Mittwoch, 22. September 2010

Gesundheitsreform durch

Von Stefan Sasse

Philipp Rösler hat Glück. Er muss nicht zurücktreten. Nach der Wahl 2009 hatte er großspurig sein politisches Schicksal mit dem Gelingen der Gesundheitsreform verknüpft. In der Pharmalobby hat man da schon mal Servietten und Besteck bereitgelegt; es war angerichtet. Der Mann, der angeblich in sechs Jahren die Politik endgültig an den Nagel hängen will und derzeit als heißer Kandidat für die Westerwelle-Nachfolge gehandelt wird, als ob es einen Bedarf an rückgratlosen, schmierigen Lobby-Nikoläusen gäbe, hat nun die Gesundheitsreform durchgebracht. Sie sieht vor, dass die Beiträge um 0,6% steigen, wobei 0,3% davon wie ursprünglich einmal üblich von den Arbeitgebern getragen werden. Doch damit ist natürlich nicht genug. Rösler hat außerdem gesetzlich dekretiert, dass die Kosten für Ärzte, Kliniken und die Verwaltungskosten der Kassen auf ihrem jetztigen Niveau eingefroren werden. Das größte Ei ist aber ein anderes: alle weiteren und zu erwartenden Kostensteigerungen im Gesundheitswesen - schließlich hat Rösler als braver Mietminister der Pharmabranche hier keine Reform durchgeführt - werden von den Arbeitnehmern allein getragen. Chapeau, Herr Minister! Damit das Geld auch ungehindert in die Kassen der reichen Pharmaleute fließt, die Röslers Partei zu diesem Zweck seit Jahrzehnten großzügig schmieren, wird ein milliardenschwerer "Sozialausgleich" für solche eingerichtet, die die steigenden Kosten nicht bezahlen können. Übersetzt: die Gewinne der Pharmabranche werden aus Steuermitteln bezahlt. Ein Hoch auf die Partei der freien Marktwirtschaft FDP, die gegen jeden Staatseingriff ist! Ein Hoch auf die korrpute Saubande. Prost. Mögen sie dereinst an den Laternenpfählen baumeln.

9 Kommentare:

  1. lieber Stefan,

    sehr richtig beobachtet und das ist erst der Anfang. Nur eine Ergänzung hätte ich. Kann es sein, das es die "freie Marktwirtschaft" nicht gibt? Sondern einfach nur Kapitalismus, die Ausbeutung der Schwächeren (Besitzlosen) durch die Stärkeren (Kapitalbesitzer)

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  2. Mehr NETTO vom BRUTTO ??? Wo ist denn jetzt das Wahlversprechen? Mit höheren Beitragen und Zusatzbeiträgen bleibt dem Bürger so bestimmt mehr NETTO!

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  3. Da ärgert sich aber einer - zurecht! Das gute an der Ganzen Sache: Hier in Berlin gibt's noch jede Menge schicker Laternen mit wunderbaren Pfählen...

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  4. Dieses ganze Thema ist so richtig schön undurchschaubar. Ich bekomme nur mit, dass alle jammern: Die Ärzte, die Apotheker, die Patienten, die Pharmalobby, eigentlich jeder, der an diesem System irgendwie beteiligt ist. Jede Meinung ist von irgendeinem Vertreter unter das Volk gebracht worden. Was ist denn wirklich Sache? Wer weiß das?

    Was Herrn Rösler angeht erspare ich mir jeden Kommentar. Der ist schlicht keinen Wert.

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  5. Lieber Stefan,

    ich gebe Dir 100%ig Zustimmung. Auch wenn Deine Wortwahl radikal erscheint, eigentlich sind sie noch milde gewählt. Bei so viel unverblühmten Lobbyismus überkommt mich nur Zorn und Abscheu. Wann begreifen das endlich die meisten Menschen, was in unserem Land passiert. Aber wie heißt es so schön. Die dümmsten Lämmer wählen ihre Schlächter selbst. Man könnte verrückt werden.
    Frank

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  6. Und das alles noch mit der verlogenen Begründung, das sei alles aus demographischen und medizintechnischen Gründen nötig. Widerlegt wird das hier:

    www.handelsblatt.com/meinung/kommentar-politik/gesundheitspolitik-die-lebensluegen-des-philipp-roesler;2659817

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  7. Merci beaucoup,

    et une petite correction: chap*EAU*.

    Dansons la carmagnole, vive le son du canon...

    Herzliche Grüße

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  8. Merci beacoup aussi,
    j'ai corrigé.
    Oder wie auch immer das richtig heißt, ich hab das damals abgewählt.

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  9. Die Laternen (und Bäume)werden leider nicht reichen, nicht einmal die Seile...

    an der Zeit wärs ja langsam mal...

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