Samstag, 8. Dezember 2007

Aus für PIN?

Am Montag soll bei Springer darüber entschieden werden, ob die PIN aufgelöst wird - indem man ihr den Geldhahn abdreht und sie so in die Insolvenz rutschen lässt, was die billigste Lösung ist. Zeit wäre es. Unternehmen die völlig unnachgefragte Leistungen anbieten und die nur bestehen können weil sie Löhne zahlen, die deutlich unter dem Existenzminimum liegen, sind nicht nur schlicht überflüssig - sie sind auch gefährlich. Denn die Differenz zwischen dem Brosamen, den PIN als Lohn verkauft (Löhne von unter 4,50 Euro!) und dem, was ein Mensch nun einmal zum Überleben braucht, wird aus der Steuerkasse bezahlt - via Hartz-IV. Das bedeutet, dass alle Deutschen dafür bezahlen, dass ein raffgieriges und asoziales Unternehmen Geld mit etwas verdienen kann, was überflüssig wie ein Kropf ist - nämlich Briefe austragen, wo es bereits Leute gibt, die die Strukturen dafür haben.
Selbst wenn durch diesen "Wettbewerb" (der keiner ist, weil PIN massiv vom Staat subventioniert würde!) zu Preissenkungen führte (was ich nicht glaube), dann würde das den Bundesbürgern gar nicht, wirklich gar nichts, bringen, weil diese Preissenkungen, die PIN möglicherweise anbieten könnte, aus dem allgemeinen Steuersäckel gegenfinanziert werden. Ich kann gar nicht ausdrücken, wie widerwärtig ich dieses Geschäftsgebahren finde. Es ist Zeit für einen flächendeckenden Mindestlohn von mindestens 7,50€, besser 8€ und mehr. Andere Länder haben vorgemacht wie es geht, ohne dass auch nur ein Arbeitsplatz weggefallen wäre.
Und wer jetzt das Trauerlied von den armen PIN-beschäftigten anstimmt, die jetzt ihre Jobs verlieren - der Wert eines Jobs, von dem man nicht leben kann und der miserable Bedingungen bietet, mit einem Arbeitgeber, der einen zu Demonstrationen gegen Lohnerhöhungen zwingt - der rangiert bei 0 oder darunter. Davon abgesehen hat die Post wohl bereits angekündigt, Mitarbeiter von PIN übernehmen zu wollen. Das wäre zu begrüßen, dann könnten sie vielleicht vom Geld sogar leben.

Nachtrag: Blogsgesang beschäftigt sich mit seinem Artikel "Der Mindestlohn als Ordnungsfaktor" ebenfalls dezidiert mit dem Thema.

5 Kommentare:

  1. Ich gebe dir ja fast in allen Punkten Recht, bis auf deinen Vorschlag vom Mindestlohn in Höhe von 7,5 bzw. 8 Euro.
    Dieser rechnerische Vollquatsch, meines Wissens von der Linken in dieser Höhe erdacht, spottet jeder Realität.
    Ich lasse mir gerne mal vorrechnen, wie man bei einer 40 Stundenwoche mit 1280,- Brutto (!!!) menschenwürdig überleben soll.
    Arbeit darf nicht nur so bezahlt werden, dass man davon eigenständig überleben kann,
    sondern Arbeit muss so bezahlt werden, dass man davon ein menschenwürdiges Leben führen kann, dass dem Menschen neben der reinen Lebenserhaltung auch die Möglichkeit bietet, am gesellschaftlichen Leben (Urlaub, Kulturveranstaltungen) teil nehmen kann.

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  2. Du hast Recht; aber man sollte auch mit dem rechnen, was realistisch machbar ist.
    Selbst mit 13 Euro (etwa IG Metall Tarif) kommt nicht übermäßig viel rum, aber das wäre ein Anfang. Politisch durchsetzbar ist es nicht.
    Was wäre dein Vorschlag?

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  3. Die Frage nach einem Vorschlag ist schwer zu beantworten, enthielte sie doch die Lösung der Probleme.

    Generell müsste ein Umdenken in der Gesellschaft statt finden, weg vom uneingeschränkten Streben nach Macht und Geld, statt dessen mehr soziales Bewusstsein, ganz besonders, in den Kreisen, in denen das eigentliche Kapital sitzt. Heute ist der Begriff des Sozialismus durch solch segensreiche Institutionen wie die INSM ja schon zum bedrohenden Schimpfwort deklassiert worden.

    Soziale Gerechtigkeit könnte man z.B. durch die konsequente Schaffung eines sozialen Jedermannsrechts schaffen. klick mal hier
    Das würde zwar die Löhne nicht steigen lassen, doch die finanziellen Belastungen in Form von Miete, Strom, Wasser, Lebensmitteln etc. könnten drastisch gesenkt werden, ohne das man auf Marktwirtschaft verzichten müsste. Man könnte den Menschen durch die Senkung der Lebenshaltungskosten mehr Spielraum in der Gestaltung des Lebens einräumen, ohne das sie mehr Geld verdienen müssten.

    Gleichzeitig könnte man Monopolisten, wie z.B. die grossen Energieversorger vom Markt verschwinden lassen, sozusagen als Strafe dafür, dass sie ein ursprünlich sozial- marktwirtschaftlich gedachtes System zu Gunsten astronomischer Kapitalvermehrung ausnutzten.

    Ausserdem wäre ein gesundes Verhältnis zu Vermögen und Reichtum zu überdenken. Wenn ein Vermögen eine Grösse erreicht hat, das 2 oder 3 Generationen nicht mehr aufbrauchen können, stellt sich die Frage, wie weit die Absicht, dieses Vermögen noch weiter vergrösern zu müssen, moralisch überhaupt noch vertretbar ist, oder ob es nicht vielleicht Sinn macht, überflüssiges (weil zuviel)Kapital wieder in den Wirtschaftskreislauf einzuspeisen?

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  4. Ich möchte mich an dieser Stelle kurz in die Diskussion drängen. Wenn Sie, Don Pepone, auf ein Umdenken hoffen, dann ist dies natürlich wünschenswert. Und selbst wenn man erfahrungsgemäß feststellen darf, daß ein Umdenken nicht einfach so - von heute auf morgen, ohne Initiator - geschieht, ist es doch legitim darauf seine Hoffnungen zu setzen.

    Aber, und das gilt es zu bedenken, das Hoffen verharmlost die Aussichtslosigkeit. Es ist romantisches Fabulieren, gerade so, wie sich Christen ein Jenseits voller Glück und Frieden wünschen. Was unterscheidet den Sozialen (in diesem Falle also den Materialisten) vom Christen (Idealisten)?

    Und alleine über den Weg der Instituationen, d.h. über den juristischen Wege, ist nur schwer Veränderung zu erzielen, da letztendlich jede Justiz auf einem ökonomischen Fundament steht. Anders: Die Justiz ist den Machtverhältnissen nur übergestülpt.

    Dies soll keine Nihilierung der Institutionen sein, aber daran muß man denken, wenn man glaubt, alleine über den Weg durch die Gremien und Ausschüsse sei das komplette Staatskonzept zu revidieren.

    Es ist also keine Frage des "man könnte" oder "man müßte", denn dies wissen jene, die von diesen ungerechten Umständen bestens leben, selbst. Menschliche Historie bedeutet eben auch: Die Frage nach reich und arm, nach Verteilung, Gerechtigkeit, Gleichheit. So schön, so wohlig die Vorstellung ist, der Reichtum würde Einsicht zeigen, ein Umdenken ausleben, so verheerend ist dies auch. Es kann nur von Unten nach Oben umgedacht werden.

    Und natürlich wäre auch mir das bloße Umdenken - fern jeglicher Maßnahmen, die drastischer sein können - lieber. Aber ob das reicht?

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  5. @Joaquín Roberto
    Das reicht sicher nicht. Die Menschheitsgeschichte hat immer wieder gezeigt, dass es gewaltsamer Umbrüche, wie Kriege, Revolutionen oder Naturkatastrophen brauchte, um Dinge im Grossen zu verändern. So weit sind wir aber noch nicht.

    1.Zuerst möchte ich betonen, dass ich einen bewaffneten Kampf zur Einleitung einer Revolution absolut unsinnig finde und ablehne. Aus diesem Grund formuliere ich meine Meinung entsprechend vorsichtig.

    2.Sollte man die Veränderung einer Gesellschaft erst in Angriff nehmen, wenn man ein wasserdichtes alternatives Konzept entwickelt hat. Das soziale Jedermannsrecht ist eine Idee, die ich bei 'Perspektive2010' zum ersten Mal gefunden habe. Die Idee ist die, für eine Zukunftsgesellschaft, beste, die ich seit langem finden konnte, aber wie gesagt, die Entwicklung einer solchen Idee dauert seine Zeit.

    3.Vergessen sie alles was mit Hoffnung zu tun hat. Die Menschen werden sich nicht bessern. Der Mensch ist nichts, als das schlimmste aller Tiere, er tut sich bloss etwas schwer, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen.
    Doch der o. angesprochene gesellschaftliche Gau wird kommen. Das freimarktwirtschaftliche System wird zusammen brechen. Kriegstreiberei und menschenverachtende Politik arbeiten mit dem wirtschaftlichen Niedergang Hand in Hand. Man darf nur nicht in Zeiträumen von Monaten oder Jahren rechnen sondern muss der Entwicklung Jahrzehnte oder Jahrhunderte geben.
    Politik geht nicht schneller, weil stets ein Umdenken damit verbunden ist, und das kann man nur durch Veränderungen von einer Generation zurnächsten erreichen.

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