Dienstag, 28. September 2010

Unerwartete Rückwirkung des Marktmodells

Von Stefan Sasse

In einer Zeit, in der eigentlich alles der Bewertung nach Marktkriterien unterworfen wird, entdecken immer mehr Leute, wie man das ausnutzen kann. Nachdem Guttenberg es geschafft hat, die innerparteilichen Gegner einer Abschaffung der Wehrpflicht mit dem Kostenargument auszumanövrieren, haben nun die Gegner der Todesstrafe in den USA bemerkt, dass man das Kosten-Nutzen-Argument super nutzen kann. Einen Verurteilten zu töten statt ihn lebenslang wegzusperren kostet nämlich rund 70% mehr, haben einige schlaue Jungs entdeckt. Sie haben ein Programm geschrieben, mit dem die Gerichte sofort sehen können, welche Kosten ihr Urteil haben wird und welche Varianten billiger wären. Auch wenn Recht nicht mit Kosten aufzuwiegen ist, so ist es in diesem Fall doch segensreich, denn die grassierende Unsitte, Leute einfach nur noch einzusperren anstatt Prävention zu üben, ist nur auf den ersten Blick billiger; die entsprechende Überlegung hält nicht einmal diesem recht einfachen Computerprogramm stand. Es ist gut möglich, dass das Kostenargument bald noch auf ganz anderen Gebieten ins Feld geführt wird, und effizient ist es allemal: Kosten sparen leuchtet, die FDP hat es bewiesen, unabhängig vom Gegenstand der Betrachtung ein.

4 Kommentare:

  1. @Stefan Sasse

    Schon mal was von der Shoa, und der Eugenik der Nazis gehört? Davon, dass Schulkinder im NS-Staat den Nutzen eines Menschen ausrechnen mussten, der behindert war, und dem Staat daher zur Last fiel? Ja? Fallen Dir die Parallelen auch ins Auge die ich sehe, und die du völlig richtig beschrieben hast?

    Tja, wir leben halt wieder in furchtbaren Zeiten, und der neoliberale Nützlichkeitskapitalismus zeigt, wie du beschreibst, seine menschenverachtend, um nicht zu schreiben, faschistische Seite.
    Trauriger
    Gruß
    Bernie

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  2. Oh Leute, schaltet nen Gang runter. Alles was ich sage ist, dass man mit der gleichen Logik auch die Leute angreifen kann, die sie sonst gegen die Menschheit einsetzen, weil wenn man sie vernünftig zu Ende denkt sie ihre Urheber delegitimiert.

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  3. @Stefan Sasse

    Irgendwie gibt es ein Mißverständnis:

    Ich habe Sie nicht als Nazi bezeichnet, sondern dachte, dass Sie die Ähnlichkeiten in Ihrem Text trefflich beschrieben haben, die der neoliberale Nützlichkeitsrassismus mit dem Faschismus der Eugniker/Shoa-Mördern in der NS-Zeit, hat. Damals wie heute wurden die Opfer der Politik eben auch noch als finanziell, wertlose Objekte behandelt. Oder nicht?

    Habe ich Sie so mißverstanden? Wollten Sie nicht auch auf diesen Punkt hinaus?

    Gruß
    Bernie

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  4. Das habe ich als Problem festgestellt, richtig. Dann war es wohl ein Missverständnis. Die Dünnfelligkeit tut mir Leid.

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