Dienstag, 21. August 2007

Tobinsteuer neoklassisch verteidigt. Versuch eines Gedankenexperiments. Nachtrag

Wer sich noch an den Text vom Juni erinnert: es wurde versucht, neoklassisch die Tobinsteuer zu verteidigen. Wer den Text noch einmal lesen will, er steht hier.
Nun hat Kai Rushert von den NachDenkSeiten sich des Textes angenommen und ihn analysiert. Seine Kritik trifft zu und sollte nicht vorenthalten werden:

Hallo Stefan,

ich hatte nun Gelegenheit, mich mit dem Text zur Tobinsteuer genauer zu beschäftigen.
Die Idee, die Neoklassiker mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, finde ich sehr elegant. Aber wird ihnen an dieser Stelle nicht ein ziemlich großes Schlupfloch gelassen? :

"Dadurch würde die Tobinsteuer einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Währungen - und damit auch der Kontrolle von Preissteigerungen - beitragen und ein nachhaltig verbessertes Investitionsklima besonders in kleinen Ländern schaffen, deren individuelle Wettbewerbsvorteile somit deutlich besser zur Geltung kämen."

Diese Argumentation orientiert sich an der Realwirtschaft und erklärt die Stabilisierung von Währungen zu einem Ziel hoher Priorität, dem andere (hier der freie Narkt) unterzuordnen sind.
Neoklassiker ticken aber anders und würden sofort protestieren. Für sie sind Finanzmärkte (wider alle Fakten) immer effizient. Klar halten sie stabile Währungen auch für erstrebenswert, aber nur am Ende einer langen Wirkungskette, also als Ergebnis des freien Wirkens der Marktkräfte, die auf dem Weg zu den Gleichgewichtspunkten keinesfalls durch weitere Besteuerungen behindert werden dürfen.
So komme sogar dem beispielhaften Fall des YEN-Carry Trading eine Korrekturfunktion zu. Die Versuche der japanischen Zentralbank, die deflatorischen Tendenzen durch mehr Liquidität zu kompensieren, waren in den Augen der Neoklassiker ordnungspolitische Sündenfälle, Beispiele für Versuche einer nicht marktkonformen, makroökonomischen Globalsteuerung. Das sei es doch gut, wenn das Geld ins Ausland abfließe, in Japan keine Spekulationsblasen entstünden und der Druck für weitere Reformen in Japan aufrechterhalten werde.
Ich fürchte daher, dass Neoklassiker ihre Einwände gegen die Tobinsteuer nicht wesentlich entkräftet sehen.

Gruß, Kai

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