Freitag, 11. November 2011

Social Networks und Online-Betriebsplattformen: die nächste Systemrelevanz

Von Stefan Sasse

Immer wieder bekommen wir von einschlägiger, weil gängigerweise uninformierter, Stelle zu hören, dass die sozialen Netzwerke unser Leben verändern. Das Internet hat bereits jetzt gewaltige Auswirkungen auf das Freizeit- und Sozialverhalten und Jugendlichen, eine Zäsur, die wohl allenfalls mit dem Aufkommen des Fernsehens vergleichbar ist - wenn überhaupt. Das Internet und seine Plattformen haben aber nicht nur unser Sozialverhalten bedeutend geändert und Lebensabläufe variiert; auch das Konsumverhalten hat sich geändert. Musik kann inzwischen statt auf teuren, einschränkenden Tonscheiben im teuren, einschränkenden iTunes-Shop erstanden werden, und Videospiele werden über allerlei Plattformen wie Steam oder Origin gekauft, während Amazon sich gerade anschickt, den Büchermarkt des 21. Jahrunderts zu dominieren. Diese Entwicklungen verlaufen alle im Schatten von Facebook, das die Aufmerksamkeit und Lernkapazität der meisten Zeitgenossen hinreichend fesselt. Der Aufstieg dieser Systeme allerdings schafft einige Probleme, die in der öffentlichen Debatte hinter so fesselnden Fragestellungen wie der Strafbarkeit von Straftatbeständen nach Ankündigung auf Facebook klar zurückstecken müssen. Im Klartext: kommt hier die nächste Systemrelevanz-Krise auf uns zu?

Ich denke: ja. Leisten wir uns für einen Moment die absurde Vorstellung, dass das Internet auf seinem jetztigen Wachstumstrend mit ausschließlich den heute bekannten Anbietern und Programmen fünf Jahre weiter läuft. Wir haben dann folgende Entwicklungen: 
- Facebook hat sein praktisches Monopol auf dem Sozialnetzwerksmarkt ausgebaut. Es gibt kaum mehr Menschen, die sowohl online sind als auch kein Facebook-Konto haben. Ein solches nicht zu besitzen wird ähnlich wirken wie heute das Nicht-Vorhandensein einer Emailadresse. Gleichzeitig hat Facebook noch gänzlich andere Seiten des Lebens absorbiert; nicht nur dient es der Alltagskommunikation und als globaler Termin- und Veranstaltungskalender; es ist außerdem "Lebensarchiv" für viele Menschen geworden und enthält elaborierte Fotoalben und ähnliche Archive. 
- Software wird hauptsächlich über Vertriebsplattformen wie Steam oder Origin vertrieben. Der Verkauf von Hardware im Laden existiert zwar noch; die Programme sind aber trotzdem an diese Plattformen geknüpft und laufen nur über sie. Immer mehr Menschen kaufen Software deswegen gleich direkt bei diesen Anbietern. Dasselbe gilt auch für Musik. iTunes und andere sind die Hauptverkaufsquellen und deutlich billiger als die realen Tonträger, die fast nur noch von Liebhabern in Sondereditionen gekauft werden. Der stetig wachsende eBook-Markt wird größtenteils von Amazon dominiert, die Bücher am besten an Kindle, zumindest aber an ihre eigenen Plattformen binden. 

Nun haben diese Entwicklungen für den Kunden erst einmal einen riesigen Schlag Vorteile. Er erhält nicht nur alle Leistungen aus einer Hand, besitzt ein zentrales Konto und kann jederzeit von überall her darauf zugreifen (und wer kann schon von Hamburg aus an sein Bücherregal in München kommen?). Er profitiert außerdem von gesunkenen Preisen, da die Mittelsmänner komplett eliminiert wurden. Die Verknüpfungen erlauben außerdem zielgerichteteres Shopping als je zuvor. Die Nachteile dagegen werden nicht verschwunden, sondern eher verstärkt sein: die Kunden sind von der jeweiligen Plattform ebenso abhängig wie die Anbieter, werden ausspioniert und durch Beschränkungen gegängelt. Inzwischen hat sich aber jeder daran gewöhnt, und die neue, damit aufgewachsene Generation sieht kein großes Problem mehr. 

Und nun passiert etwas, an das vorher kaum jemand gedacht hat: eine dieser Plattformen geht pleite. Im Falle etwa von iTunes würde das bedeuten, dass Millionen Nutzer auf der ganzen Welt plötzlich nicht mehr auf die Produkte zugreifen können, die sie rechtmäßig erworben haben. Gleiches gilt für den Fall etwa eines Pleitegangs von Steam. Wird in einem solchen Fall nicht ein gewisser Handlungsdruck entstehen, die Funktionsweise einer solchen Plattform aufrechtzuerhalten? Wird sich dieser Handlungsdruck nicht gerade an den Staat richten? Und, vor allem, macht es nicht einen gewissen Sinn, die Plattform in diesem Fall zu retten? Und würde es nicht Sinn machen, die betreibenden Unternehmen vorab zu verpflichten soweit vorzusorgen, dass es in einem solchen Fall möglich ist, die verwendete Software auch ohne die jeweilige Plattform quasi in einer "reinen" Variante zu beziehen und zu betreiben, wie das bei normalen Programmen oder MP3 der Fall ist, anstatt irgendwelche Hürden zu errichten? 

Noch viel interessanter ist die Frage eines Scheiterns von Facebook. Während man den obigen Fall mit einem "Scheiß auf die Nerds, selber Schuld" beiseite wischen könnte, wird es spätestens bei Facebook wahrhaftig interessant. Man stelle sich die Reaktion der US-Regierung vor, wenn Facebook pleite geht und ein chinesischer Staatsfonds den Konzern und all seine Server kaufen will! Von der Reaktion der vielen Millionen Nutzer, deren mühsam aufgebaute und gehegte Zweitexistenz - die ja auch im Alltag immer bedeutender wird - plötzlich weg ist, oder von Firmen, deren virale Netzwerke und Werbeplattformen mit einem Schlag im Nichts verschwinden gar nicht zu reden. Die Idee, solche Plattformen für systemrelevant zu erklären ist da nicht weit hergeholt. Natürlich ist es derzeit schwer absehbar, wie die Entwicklung in Zukunft weitergehen wird, aber die Bedeutung der Onlinewelt und der sie vernetzenden Plattformen dürfte steigen. Und dann werden wir mit einer Reihe von Problemen konfrontiert werden, die bislang noch kaum jemand je geäußert hat.

10 Kommentare:

  1. Ich denke Facebook, Amazon und co als systemrelevant zu bezeichnen, geht etwas zu weit. Der Unterschied zu den Banken, die ja als erste das Wort "systemrelevant" schmückte, ist die relativ einfache Austauschbarkeit beim Untergang eines der Unternehmen. Reißt die Deutsche Bank bei einem Sturz die Ersparnisse breiter Bevölkerungsschichten mit in den Abgrund, hat das ganz andere Dimensionen, als wenn man plötzlich nicht mehr auf alle seine Songs von jedem Ort aus zugreifen oder die neusten Urlaubsfotos hochladen kann. Sollte Facebook komplett von den Chinesen aufgekauft werden, wandert die Masse eben zu Google über, oder es bildet sich ein neues Soziales Netzwerk. Ich denke in den Bereichen in denen es primär um abstrakte Dinge geht, also um Musik oder das eigenen Online-Profil und nicht um das Auto in der Garage oder das Geld auf dem Konto, funktioniert die konkurrenzgetriebene Marktwirtschaft noch relativ gut, weil man eben der Kunde zur Not komplett darauf verzichten kann. Systemrelevant ist etwas ja nur wenn absolute Grundbedürfnisse, wie Nahrung, Wohnung, etc. durch ein mögliches Wegbrechen nicht mehr gedeckt werden können und ich denke wir sind noch nicht soweit, dass das Angebot von Amazon, iTunes und Facebook ein unverzichtbares Gut darstellt.

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  2. hirngespinste würden gesellschaftstragenden elemente deine utopien bezeichnen .....

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  3. Selbst wenn sich nachfolgende Generationen dadurch dass sie mit den sozialen Netzwerken, iTunes, etc. großgeworden sind, kein Leben ohne selbige vorstellen können, wären die Auswirkungen eines Zusammenbruchs relativ überschaubar, da nichts unwiederbringlich vernichtet werden würde. Das Leben ginge in dem Sinne weiter,als dass der Kühlschrank voll bleibt und das Netz ja auch ohne die marktführenden Riesen noch existiert. Geht eins der Unternehmen pleite, rückt das nächste an seine Stelle und der einzige Schaden der entstanden ist, ist dass die Zeit, die man in die sorgsame Pflege seines Online-Profils gesteckt hat, vergeudet war. Das ist m.E. aber kein Grund, dass die Regierung einen der möglicherweise strauchelnden Riesen auffangen müsste.

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  4. mich meinem Vorschreiber anschließend möchte ich noch hinzfügen dass es sich bei den "Geschädigten" um Bürger handelt, also Verbraucher um deren Schutz sich bislang noch kaum jemand ernsthaft gesorgt hat. Und sicher gäbe es dann einen entsprechenden Konkurrenten der genug Lobbyarbeit betrieben hat um für die Firmenpleite zu sorgen....
    Was Facebook angeht habe ich allerdings ähnliche Bedenken. Geht FB schon sehr unvorsichtig mit unseren Daten um könnte sich das noch einmal verschlimmern wenn diese im RAhmen eines Konkurses Teil der Konkursmasse wären...

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  5. Derzeit erleben wir zusehends, dass eine Monopol- bzw. Oligopolisierung des Internets voranschreitet, doch was würde demnach ein Ausfall eines der Riesen bedeuten?
    Nehmen wir das von dir vorgeschlagene Beispiel Facebook. Wenn ich mir überlege, was sich morgen für mich ändern würde, wäre Facebook offline, müsste ich in erster Instanz Hagen Eichel Recht geben, da sich an meinem Wohlstand zunächst nichts ändern würde.
    Das was sich ändert, ist allerdings das Kommunikationsverhalten von vielen Usern, die sich aus Bequemlichkeit und Gruppenzwang bei Facebook angemeldet, und es zusehends zu ihrem zentralen Kommunikationskanal erkoren haben. Sollte Facebook tatsächlich insolvent werden und von einem chinesischen Staatsfonds aufgekauft werden, wäre das Geschrei natürlich groß - Datenschützer fürchten Zensur, Amerikaner haben Angst um die Daten, auf die sie dank des Patriot Acts jederzeit zugreifen dürfen.

    Es gibt dann mehere Arten damit umzugehen:
    Man könnte (sollte es in ferner Zukunft dazu kommen) sagen, dass einen nicht interessiert, wer Inhaber der Daten ist, sich also zwischenzeitlich der Datenschutzkritischen Spackeria anschließen.
    Ebenso könnte man meinen, Facebook wäre systemrelevant und gehöre unter einen staatlichen "Rettungsschirm". Doch gibt es nicht mit Google Plus einen großen, ebenfalls an den Maßstäben gemessenen, Big Player, einen systemrelevanten? Diaspora, ein dezentral organisiertes Netzwerk könnte einen Ansturm nie dagewesenen Ausmaßes erfahren und Facebook würde durch kreative Zerstörung durch andere Marktteilnehmer ersetzt werden.

    Stellt sich die Frage nach dem Markt, die Stefan stellt, denn "noch" würde dieser ja funktionieren.
    Wenn ein Gigant wie Facebook untergeht, kommt der große Vorteil des Internets, die immanente Liquidität ins Spiel. Derzeit hören wir allenthalben, dass das Kapital ein scheues Reh ist - im Internet sind wir es, wenngleich es Stellschrauben gibt, zu denen ich gleich noch komme.
    Das Internet unterscheidet sich eben von der realen, physischen Welt dadurch, dass die Einwohner keine geographische Einschränkung haben und quasi simultan überall sind und so restriktiven Systemen entgehen. Einer Bank kann ich in Buxtehude nur begrenzt entkommen, während ich mir bspw. Informationen, die ich benötige, im Internet jederzeit an jeder Ecke abholen kann.

    Die Probleme, die viel wichtiger als die Schwergewichte in der Branche sind, sind Themen wie Bequemlichkeit und Netzneutralität, sowie Zensur.
    Facebook ist ein Selbstläufer gewesen, seit es eine kritische Masse an Menschen überschritten und so immer mehr in seinen Bann gezogen hat, weil man dabei sein muss, um zu partizipieren. Das ist die Bequemlichkeit der Nutzer, weil sich kaum mehr einer einen Kopf darum macht, welche Daten an wen in welcher Form und wie aufbereitbar weitergegeben werden.
    Das weitaus bedeutendere Thema ist die Netzneutralität und Zensur. Meiner Meinung nach war ist und wird Facebook nie systemrelevant sein, weil es einfach nur eine Maske zum Darstellen gesammelter und aufbereiteter Information ist. Es ist nur eine Materialisierung (soweit man davon im Internet sprechen kann) eines Mediums, dem Internet selbst (jedenfalls einer Teilmenge). Kommunikation ist ein Grundrecht, da muss ich Hagen Eichel erweitern; Facebook ist aber nur eine Ausprägung eines Kommunikationskanals. Das wirkliche Medium muss geschützt werden und das bedeutet, nicht Facebook, sondern die Netze müssen öffentlich verwaltet und neutral gehalten werden. Es darf keine Zensur stattfinden.

    Lediglich wenn einige Faktoren zusammenkommen - Bequemlichkeit der User, Aufhebung der Netzneutralität, keine echte Alternative mehr - kann ich deiner, Stefan, Dystopie zustimmen.

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  6. Hm, heutzutage noch schwer vorstellbar. Obwohl ich gerade die DAEMON-Romane lese und man dadurch sowieso etwas paranoid wird^^
    Ich selbst bin da auch noch sehr low-tech unterwegs und würde icq oder meiner Festplatte erheblich mehr hinterhertrauern als zb Facebook.

    Außerdem sind das für mich zwei Paar Schuhe. Bei der Software wäre es ja so, dass die, die sich den Kram gesaugt haben, im Vorteil wären. Zum Einen haben sie die Daten und meistens auch noch gecrackte Versionen, in denen zb Zwangsverbindungen rausgenommen worden sind. Witzigerweise wären sie zb bei einem Bankrott eines Spieleherstellers die einzigen mit einem funktionierenden Produkt.
    Daher gibt es rein technisch auf Softwareseite kein Komplettmonopol, imo wird es immer Leute geben, die sich den Kram saugen und cracken. Wenn nun Steam oder sonstwer weg vom Markt wäre, würde nur noch dieser Schattenmarkt übrig bleiben. KA, eventuell würde man dann vielleicht diese eine Spieleversion sogar legalisieren oder ähnliches. Aber es wäre nie komplett weg.

    Bei Facebook gibts eigentlich zwei Probleme. Wenns einfach futsch wäre, wäre es vermutlich nicht so arg, weil die Alternativen schnell aus dem Boden schießen würden, man müsste halt alles neu anlegen oder erstmal wieder Mails schreiben.
    Problematischer wärs wenn die Daten an die Chinesen verkauft werden, obwohl ich das sowieso reichlich naiv halte, über Facebook o.ä. Revolutionär zu spielen. Viel zu leicht nachzuverfolgen. Hier könnte ich mir noch am ehesten vorstellen, dass man nach der Regierung rufen würde, um die Daten zumindest zu löschen.

    Hier denke ich, ist vielleicht dein Denkfehler, denn die eigentliche Systemrelevanz liegt für mich am Internet selbst und ich glaube nicht, dass Facebook oder gar irgendwelche Vertriebsplattformen so beherrschend werden können, dass ohne sie gar nichts mehr geht. Obwohl man hier vermutlich unterscheiden muss, zwischen "Nerds" die häufig sowieso andere Kanäle nutzen oder sie zumindest kennen und "Hobbyusern" für die das Internet nur aus Amazon, SpOn und Facebook besteht. Aber ich denke, selbst die würden sich dann ganz automatisch nach etwas anderem umsehen.

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  7. Es war nur eine Idee, die mir letzthin kam. Gänzlich abwegig ist das Szenario allerdings nicht. Systemrelevant" ist natürlich ein großes Wort, klar, aber ist es so abwegig anzunehmen, dass ein gewisser Handlungsdruck entsteht wenn weltweit mehrere Zehn Millionen User plötzlich Sachwerte in Milliardenhöhe verlieren sollen?

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  8. Nein, wie gesagt, gänzlich abwegig ist dieses Szenario nicht, aber das Problem an einzelnen Institutionen auszumachen ist meiner Meinung nach eine Untersuchung von (möglichen) Symptomen und nicht die der Ursache an sich.

    Facebook ist ja derzeit eine eierlegende Wollmilchsau, die man melken kann, als gäbe es kein Morgen mehr - die Idee der globalen Vernetzung ist momentan das non plus ultra.
    Für eine Insolvenz solcher Unternehmen kommt ja nur in Frage, dass sie entweder ein Entzug des Vertrauens von Kapitalgebern erfahren oder die laufenden Kosten nicht mehr decken können. Ein Abzug des Kapitals würde bedeuten, dass entweder eine Blase geplatzt ist (gar nicht mal so unwahrscheinlich) oder dass die Anleger das Geschäftskonzept für nicht mehr zukunftsträchtig halten.
    Ein Platzen der Blase - Apple und Facebook sind gnadenlos überbewertet - könnte tatsächlich Investoren auf den Plan rufen, die das Unternehmen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auffangen/kaufen werden. Diese Big Player verfügen über eine so große Zielgruppe auf einem abgegrenzten und abgeschotteten Markt (Apple, Microsoft, etc), dass sich eine Aufgabe dieses Marktes alleine schon ökonomisch nicht rechnen würde, weil es verschenktes Geld wäre. Ob solche Unternehmen so weiterexistieren wie bisher sei dahingestellt. Eine Zerschlagung in profitablere Teilunternehmen wäre sicherlich keine Überraschung. Dieses Szenario beschränkt sich aber weitestgehend auf Akteure, die über Produktion und Vertrieb von materiellen Gütern verfügen.
    Immateriell operierende Unternehmen wie Facebook haben das Problem, dass durch die Liquidität und das Bezahlmodell die User einfacher abfließen können. Ich kann meinen Zune-Player nicht einfach gegen einen iPod nach einem Konkurs eines der beiden Mutterunternehmen tauschen, ohne dass ich wieder Geld berappen müsste. Nach dem Tod eines der Social Networks habe ich aber ohne weiteres die Möglichkeit "umzuziehen", da das Material mit dem Geld verdient wird, immer meinem Urheberrecht unterliegt und ich damit hingehen kann, wohin ich möchte. Das soll nicht bedeuten, dass ich einen Dump von Facebook mache und zu Google Plus umziehe, sondern mir einfach bei G+ eine neue Existenz aufbaue und verfasste Texte und Fotos dabei immer durch meine eigene Produktion entstehen und nicht durch die eines Unternehmens.

    Deswegen stellt sich mir auch die Frage nach den "Sachwerten", die ich gegebenenfalls verlöre. Ohne ein Experte auf dem Gebiet der Juristerei zu sein, liegt doch so weit ich weiß das Urheberrecht immer bei mir. Der Wert der für das Unternehmen verloren ginge (eigentlich den Besitzer wechselt) ist letzlich die Fähigkeit zur Aufbereitung der von mir eingestellten und bereitwillig geteilten Informationen und daraus Profit zu generieren.
    Der Wert den ich persönlich verliere ist marginal. Ich verliere allem voran Kontakte, die ich aber in alternativen Netzen finden kann. Weiter verliere ich mein angelegtes Kapital, meine Daten. Das lag aber niemals in meiner Hand - ich habe nie durch Angabe meiner Privatadresse mehr Funktionen in FB freigeschaltet oder plötzlich 35ct/Monat überwiesen bekommen.
    Es ist vielmehr das Recht auf informationelle Selbstbestimmung die mir abhanden geht. Reflektierte Menschen sollten das aber gleich beim Einstellen bedacht haben, dass sie mit dem Hochladen ihr Recht darauf aufweichen, wenn nicht sogar abgeben.
    Die Nutzer solcher informationsbezahlten Dienste werden meiner Meinung nach mit Sicherheit aufschreien, wenn ein ihnen nicht integer erscheinender Investor "ihr" Kommunikations-Tool "wegkauft", was aber paradox ist: Die Daten waren schon davor abgegriffen.

    Deswegen, und jetzt komme ich zu meiner Kernaussage zurück, sind nicht die Unternehmen selbst, sondern der Umgang mit den Daten das Feld, auf das besonderes Augenmerk gesetzt werden muss.

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  9. Ja, den Gedanken stelle ich mir auch. Diese Struktur läuft eh stark auf Zentralisierung hinaus - und damit Systemrelevanz. Die sehe ich weniger bei Facebook, als bei den Verwaltern digitaler Rechte mit DRM.

    Nichts dagegen, dass Amazon sich selbst als Standardhändler auf seine Kindles einträgt. Aber es wird doch für den Durchschnittsnutzer umständlich gemacht, auch einen anderen Händler damit zu nutzen, wenn es auch nicht unmöglich ist epub-Bücher ohne DRM zu konvertieren und dann auf dem kindle zu lesen. Bei DRM ist dann aber Schluss und zwar in beider Richtungen, weder auf der Kindle drauf, noch vom Kindle-System auf einen andere eReader oder eine andere Software.

    Was wenn Amazon pleite geht? Und ist es wirklich realistisch, dass sich jemand zwei eBook-Reader kauft, um zwischen zwei Händlern wählen zu können? Zumindest bei marktbeherschenden Unternehmen sollte hier auf eine Unterstützung von Standards geachtet werden. Und auch die Möglichkeit digitale Rechte, die man erworbenen hat und die nun vom Verkäufer verwalten werden, sollten zu einem anderen Händler übertragen werden, wenn man schon DRM nicht komplett abschafft.

    Auch wäre, insbesondere bei DRM-freien Stücken, eine Art digitale Urkunde, die einem den Kauf bestätigt, wünschenswert. Eine solche, digital signierte, Bestätigung wäre wünschenswert.

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