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Keine PISA-Studie vergeht ohne einen Vergleich mit Skandinavien. Im Bildungsbereich sind unsere nördlichen Nachbarn geradezu der Spitzenreiter, an dem sich alles andere messen lassen muss. Weniger bekannt ist dagegen, dass die Skandinavier auch im Bereich des Wohlfahrtsstaats und der Wirtschaftssteuerung auf eine erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken. Andreas Oppacher, parteiloser Betriebswirt, hat es auf sich genommen die aktuellen Probleme Deutschlands zu skizzieren, das skandinavische Modell dagegenzustellen und daraus Anregungen zu gewinnen.
Zu diesem Zweck teilt er seinen Band in vier Bereiche auf. Im ersten Teil werden ökonomische Theorien vorgestellt, vor allem die beiden Hauptantagonisten Keynesianismus (nachfrageorientierte Politik) und Monetarismus/Neoliberalismus (angebotsorientierte Politik). Dies gelingt ihm trotz seiner eindeutigen Präferenz für nachfrageorientierte Modelle mit einer erstaunlich neutralen Sachlichkeit.
Im zweiten Teil stellt Oppacher knapp die wirtschaftlichen Probleme dar, die Deutschland derzeit plagen. Dabei deckt er die ganze Bandbreite aktueller nachfrageorientierter Kritik ab: von der zu großen Lohnspreizung und dem schwächelnden Binnenkonsum, zu dem auch das stagnierende Wirtschaftswachstum gehört zur Problematik von Rente und anderen Transferleistungen hin zum privaten Sparen (der bekannt hohen Sparquote in Deutschland) und am Ende zur ungleichen Vermögensverteilung.
Dem wird im dritten Teil das skandinavische Modell gegenübergestellt. Hier wird das skandinavische Wirtschafts- und Sozialmodell vorgestellt, die Arbeitsmarktpolitik skandinavischer Staaten, der dänische Sonderweg der „Flexicurity“, das Steuer- und das Sozialversicherungssystem sowie Bildungs- und Familienpolitik.
Im vierten Teil widmet sich Oppacher den Vorschlägen, wie man den deutschen Problemen durch Lernen vom skandinavischen Modell entgegentreten kann. Dazu gehört beispielsweise die Reform der Sozialversicherungen, eine Rückkehr zu einer echten progressiven Besteuerung, eine Stärkung der Kommunen und proaktive Armutsvermeidungspolitik, eine Verbesserung staatlicher Kernleistungen und die „Annahme der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung“.
Oppacher bringt in seinem Buch extrem viele gut fundierte Argumente gegen die aktuelle Wirtschaftspolitik und für eine stärker nachfrageorientierte Politik vor. Dabei muss der Weg keinesfalls gleich über die üblichen Verdächtigen wie Mindestlöhne gehen; das reiche Finnland kennt diese gar nicht, obwohl die Einkommensspreizung vergleichsweise niedrig ist – ein gewerkschaftlicher Organisationsgrad von 80% macht es möglich. Letztlich plädiert Oppacher auf einer Linie mit Nationalökonomen wie etwa Albrecht Müller für eine Rückkehr zum klassischen Modell des rheinischen Kapitalismus, garniert mit Elementen, die sich in den skandinavischen Staaten deutlich bewährt haben. Das Buch ist hervorragend recherchiert und bietet dem interessierten Leser zahlreiche Argumentationshilfen.
Fachlich jedoch ist das Buch spitze, und von dieser kleinen Unbequemlichkeit sollte sich niemand abhalten lassen, es sich anzuschaffen. Die methodisch saubere Recherche und scharfe Argumentation machen es zu einem Leckerbissen für alle, die sich für die Thematik interessieren – und in Zeiten wie diesen sollte das eigentlich auf jeden zutreffen.
Diese Rezension erschien auch auf dem Roten Dorn. Mit herzlichem Dank an den Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
aus malmö flüchten alle juden, weil es tagtäglich gewalttätige übergriffe von muslimischen migranten gibt.
AntwortenLöschenwelches land hat ein erfolgreiches integrationsmodell und welches buch können sie uns da empfehlen?