Ich bin gerade nach Hause gekommen. Ich erwähne dass eigentlich nur deswegen, weil es mir eine gute Einleitung scheint. Denn nach Hause bin ich u.a. im Bus gefahren, und dort durfte ich Zeuge eines Gesprächs werden (und es teils auch mit führen), das ich euch nicht vorenthalten will. Ein Mann in den 50ern, abgerissen in der äußeren Erscheinung und einer Tasche Glasflaschen (wohl Bier, denn so roch er) redete auf eine Frau im selben Alter (aber pfleglicherer Erscheinung) ein. Es ging um die geplanten Konsumgutscheine.
"Die sollen die 500 Euro gefälligst rausrücken!" war der erste Satz, den ich hörte. Aha, dachte ich, soviel zum Thema "die Leute wollen die Dinger gar nicht", was gerade irgendwie ein Standardargument dagegen ist. "Aber der Westerwelle, dieser schwule Mann [sic!], der will das ja nicht, die Sau!" Oha, war mein nächster Gedanke, da hat aber jemand böse Resentiments. Während die Frau offenkundig versuchte ihn loszuwerden ("Dann gehen Sie doch auf die Barrikaden, ist ja immer noch ne Demokratie hier"), bemerkte dieser das nicht. Er redete weiter auf sie ein und fing an, auf den grünen Oberbürgermeister von Tübingen Palmer zu schimpfen. Die Grünen, auf die habe er einen persönlichen Hass, denn die seien "total unsozial". Eine Einschätzung, der ich die Zustimmung nur bedingt verweigern konnte. Hartz-IV hätten sie unterzeichnet, und die Minijobs hätten sie auch durchgedrückt! Ja, diese bösen Grünen, wenn die damals nicht die absolute Mehrheit gehabt hätten, dachte ich mir. Wenn nur die SPD auch an der Regierung gewesen wäre, dann wäre das bestimmt nicht passiert. Aber ich schweife ab.
Als er dann die Energiepolitik der Grünen ("Scheißgrüne") verteufelte, ("wenn wir Deutschen das machen bringt das eh nichts") schaltete ich mich in das Gespräch ein und errettete die Frau. Ich sagte, man müsse im Kleinen anfangen - irgenjemand muss beginnen, sonst bessert sich nie etwas. Das half nichts, denn die Grünen wären ja gegen Atomenergie, und das fände er total dumm. Ich fragte warum, und er klärte mich darüber auf, dass ein amerikanisches Atom-U-Boot ("USS Irgendwas") ja schließlich 20 Jahre unter Wasser bleiben könnte, ohne dass man den Antrieb austauschen müsste. Und Windräder funktionieren ja nicht. Darauf wagte ich einzuwerfen, dass man auch Energie aus alternativen Energiequellen gewinnen kann, woraufhin eine ganze Kaskade losbrach. Um die Energie von Biblis zu generieren müsse man ja "mindestens 2000 Windräder in die Landschaft stellen, und das will ich einfach nicht, weil ich das nicht will [sic!]". Daraufhin bemerkte ich, dass bei Atomenergie - die CO2-Losigkeit musste ich ihm zugestehen - ja Unmengen von atomaren Abfalls anfielen.
"Ja, aber das ist mir egal", war seine Antwort. "Ein 2000m tiefes Loch buddeln und alles reinschmeißen!" der nächste brillante Vorschlag. Meines Wissens kann man so tief gar nicht bohren, worauf ich ihn hinwies. Darauf geriet er erst richtig in Fahrt. Das sei ihm scheißegal, dann solle man es halt in irgendein anderes Loch schmeißen. Sollten sich zukünftige Generationen drum kümmern ("die haben dann die Technologie um da Vanilleeis rauszulecken"). Ich wandte ein, dass Hiroshima auch nach 60 Jahren noch strahlt und man mitnichten schon eine tolle Technologie gefunden hätte. Er wiederholte, dass es ihn nichts anginge, was zukünftige Generationen für Probleme hätten. Er wolle Atomenergie. Ich brachte das letzte Argument, dass sie zu teuer sei. "Ist mir egal. Ich will dass die mehr Atomkraftwerke bauen, das machen andere Länder auch." Daraufhin wurde ich bissig. Ich wieß darauf hin, dass in anderen Ländern auch gefoltert würde und wir das deswegen trotzdem nicht machen. Da sagte er, man sollte hier sowieso auch foltern. Ich fragte ihn ob er das ernst meine, und er bekräftigte das, um gleich zu den Piraten von Somalia überzugehen, die man eh "alle abknallen" müsste. Warum, fragte ich. "Ja, weil die Deutschen zu 80% vom Export abhängen und der ja da durch muss, der Export!" Daraufhin konnte ich mir kaum anders als mit Sarkasmus helfen: "Ja, wenn der Export aufgehalten wird, dann müssen wir natürlich die alle erschießen, das ist klar!" Als er das wortreich bekräftigte, war zum Glück meine Haltestelle erreicht. Anders hätte ich das kaum weiter ausgehalten.
"Die sollen die 500 Euro gefälligst rausrücken!" war der erste Satz, den ich hörte. Aha, dachte ich, soviel zum Thema "die Leute wollen die Dinger gar nicht", was gerade irgendwie ein Standardargument dagegen ist. "Aber der Westerwelle, dieser schwule Mann [sic!], der will das ja nicht, die Sau!" Oha, war mein nächster Gedanke, da hat aber jemand böse Resentiments. Während die Frau offenkundig versuchte ihn loszuwerden ("Dann gehen Sie doch auf die Barrikaden, ist ja immer noch ne Demokratie hier"), bemerkte dieser das nicht. Er redete weiter auf sie ein und fing an, auf den grünen Oberbürgermeister von Tübingen Palmer zu schimpfen. Die Grünen, auf die habe er einen persönlichen Hass, denn die seien "total unsozial". Eine Einschätzung, der ich die Zustimmung nur bedingt verweigern konnte. Hartz-IV hätten sie unterzeichnet, und die Minijobs hätten sie auch durchgedrückt! Ja, diese bösen Grünen, wenn die damals nicht die absolute Mehrheit gehabt hätten, dachte ich mir. Wenn nur die SPD auch an der Regierung gewesen wäre, dann wäre das bestimmt nicht passiert. Aber ich schweife ab.
Als er dann die Energiepolitik der Grünen ("Scheißgrüne") verteufelte, ("wenn wir Deutschen das machen bringt das eh nichts") schaltete ich mich in das Gespräch ein und errettete die Frau. Ich sagte, man müsse im Kleinen anfangen - irgenjemand muss beginnen, sonst bessert sich nie etwas. Das half nichts, denn die Grünen wären ja gegen Atomenergie, und das fände er total dumm. Ich fragte warum, und er klärte mich darüber auf, dass ein amerikanisches Atom-U-Boot ("USS Irgendwas") ja schließlich 20 Jahre unter Wasser bleiben könnte, ohne dass man den Antrieb austauschen müsste. Und Windräder funktionieren ja nicht. Darauf wagte ich einzuwerfen, dass man auch Energie aus alternativen Energiequellen gewinnen kann, woraufhin eine ganze Kaskade losbrach. Um die Energie von Biblis zu generieren müsse man ja "mindestens 2000 Windräder in die Landschaft stellen, und das will ich einfach nicht, weil ich das nicht will [sic!]". Daraufhin bemerkte ich, dass bei Atomenergie - die CO2-Losigkeit musste ich ihm zugestehen - ja Unmengen von atomaren Abfalls anfielen.
"Ja, aber das ist mir egal", war seine Antwort. "Ein 2000m tiefes Loch buddeln und alles reinschmeißen!" der nächste brillante Vorschlag. Meines Wissens kann man so tief gar nicht bohren, worauf ich ihn hinwies. Darauf geriet er erst richtig in Fahrt. Das sei ihm scheißegal, dann solle man es halt in irgendein anderes Loch schmeißen. Sollten sich zukünftige Generationen drum kümmern ("die haben dann die Technologie um da Vanilleeis rauszulecken"). Ich wandte ein, dass Hiroshima auch nach 60 Jahren noch strahlt und man mitnichten schon eine tolle Technologie gefunden hätte. Er wiederholte, dass es ihn nichts anginge, was zukünftige Generationen für Probleme hätten. Er wolle Atomenergie. Ich brachte das letzte Argument, dass sie zu teuer sei. "Ist mir egal. Ich will dass die mehr Atomkraftwerke bauen, das machen andere Länder auch." Daraufhin wurde ich bissig. Ich wieß darauf hin, dass in anderen Ländern auch gefoltert würde und wir das deswegen trotzdem nicht machen. Da sagte er, man sollte hier sowieso auch foltern. Ich fragte ihn ob er das ernst meine, und er bekräftigte das, um gleich zu den Piraten von Somalia überzugehen, die man eh "alle abknallen" müsste. Warum, fragte ich. "Ja, weil die Deutschen zu 80% vom Export abhängen und der ja da durch muss, der Export!" Daraufhin konnte ich mir kaum anders als mit Sarkasmus helfen: "Ja, wenn der Export aufgehalten wird, dann müssen wir natürlich die alle erschießen, das ist klar!" Als er das wortreich bekräftigte, war zum Glück meine Haltestelle erreicht. Anders hätte ich das kaum weiter ausgehalten.
Der Fehler war das Du eine Diskussion wolltest und er eine Disputation (was anderes kann man besoffen auch nicht).
AntwortenLöschenDas ist ungefähr so als ob Du zu einem Fussballspiel gehst und er zu einer Messerstecherei kommt.
Ist nur die Frage wie weit man selber gehen darf. Wird man selber polemisch und würde in diesem Fall z.B auf Flasche und Fahne rum reiten ist die Diskussion oft schnell beendet. Aber will man das?
Der "Gegner" wäre nur eingeschnappt und würde sich schmollend und weiter seine Wahrheit bilden.
Vielleicht ist es ganz gut den reden zu lassen und zu schweigen. Aber nein das ist nicht immer gut, sogar sehr selten.
Ich hab seine Besoffenheit nicht thematisiert.
AntwortenLöschenTyler Durden meint:
AntwortenLöschenEin guter Bericht, ein ehrlicher Bericht, ein ganz wichtiger Bericht.
Und so wundert es auch mich nicht, dass Dir Angst und Bange bei dem Gedanken wird, Du solltest nun auch noch genauso ehrlich die Konsequenzen aus diesem Erlebnis dazuschreiben.
Falsch ist es nämlich, dies als eine "Stammtischmeinung" abzutun. Eine Zuordnung, die Deine Angst und Deine Hilflosigkeit aufzeigt.
Ein Stammtisch wäre ein Tisch an dem acht Leute rumsitzen, in einer Kneipe mit ein paar hundert Gästen. Also eine gröhlende, aber letztlich unwichtige Minderheit. Wenn Deine Erfahrung nur die Stammtischmeinung wäre, hätten wir zwar einige Idioten, aber noch kein Problem.
Wenn nur die Stammtischler alle die Westerwelles, Merkel/Schäuble, Münte/Clement und Fischers dieses Landes wählen würden, dann hätten wir kein Problem. Da könnten die Lobbyisten noch so viel Geld haben und missbrauchen, sie wären eine lächerliche Minderheit wie die NPD.
Leider sind diese Leute in der Realität (überall, in jedem Land!) die Mehrheit.
Ich weiss, es werden sich jett wieder einige Leute in ihrer absurden politischen Korrektheit aufegen, aber es ist nunmal so: Das Problem, das Du nicht zu sehen oder zu beschreiben wagst, besteht in der übergrossen Dummheit der grossen Mehrheit der Menschen. Also derjenigen, die Georg immer den Urnenpöbel nennt.
Du möchtest es nicht wissen, dass dies die Ursache für ALLE unsere Problem ist und Du hast gute Gründe dafür. Denn wenn es so ist, was für Konsequenzen müsstest Du dann für Dich daraus ziehen?
Welche Möglichkeiten hast Du in einer Demokratie in der die Machthaber ab Morgen wollen, dass zwei und zwei ab sofort fünf sein soll, und die Mehrheit das übermorgen "in freien und geheimen Wahlen" für gut heisst. Auch eingewisser Adolf H.wurde ganz demokratisch an die Macht gewählt....
Sorry, für die, die es nicht wissen, "der Georg", ist natürlich der georg Schramm.....
AntwortenLöschenNett, dass du so ungemein empathisch auf meine Furcht reagierst ^^
AntwortenLöschenDer Vergleich mit Hitler ist aber Unsinn, der Mann wurde nie demokratisch gewählt, sondern an die Macht intrigiert.
Etwas peinlich dein Kommentar... der Mann kam ganz legal nach einer demokratischen Wahl an die Macht....
AntwortenLöschenIch verstehe nicht, was daran peinlich sein soll, denn der Mann kam eben NICHT nach einer demokratischen Wahl ins Amt.
AntwortenLöschenIm Juli 1932 scheiterte Brünings Wirtschaftspolitik endgültig, so dass der Reichstag aufgelöst wurde. Bei den folgenden Wahlen hatte die NDSAP ihr bestes Ergebnis - aber weit von der Mehrheit entfernt. Sie hatte allerdings zusammen mit der KPD die negative Mehrheit, so dass Franz von Papen endgültig nicht mehr mit Parlament regieren konnte. Der wurschtelte sich dann durch und musste im Dezember wegen einer Schleicherintrige gehen. Selbiger Schleicher versuchte dann seinerseits, durch eine Intrige die NSDAP zu spalten. In den Wahlen Ende 1932 VERLOR die NSDAP bereits wieder deutlich Stimmen. Als Schleichers Plan scheiterte (Strasser machte nicht mit), wollte er einen Militärputsch durchführen, aber Hindenburg versagte ihm die Zustimmung. Daraufhin überredete von Papen (der quasi als Kanzler "verbrannt" war) seinen alten Freund Hindenburg, Hitler zum Kanzler und ihn sowie einige andere Konservative zu Ministern zu machen.
Wo in diesem ganzen verlotterten Possenspiel ist Hitler also demokratisch gewählt worden?
Wo? In Deutschland.
AntwortenLöschenWann? 1932
Wo genau ist der Unterschied zur letzten Bundestagswahl? Oder wieviele Leute kennst Du, die mit ihrem Wahlzettel Merkel/Münte gewählt haben?
Hitler war derjenige, der nach einer demokratischen Wahl (die Leute hätten ja frei und geheim auch anders wählen können, oder?) zum Reichskanzler ernannt wurde und mit dem gewählten Parlament regierte (in seinem Sinne natürlich). Welche NICHT demokratisch gewählten Abgordneten haben denn seinen Ermächtigungsgesetzen zugestimmt?
Hitler war vollkommen legal, nach demokratischer Wahl an Macht gekommen.
@Tyler Durden.
AntwortenLöschenWenn ich mich mal einschalten darf im Sinne von "back to topic" ;)
Es mag einerseits schon stimmen, dass die Masse nicht gerade helle ist. Andererseits würde ich sie auch nicht unterschätzen. Viele Menschen merken, spüren ganz genau, dass etwas nicht stimmt (Beispiel: Unruhen In Athen dieser Tage). Zu unterstellen, sie tun NUR deswegen nix, begehren NUR deswegen nicht auf, weil sie alle "dummes Stimmvieh" wären, ist 1. eine völlig oberflächliche und viel zu einfache Betrachtungsweise und 2. fast schon menschenverachtend.
Wie so oft, ist der Sachverhalt deutlich komplizierter. Viele Menschen kämpfen ums tagtägliche "Überleben", werden ruhig gestellt oder stellen sich selbst ruhig, leiden an Depressionen oder anderen Krankheiten, haben Verpflichtungen, Angst, Verantwortung und vieles mehr. Aber es gibt eben auch, wie du richtig gesagt hast, "dumme Menschen" wo Hopfen und Malz einfach mal verloren scheint.
Sich aber mit einer misantrophischen und nihilistischen Einstellung zurückzulehnen und alle Menschen in einen Topf zu werfen, halte ich aber auch nicht gerade für "weise" ;-)
@Epikur: Meine Meinung.
AntwortenLöschen@Anonym: Weil Merkel von einer Mehrheit des Parlaments - den Repräsentanten des deutschen Volkes nach den Buchstaben der Verfassung - und damit demokratisch gewählt wurde. Von Papen, von Schleicher und Hitler aber mussten alle Misstrauenserklärungen des Parlaments fürchten - das auch in Weimar EIGENTLICH den Kanzler wählte, der dann nachher (wie ja auch bei uns) in einem formalen Akt vom Reichspräsidenten bestimmt wurde. Dass die Verfassung mit dem Artikel 48 ein Instrument enthielt, das dieses Verfahren ad absurdum führte ändert nichts daran, dass Hitler zwar LEGAL ins Amt gekommen war, aber keinesfalls DEMOKRATISCH. Und das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.