Montag, 15. März 2010

Zeit für Beise-Bashing

Von Stefan Sasse

In der SZ ist wieder einmal ein Artikel von Marc Beise erschienen. In dem nimmt er Bezug auf einen Leitartikel der Financial Times, indem die französische Finanzministerin Christine Lagarde Deutschland aufgefordert hat, endlich seine gewaltigen Handelsungleichgewichte zu reduzieren und damit eine stabile europäische Wirtschaft zu gewährleisten. In geradezu ätzender Manier lässt sich Beise darüber aus, wie all die Kräfte der allgegenwärtigen linken Verschwörung in Deutschland daran arbeiten, diese Forderung wahr werden zu lassen.

Wieder einmal lobt Beise in gewohntem Ton die Politik Schröders, die Agenda 2010 und singt das hohe Lied des Neoliberalismus. Wie er nun einmal so ist, hat er natürlich eine schöne, einfache und überragend geniale Lösung für alle dabei. In seinem Artikel stellt er sich vor:
Nicht Deutschland ist das Problem, sondern alle anderen Länder um es herum, weil sie nicht das gleiche machen. Deswegen schlägt er vor, dass die anderen Länder Deutschlands Politik ebenfalls umsetzen. Lobend stellte dabei fest, dass man die Griechen dazu der bereits zwingen würde. Ja, er sagte wirklich zwingen. Den dann, wenn alle Länder die großartige, weise und über alle Maßen erfolgreiche Politik Deutschlands kopieren würden, dann, ja dann, wäre Wirtschaftswunderland da.

Das ist schon dermaßen großer Quatsch, dass es physisch schmerzt. Wenn alle Länder wie Deutschland versuchen würden, den nutzlos dem Titel aller Zeiten – Exportweltmeister – zu erhaschen, zu diesem Zweck die Binnenkonjunktur abwürgen und jedes Nachbarland in den Ruin treiben, dann wäre Wirtschaftswunderland endlich vollständig abgebrannt. Wie soll denn das auch funktionieren? Alle Länder exportieren, so viel sie nur irgendwie können, haben eine unglaublich harte Währung und kaufen selbst nichts? Wer um alles in der Welt kauft denn dann die Exporte dieser ach so starken Europäischen Union? Das alles sind aber natürlich fragen der Praxis, eine Praxis, mit der sich Beise nie beschäftigt. Zum Glück, vermute ich. Sein Ersprochenes ist schon so wie nicht zu ertragen; hätte er tatsächlich etwas zu entscheiden in diesem Land – der Karren wäre schon mehrfach mit Karacho an die gleiche Wand gefahren worden.

5 Kommentare:

  1. Tja wüchse das Geld an Bäumen, mit denen man die deutschen Produkte bezahlt…

    Aber warum sollte man auf internationaler Bühne begreifen, was man auf dem Binnenmarkt schon nicht rafft.

    Hätte man die Hausaufgaben nur richtig gemacht…

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  2. Ah ist doch herrlich die Logik.
    "Wir haben recht und alle anderen sind doof."
    Das hat für den Beise bestimmt schon in der Schule super funktioniert!

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  3. Es ist schon lustig, dass immer nur die Schuldner die schuldigen sein sollen. Das war schon bei der Bankenkrise so. Statt den Gläubigern zu sagen, dass sie Pech gehabt haben, weil jemand Mist gebaut hat, wurden sie gerettet. Immer wieder wird betont, dass es Verlierer geben muss auf dem ach so heligen Markt. Sicher kann man sich auf den Export versteifen. Wenn man seine Exportgewinne als Kredite an das Land vergibt, von dem man sie hat, soll man aber bitte nicht Weinen, wenn die Zahlungen ausbleiben. Wenn die Gläubiger zu dumm sind gehören sie auch bestraft.

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  4. Es verschlägt einem den Atem. "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen"-Beise hat wieder einmal zugeschlagen. Die logische Konsequenz zeigst du ja schon auf- wenn alle dieselbe Roßkur durchziehen, werden alle verlieren und man steht in kurzer Zeit vor demselben Problem.

    Aber Beise ist da leider nicht der Einzige. Gestern bei den Heute-Nachrichten verschlug es mir den Atem- erst wird wieder einmal Griechenland-Bashing betrieben, dann wird festgestellt, dass D Platz 3 als Waffenexporteur erreicht hat ("hurrah")- wer ist einer der wichtigsten Käufer und somit Arbeitsplatz- und Gewinnbeschaffer? Die "bösen" Griechen...

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  5. Nur ein Hinweis: Die Exporte des einen sind logischerweise die Importe des anderen. Der Saldo der Welthandelsbilanz ist notwendigerweise null, sprich ausgeglichen. Mit anderen Worten: Dass jeder Staat einen Handelsbilanzüberschuss erzielt, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

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