Dienstag, 27. Juli 2010

Captain Obvious auf geheimer Mission

Von Stefan Sasse

Bei der SZ hat wieder einmal Captain Obvious die Redaktionskonferenz geleitet:
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle galt lange Zeit als einer der schwächsten Ressortchefs in der Bundesregierung. Der FDP-Politiker hatte das Image, der Plauderonkel im schwarz-gelben Kabinett zu sein, der dies und das sagt, ohne dass ihn dabei einer besonders ernst nimmt. In den letzten Wochen hat sich dies geändert. Der Liberale hat es geschafft, sich in der Öffentlichkeit als Hüter der Marktwirtschaft zu profilieren, der den Einfluss des Staates möglichst gering halten will.
Ein FDP-Wirtschaftsminister, der den Einfluss des Staats gering halten will? No shit! Ich weiß nicht, für wen dieser Absatz die größere Beleidigung ist - für Brüderle, weil es so viel Nonsens-Presseerklärungen gebraucht hat, bevor dieses "Profil" anerkannt wurde, oder für den SZ-Qualitätsjournalismus, der tatsächlich versucht, das als ernsthafte Erkenntnis zu verkaufen. Hallo?

Es ist genau diese Art von "Journalismus" des Qualitätsjournalismus', die uns in die aktuelle Krise geführt hat. Schon bei Guttenberg war das Nein zu Staatshilfen für Opel offensichtlich heiße Luft, weil die Entscheidung überhaupt nicht beim Wirtschaftsministerium liegt, sondern erstrangig in Washington und Detroit und zweitrangig im Kanzleramt. Brüderle kann froh sein, wenn er überhaupt gefragt wird. 
Dies begann bei seinen Nein zu Staatshilfen für den angeschlagenen Autobauer Opel. Es setzte sich fort mit seiner Weigerung, im Streit um die Rettung des Karstadt-Konzerns als Vermittler einzuspringen. Und nun nutzt Brüderle, ganz offensichtlich berauscht über das Medienlob für seine jüngsten Äußerungen, das mediale Sommerloch, um für die Abschaffung der Rentengarantie zu streiten. 
Und das geht als "profilieren" durch. Bei der LINKEn wäre es ein Beweis für Regierungsunfähigkeit und Populismus, aber nein, das ist die seriöse FDP hier. Die profiliert sich und würde nie einfach mal nur "Nein" sagen, um ein paar Publikumsstimmen zu erhaschen. Niemals, doch nicht die FDP. Nein, nein.

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