Mittwoch, 22. April 2009

Kommentierte Fundstücke 22.04.2009, 16.33 Uhr

Die Piratenpartei hat eine nette Werbung, die ich euch nicht vorenthalten will.

Ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass ich mal von Dieter Bohlen beeindruckt sein würde oder ihm bei dem, was er sagt, zustimmen. Aber hinter dem vulgären Affen von DSDS steckt doch ein recht intelligenter Mensch, was meine alte Theorie bestätigt dass in dem Geschäft nur die Intelligenten sich halten können. Aber zum Thema: was Dieter Bohlen bei Kerner zum Thema Filesharing gesagt hat ist einfach klasse, genauso wie seine Meinung zur Finanzkrise. Unbedingt anhören. Man hätte statt Sinn und Miegel echt mal Bohlen zu Anne Will und Sabine Christiansen einladen sollen.

Endlich mal ein Argument für Gesine Schwan: sie hält die CHE-Rankings für dämlich und sagt das derem Chef auch ins Gesicht. Zugegebenermaßen noch ein bisschen dünn für eine Bundespräsidentin, aber immerhin mal besser als nichts, das sich derzeit in Gestalt Köhlers manifestiert.

Wer sich für die Geschichte der Studiengebühren in Deutschland interessiert, dem sei dieser Überblicksartikel der StudisOnline anempfohlen.

Zum Themengebiet "Überwachung" hab ich heute einiges. Zuerst einmal befindet der Bundesdatenschutzbeauftragte Schaar, dass der Staat die Bürgerrechte zu sehr einschränkt, was eine objektiv durchaus anerkannte Tatsache sein dürfte, sofern man nicht gerade zufällig in der Parallelwelt Schäubles und Schilys lebt.
Heribert Prantl weißt dagegen auf einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung von Überwachung beim Staat auf der einen und bei Unternehmen wie Telekom, Lidl und Bahn auf der anderen Seite hin. Dadurch, dass der Staat jede Hemmung verloren hat, verloren auch die Unternehmen sie - durchaus konsequent. Der Staat ist nicht so schwach, wie viele ihn immer herbeireden; seine Vorreiter- und Vorbildsfunktion darf nicht unterschätzt werden. Die große Ausbeutung begann ja auch erst, als rot-grün sie ermöglichte - weil alle Schamgrenzen heruntergefahren waren.
Weil ja in solchen Fragen die CDU bekanntlich eine Kernkompetenz hat, hat sich die JU-NRW entschlossen, gleich mal einen neuen Vorschlag auf den Tisch zu knallen: YouTube soll zensiert werden; Legitimation ist die angebliche Unzahl von Gewaltvideos von "populär werdenden Jugendbanden", die per Handy gefilmt und dann da hochgeladen werden. Der helle Wahn; natürlich hat die Bundes-CDU bereits gesagt, wie toll sie die Idee findet. Intellektuell ist sie auf dem gleichen Niveau wie immer angelegt, man bekämpft die Symptome, weil das viel einfacher ist. Als ob die Jugendlichen nicht viele andere Möglichkeiten zur Verbreitung der Videos hätten, als den Pickelgesichtern von der JU auch nur im Traum einfallen würden!

In der taz findet sich ein ausführlicher Artikel über die Ausbeutung bei den Discountern, heute mit Fokus auf Netto, der gerade zum Branchenprimus aufgestiegen ist: 1000 unbezahlte Überstunden im Jahr, das muss man erst einmal hinbekommen. Pro Mitarbeiter. Diese Überstunden sind fest einkalkuliert und werden durch unmenschlichen Druck erzwungen. Es wird echt Zeit, dass diesem Verbrecherpack das Handwerk gelegt wird, aber darauf können wir wohl lange warten. Hängen ja Arbeitsplätze dran.

In der gleichen Quelle findet sich ein Verriss der derzeitigen Steuerpolitik der CDU. Ich zitiere einfach mal: "Lange hat die Union einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung stur abgeblockt. In Steueroasen aktive Unternehmen - die gewiss niemals auf die Idee kämen, die dortigen Ministeuersätze auszunutzen - würden dadurch unter Generalverdacht gestellt, hieß es. Ganz schlimm erschien der CDU auch, dass Bezieher von bescheidenen Jahreseinkommen ab einer halben Million Euro selbst ohne Anlass mit Steuerprüfungen rechnen müssen. Das absurdeste Argument dagegen lautete: Dies sei ein Verstoß gegen das Gleichheitsgebot im Grundgesetz. Demnach ist es sicher auch verfassungswidrig, dass Autofahrer häufiger in Geschwindigkeitskontrollen geraten als Fußgänger." Großartig. Thomas Strobl hat in der FAZ ebenfalls eine wunderbare Abrechnung mit den derzeitigen Bullshit-Ladungen der FDP und CDU geschrieben, absoluter Lesebefehl! Feynsinn kommentiert ebenfalls.

Volker Pispers macht sich über die Dividendenpraxis der Banker und ihre Verluste in der Finanzkrise lustig. Keiner von seinen besseren, aber ok.

Jens Berger schreibt in der TP über das Konzept der Bad Banks. Falls gerade mal jemand bemerkt, dass seine Wut über Peer Steinbrück verraucht ist, dann sollte er einfach mal den Artikel lesen, danach will man dem Kerl wieder die Klöten an eine Autobatterie anschließen, und seinem Herrchen Asmussen gleich mit. Immerhin fällt das auch Robert von Heusinger bei der FR auf.

Wer mal sehen will, welche Niederungen ein konservativer Intellekt zu beschreiten weiß, sollte diesen Welt-Artikel lesen. Und wenn du glaubst, dümmer geht's nicht mehr... - Mit dem gleichen Thema beschäftigt sich auch Spiegelfechter.

Die SZ bringt einen reflektierten und sachlichen Artikel zum Thema Jugendämter und dem Druck, dem Mitarbeiter dieser gehassten Institution immer ausgesetzt sind. Oftmals kritisiert man sie ja zurecht, aber die Typen sind schon arme Schweine.

3 Kommentare:

  1. Und Bohlen war oft genug in solchen Sendungen, hat sich dort als glatter Neoliberaler zu erkennen gegeben. Er fabuliert immer das, was gerade gerne gehört wird...

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  2. "Geld wie Frauen behandeln...Gutes Verhältnis zum Geld muss sein" - und wenn ich seine menschenverachtenden DSDS-Sprüche dazu noch höre, kann ich Bohlen garantiert nix abgewinnen, sry.

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  3. Tja, bei Bohlen kann man immer drauf vertrauen, dass er singt, was gehört werden will, in diesem Fall: Banker-Bashing, Gier-Bashing, Verantwortung anmahnen...

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