Sonntag, 30. März 2008

Herzstillstand in der Bahn-Verkaufsstelle

Vorgestern war mein Leben ernsthaft bedroht. Nichts ahnend bin ich in Tübingen an den Verkaufsschalter der DB getreten, um mein Semesterticket zu kaufen. Als ich im WS05/06 in Tübingen angefangen habe, hat es 38€ gekostet. Im letzten Semester, dem WS07/08, verlangte man 41,50€. Jedes Semester, mit einer Ausnahme, wurde es teurer. Ich erwartete also einen Preis von 42,50€ bis 43€. Ich dachte, ich höre nicht recht, als die Dame auf der anderen Seite des Schalters 47,50€ berechnete. Eine Preissteigerung um 5€! Das bedeutet, dass in den drei Jahren meines Studiums das Ticket sich um fast 10€ verteuert hat, was einer Erhöhung von rund 26,3% entspricht (wenn ich mich nicht wieder verrechnet habe). Das ist über ein Viertel!
Die Inflation stieg im gleichen Zeitraum um kaum drei Prozent. Was hat die Bahn sonst geleistet, dass einen solch exorbitanten Preisanstieg rechtfertigen würde? Mal überlegen. Ach ja, Mehdorn möchte in den USA investieren und für seinen persönlichen Profit das Bahnvermögen für rund 10% seines Wertes verschleudern. Er lässt eine Strecke nach der anderen stilllegen. Der Bus zwischen Tübingen und Leinfelden verkehrt immer noch bis spätestens halb zwölf Uhr nachts, ohne Nachtbusse selbst an den Wochenenden. Er weigerte sich, die Lokführer angemessen zu bezahlen, weswegen diese streiken mussten.
Allesamt wirklich reife Leistungen von Mehdorn, die eine Preissteigerung von über einem Viertel in drei Jahren natürlich rechtfertigen, ganz speziell den letzten Halbjahressprung (!) von rund 13%.

16 Kommentare:

  1. Ich studiere in Heidelberg und darf für mein Semesterticket 110 Euro bezahlen. Als ich vor anderthalb Jahren angefangen habe, waren es noch 89 Euro. Das VRN-Gebiet ist zwar recht groß, trotzdem ein sehr stolzer Preis. Ich wage mir kaum vorzustellen, was die Tickets kosten werden, wenn die Bahnprivatisierung durchgepeitscht wird.

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  2. Ich hab da so ne Vermutung...

    Ernsthaft, das Gebiet, das Naldo abdeckt ist auch riesig, besonders wenn man es mit dem angrenzenden VVS-Bereich (Stuttgart) vergleicht - und das Semesterticket kostet 160 Euro (!!!). Aber im Naldoverbund liegt halt auch, abgesehen von Tübingen, nur Pampa. Da will ja keiner hinfahren :D

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  3. Hier gibt es schon sinnvolle Ziele, so ist das nicht. ;)

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  4. Stefan, Du hast ja viele Motive angeführt, weshalb eine Erhöhung der Ticketpreise "gerechtfertigt" erscheint. Vergessen hast Du aber, dass irgendjemand Mehdorns Bezüge bezahlen muss, die er sich und den Seinen selbst aufgestockt hat. Um 300 Prozent sind die Gehälter des Bahn-Vorstandes seit 1999 gestiegen.

    Wer, wenn nicht Du, bezahlt denn das? Müssen uns unsere Eliten das nicht wert sein?

    Wenn die Bahn erst privatisiert ist, dann kommen zu den steigenden Ticket-Preisen, den wegfallenden Linien und den faden Service an den Bahnhöfen auch noch billig und damit schlecht gewartete Züge und Streckenabschnitte dazu. Sondertickets, wie z.B. das Bayernticket, fallen dann weg bzw. sofern die Öffentlichkeit interveniert, werden sie vom Steuerzahler subventioniert und damit der Allgemeinheit aufgebürdet.

    Zum faden Service am Bahnhof noch etwas: Der Bahnhof in meiner Nähe, zwar nicht der Hauptbahnhof Ingolstadts, aber dennoch ein ordentlicher Bahnhof, ist gänzlich verwaist. Die Gleisunterführung ist so konzipiert, dass man mit dem Fahrrad hindurchfahren kann. Könnte! Denn ständig liegen dort zerschlagen Flaschen, McDonalds-Müll und natürlich die obligatorischen benutzten Kondome herum. Oft wochenlang. Zwar maßt sich die Bahn an, überall dort Rauchverbote anzubringen, denn scließlich sei man als Hausherr ja dazu verpflichtet, Rauchfreiheit zu gewährleisten. Aber platte Fahrradreifen und generelle Verletzungsgefahr interessieren nicht. Abgesehen davon gäbe es am ganzen Bahnhof niemanden, den man ansprechen könnte. Service und Sauberkeit werden bei der Bahn nicht groß geschrieben...

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  5. Also einerseits: Jungs, bei allem Hass für Mehdorn und Konsorten - das mit der (Teil-)Privatisierung haben Politiker verbockt. Wie bitte soll ein Unternehmen, das als AG seinen Aktionären verpflichtet ist (in allererster Linie, darüber braucht man nicht streiten) dem Gemeinwohl dienen? Jeder der eine Privatisierung dieses Unternehmens unterstützt hat offenbar ein Chromosom zuviel mit auf den Weg bekommen.
    Andererseits: Ich bin mir nicht ganz sicher, aber wir stehen im Stuttgarter Raum sogar noch ganz ordentlich da mit den Preisen, auch wenns mir natürlich auch zuviel kostet. Würde mich mal interessieren, wieviel der Service in der Kostenrechnung ausmacht ;-)

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  6. AFAIK ist VVS deutschlandweit der teuerste Verkehrsverbund. Teurer als in Stuttgart fährt man AFAIK nirgends Bahn.
    Natürlich verbocken die Politiker das gerade. Die Bahn ist öffentliches Eigentum und hat sich auch so zu benehmen. Mehdorn auch nur einzustellen war ein Fehler.

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  7. Das siehst du falsch, die Bahn war öffentliches Eigentum.

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  8. Naja, eine AG ist per Definition kein öffenliches Eigentum, sondern das der Anteilseigener. Dass es bei der Bahn anders sein sollte, da sind wir uns schon einig.

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  9. Hm, also zumindest was das Studiticket betrifft ist Hamburg teurer! Da müssen die armen Studis 200€ berappen..Dafür fahren die S-Bahnen durchgehend.

    Und München ist auch nicht billiger...

    Und die VVS / SSB hat ja mal erstmal nix mit der DB zu tun...

    wobei es mir natürlich ziemlich egal ist, wem ich 163,50 in den Rachen werf (angefangen hats mit 155,50)...

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  10. @Jan: Ja, aber so weit ich weiß, ist die eigentliche Bahn (im Sinne von Züge und Schienen) nicht Teil der AG. Aber ka.
    @SH: Ok, ich gebe mich geschlagen :)

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  11. Naja ist eigentlich ja egal:

    Wir sind uns auf jedenfall einig, dass es da eine gewaltige Kluft zwischem dem Wohl der Aktionäre und dem Gemeinwohl (also Mobilität gewährleisten) besteht...

    Was öffentliche Infrastruktur anbelangt, schrei sogar ich nach dem Staat :-)

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  12. Das Debakel um die Gefängnisprivatisierung gibt dem Recht.

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  13. Also... das die Bahn zu teuer ist... sind wir uns einig. Und mEn ist Karlsruhe auch ziemlich teuer, Preise hab ich aber nicht im Kopf.

    Aber, ohne diese Preissteigerungen verteidigen zu wollen, solltet ihr bei euerem (sorry) bescheuerten Mehdorn gekloppe eins beachten:

    Die Bahn benötigt zum Strom Energie... der wird hier immer noch zu großen Teilen aus Fossilen Brennstoffen gewonnen, mitunter Öl. Und da sind 26,3% Preissteigerung ja immer noch ein Witz... schonmal Benzin/ Strompreise verglichen seit Beginn deines Studiums und jetzt?

    Um mal was zum Thema zu sagen ^^

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  14. Ah... und "Die Bahn benötigt zum Strom Energie."... grml... zum Fahren... naja, nochmal durchlesen hilft.

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