Samstag, 11. April 2009

Fünf detaillierte Fundstücke

So, endlich einmal wieder finde ich die Gelegenheit, das Blog zu aktualisieren. Entschuldigung, dass es sich so lange gezogen hat, aber ich hatte mit einigen Problemen zu kämpfen. Ich hoffe, bald wieder häufiger zum Aktualisieren zu kommen.

Das erste Fundstück, dem ich mich widmen will, stammt aus der Süddeutschen Zeitung. Es ist ein Hintergrundartikel über Kärnten, wo die Rechtsextremen über 45% der Stimmen erhalten haben. Was dort beschrieben wird ist frappant: die Rechten touren mit Bussen durch die ganze Provinz und verteilen soziale Wohltaten, 365 Tage im Jahr, ob Wahlkampf ist oder nicht. Politisch versuchen sie mit aller Macht, Ausländer aus dem Land zu bekommen, was durch "Bodenpolitik" erreicht wird - keine Vermietung an Ausländer, und wenn einer Land kaufen will, kauft es die Gemeinde vorher weg. Zweisprachige Ortsschilder werden ausgerissen, Tschetschen in Sippenhaft genommen. Wichtig ist jedoch, dass in meinen Augen der Grund für den Erfolg der Rechtsextremen tatsächlich die von ihnen vorgelebte "Volksnähe" und ihre zahllosen sozialen Almosen sind. Im Gegensatz zu den sich immer weiter entfremdenden Politikern erwecken die Rechtsextremen den Eindruck, tatsächlich etwas für die Menschen zu tun - symptomatisch, dass der SZ dazu nur einfällt, dass Kärnten überschuldet ist.

Das zweite Fundstück ist ebenfalls aus der SZ und behandelt eine neue Reality Show. Sie heißt "Someone's gotta go" (Jemand muss gehen) und thematisiert die Wirtschaftskrise. Jede Woche soll ein kleines, krisengeschütteltes Unternehmen vom Moderator (einem Wirtschaftsberater) besucht werden. Die Mitarbeiter sollen dann selbst entscheiden, wer gefeuert wird. Eines der Kernelemente der Sendung soll sein, dass die Mitarbeiter einander ins Gesicht sagen sollen, was ihnen am anderen nicht passt. Produziert wird das Ganze natürlich von - Endemol. Jeder weitere Kommentar meinerseits ist denkbar überflüssig, das spricht genug für sich selbst.

Das dritte Fundstück erzählt, dass das BKA in den Siebziger Jahren plante, selbst Terroranschläge durchzuführen (Hamburger Elektrizität, Berliner Wasserversorgung) und diese dann der RAF in die Schuhe zu schieben. Man wollte außerdem gefälschte RAF-Quellen in Umlauf bringen. Die Welt kann das alles nicht richtig glauben, aber die Beweise sprechen für sich. Mir erscheint das alles mehr als einleuchtend, und es ist durchaus möglich, dass die Verschwörungstheoretiker Recht haben und ein Großteil der Terroranschläge False-Flag waren. Man sollte dranbleiben und sehen, ob da noch weitere Sachen ans Licht kommen.

Das vierte Fundstück ist ein Hintergrundartikel über Gladio und andere solche Organisationen. Wem das nichts sagt, der sollte sich darüber informieren, denn diese Organisationen sind ein praktisch immer unter den Teppich gekehrter Aspekt der Nachkriegsgeschichte.

Das fünfte Fundstück befasst sich mit dem "Wahnsystem" der Landesbanken. Es ist unglaublich, was da abgegangen ist, und es beweist eindrucksvoll, dass staatliche Verwaltung nicht zwangsläufig besser ist, ganz besonders dann nicht, wenn die Staatsorgane selbst genauso wie die Investmentbanker agieren, als hätte ihnen einer ins Hirn geschissen.

7 Kommentare:

  1. @Oeffinger Freidenker

    Danke für den Hinweis mir der RAF.

    Es gibt übrigens verschiedene Verschwörungstheorien über die RAF, und eine wurde als "Baader-Meinhoff-Komplex" besser bekannt als "Stefan-Aust-Komplex" kinogerecht verfilmt - eine neoliberale Verschwörungstheorie, die natürlich alles "linke" als "böse Terroristen" diffamieren will.

    Es gibt aber auch "linke" Verschwörungstheorien, z.B. Stefan Wischnewski "DAS RAF-Phantom", dass beweisen will, dass "ein Geheimdienst" (Der BND? Der Verfassungsschutz?) die Terrorakte, zumindest der 2. Generation der RAF, fremdgesteuert hat, um die 68er-Bewegung zu diffamieren.

    Ist nicht gelungen, da waren die Ex-68er Schröder und Fischer erfolgreicher, die diffamierten die 68er-Bewegung so, dass jeder "Linke" neuerdings denkt, die waren alle so karrieregeil wie Schröder & Fischer & Co.

    Eine Frage tut sich mir übrigens heute noch auf:

    Warum hat die RAF, der ersten Generation, eigentlich nie thematisiert, dass ihre Opfer auch einmal Täter - nämlich im Verbrechersystem des Dritten Reiches - waren?

    Soviel ich weiß hat die RAF zwar Terror im Namen des Kampfes gegen den Faschismus ausgeübt, aber nie konkret darüber berichtet, dass Schleyer & Co. auch einmal Kriminelle - in Nürnberg - waren.

    Gruß
    Nachdenkseiten-Leser

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  2. Das mag zwar sein, legitimiert aber die Taten der RAF kein Stück mehr. Du hast natürlich mit deiner Berichterstattungsschlagseite recht, obgleich ich wirklich nicht gerade ein Fan von Pro-RAF-Berichterstattung bin.

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  3. @Oeffinger Freidenker

    Darum geht es mir auch nicht - Pro-RAF-Berichterstattung - Mir ging es eigentlich nur darum, dass die Terroristen der RAF einen Kampf gegen Ex-Terroristen der Faschisten geführt haben - die haben halt damals "Die Macht" inne gehabt.

    Ich denke, die RAF hätte es gar nicht gegeben, wenn nicht der Staat so rigoros gegen 68er vorgegangen wäre, wie mit der Ermordung Benno Ohnesorgs und der Fast-Ermordung Rudi Dutschkes.

    Mir ging es eigentlich nur darum zu zeigen, es gab auf beiden Seiten keine Heiligen, wie heute - weder bei der Polizei noch anderen staatlichen Organen noch bei der RAF.

    Die ZivilistInnen mussten damals, für die RAF-Terroristen, und den Staatsterrorismus büßen.

    Soll heißen:

    Saßen zwischen allen Stühlen.

    Gruß
    Nachdenkseiten-Leser

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  4. Zu den Rechtsextremen in Österreich und auch anderswo fällt mir ein:

    Da wird immer schnell von Populismus gesprochen. Aber Populismus für sich genommen ist ja eigentlich gar nichts Schlechtes. Denn es ist schon ein wenig das Gegenteil von Volksferne. Und in Volksferne jedenfalls sind unsere Volksvertreter derzeit ja echt groß.

    Dadurch, dass sich also die politische Elite seit Jahren vom Bürger zurückzieht, öffnet sie den sogenannten Rechtsextremen Tür und Tor. Und verwendet dennoch die eigene Energie lieber darauf, diese Extremen zu verteufeln.

    Statt selbst ein wenig mehr Volksnähe zu wagen. Dann gäb es die Extremen nämlich gar nicht. Weil alle ein bisschen zufriedener wären.

    Klingt nach Populismus, ich weiss.

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  5. @NDSLeser: Klar. Dass beide Seiten Dreck am Stecken hatten ist gar keine Frage.

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  6. @demokratie: Populismus ist ja auch zu einem Totschlagargument geworden. Jedwede Politik, die das soziale Netz wieder enger knüpfen möchte, und eine gerechtere Verteilung des Volkseinkommens erstrebt, u.a. durch andere Steuerpolitik und einen Mindestlohn, ist schon ein Populist.
    Aber eine FDP, die mitten in einer Depression und angesichts dramatischer Steuereinbrüche die Steuern senken will, die ist nicht populistisch. Nein, das ist verantwortungsbewusste Finanz- und Gesellschaftspolitik...

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  7. Anschläge verüben und sie politischen Gegnern
    anzulasten ist das Ziel von Stay-behind-Organisationen, wie z.B. "Gladio" in Italien.
    Ähnliche Gruppen bestanden in fast allen west-europäischen Lädern. Sie wurden mit Hilfe der
    CIA, MI 6, Nato, etc. zum "Schutz" vor dem Kommunismus gegründet.

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