Samstag, 5. April 2008

Wie Jahrhunderte der Aufklärung spurlos an der BILD-Zeitung vorbeizogen.

"Zunächst gibt es die Zwei-Klassen-Medizin schon lange, und zwar auf der Zahlseite. Privatversicherte mit Familie zahlen nämlich deutlich mehr als gesetzlich Versicherte, weil ihre Ehepartner und Kinder nicht kostenfrei mitversichert sind. Wenn aber für das privatversicherte Kind hohe Beiträge entrichtet werden, für den gesetzlich versicherten Nachwuchs jedoch kein einziger Cent – warum soll das Kind, für deren Krankenschutz die Eltern deutlich mehr aufwenden, nicht auch eine bessere und schnellere Behandlung bekommen?"
- BILD-Zeitung, Nicolaus Fest am 3. April 2008 -
Ausgehend von einer Sichtweise, die sich gemeinhin als emanzipatorisch-aufklärerische begreift, wäre Fests Frage ebenso knapp wie banal zu beantworten. Schmerzen, ein rumorender Bauch, steife und geschwollene Gelenke, Übelkeit und dergleichen Überraschungen mehr, die die Natur für uns bereithält, können sich nicht am Geldbeutel messen lassen. Wer bei der Behandlung eines Notleidenden dessen materielle Ausstattung, seine erworbenen Habseligkeiten oder seine finanziellen Möglichkeiten in die Anamnese aufnimmt, wertet den Betroffenen anhand einer subjektiven Kosten-Nutzen-Skala und, sofern er finanziell leichtgewichtig ist, sortiert ihn in die niederen Kategorien menschlichen Unwertes ein. Dort finden sich diejenigen wieder, die der Gesellschaft als entbehrlich eingestuft werden können. Kurzum: Die Frage lautete also, warum Kinder, "für deren Krankenschutz die Eltern deutlich mehr aufwenden, nicht auch eine bessere und schnellere Behandlung bekommen" sollen. Banal ausgedrückt: Weil jedem Menschen der gleiche Wert zukommt! Weil gerade im Leid dieser Gleichheit aller Individuen ein Ausdruck von menschlicher Würde immanent ist! Weil es den Idealen der Aufklärung zuwiderläuft, wenn man Menschen aufgrund ihres Lebensstandards selektiert!

Vielleicht müssen wir es Nicolaus Fest nachsehen. Immerhin entspringt er einer bürgerlich-konservativen Familie - er ist Sohn des berühmten Historikers Joachim Fest -, die zwar immer als liberal galt, aber lediglich dem gewohnt bürgerlichen Liberalismus frönte. Freilich spricht man sich in diesen Kreisen für Freiheit und Gleichheit aus, aber nur als abstrakten Wert. Der Obdachlose, frei von Zwängen und Abgaben, gesegnet mit einem Paar Füße, die einen überall in der Welt hintragen können, erscheint dem Werteliberalen als Inbegriff freiheitlichen und selbstbestimmten Lebens. Dass der Obdachlose aber nicht frei ist, sich so zu ernähren, wie er es benötigt oder möchte, dass gerade im Winter seine Freiheiten zu erfrieren drohen, ist diesem besonderen Typus liberaler Scheinheiligkeit entgangen. An dieser Denkart hat das Bürgertum, dem auch die Familie Fest hinzuzurechnen ist, immer festgehalten. Sie - die Denkart - entstammt der protestantischen Frugalität, der calvinistischen Prädestinationslehre, dem ewigen Krämerseelentum und dem Ringen nach Profit als letzte Form irdischen Heilsverständnisses. Angelehnt an diesem schnöden, langweiligem und menschenverachtenden Weltbild, in dem der Mensch zum belanglosen Rädchen des wirtschaftlichen Getriebes herabgestuft wird, konnten aufklärerische Ideale und emanzipatorisches Denken keinen Einzug ins Bürgertum finden. Hätten sie Einzug gefunden, wäre der eigene Lebensstil bedroht gewesen. Abstrakte Werte aber, die nichts kosten, aber süß in den Ohren klingen, wenn man von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit spricht, konnte man als umzusetzendes Ziel anerkennen. Wo aber aus dem abstrakten Begriff eine materielle Tatsache werden soll, da zieht sich der Bürgerliche zurück, fragt - wie im Falle Fests - im Rahmen seines eingeimpften Weltbildes nach Wert und Mehrwert, d.h. nach demjenigen, der aufgrund finanzieller Möglichkeiten "mehr wert" ist, und nimmt seine in die Wiege gelegte Wahrnehmung als axiomatische Grundvoraussetzung aller Menschen wahr.

Die eingangs gestellte Frage hätte Fest sich selbst beantworten können, wenn er seine pseudoliberale Stocksteifheit gegen ein Hauch von emanzipatorischer Aufklärung eingetauscht hätte. Aber dann würde er nicht für die BILD-Zeitung schreiben.

Ein Gastbeitrag von Roberto J. De Lapuente.

26 Kommentare:

  1. Frage: Wie kann jemand, der sich offensichtlich als aufgeklärten Menschen versteht, auf einen Artikel in der Bildzeitung aufmerksam werden?
    Und: Wie kommt es, dass obwohl du offenbar das Leitbild der Aufklärung zu kennen scheinst, du über das Bürgertums schimpfst, anstatt den Idioten, die ständig nur motzen können dieses Leitbild weiterzugeben?

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  2. Der Autor bedient sich zwar vieler schön klingenden Worte, aber sagt doch im Grunde nichts aus und geht an der Sache vorbei.

    Im Prinzip hat er ja recht: Jeder Mensch ist prinzipiell mal gleich - Das sollte vor dem Gesetz so sein, genauso wie vor dem Arzt.

    ABER: Wieso sollten Menschen in eine privaten Versicherung mehr zahlen, wenn sie nicht mehr kriegen?
    Ist ein System, in dem alle gleich schlecht behandelt werden gerechter? Wieso sollte ich mir nicht ein Plus an Versorgung leisten dürfen,
    wenn ich es kann? Wieso soll allen nur eine Basisversorgung zustehen? Und nicht mehr?
    Und welche Behandlung muss allen zukommen, damit es gerecht zu geht? Was ist ein medizinisch notwendiger Eingriff?
    Wer muss was zahlen? Haben alle ein Recht auf Titan-Hüftgelenke, ambulante Eingriffe, Chefarztbehandlung, Einzelzimmer, teure Brillengestelle und was weiß ich noch?

    Gibt es einfache Antworten? Wenn es die gäbe, hätte der Autor des Kommentars vielleicht anstatt lustiges Bürgertum-Bashing zu betreiben, eigene Lösungsvorstellung präsentiert.
    Und Prof. Lauterbach müsste nicht 100 Bücher darüber schreiben...

    Letztes Wort zum Thema Gesundheit:
    Unser Gesundheitssystem ist immer noch eines der gerechtesten der Welt.
    Und das kann ich aus Erfahrung sagen: Denn z.B. sind die vom Autor erwähnten Obdachlosen immerhin ALLE krankenversichert...


    Jetzt zum Kommentar:


    Was versteht man denn unter Aufklärung?
    Mir fällt da spontan Kant ein: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen"
    Und: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte."
    (Yippiejayeah, es lebe der kategorische Imperativ!)

    DAS ist also Aufklärung: Eigenverantwortung, "ehrenhaft zu handeln", seinen Verstand zu gebrauchen und auch: solidarisch zu sein.
    Eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Umwelt.

    DAS ist liberal.


    Der Autor nimmt stattdessen das Motto der französischen Revolution und setzt sie mit Aufklärung gleich...
    Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit...

    Was hat Gleichheit mit Gerechtigkeit zu tun? Nicht viel! Was ist Gleichheit? Ist denn Gleichheit - im materiellen Sinne - überhaupt erstrebenswert?
    Ist ein Mensch mehr "wert", weil er mehr verdient? Nein! Kann er sich trotzdem mehr leisten? Ja! Hat er das Recht dazu? Ja! Er hat es sich ja selbst erarbeitet!

    Die Verneinung des Leistungsprinzip und Entmündigung des Individuums (Indem man ihm seine Möglichkeit auf persönlichen Erfolg verwehrt)
    haben nichts mit Aufklärung zu tun.
    Und noch weniger mit Emanzipation.

    Mit "pseudo"-liberalen Grüßen...

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  3. @Jan: Man sollte die Vollidioten dieser Welt nicht ignorieren. Das haben die gebildeten Leute schon mal gemacht, und das Ergebnis war unschön. Die BILD ist etwas, das man bekämpfen muss - in meinen Augen.

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  4. Die Bild ist es wert bekämpft zu werden, keine Frage. Aber dazu müsstest du genau die Leute erreichen, die sie lesen. Das wird nur mit einfachen, in der Sache einleuchten Aussagen machbar sein - und dann begibst du dich auf selbiges Niveau. Es ist ein Teufelskreis für den ich den Pöbel verantwortlich mache. Kant ist heute genauso aktuell wie vor 300 Jahren, vielleicht muss man sich aber einfach auch damit abfinden, dass es Menschen gibt, die entweder keinen Verstand haben oder tatsächlich zu faul sind, sich dessen zu bedienen. Dann würde ich mir aber nicht anmaßen Kant zu korrigieren, der hatte das Problem schon richtig ausgemacht. Die Mehrheit hätte die Macht etwas zu verändern, aber stattdessen greift wieder die deutsche Maulheldenmentalität. Gutverdienern den schwarzen Peter zuschieben zu wollen ist für mich halt nichts weiter als stupide linke Propaganda - wenn man dem Problem fundiert und sachlich nachgehen will ist diese Art Beitrag zu einer gerechteren Umwelt sicher der falsche Weg. Aber das ist nur meine Meinung

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  5. Ich stimme dir teilweise zu, nur gibt es fast keine vernünftige Gegenöffentlichkeit mehr - und dafür mache ich die oberen zehntausend vernantwortlich, denn die totale geistige Verwahrlosung der Republik ist mit ihre Schuld.

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  6. Mag schon sein, aber es ist nicht deren Problem. Ist doch recht einfach.

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  7. Ich kann nicht erkennen, wo den Gutverdienern der Schwarze Peter zugeschoben wird. Im Gegenteil: In der BILD bekamen ihn (mal wieder) die Wenigerverdienenden, die als die großzügig Bevorzugten des Systems dargestellt wurden (das sehen die meisten AOK-Mitglieder bestimmt anders) und somit die 2-Klassen-Medizin flugs umgedeutet wurde. Ich finde, Roberto J. De Lapuente hat dieser Propaganda gegenüber anhand des Bild-Auszugs auf die tatsächlichen Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem hingewiesen, die ohnehin jeder kennt und die einige Gutverdienenden sogar wollen, genießen und verteidigen, wie ich lese. Gutverdienende könnten ja auch mal auf die Idee kommen, die Partei (falls es sie überhaupt gibt) zu wählen, die sich dafür einsetzt, dass man einen Arzttermin aus medizinischer Sicht und nicht nach Kassenzugehörigkeit bekommt (also nicht: für eine Brustkrebsuntersuchung privat schon in 3 Wochen, Kasse erst in einem halben Jahr – persönlich erlebtes Beispiel aus dem Freundeskreis). Oder: Nicht wenige Gutverdienende könnten sich auch bei einer gesetzlichen KV freiwillig versichern. Das ist zwar teurer und der Chefarzt in weiter Ferne, dafür ist der Nachwuchs mitversichert. Aber jetzt nur jammern hilft auch nichts – möchte man da zitieren.
    Zur BILD-Zeitung: Der „Pöbel“ macht nicht die BILD. Die machen andere. Sich auf deren Niveau zu begeben ist in der Tat schwierig. Unsere Politiker lesen auch gerne BILD, manche machen indirekt sogar mit. Also hier den Pöbel (wer soll das sein und durch welche Eigenschaften unterscheidet man sich von ihm?) verantwortlich zu machen, halte ich jenseits jeder Ideologie für blauäugig. Apropos Kant: Seine Kritik vor gut 200 Jahren galt den Dummen und Faulen im Bürgertum: „Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen“ (1784). So sehe ich seine Aktualität.

    Ich habe die Argumentation von Freibeuter nicht verstanden: die Bild soll bekämpft werden, obwohl sie den Gutverdienern – im Gegensatz zur dummen linken Propaganda - den Rücken stärkt (überflüssigerweise – denn wer sollte ihnen ihre Privilegien nehmen?), wie Freibeuter. Warum dann also die Bild bekämpfen?
    Herzliche Grüße aus dem Rheinland

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  8. Meine Antwort auf diese Frage ist sehr konkret: weil sich das mit unserem GG und der Auffassung von Demokratie nicht vereinbaren läßt. Strenggenommen bringt die Frage des Bild-Menschen bereits deutlich zum Ausdruck, daß er das Wesen der Demokratie nicht begriffen hat.

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  9. Sagt mir nur einmal wer das System bezahlen soll - und kommt jetzt nicht mit den Gutverdienern, das wäre echt lustig.

    Und zur Bild: Welche Bevölkerungsschicht liest überwiegend die Bild? Und wer hat Kirchhoff abgesägt? Immer schön aufpassen, bei den meisten hat es einen Grund, dass sie etwas mehr verdienen.

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  10. Ich mag mich ja wiederholen...
    Aber die Bild ist ja wohl kein Sprachrohr der "Besserverdienenden"...

    Sie berichtet genauso "empört" und "objektiv" über Managergehälter, die viel zu niedrigen Hartz4-Sätze, Auschschweifungen irgendwelcher Prinzen und nicht zu vergessen die weltbewegende neu entdeckte Grausamkeit von Knut...

    Außerdem ist die Bild als Unternehmen natürlich auch Zielgruppenorientiert. Und berichtet darüber was die Leserschaft gerne lesen würden.
    Wer liest die Bild? ...
    -------------------------

    Und nochmal zum Gesundheitssystem:
    Wo sind die Gegenvorschläge?
    Was soll man tun?
    Die Privaten KV abschaffen?
    Ärzte - die ewig studieren und im Durchschnitt lachhaft wenig verdienen - verbieten so viele Privatpatienten wie möglich zu bekommen?

    Ich meine klar - Das System ist ungerecht, aber immer noch extrem gut... Wieso sieht das niemand?
    Deutschland jammert wie immer auf hohem Niveau.

    Und könnt ihr die Ärzte nicht verstehen? Studieren Ewigkeiten, müssen dann noch 5 Jahre sich als Assistenzärzte verhuren, dann 2 Jahre Facharzt...
    Und verdienen dann weniger als so mancher stinknormaler BWL'er in der Wirtschaft mit n bissel Berufserfahrung aber null Können...

    Überbezahlte Chefärzte gibt es natürlich, sind aber die Ausnahme. (Das sind dann eben die Spezialisten auf ihrem Gebiet, mit entsprechend hoher Nachfrage)

    Ist doch klar, dass die dann Privatpatienten (mit denen sie ein Vielfaches verdienen) zumindest unbewusst - man will ja niemandem böses unterstellen *hüstel* - bevorzugen.

    Und mal ehrlich: Wenn ihr die Wahl hättet: Gesetzlich oder Privat? Was wär euch lieber?

    (Ich bin übrigens gesetzlich versichert)

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  11. Ich verstehe auch nicht genau wo das Problem liegt. Ich meine... eine wirtschaftliche Beurteilung ist sicher nicht der richtige Ansatz wenn es um Gesundheit geht... aber ganz logisch ist das doch nicht. Besser ein solches System welches Gesetzlich reguliert ist... stellt euch doch mal vor man verbietet die PK.
    Dann versichere ich mich bei einem Unternehmen in z.B. Schweden welches ein Geschäft daraus macht deutsche zu Versichern die sich privat behandeln lassen möchten... dann finden sich doch nur neue Wege das zu umgehen, oder?

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  12. "Ist ein Mensch mehr "wert", weil er mehr verdient? Nein! Kann er sich trotzdem mehr leisten? Ja! Hat er das Recht dazu? Ja! Er hat es sich ja selbst erarbeitet!"

    Kann man beispielsweise hinsichtlich Jemanden, der seinen Lebensunterhalt nur aus Grundrenten und Kapitalzins bestreitet, allen Ernstes davon reden, er habe sich das selbst erarbeitet? Genau diese sind aber die reichsten Menschen dieses Landes. Die tatsächlich Arbeitenden jenseits der Beitragsbemessungsgrenze gehören fast durchweg zur langsam aber sicher wegbrechenden Mittelschicht. Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob wir die Diskussion über gerechte Bezahlung und ein gerechtes Gesundheitssystem nicht mit einer grundlegenden Debatte über eine neue Wirtschaftsordnung verbinden sollten. Solange wir in einem kranken System "herumdoktern" können wir dieses nicht überwinden und sind verdammt bis in alle Ewigkeit, mit seinen Unzulänglichkeiten zu leben.

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  13. @Manu: Es geht ja vorrangig darum, dass die Privaten sich die risikolosen rauspicken und die risikobehafteten den Gesetzlichen überlassen - deswegen bricht das System ja zusammen. Un das kann nicht sein. Die Privaten sollen genauso jeden annehmen wie die gesetzlichen Kassen.

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  14. Jo, und alle Banken sollen Hartz4 Empfängern Krediträume von 15.000€ einräumen. Das kannst du einem privaten Unternehmen nicht abverlangen! Andere Lösungsvorschläge?

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  15. Nichts? Naja, war ja fast zu erwarten. Aber ein bisschen enttäuscht bin ich schon.

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  16. @Andi: "neue Wirtschaftsordnung"?

    Super Idee! Hat ja schon öfters tadellos funktioniert.

    Wisst ihr, wenn es mal vernünftige Gegenvorschläge (und damit meine ich bezahlbare, die NICHT dafür sorgen, dass sämtliche "Bonzen"- um mal linkes Vokabular zu benutzen- aus dem Land fliehen) gäbe, könnte sich ja mal ernsthaft damit auseinandersetzen.

    Was aber hier passiert ist folgendes:
    "Das geht so nicht"
    "Das muss doch anders gehen"
    "Das ist sozial ungerecht" ...


    Nur beim WIE, werden alle Vertreter eher linker Strömungen plötzlich ganz still...

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  17. Eigentlich gar nicht. Nimm mal die NachDenkSeiten her, die sind da ziemlich gut dabei und unbestreitbar kompetent.

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  18. "Ein Alt-Bundespräsident als Volksverhetzer – der Sittenverfall beschleunigt sich" Schon die erste Überschrift spricht wirklich für die Komnpetenz der Seite, und wenn man den Artikel auch noch liest, kommen einem fast die Tränen bei so einer falschen Argumentation. Hat von Jura keine Ahnung der Mann.

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  19. Hab ein paar Artikel gelesen.

    Sind nicht schlecht, bleiben mir allerdings konkrete Lösungsvorschläge schuldig :-)

    Extrem schade finde ich, dass obwohl die Autoren alle Volkswirte sind, sich reißerischen polemischen Vokabular auf dem Niveau der BILD und der Linken (Also die Partei) bedienen...
    Ich frag mich, warum das so sein muss...

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  20. Ich habe jetzt einige Kommentare von Heuschrecke gelesen und frage mich, warum Heuschrecke überhaupt Lösungsvorschläge braucht? Meistens ist das – ich nenne es mal: System, in dem wir leben (Wirtschaft, Bildung, Gesundheit, Medien, Fahrkarten…..) lt. Heuschrecke das Beste weit und breit -incl.der Übel, die auch BILD-Leser als Schwarz-Weiß-Böse-Gut-Links-Rechts-Irritation diffus wahrnehmen. Also: WOZU dann noch Lösungsvorschläge sich anhören?
    Wer – obwohl man sie eigentlich nicht braucht und Kritik schon an Teilsystemen sowieso pathologisch links ist - zu einem bestimmten Problem dennoch keine noch so überflüssige Lösung hat, ist natürlich bei solchen Allround-Experten gleich unten durch. (Mein Gott! Was muss man alles studiert/gelesen/gelernt haben, um solche Fragen halbwegs zufrieden stellend zu beantworten)
    Konkret zum letzten Kommentar: Ich muss doch bezweifeln, ob Heuschrecke sprachlich zwischen der Ebene der NDS und der der BILD unterscheiden kann. Von diesem Unterschied kann man sich übrigens auch im Zusatzbeitrag zum Thema Herzog-Einlassungen aktuell auf den NDS v. 15.04.08 überzeugen. Bemerkenswert bei den Alleswissern und Jura-Experten finde ich, dass ihnen die Diskreditierung der Kritik an Herzog den Freibeutern und Heuschrecken wichtiger ist als die Bemerkungen von Herzog selbst. Kein Wort dazu von Ihnen. Also Zustimmung? Die Alten plündern usw……???
    Ein paar Anmerkungen zu seltsamen Anmerkungen:
    Freibeuter schreibt:
    "Schon die erste Überschrift spricht wirklich für die Komnpetenz der Seite ...Hat von Jura keine Ahnung der Mann."

    1. Wie viele Überschriften hättens
    denn gerne?
    2. Weiß er denn , wer der "Mann" ist?
    3. Was weiß er denn von Jura?

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  21. 1.) Halte ich unser "System" (damit meine ich die soziale Marktwirtschaft) weder für Perfekt noch für absolut.

    Es ist meiner Meinung nach nur das einzig mögliche.

    Trotzdem hat Deutschland mehr Baustellen, als uns allen lieb sein kein...
    Beispielsweise:
    Bildung wird momentan gefährlich vernachlässigt (wie du meinen Kommentaren entnehmen kannst),
    das Steuerrecht ist zu kompliziert und ungerecht.
    Dass die Bildungschancen vom Einkommen abhängen ist ein Skandal!
    Zunehmende Armut...uvm.

    2.) Warum ich Lösungsvorschläge brauche? Ganz einfach: Zu bemängeln was alles falsche läuft ist einfach, es anders zu machen nicht. Ich halte mich für einen halbwegs vernünftigen Menschen. Wenn ich einen Lösungsvorschlag sehe, der bestimmte Missstände beseitigt würde und vernüftig ist, würde ich ihn unterstützen. Nur genau diese vernünftigen Vorschläge fehlen oft.
    NDS finde ich super interessant und manche Artikel sind wirklich gut. Aber manche trotz guter Argumentation polemisch...

    Und ich wollte im konkreten Fall Gesundheitssystem einfach darauf hinweisen, dass wir einfach kaum eine alternative haben und das sehr vorsichtig angepackt werden muss.

    3.) Vernüftige Vorschläge messen sich für mich an folgenden Kriterien:
    - solide Finanzierung
    - Ausgewogenheit
    - Vereinbarkeit mit der Verfassung
    - Nachhaltigkeit

    4.) Ich halte mich nicht für einen Alleswisser und Jura stinkt (da drück ich mich grad vor dem Lernen)
    Nur für einigermaßen politisch interessiert und dank Studienfach mit einem theoretischen Unterbau gefüttert :)

    Ich versuche zu argumentieren. Wenn ich etwas für falsch halte, dann sage ich das. Ich versuche Schwachstellen aufzuzeigen und Alternativen zu präsentieren.

    Wenn mich die Diskussion nicht interessieren würde, würde ich keine linken Blogs lesen. Außerdem ist es doch wichtig sich ausgewogen politisch weiterzubilden ;-)

    Aber ich fordere einfach mal ne gewisse Ehrlichkeit:
    Wenn man egal welcher Gesinnung Dinge wie eine Harzt4-Eröhung o.ä. fordere, dann muss ich auch dazu sagen wie ich das finanzieren will.
    Das wäre auch mal ausgewogene Berichtserstattung. Aber nur nach sozialer Gerechtigkeit schreien hilft leider nicht.


    5.) Meine Meinung zu Herzog?
    Schwieriges Feld. Betrifft immerhin 100% meiner Großeltern. Denen würde ich ihre Rente nie kürzen. Die ist auch so schon klein genug.
    Aber Herzog hat diese Aussage natürlich bewusst provokativ gewählt (das hoffe ich zumindest für ihn)und es ist auf jeden Fall richtig auf unsere demographischen Probleme hinzuweisen.
    Wir haben für unser Rentensystem immer noch keine Lösung.
    Das ist ein Problem. Und geht zu unseren (nämlich der jüngeren Generation) Lasten.
    Das ist doch unbestreitbar, oder?

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  22. Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu (und mein Beileid zu Jura), aber für die Rente finde ich nach wie vor nicht nachvollziehbar, warum das Umlagesystem nicht weiter funktionieren sollte. Die Rentner leben IMMER von der arbeitenden Generation, das lässt sich gar nicht anders organisieren, ob umlage- oder kapitaldeckungsfinanziert (vg. Mackenroth).

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  23. @heuschrecke: Deine ausführliche Antwort hat mich sehr gefreut. Ich kann mit vielem, was du geschrieben hast, etwas anfangen. Dennoch bin ich der Meinung, dass sachliche Kritik nicht notwendig Lösungsvorschläge beinhalten muss. Das halte ich nach wie vor nur dann für sinnvoll und überhaupt möglich, wenn man über die notwendigen Sachkenntnisse verfügt. Komplexe Themen wie Gesundheitspolitik, Bildung etc tangieren dermaßen viele gesellschaftliche Bereiche, dass man flugs am Stammtisch landet, wenn man dazu Rezepte auf den Tisch knallen will.
    Was du einforderst, ist natürlich absolut sinnvoll, aber muss ich/man das alles leisten? Ich bin Lehrer und kann dir ziemlich detailliert und einigermaßen ideologiefrei aufzeigen (falls du es nicht schon selber weißt), warum unser Schulsystem daneben liegt und warum ich es ablehne, dass zB Hauptschüler von der WELT bis zur TAZ mehr oder weniger subtil diffamiert werden (nebenbei: ich hab schon an fast allen Schularten gearbeitet). Ich kann noch darauf hinweisen wie es zu Recht fast alle machen, wie es im Ausland vorgemacht wird (analog dazu gabs auf Telepolis neulich einen guten Artikel zum kanadischen Gesundheitssystem). Aber ich habe keine Ahnung von den konkreten wirtschaftlichen Dimensionen irgendeiner Änderung im Bildungswesen. Muss ich auch nicht. Tagtäglich bekomme ich dafür hautnah mit, wie es kaputtgespart wird (siehe hierzu auch Feynsinn-Beitrag, auf den Stefan hinweist).
    Ich denke, es ist Aufgabe der Verantwortlichen, Lösungen zu entwickeln. Leider siehts damit meistens eher finster aus.
    In meiner Arbeit habe ich immer häufiger mit sozialen Ungerechtigkeiten zu tun. Wo ich das so sehe, kritisiere ich das. Dabei „schreie“ ich nicht nach sozialer Gerechtigkeit (hier finde ich deine Ausdrucksweise daneben), sondern hatte eigentlich immer gedacht, diese wäre im Interesse aller. Berichterstattung, die solche Ungerechtigkeiten aufzeigt, begrüße ich deshalb. Damit bin ich übrigens mit meinen Eltern einer Meinung, die seit eh und je CDU wählen, womit ich auf den Unsinn einer allzu simplen und bequemen Zuordnung von Kritik ins linke Lager hinweisen möchte. :-)

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  24. @janp:

    Da möcht ich noch kurz drauf antworten:
    Ich wollte dich nie persönlich angreifen.
    Ich möchte das so verstanden wissen, dass ich wenn dann nur Meinungen angehe. Da ich die meisten hier nicht persönlich kenne, maße ich mir nicht an über irgendjemand ein Urteil zu fällen...

    Also war weder das nach "sozialer Gerechtigkeit schreien" explizit auf dich gemünzt noch die Aufforderung Lösungsvorschläge zu bringen, noch die Einordnung ins Linke Lager :-)
    Sollte sich das so gelesen haben, dann tut mir das leid.

    Mich regt eben auf, dass zumindest in meiner Wahrnehmung gerade die Verantwortlichen der sogenannten Linken (Verantwortliche für mich: Parlamentarier, also Menschen, die Einfluss auf die Gesetzgebung haben), also "Die Linke" bringt Null, Null, Null komma gar keine Lösungsvorschläge!
    Und ihr seht schon: Da geh ich an die Decke :-)

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