Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Politik wie weiland 2002 wieder auf die "Killerspiele" stürzen würde. Dieses Mal mischt sich jedoch nicht mit höchstinstanzlichem Basta ein Kanzler ein, der nachher einsehen muss, dass er der BPjM nicht reinzureden hat, sondern vielmehr ein gestandener Bayer im Verbund mit einem Niedersachsen. Und die versuchen sogar, mit Argumenten anzukommen, die selbstverständlich genauso angestaubt sind wie die Diskussion selbst. Während Wulff altklug höhere Altersbeschränkungen fordert - weil es ja praktisch keine Möglichkeit gibt, an so etwas heranzukommen -, macht Stoiber keine halben Sachen. Verbieten, alle! Seinen Sachverstand beweist er im Gegensatz zu Wulff ("Es kann ja sein, dass das ganze Gewaltpotenzial sich erst zeigt, wenn mehrere Level durchlaufen sind") mit Phrasen wie:
"SPIEGEL ONLINE: Es gibt viele Wissenschaftler, die bezweifeln einen direkten Zusammenhang zwischen Computerspielen und direkter Gewaltausübung.
Stoiber: Jene, die meinen, es handele sich um einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit, sollen bitte schön einmal mit Pädagogen und Lehrern reden, die tagtäglich mit Kindern konfrontiert sind, die stundenlang mit solchen Spielen spielen. Ich höre oft bei Schulbesuchen: Selbst Kinder aus intakten Familien, die damit in Berührung kommen, sind die ganze Woche für den Unterricht nicht mehr zu gebrauchen. Die Lehrer haben eine ungeheure Mühe, diese Kinder wieder einigermaßen zu festigen und für den Unterricht zu gewinnen. Wir dürfen das Engagement unserer Eltern und der Erzieher nicht so erschweren, wenn Kinder unsere Zukunft sein sollen.
SPIEGEL ONLINE: Wie sollen Einschränkungen denn konkret aussehen?
Stoiber: Es müssen solche Spiele verboten werden, in denen Mord und Totschlag propagiert und dazu angeleitet wird. Schon die Hersteller müssen prüfen, ob sie nicht bei der Produktion solcher Spiele gegen bestimmte Grundsätze verstoßen.
SPIEGEL ONLINE: Wandern solche Hersteller dann nicht einfach ins Ausland ab?
Stoiber: Das ändert ja nichts daran, dass solche Spiele eine gemeinschaftsschädliche Wirkung haben. Wir in Deutschland müssen dann eben formulieren, dass wir so etwas nicht wollen. Und wir müssen dann auch alle Hebel in Bewegung setzen, um solche, im Ausland hergestellten Spiele hier zu verhindern. Der Kampf gegen Kinderpornografie hat gezeigt, dass bei einem Verbot auch die Verbreitung über das Internet zurückgedrängt werden kann."
Neben diesen hanebüchenen Argumentationen fehlt natürlich der Verweis auf diffuse Werte ebenfalls nicht. Lest ruhig das komplette Interview. Auch interessant ist, dass in dieser hochbrisanten Angelegenheit Eingriffe des Staates ins Wirtschaftsleben selbstverständlich vollkommen in Ordnung und die Abwanderung von Firmen eben in Kauf genommen werden muss, während reale Gefahren für Leib und Gesundheit wie der Verkauf genmanipulierter Ware selbstverständlich erlaubt werden müssen, um den Freien Markt nicht zu gefährden.
Aber ich weiche ab. Dass diese ganze Debatte eigentlich nur dazu dient, wie 2002 eben nichts unternehmen zu müssen, dürfte jedem halbwegs wachen Beobachtet klar sein. Und das zeigt nichts besser als dieser Gamestar-Artikel, den ich euch wärmstens empfehlen möchte.
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