Mittwoch, 10. März 2010

Der Geist, den niemand rief

Von Stefan Sasse

Die FTD hat sich in letzter Zeit durch eine recht ausgewogene Berichterstattung ausgezeichnet. Heute ist, wohl auch im Rahmen gerade dieser Ausgewogenheit, ein Gastartikel von Vera Lengsfeld erschienen. Er ist überschrieben mit „Die geistige Konterrevolution um und mit Merkel“. In ihm beschwert sich Lengsfeld über die „Neosozialistische“ Politik der schwarz-gelben Regierung. Wer bei dem Namen Vera Lengsfeld denkt „Den hab ich doch schon mal gehört“, liegt richtig: das war diejenige, die im Wahlkampf mit ihrem und Merkels Ausschnitt Werbung gemacht hat.

Lengsfelds Artikel atmet dabei aus voller Seele den Springer-Kampfgeist von 1968. Es findet sich die übliche Rhetorik gegen den Sozialstaat, der „vollständig ausufert“, „sich vom sozialen Gedanken verabschiedet hat“ und der ohnehin nicht mehr finanzierbar ist. Nichts Neues an dieser Front. Das vollständige Schreckensbeispiel stellt jedoch nicht Angela Merkel dar, sondern, wie könnte es anders sein, die rot-rot regierte Hauptstadt. Dort ist nämlich nicht nur eine konkurrierende politische Macht an der Regierung, nein, hier werden Terroristen finanziert!

Die Haushaltsposten für den Unterhalt der Infrastruktur werden unter Rot-Rot seit Jahren geplündert zugunsten von immer mehr "Projektgeldern". Darunter befinden sich auch die Mittel, aus denen sich die zahlreichen linksradikalen Gruppierungen finanzieren, die Berlin seit Jahren terrorisieren.

Nach diesem Ausflug nach Absurdistan schlägt Lengsfeld wieder auf die Regierung ein: der reformerische Geist sei vollständig erlahmt, es gebe kein Anpacken. Danach bedient Lengsfelds noch das Vokabular der ewig Gestrigen: schwarz-grün wäre bereits Sozialismus, die gut Ausgebildeten verlassen deswegen in Scharen das Land, und Pazifismus ist dämlich und wer das nicht einsieht hat die Lehren aus der Geschichte nicht gezogen. Worin diese genau bestehen, sagt Vera Lengsfeld zum Glück nicht.

Ganz am Ende ihres Artikels erfahren wir immerhin, was „wirklich verantwortliche Politik“ ist: der Bau neuer Atomkraftwerke. Dies sei nämlich „pragmatisch und gemeinwohlorientiert“. Der Frau Lengsfeld liebevoll ins Stammbuch: sind wir doch mal froh, dass Sie die Wahl trotz Busenbild verloren haben.

8 Kommentare:

  1. also wer diesen Gastkommentar in der "ftd" platziert hat, wird sicherlich noch unter den Nachwehen des Karnevals zu leiden haben. Nur, er ist sehr aufschlussreich in bezug auf das Denken ehemaliger Bürgerrechtler der DDR, insbesondere den ewig Suchenden bzw. Herumirrenden nach einer politischen Heimat.
    Lengsfeld, Biermann usw. usf.
    Übrigens, man denke immer wieder an den Leipziger Parteitag der CDU 2005 und damit auch an Angela Merkel.

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  2. Soso, die gut Ausgebildeten verlassen also in Scharen das Land. Staus an der Grenze, oder wie? Alle ab in die Schweiz, die sind ja eh sehr gut auf Deutsche zu sprechen.

    Also ich bin gut ausgebildet. Aber ich verlasse nicht das Land, schon gar nicht in Scharen.

    Wozu sollte ich das Land verlassen? Ich verdiene hier sehr gut. Die Steuern und Abgaben zahl ich gerne, ist halt so, Geben und Nehmen.

    Und wenn sich von "meinen Steuergeldern" (wenn ich das schon höre) ein Arbeitsloser nen schönen Tag macht, dann ist es halt so, wenns ihm Spaß macht. Meinetwegen. Wir haben Geld genug dass es jedem gut gehen könnte.

    Dieser ewige Sozialneid der oberen Zehntausend geht mir mittlerweile sowas von auf die Nerven! Nur weil andere Leute ausschlafen können (falls sie das wollen) und ein wenig Geld vom Staat bekommen, muss ich doch nicht neidisch auf die sein und losbrüllen.

    Braz

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  3. Lengsfeld wurde inzwischen von zwei Wahlkreisen bestätigt, dass ihre politische Meinung nicht gefragt ist. Warum bietet die FTD so jemandem überhaupt ein Forum?

    Abgesehen davon, hätte die FTD besser gleich diesen ominösen "Nachruf der Berliner Zeitung" abgedruckt. Gedanken, die darüber hinausführen, scheint Lengsfeld ohnehin nicht zu haben.

    Insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass Lengsfeld eigentlich nur eine notorische Querulantin mit Profilneurose ist. Besonders der Hinweis auf Obama und den Bau der neuen Atomkraftwerke ist einfach nur ein verzweifelter Versuch, zu provozieren. Mit dem Thema und "gemeinwohlorientierter Politik" hat dieser Exkurs überhaupt nichts zu tun.

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  4. Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf der Homepage der Dame umzusehen.
    http://www.vera-lengsfeld.de/
    Sowohl die pdfs als auch die Links sind äusserst interessant.
    Ulfkotte, das novo-Magazin, diverse Vollpfosten in Kontext Klimawandel etc. pp.

    Man muss sich wirklich wundern, das die Dame es in den Bundestag geschafft hat.

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  5. In der Tat ufert dieser "Sozialstaat" total aus, was die Missbrauchsmöglichkeiten für Arbeitgeber und sonstige Betrüger betrifft. Da wird aber interessanterweise nie gekürzt oder aus Kleinigkeiten ein Skandal aufgepumpt.

    Vera Lengsfeld braucht wohl mal wieder etwas Aufmerksamkeit oder bewirbt sich mit ihrem verlogenen Reformgeschwätz um einen Posten als Frühstücksdirektorin bei der INSM oder dergleichen. Nachdem gtrotz vollem Körpereinsatz das Direktmandat nicht geklappt hat, ist sie wohl in bittere Armut abgerutscht und winselt nun um gut bezahlte Pöstchen in der Wirtschaft und bei Lobbyisten. Mit ihrer Laufbahn von den Grünen hin hzur CDU scheint sie da ja genauso wendehälsig und rückgratlos wie Oswald Metzger zu sein, solange der eigene Kontostand stimmt. Der Verkauf ihrer T*ttenbilder über eBay war vermutlich nicht von Erfolg gekrönt. Dass sie bei der zweifelhaften "Achse des Guten" publiziert, wo auch Broder & Blöder ihren Dreck ins Internet kippen, rundet das Bild ab. Sie scheint aktuell alles dafür zu tun, dass sie nicht in der totalen Bedeutungslosigkeit verschwindet und wieder normal arbeiten muss, das ist ja so unbequem. Für die deutsche Politik und die deutsche Gesellschaft inst Vera Lengsfeld aber problemlos verzichtbar.

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  6. Könnte es sein, dass Ex-DDR-Bürgerrechtler so froh sind, Stasi und Bautzen nicht mehr fürchten zu müssen, dass sie hier einfach alles gut finden?

    Menschlich verständlich, politisch leider nicht ernst zu nehmen. Lengsfeld ist mir egal, Biermann nicht.

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