Die LINKE ist das Schreckgespenst der bürgerlichen Rechten und, verständlicherweise, eines guten Teils der alten DDR-Bürgerrechtler, die damals maßgeblich am Sturz der Diktatur beteiligt waren. Trotzdem bewegen sich die Warnungen vor der Partei bisweilen am Rande der Lächerlichkeit, wie ein Versuch der ehemaligen Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld zeigt. Unter der reißerischen Überschrift "Die Linken haben dieselben Ziele wie die SED" erschien ihr Artikel in der WELT.
Die Ziele seien dieselben wie damals, erklärt Lengsfeld, und die LINKE sei das "größte politische Problem Deutschlands seit dem Mauerfall, denn sie sei viertstärkste Partei. Und das hessische Tolerierungsmodell sei sehr bedenklich, weil die LINKE nicht wie 1994 in Sachsen-Anhalt (damals noch PDS) ohne Bedingungen toleriere, sondern es auch noch wage, solche zu stellen. Lengsfeld versteigert sich dann auch noch zu der Behauptung, dass die hessische Regierung dann nur eine "Marionette von SED-Gnaden" sei.
Weil unser Wahlsystem kleine Parteien begünstige, könne die LINKE nun ungeniert nach der Macht greifen, und dabei würde sie wegen ihrer "Demagogie" nicht als das gesehen was sie ist sondern was sie suggeriert. Die "Begriffe hätten sich geändert, die Taktiken nicht".
Damit haben wir die gesamte inhaltliche Essenz des Artikels beisammen. Über den gesamten Artikel erklärt Lengsfeld, die die LINKE penentrant als SED bezeichnet nicht, was denn diese politischen Ziele seien, die die LINKE da angeblich von der SED übernommen habe. Mauerbau vielleicht? Niederschlagung der Konterrevolution in der Tschechei? Aufstellung von Margot Honecker als Kanzlerkandidatin? Nichts. Lengsfeld wiederholt nur mehrmals, dass die LINKE ganz ungemein gefährlich sei, weil sie ja "die Ziele" der SED vertrete. Das sieht man ja auch schon am Personal, denn Lafontaine und Gisy (mit deren Bild der Artikel aufmacht) waren ja bekanntlich schon in der DDR ganz fies dabei, die SED-Ziele durchzusetzen. In der Phantasie der Autorin ist auch die Vereinigung mit der WASG nichts als ein fieses Manöver der SED, um ihre wahre Natur zu verbergen.
Diese paranoid-alberne Vorstellung wird aber in meinen Augen durch das Demokratieverständnis der Dame Lengsfeld noch getoppt. Ich kann verstehen, dass man als ehemalige Bürgerrechtlerin in der DDR keine Sympathie für die SED-Nachfolgepartei empfindet, auch nach 19 Jahren nicht. Das erwartet auch keiner. Aber die LINKE wurde von über 8% der Wahlberechtigten gewählt, und ihr einfach jeden Vertretungsanspruch abzusprechen stößt die Demokratie vor den Kopf. Was ich von der Idee halte, Lafontaine wolle die "alten SED-Ziele" umsetzen, also das kapitalistische System stürzen und die Weltrevolution vorantragen, halte ich für gelinde gesagt lächerlich.
Interessant fände ich auch mal, seit wann unser Wahlsystem kleine Parteien begünstigt: das Gegenteil ist doch der Fall. 5-Prozent-Hürde und so. ;)
AntwortenLöschenIrgendwo habe ich einen Artikel gelesen, dass nach dem bayrischen Wahlrecht kleine Parteien sogar benachteiligt werden. Hier gibt es zwar auch Erst- und Zweitstimmen, aber irgendwie werden sie anders als bei Bundestagswahlen oder in anderen Bundesländern verrechnet, so daß vorallem die großen Parteien ( i. e. die CSU) davon profitieren. Nur erklären tut es dem Wahlvolk keiner
AntwortenLöschen... und hier der Link dazu
AntwortenLöschenTelepolis
Interessant, da wird die Linkspartei nun von Vera Lengsfeld mit der SED gleichgesetzt, von Struck (SPD) mir der NPD und von Altkanzler Schmidt wird Oskar Lafontaine mit Adolf Nazi verglichen. Es wird immer absurder - die längst vergeigte Totalitarismustheorie zeigt hier ihre Spätausläufer. Was denn nun? Ist Oskar Lafontaine und die Linkspartei eine neue Version der NPD oder der SED? Wo bitte schön hörte ich dies schon einmal? Ja genau! Vor 5 Jahren wurde mir persönlich in einem Arbeitslosenforum dieser Verdacht an meine Person - ich kritisierte damals die möglichen Auswirkungen von HartzIV - an den Kopf geworfen. Die können - wie schon öfters erwähnt - Oskar Lafontaine, und anderen Promis in der Linkspartei, sachlich nicht das Wasser reichen, die ewiggestrigen Neoliberalen, und da werden die halt persönlich beleidigend.
AntwortenLöschenMfg
Anonym