Montag, 9. Juni 2008

Der Zahlen Wesen, wer kann`'s lesen?

Spiegel Online offensichtlich nicht. Denn der schockt den treuen Leser mit einer reißerischen Überschrift: Deutsche zweifeln an sozialer Marktwirtschaft! Oh Graus, oh Weh! 38% der Deutschen hätten demnach "keine gute Meinung", nur mehr 31% eine "gute Meinung" von der deutschen Wirtschaftsordnung. Dazu findet sich ein Bild von Ludwig Erhard, dem scheinbar die Jünger davonlaufen.
Aber das ist Unsinn. "Die Deutschen" halten sehr viel von der Sozialen Marktwirtschaft. Sie haben nur erkannt - deutlich klüger als ihnen das die SpOn-Redaktion zutraut -, dass unsere aktuelle Wirtschaftsordnung (nach der in der Umfrage ja auch gefragt wurde) eben KEINE soziale Marktwirtschaft mehr ist. Und das wollen die Deutschen nicht.
Ob SpOn aus Dummheit oder Berechnung die Zahlen hier so falsch interpretiert, ist mir nicht bekannt. Möglich wäre beides.

5 Kommentare:

  1. abgesehen davon, daß der spiegel die soziale marktwirtschaft mit der derzeitigen wirtschaft (mutwillig?) verwechselt, schlägt sich der bericht auch so mit den eigenen waffen:

    wenn 38% keine gute meinung haben, haben 62% noch immer keine keine gute meinung.^^

    schade bei solchen umfragen finde ich immer, dass der fragebogen nie mitveröffentlicht wird. das wäre vielleicht noch offenbarender...

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  2. Na, die Leute werden nun doch wohl nicht etwa auch noch am Wunder vom Wirtschaftswunder zweifeln?

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  3. Der Politik, Zeitungen auch, habe ich genau das, was Sie schreiben, schon über Jahre geschrieben. Sie wollen,(die Politik), wahrscheinlich auf Geheiß der Industrieverbände, die Inhalte der "Sozialen Marktwirtschaft", wie sie Erhard führte, dem Volk nicht klarmachen. Was hier läuft ist angebotsbestimmte Wirtschaftspolitik, das Gegenteil der Erhardschen nachfragebestimmten Wirtschaftspolitik. Sie, (die Industrieverbände), haben den Begriff INSM erfunden, um das Volk weiter zu verschaukeln. Die überwiegende Zahl der Menschen kann die Unterschiede ja garnicht kennen, werden so also immer wieder Opfer sein.

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  4. Vor allem gab es zu Erhards Zeiten durch den vorangegangenen Krieg einfach eine große Nachfrage an Dienstleistungen und Waren, dass wirklich jeder - selbst der einfachste Volksschüler und Hilfsarbeiter - die Möglichkeit, von einer Vollzeit-Stelle ausreichend seine Grundbedürfnisse zu befriedigen und ein ausreichend hohes Einkommen für Rücklagen und kulturelle Teilhabe inklusive Urlaub und Auto zu erzielen. Es hätte damals auch ein Schimpanse Wirtschaftsminister sein können und es hätte kaum einen Unterschied gegeben. Wenn die INSM und deren Genossen im Geiste also zurück zu den Gewinnen und Renditen von Erhards Zeiten wollen, rühren sie dann nicht indirekt die Werbetrommel für einen neuen Krieg? Erschreckend, nicht wahr? Krieg, Tod, Elend und Zerstörung, damit der perverse Kapitalmarkt genug zu fressen hat - unbeschreiblich abstoßend!

    Gruß

    Alex

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  5. In der Nachkriegszeit mußte das Kapital an die Arbeitnehmer Zugeständnisse machen, die nach und nach wieder einkassiert wurden. Heute sind wir also dabei angekommen, daß die sog. Soziale Marktwirtschaft für die ökonomischen Fehlleistungen und sozialen Katastrophen des Neoliberalismus verantwortlich gemacht wird.

    Was den "Wirtschaftswundermann" Erhard und auch den Erfinder der Wortprägung "Soziale Marktwirtschaft" Müller-Armack betrifft, sollte noch hinzugefügt werden, daß diese schon unter dem Nazi-Regime ihre Pöstchen hatten. Die Amerikaner haben auf diese Mitläufer aber trotzdem gesetzt, weil man mit Marktwirtschaftlern den vermeintlich drohenden Kommunismus in Westdeutschland verhindern wollte.

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