Freitag, 4. Mai 2007

On the road to Manchester

Wenn es jemals eine goldene Zeit des Kapitalismus gab, dann wohl die des so genannten Manchester-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts. Darunter versteht man den vollständig zügellosen Kapitalismus ohne Regeln, in dem die Arbeiter nur Produktionsfaktoren sind, die ausgesaugt und weggeworfen werden und die kaum genug zum Leben verdienen. Also im Endeffekt kein großer Unterschied mehr zu heute. Noch so ein wichtiges Merkmal des Manchesterkapitalismus', an das man sich heute gerne mit einem wohligen Schauer und dem Verweis auf die utopisch-herrschenden Zustände erinnert, ist der vollständig fehlende Versicherungsschutz der Arbeiter. Maschine trennt die Hand ab? Schade! Der Arbeiter ist krank? Verhungert eben die Familie. Die Vorteile sind klar: kaum Lohnnebenkosten, und der Staat ist hübsch rank und schlank, während die Unterschicht einfach wegstirbt statt eine Versorgermentalität zu entwickeln. Dieser paradiesische Zustand soll wiederhergestellt werden, wozu derzeit in der GroKo in aller Stille eine gewaltige Versicherungsreform vorbereitet wird, mit einer Hast und handwerklichen Schlampereien, die nicht nur Telepolis an die bevorstehenden Landtagswahlen 2008 denken lassen, in denen das ganze wohl keinesfalls ein Thema mehr sein soll.
Aber worum geht es? Bisher wird die Berufsunfallversicherung mit etwa 9 Milliarden Euro im Jahr von den Arbeitgebern getragen. Das leuchtet ein, denn in deren Dienst verletzt man sich ja schließlich auch. So sind ist die Versicherung denn auch verpflichtet, dem erwerbsunfähig gewordenen Versehrten eine Rente bis ans Lebensende auszuzahlen. Um diesen Zustand zu beseitigen, versucht die Politik nun als treuer Erfüllungsgehilfe der Privatwirtschaft, vom Verursacherprinzip abzukommen. Dadurch würde der Weg frei für drastisch reduzierte Leistungen, deutlich härterer Kriterien der Inanspruchnahme der Versicherung und nicht zuletzt die Möglichkeiten, Abfindungen von 6000-24000 Euro zu bezahlen und dann Ruhe zu haben - während der neue Unterschichtler sehen kann wo er bleibt und wahrscheinlich bald verhungert, da die ARGE seine Leistungen streichen will, nur weil der Vollinvalide nicht als Löwendompteur arbeiten will.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.