale gesellschaftliche, politische oder ökonomische Kräfte erkennen können, welche in dieser Gesellschaft einzig dazu in der Lage wären, real auch was zu bewegen.
    Wie Anonym ganz richtig sagt, hat das, was die Leute von den NDS und anderen Blogs oder sonstige kritische Leute gegen die neoliberalen Ideologien vorbringen, absolut nichts von seinem Wahrheitsgehalt eingebüßt, ganz im Gegenteil.
    Und dennoch war die gesellschaftliche Breitenwirkung aller dieser Bemühungen seither fast Null.
    Es ist völlig nachvollziehbar, dass sich langsam aber sicher Frust und Müdigkeit einschleichen.
    Wir alle müssen ganz einfach erkennen, das Worte ALLEIN überhaupt nichts bewirken.
    Es reicht eben keinesfalls aus, nur eine Art Gegenöfftlichkeit aufzubauen, nur seine Meinung einfach auszuposaunen.
    Diese Gegenöffentlichkeitmüsste sich auch wirkungsvoll politisch organisieren, sowohl in einer oder anderen Parteien als auch in den Gewerkschaften.
    Momentan wäre die PDL die dafür sicherlich noch am ehesten geeignete Partei, eine neue basisdemokratische Bürgerbewegung mit konkreten politischen und ökonomischen Forderungen könnte ebenfalls hilfreich sein.
    Als einsame Rufer in dieser wahren weitgehend neoliberal gleichgeschalteten Medienlandschaft werden wir alle auch in Zukunft nichts bewirken.

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  7. Das ist doch eine sehr wertvolle Einsicht, dass man Andere nicht ändern kann. Dann kann man sich umdrehen und sich selbst ändern und genau das tun, was man tun will und voller Empathie auf die Menschen schauen, die nicht merken, wie sie gegängelt werden.

    Die Müdigkeit kommt vom "gegen den Strom (Anderer) zu schwimmen". Das ist Stress pur. Lieber sich dem eigenen (Bewusstseins)Strom hingeben. Niemand ist mitgefangen und niemand wird mitgehangen, es sei denn, man nimmt es für wahr...

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  8. Manipulation gibts schon, seit der Mensch gelernt hat zu sprechen ... denn genau das macht Sprache aus.
    Der Grund dafür, dass die meissten Leute nichts hinterfragen, liegt vermutlich in der Einfachheit des 'Imstromschwimmens' und generell im passiven Verhalten, dass viele an den Tag legen.

    Wenn man bei einer Umfrage unter Deutschen fragen würde, ob man eher den Fernseher oder Internet-Blogs abschaffen würde, wenn man vor der Wahl stünde: das eine steht für Passivität, das andere für Aktivität
    ...naja es ist nicht schwierig zu erraten, was da wohl herauskommen würde ... man geht halt den leichteren Weg, Hirn Runterfahren und sich berieseln lassen

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  9. Lieber Stefan,
    ich bin zur Zeit ebenfalls hundemüde und etwas ausgelaugt, aber morgen schlafe ich mich mal richtig aus (muß sein!) und setze mich dann an meinen nächsten Beitrag (den ich Dir eigentlich für heute avisiert hatte).

    Kein Rückzug, kein Aufgeben ;-)
    Frank

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  10. Danke für die aufmunternden Worte! Aber in der PDL sehe ich immer weniger Hoffnung. In meinen Augen begehen die einen strategischen Fehler nach dem anderen, der sie dauerhaft von der Entscheidungsgewalt abbinden wird. Aber da kommt sicher bald ein Artikel zu...hoffe ich :)

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  11. Sicherlich ist die Öffentlichkeit leicht manipulierbar und die Berichterstattung der Medien einseitig und oberflächlich. Aber man kann auch manchmal sehen, dass sich durchaus ein bisschen etwas tun kann. Wer hätte noch vor ein paar Monaten gedacht, dass eine Mehrheit der Deutschen nicht für Steuersenkungen ist oder dass der Neoliberalismus in der Presse nicht mehr als alternativlos dargestellt wird? Ok, sicher, das ist nicht viel, aber es zeigt sich doch, dass nicht alles ganz umsonst ist.

    Das mit dem Dogmatismus sehe ich aber teilweise auch bei manchen Blogs leider immer mehr ... Dabei sollte es doch gerade in diesem Medium darum gehen, wirklich offen zu diskutieren.

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  12. Ich muss in letzter Zeit öfters an den Kinderfilm Momo denken: diese grauen Herren, die immer süchtig nach der nächsten Zigarre sind .. Ja, ich war damals genau im richtigen Alter als der Film herauskam :-) Als Kind versteht man wenig, man ist jedoch fasziniert und das ist oft besser als das Verständnis. Das Sinnbild des sinnlosen Aussaugens ist und bleibt das Rauchen (sorry an alle Raucher ;-) und Michael Ende hat es gespürt und künstlerisch verarbeitet. Nur in den letzten 24 Jahren (fuck!) hat sich einiges getan. Im Rückblick sehe ich meine Kindheit als eine Oase der Stille und Ruhe. Einspieler der Tagesschau dauerten damals noch tatsächlich länger als 1:30, heute ist das eine Spielfilmlänge!
    Schlimmer als diese Übertaktung ist der Stumpfsinn und die Leere, die einem aus den Massenmedien entgegen schlagen. Woran liegt das? Weil die Massenmedien stumpfsinnig und leer sind. Und sie saugen, sie saugen Aufmerksamkeit, sie erfordern Beschäftigung mit Stumpfsinn und Leere und vor allem sie lassen einen mit allen Unklarheiten und Widersprüchen unbefriedigt zurück.
    Was machen? Wer dagegen ankämpft hat schon verloren. Die Masse der Leute wollen diese Welt, die sie für die ihre halten, aufrecht erhalten. Sie tun es jetzt schon trotz all der offensichtlichen Widersprüche und sie werden es weiterhin tun. Und hey, wir können noch ein ganzen Stück weiter-so weiter machen. Es ist noch genügend Staat zum Ausschlachten da und Kriege kann man immer und überall machen.
    Aber, diesmal gibt es wirklich eine reale Chance, dass wir vor dem Beginn einer neuen Ära stehen. Vieles ist nur noch zu einer Parodie seiner selbst geworden, die Politik schon immer, die Medien tanzen mit, die Kirche glaubt sich selbst nicht mehr und den Irrwitz Wachstum, Wachstum, Wachstum als der göttliche Pfad zur Glückseligkeit erkennen die Meisten auch schon als solchen an.
    Es ist schwer sich zu orientieren. Die bewährten Strukturen erscheinen immer weniger trag- und zukunftsfähig, aber neue Strukturen sind Weit und Breit nicht in Sicht. Was wird kommen? Nicht besser das Alte behalten? Ist zwar nicht so dolle, aber besser als nichts, oder? Wer hat konkrete Antworten? Niemand.
    Aber wer hinschaut sieht die neuen Möglichkeiten, die sich plötzlich bieten. Wenn alte Antworten für neue Herausforderungen nicht mehr greifen, müssen Alternativen gefunden werden. Die Leute werden nicht passiv bleiben, am Samstag war eine der größten Antiatomkraftdemos in Deutschland! Auch wenn vieles hier wie ein überdimensionales Altersheim wirkt, ist doch noch Dynamik vorhanden.
    Hoffnung gibt es immer, gratis und im Überfluss. Schauen wir mal, was uns die tolle Zukunft noch so an Überraschungen bereit hält :-)

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  13. Die Welt ist schlecht, und alles wird den Bach runter gehen, wenn sich die Welt nicht so ändert, wie ich es will und schon seit Jahren predige. Die Menschen sind dumm und manipulierbar, sie erkennen die Zusammenhänge nicht. Warum sind nicht alle so klug wie ich? So funktioniert unser Denken, und das haben alle Menschen gemeinsam: "Ich weiß, was wahr ist, und die anderen sollen mir folgen." Egal, ob es um Fußball, Politik oder gutes Essen geht.

    Ich teile in vielen Punkten die Meinung des Freidenkers und bin sehr dankbar für sein Blog. Aber ist es die Wahrheit? Mir scheint es so, aber kann ich wissen, was für die Welt am besten ist? Wäre heute eine Linksregierung besser (vielleicht käme dann Schwarz-Gelb nach der nächsten oder übernächsten Wahl an die Macht)? Ich habe keine Ahnung, was besser wäre, schon gar nicht auf lange Sicht, auch wenn mein Verstand sofort ein paar Argumente parat hätte, wie es sein sollte. Und blende ich nicht, wenn ich meinem Verstand seine negative Weltsicht glaube, alles gute und positive aus? Wie geht es mir damit? Ich lebe im Krieg gegen eine dumme, schrechliche Welt, eine Welt die sich mir zuliebe ändern soll (damit ich mich besser fühle). Ist es die Aufgabe der Welt, sich zu ändern? Ich finde immer nur, es ist meine Aufgabe, mein Leben gut zu leben. Wo immer es geht, keinen Krieg, keine Angriff, keinen Hass in die Welt zu tragen. In meinem kleinen Bereich meine Vorstellungen einer mitfühlenden, liebevollen Lebensführung so gut es geht zu realisieren. Und das ist wirklich schwer genug. Vor allem mit den Dingen in Frieden zu sein, die mir nicht passen. Wenn ich aber in Frieden bin, dann kann ich kraftvoll und ohne anzuklagen für meine Überzeugungen eintreten. Schafften in der Geschichte die wütenden Ankläger echte Veränderung zum Besseren? Meiner Erfahrung nach oft nicht. Nelson Mandela oder Ghandi haben etwas bewirkt. Sie waren friedfertig, sie sahen auch im Gegner, sogar im grausamen Unterdrücker den Menschen. Mandela - was für ein Mensch! Verständnis und Liebe für seine Gefängniswärter aufzubringen! Kann ein Mensch mehr erreichen?

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  14. Ich denke, was Du gerade durchmachst, hat jeder von uns Dagegen-Schwimmer immer mal wieder. Es ist dann sehr ratsam, für eine Zeit Abstand zu gewinnen, zu verreisen, ein gutes Buch zu lesen, entspannen, Fahrrad fahren usw.

    Das Frust- und Müdigkeitsproblem taucht m.E. durch zwei Faktoren auf:

    1.) Wir Blogger sind in aller Regel Einzelkämpfer gegen den Strom. Das kostet Energie und Kraft. Wir sollten uns aber immer bewusst sein, dass wir nicht alleine sind. Wir sind doch schon gut "vernetzt" ;-)

    2.) Die eigene Erwartungshaltung. Diese sollte man sehr klein ansetzen. Niemand wird durchs bloggen die Welt über Nacht verändern können. Wenn durch das stetige Reintropfen einer vermeintlichen Gegenöffentlichkeit, hier und da mal jemand zum Nachdenken bewegt wird, ist schon viel erreicht. Viele kleine Schritte ändern viel.

    Nicht den Kopf hängen lassen! Kraft sammeln, entspannen (z.B. rumknutschen^^) und dann wieder frisch ans Werk!

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  15. http://www.welt.de/die-welt/politik/article6656744/Die-CDU-nimmt-einen-Blogger-ins-Visier.html

    http://www.wir-in-nrw-blog.de/

    Wenn mich nicht alles täuscht, dann hat selbst die "Tagesschau" darüber berichtet, dass sich der "Rüttgers Club" mächtig über die piesackende Bloggerszene echauffiert. Das sollte motivierend dafür sein, dass Du Dich nach einem Moment des Innehaltens und Kraftschöpfens wieder aufrappelst.

    Wird schon wieder!

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  16. Was machst du dir Gedanken über Meinungskonformitäten?
    Das hier ist dein blog, dein Wohnzimmer, - für deine Meinungen und deine Ansichten, - in deiner Sprache. Und solcherlei Sachen bestehen nicht nur aus politischen Richtlinien, oder niveaubedingten Erwartungen, denen man sich anbiedern muss. Kein blog schreibt jedesmal etwas, was jedem anderen gefällt. Und so sollte es auch sein. Die Müdigkeit und den Frust bezüglich momentaner Politik kann ich nachvollziehen, weil diesbezüglich großflächig eine Meinungsdeckung besteht. Solltest du dich aber gegenüber Meinungsdeckung im Zugzwang fühlen, kann ich mich nur epikur anschließen und empfehlen mal wieder richtig rumzuknutschen, damit ich hier bald wieder was zum lesen habe, über was ich mich freuen, - oder ärgern kann.

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  17. >>Auch ist ihre "Wir haben es schon immer gewusst"-Attitüde, so berechtigt sie auch sein mag, inzwischen etwas arg arrogant.<<

    Stefan, ich gebe Dir darin recht. Mir ist das auch schon aufgestossen, und ich wollte Müller-Lieb auch darauf hinweisen, habe es dann aber unterlassen. Ich denke, die Herren würden die Kritik durchaus annehmen.

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  18. Nicht aufgeben, lieber Freidenker, Du würdest mir fehlen. Du willst doch nicht den anderen die Bühne ganz überlassen?

    Dass nur wenige in den Blogs die Möglichkeit zum wirklichen DISKURS nutzen, finde ich auch schade. Oft wäre weniger mehr, aber weniger ist besser als nichts.

    Die Hinweise in den NDS auf die frühen richtigen Beiträge finde ich, anders als Du, ausgesprochen hilfreich: man hätte es wissen können.

    Die Bedenken und trüben Nachtgedanken zum "Souverän" teile ich. In der Frage Volksentscheid und Basis-Demokratie müssen wir wohl nochmal gründlich nachdenken.

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  19. Nochmals danke euch!
    Und bezüglich der NDS: Es geht nicht um die Sache, denn in der haben sie Recht; es geht um die zunehmende Abgehobenheit bzw. Dogmatismus, de ich zu spüren glaube.

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  20. kluge Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zweifeln...

    man darf nur nicht verzweifeln!

    Die anderen, die Neolibs, die Asozialen, das sind die mit den klaren Einstellungen, der definitiven Haltung. Die merken aber nicht, dass sie Zombies sind mit ihren starren Einstellungen, Untote. Tim

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  21. betrachte es doch einfach mal andersrum.. nicht dich als opfer der politik. sondern als eine art sozialarbeiter, der bankern, politikern und volk hilft ne wichtige lektion zu lernen.

    aus der opferrolle raus. rein in die gnade^^

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  22. Zwar ist eher die Politik mein Thema, aber da geht es mit glaube ich auch wie den "Politbloggern". Man fragt sich manchmal, wofür man schreibt ...

    Es ändert sich ja doch nix. Die Berichterstattung wird nicht besser (Brennpunkt Griechenland, heute Abendoh schauder Plassberg zum selben Thema) und an den Gesetzen ändert sich auch nichts. Bis auf Pseudostraten wie eine Bonisteuer und eine Bankenabgabe ist nix passiert. Beides sind aber reine Strafmaßnahmen, die dnicht im Geringsten dazu beitragen, die nächste Krise zu verhindern. Das wären zum Beispiel kleinere Banken (wir haben aber nach der Krise größere als vorher), höhere Eigenkapitalanforderungen (wir haben aber eine Verschiebung der Einführung bekommen) und transparentere Bilanzen (wir haben aber intransparentere bekommen). Na toll.

    Und im Fall Griechenland sehen wir das gleiche Desaster wieder: Mangelhafte Regelwerke prallen auf Ereignisse, die man bei Erstellung des Regelwerks einfach ignoriert hat. Nützt aber nix. Jetzt ist man nicht vorbereitet und wiederum erpressen die Finanzmärkte die Politik ...

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  23. Zunächst mal Kopf hoch,lieber Stefan, auch wenn es manchmal schwerfällt. Jeder hat ab und zu so einen Moment, meiner ist manchmal müde, manchmal aber auch einfach nur eine Art Panik, daß es einfach keinen Weg mehr geben könnte den ich noch gehen kann um wenigstens irgend etwas zu bewegen. Dann halte ich kurz inne, schaue mir meine süßen Kinder an und weiß daß ich damit einen lebenslangen Weg bereits beschritten habe und das gibt mir Kraft weiter zu gehen.
    Zu der Genugtuung recht gehabt zu haben: naja, es ist einfach ein natürlicher Reflex, dieses "Siehste!". Mich hat das früher immer genervt, wenn das jemand gesagt hat- und manchmal isses auch heute noch nervig, aber verstehen kann ich es, denn schließlich "hat man es ja schon immer gesagt".
    Ich freu mich jedenfalls über jeden Beitrag hier, denn ich finde sie nicht immer deckungsgleich mit meiner Meinung, jedoch stets plausibel. Danke dafür. Gruß von mone

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  24. Dem buddhistisch angehauchten Rat eines Diskutanten irgendwo weiter oben möchte ich entschieden wiedersprechen: Erstens sagt er, sei es vermessen zu glauben, recht zu haben, und zweitens sei es viel weniger anstrengend, einfach bei sich selbst mit dem Verändern zu beginnen, wozu er denn auch rät. Als wenn es nur um Wahrheit ginge! Es geht doch nicht eigentlich um akademische Diskurse. Natürlich werden solche Diskurse in Blogs geführt, denn viele hier sind auf der Suche nach politischen Positionierungen, die vor der Vernunft bestehen können. Aber was sie eigentlich treibt, ist nicht die Suche, nach der vernünftigen Politik, sondern nach einer Politik, die die Welt ihren persönlichen Werten oder Idealen gemäß verändert - und häufig sind dies altruistische Motive. Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum ich auf Grundlage meiner Ideale nicht versuchen soll, Menschen zu beeinflussen - das tun andere auch und so viel Wille zur Macht (ich bin kein Nietzscheaner, aber es passt hier) darf man sich ruhig auch ohne moralische Bedenken gestatten. Ich betrachte es als mein Recht, zu versuchen, die Welt in meinem Sinne zu verändern - bei mir weiß ich wenigstens, dass die Motive nicht ausschließlich egoistisch sind und ich mir Mühe gebe, meine Positionen immer wieder zu hinterfragen. Zumindest die Frage nach meinem Recht zu beeinflusse aber sollten die ansonsten heilsamen Selbstzweifel aussparen. Dass ich niemals sicher wissen kann, ob ich "im Besitz der Wahrheit" bin - geschenkt. Da geht's allen anderen genauso. Aber was soll's: Ich muss eben mit meinem Kopf denken, einen anderen habe ich ja nicht. Die Alternative könnte für mich jedenfalls niemals sein, mich in die Privatheit zurückzuziehen, wenn ich in der Welt um mich (die mir ja auch gehört!) himmelschreiende Ungerechtigkeiten und Dummheiten wahrzunehmen glaube.

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  25. "widersprechen" meinte ich natürlich.

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