Donnerstag, 20. März 2008

Untrüglicher Sachverstand

Merkel hat gerade in Einklang mit ihrem verlängerten Arm im Kabinett, Peer Steinbrück (leider immer noch SPD) verkündet, dass der Sparkurs der Bundesregierung eingehalten werde. Die Dame pocht, wie die FR es so schön ausdrückt, auf Haushaltsdisziplin. Mehrausgabenwünsche der Ministerien von insgesamt rund 40 Milliarden Euro wurden von Steinbrück rundheraus abgelehnt. Am Sparkurs darf nicht gerüttelt werden.
Das wäre ja alles in Ordnung, befände man sich derzeit in einer Phase der Konjunktur, mit steigenden Steuereinnahmen und wachsender Wirtschaft. Ist man aber nicht. Stattdessen wetterleuchtet eine globale Rezension am Horizont, fordern Marktradikale wie "Joe" Ackermann und der Spiegel stärkere Regulierungen am Finanzsektor, in dem im Augenblick mangels Vertrauen (zurecht) gar nicht mehr läuft. Und weil Vergleiche mit 1929 gerade so groß in Mode kommen: der damalige Zentrums-Kanzler Brüning (das Zentrum war bekanntlich eine Art Vorläuferpartei der CDU) hatte eine ähnliche Wirtschaftspolitik gefahren. Er sparte und sparte, kürzte an allen Ecken und Enden. Wie durch Magie muss es ihm und seinen Wirtschaftsfachleuten erschienen sein, dass die Staatsschulden trotzdem stiegen und die Arbeitslosenzahlen stiegen, dass die Wirtschaft stagnierte und die Situation, um es flapsig zu sagen, rundherum beschissen war.
Natürlich hinkt der Vergleich, denn Brüning war sich über die Auswirkungen seines Kurses im Klaren, beabsichtigte die katastrophalen Wirkungen, um den Alliierten die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands vorzuführen und den Boden für den Sturz der Republik zu ebnen (was dann auch, anders als intendiert natürlich, auch gelang). Das kann man von Steinbrück und Merkel nicht gerade behaupten, denn soviel strategischen Verstand spreche ich den beiden rundherum ab.
Letztlich bleibt Fakt: Sparen in einer Flaute funktioniert nicht. Das hat Hans Eichel eigentlich hinreichend bewiesen; warum Peer Steinbrück (der aus irgendeinem Grund beständig für kompetent gehalten wird) das jetzt noch einmal belegen zu müssen glaubt, entzieht sich meinem Verständnis.

28 Kommentare:

  1. BIP: 2,5 Billionen
    Staatsschulden: 1,5 Billionen
    Zinslast pro Jahr: 60 Milliarden (geschätzt)

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  2. Schon richtig, aber Staatsschulden kann man nicht mit betriebswirtschaftlichen Schulden vergleichen. Das ist ja das große Problem der inkompetenten Vollpfosten, die an den Schaltstellen der Wirtschaftspolitik sitzen.

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  3. Zinslast ist Zinslast, egal ob Staat oder Betrieb, das ist Geld das jedes Jahr abgeht und nicht zu Verfügung steht. Wenn man also 20 Milliarden Überschuss erwirtschaftet und zum Schuldenabbau verwendet, zahlt man nächstes Jahr fast 1 Milliarde weniger Zinsen. So rechne ich. Mal ganz abgesehen davon, dass die inkompetenten Herren und Damen Politiker sowieso nicht sinnvoll investieren, dafür sind sie einfach zu blöd. Grundsätzlich wäre gegen Investitionen nichts einzuwenden, aber das läuft doch so ab: Steinbrück - "Ich hab da noch 20 Milliarden..."
    Von der Leyhen - "Her damit, Kinder in die Kita, Eltern braucht man nur zur Zeugung"
    Gabriel - "Her damit, gibts dieses Jahr mehr Subventionen für alternative Energien"
    Jung - "Super, kaufen wir noch n paar Flugzeuge"
    Schräuble - "Wunderbar, machen wir noch mehr in Sachen Sicherheit"
    Da versucht sich jeder zu profilieren. Von daher finde ich Steinbrück klasse, weil er anstatt das Geld für Schwachsinn wie Stuttgart 21 rauszuschmeißen, den Laden zusammenhält. Ist aber interessant wie Geisteswissenschaftler im Gegensatz zu WI'lern denken ;-)

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  4. Ist auch meine Meinung. Der Staat sollte Schuldner sein, allerdings nicht unbedingt mit 1,5 Billionen.

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  5. Richtig, es geht um Investitionen. Und genau daran mangelt es den Ökonomen nicht nur, sie haben schlicht keine Ahnung mehr, wie man sinvoll investiert. Da kann man es den Politikern beinahe nachsehen, wenn sie ähnlich ahnungslos sind. Die Flexibilität des Haushaltes bemißt sich nicht am absoluten Schuldenstand und nur bedingt an der Zinslast. Investitionen sind für den Staat dann sinnvoll, wenn ihr Aufschub noch teurer würde (und wenn sich ein Synergieeffekt ergibt hinsichtlich der Binnennachfrage). Ein Beispiel für kommunale Haushalte wäre etwa die Jugendhilfe: Würde hier endlich Geld in die Hand genommen, um frühzeitig hochqualitative Hilfen zu leisten, würden sich die Gesamtkosten mittelfristig deutlich reduzieren. Da aber immer nur in Haushaltsjahren gedacht wird, sind teure Sparhaushalte die Regel. Da wird immer nur das Nötigste getan, um dann dauernd nachzubessern zu müssen.

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  6. @Jan: Eingeschränkt. Klar muss auch der Staat Zinsen wie jeder andere bezahlen, aber insgesamt ist das alles etwas komplizierter, weil der Kreislauf einer Volkswirtschaft viel komplexer ist als der einer rein betriebswirtschaftlichen Sache.
    Wenn ein Betrieb irgendwo spart (sagen wir, beim Personal) um seine Schulden abzubauen sollte das klappen, sofern er nicht so viel Personal abgebaut hat, dass er handlungsunfähig wird.
    Macht der Staat das aber, schafft er Arbeitslose, die er danach mit Hartz-IV alimentieren muss. Nichts gespart, nur Leute entlassen, denn die Einsparung durch Personalkosten auf der einen Seite wird sofort durch die Sozialleistung gefressen.
    Das ist jetzt natürlich ein plakatives Beispiel, aber bereits häufig vorgekommen (was zeigt, welche volkswirtschaftlichen Schnarchnasen da bisweilen entscheiden), und vieles andere ist "ein wenig" subtiler und komplexer.

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  7. Hallo? Brauchst mich darüber nicht aufzuklären, das ist mir schon klar. Aber darum gings hier auch nicht. Das Geld wurde überraschend mit einem bestehenden Haushaltsplan erwirtschaftet, nicht durch Einsparungen erzwungen, das ist ein Unterschied. Und damit greift auch dein Argument nicht. Aber mal eine andere Frage: Wenn man in der Hochkonjunktur nicht Schulden abbauen kann oder zumindest eindämmen, wann dann? Schaus dir mal an http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung

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  8. Mir schon klar, nur haben wir derzeit weniger Hochkonjunktur einerseits und andererseits wurde ja bisher auch stets in der Rezession noch gespart, beispielsweise unter Eichel. Und das war endgültig dumm, und von daher gibt es vieles nachzuholen.

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  9. Hm, interessante Diskussion ^^

    Da klink ich mich doch mal provokativ ein:

    1.) Schulden sind Schulden. Egal ob BWL oder VWL...Die Zinslast frisst einen auf. Nur, dass beim Staat WIR (braven Steuerzahler *hüstel*) die Zeche zahlen.
    Und ob VWL oder BWL - Mann kann nicht mehr Geld ausgeben, als man hat.

    2.) Wieso schreit denn jetzt alles nach Investitionen?
    Wieso soll die Sparpolitik versagt haben? - Hatten wir einen Aufschwung oder hatten wir keinen?

    3.) Interessanter ist doch zu sehen, wie Volkswirtschaften, die ihre Wirtschaft in schlechten Zeiten angefeuert haben, jetzt in eine Rezession schlittern - weil es ein kurzfristiger, auf Pump finanzierter Aufschwung war.
    Es gibt genügend Beispiele dafür, dass ein antizyklisches Verhalten des Staates nicht funktioniert hat. (natürlich gibt es auch Gegenbeispiele, worauf ich hinaus will ist, dass diese Annahme nicht bewiesen ist.)

    4.) Das Problem ist doch auch in was die Politker jetzt investieren wollen. Sie wollen kurzfristige Geldgeschenke verteilen - Die Wahlen 2009 fest im Blick. Hier mal kurz 15 Millionen Rentner mit 1,1% erfreut...ist klar, sind ja Wähler. Oder mal hier mal ein bisschen ALG verlängern...
    Oder die Flugzeugflotte der Politiker erneuern...

    Sind das NACHHALTIGE Investitionen? NEIN! Bringen die der Wirtschaft was? Auch definitiv NEIN!

    Also selbst wenn, man der Meinung ist, dass der Staat jetzt die Wirtschaft befeueren sollte, muss doch bei der Wunschliste der Ministerien an die Decke gehen!

    In so fern, bin ich froh, dass Steinbrück das verhindert!
    Für mich der einzige Mann mit Hirn in der SPD!

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  10. Tut mir Leid, in einigen Punkten muss ich dir widersprechen.

    1) Soweit richtig. Aber wenn der Staat spart und "unsere" Steuergelder für die Schuldentilgung einsetzt, kann er dafür etwas anderes nicht kaufen. Es ist ja nicht so, dass wir für die Schulden des Staates keinen Gegenwert erhalten hätten, auch wenn Steinbrück und seine Epigonen gerne so tun. Ohne Staatsschulden gäbe es weder Schulen noch Straßen.

    2) Wir hatten keinen. Das war allenfalls ein "Aufschwüngchen". Kaum zwei Prozent Wirtschaftswachstum nach einer so langen Phase der Rezession sind eher ein schlechter Witz.

    3) Meinst du die USA? Die hatten eine echte Konjunktur in der Zeit, als bei uns alles totgespart wurde. Und noch ist eine US-Rezession keine beschlossene Sache; die wird bereits seit Jahren herbeigeredet, u.a. von solchen Vollpfosten wie Hans-Werner Sinn.

    4) Hier gehe ich endgültig nicht mehr konform. Die Rentenerhöhung (die übrigens nach drei Nullrunden und einer Inflationsrate von über 2% immer noch eine Rentensenkung ist!) ist zwar eindeutig als Wahlgeschenk gedacht, entfaltet aber auch ansonsten nachhaltigere Wirkung als die meisten anderen "Reformen". Wenn die Kaufkraft der Rentner steigt (was sie wegen der geringen Höhe der Erhöhung nicht tut), dann kurbelt das die Binnennachfrage an, ein Sektor, der in Deutschland aufgrund der völlig verfehlten Wirtschaftspolitik seit Jahren stagniert!

    Das ist das, was ich mit den Unterschieden zwischen BWL und VWL meine. Ausgaben sind nicht nur Ausgaben, und Schulden nicht nur Schulden.

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  11. Hm, okay...

    1.)Ohne Staatsschulden keine Straßen? Falsch!
    Man müsste das Geld nur anders verwenden. Das Problem unseres Staates ist meines Erachten nicht, dass er zu wenig einnimmt.
    Er verwendet es einfach falsch!
    Anstatt Milliarden in tote Industrien oder unnütze Subventionen in Gewerbeparks zu pumpen, sollte er lieber in die Zukunft aller (also Bildung, Bildung, Bildung) investieren.

    2.)Bitte was? Das war kein Aufschwung? Wir hatten den längsten Aufschwung seit langem!
    Und das trotz Irakkrieg, steigenden Rohstoffpreisen etc.
    Die Zeiten des Wirtschaftswunders sind einfach vorbei. Eine hoch entwickelte Industrienation wie Deutschland kann einfach nicht mehr 10% pro Jahr wachsen.
    Dass der Durchschnittsarbeitnehmer davon nichts hatten ist ein anderes -wenn auch kein kleines - Problem.

    3.) Deine Abneigung gegen Herrn Sinn in allen Ehren (Er ist übrigens auch für ein Mindesteinkommen für alle...da wirst du ja wohl nicht widersprechen, oder?).

    Aber: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,542815,00.html

    Und bis die Kreditkarten-Blase platzt wird wohl auch nur eine Frage der Zeit sein.
    Die Konjunktur wird zusammenbrechen - Wie soll es denn anders sein, wenn man einen Aufschwung auf Pump finanziert? Das ist keine "echte" Konjunktur, sondern eine künstliche.
    Außerdem ist der NKW-Markt in den USA letztes Jahr um 25% eingebrochen- das ist immer ein ganz schöner Indikator...

    4.) Da sind wir uns einig: 1,1% bringen gar nix.

    Aber: Es ist doch ne ziemlich simple Rechnung:
    Rentenerhöhung bedeutet mehr Kaufkraft für die Rentner - Das stimmt. Woher kommt das Geld?
    Aus der Rentenkasse - Wer finanziert die? Die Arbeitnehmer.
    Also --> höhere Beiträge = weniger Kaufkraft für die AN.
    Der Umweg über das Schulden machen zögert die Konsequenz nur heraus.

    Und schön, dass du die Binnenkonjunktur ansprichst.
    Die wird man im Moment einfach nicht ankurbeln können. Weil jede Lohnerhöhung durch die Inflation aufgefressen wird. Das ist im Moment einfach so. Wie ist es mit dir? Konsumierst du in diesen Zeiten mehr? Kaufst du bewusst deutsche Produkte, um die Binnennachfrage zu erhöhen?

    Und das meine ich mit Schulden machen: Schulden sind Schulden. Und auch in einer Volkswirtschaft müssen sie irgendwann abbezahlt werden. Und man sollte lieber heute als morgen damit anfangen. Mal im Ernst: Glaubst du, dass wir in den nächsten 20 Jahren zum Schulden abbauen kommen? Dass wir einen 20-Jahre-Aufschwung bekommen?

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  12. Interessant wars auch zu beobachten, wie alle Welt geglaubt hat, man sei vom amerikanischen Markt nicht mehr so abhänging - da haben sich einige echt gewundert, als uns die Krise des Finanzsektors erwischt hat. Ach ja, wenn wir schon beim Thema sind: zu welchem Preis haben denn die Amis ihren "Aufschwung" finanziert? An einen ausgeglichenen Haushalt braucht man da nicht mal zu denken. Frag die Leute da drüben mal, was ihnen jetzt noch vom Aufschwung bleibt.
    Und zum Thema Rentenerhöhung: Welcher Idiot sagt eigentlich, dass der Reallohn ständig steigen muss? Wieso soll mir heut mehr Geld zu Verfügung stehen als vor 10 Jahren? Ich weiß nicht wie du dir das vorstellst - du kämpfst heut für besseres Essen und in 40 Jahren wunderst du dich über die Hungersnot.

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  13. Zu 1)
    Ja, die Unternehmersteuerreform oder die Steuerfreiheit von Unternehmensverkäufen gehören in die Kategorie grober Bullshit. Aber gerade in Bildung wird ja nicht investiert! Bologna-Prozess, Studiengebühren, Kürzungen wohin man sieht! Und ein Peer Steinbrück redet von "falschen Begehrlichkeiten" und kneift die Börse zu wie eine Jungfrau ihre Möse, als ob er der Chef von Deutschland wäre.

    zu 2)
    Ehrlich gesagt sehe ich da absolut keinen Zusammenhang. Dass wir hochindrustialiert sind und alles mag ja sein, aber warum sollte die Wirtschaft deswegen nicht mehr wachsen können?

    zu 3)
    NKW-Markt?
    Und ich widerspreche dem Mindesteinkommen. Ich war einmal dafür und bin es in einem bestimmten Modell immer noch, aber: das Mindesteinkommen, dass Sinn und Konsorten vorschlagen liegt bei etwa 600 Euro. Das würde dazu führen, dass die Löhne noch drastischer sinken als ohnehin und der Staat das ganze mit Subventionen alimentiert, wie er das jetzt mit Hartz-IV auch schon tut. Da werden genauso sinnlos Milliarden verbraten. Ein funktionsfähiges Mindesteinkommen läge bei rund 1000 Euro/Monat, und das ist doch ein "bisschen" teuer.

    zu 4)
    Ich denke, die Ankurbelung der Binnenkonjuntkur ist wichtig. Natürlich geht das nicht von heute auf nachher, das ist mir auch klar. Und Schulden müssen selbstverständlich abbezahlt werden; ich bin ja nicht einfach mal aus Spaß für Schuldenmachen. Ich bin dafür, dass der Staat nur sinnvoll abwägt: braucht es gerade Investitionen oder nicht? Ich meine, die Binnenkonjunktur ließe sich ja durch für den Staat aufkommensneutrale Projekte wie den Mindestlohn o.ä. bereits beträchtig ankurbeln.
    Ich habe ja effektiv kein Einkommen, deswegen ist deine Frage mich betreffend eher an die falsche Adresse gerichtet. Ich kaufe allerdings wenn möglich bei Einhelhändlern, falls du auf so etwas anspielst.

    @Jan: Der Reallohn muss nicht steigen, aber der Nominallohn, um mit der Inflationsrate mitzuhalten. Es gab seit 25 Jahren (!) keine Steigerung der Reallöhne mehr, und die letzten 5 Jahre sogar Kürzungen der Nominallöhne. Gleichzeitig wurde aber fast alles deutlich teurer (denk nur mal an milchhaltige Grundnahrungsmittel!). Deswegen müssen die Löhne steigen; in dem Fall handelt es sich um eine Preis-Lohn-Spirale, die künstlich aufgehalten wird - per Preisstopp. Das funktioniert genausowenig wie einen Preisstopp für Güter festzusetzen, denn bei der Binnenkonjunktur sehen wir gerade die Folgen. Autos kaufen keine Autos.

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  14. Jan hat recht. Es gibt einfach keinen Anspruch auf steigende Löhne oder wachsenden Reichtum. Die Nominallöhne sinken - Na und?

    Das ist in Ordnung wenn es unsere Wirtschaftskraft widerspiegelt.

    Wieso meinen eigentlich in Deutschland viele, dass es die Aufgabe des Staates wäre unseren Wohlstand zu mehren? Dass es unser verbrieftes Recht ist, einen gewissen Wohlstand zu genießen?
    Wieso sollte es uns besser gehen, als Afrika? als Südamerika? als Asien?

    1.) Richtig, Deutschland investiert zu wenig in Bildung und damit Chancengleichheit für alle.
    Aber das wären sinnvolle, langfristige Investitionen.
    Das ist etwas anderes als kurzfristige konjunkturstützende Maßnahmen, die du forderst.

    Und was hast du eigentlich gegen Steinbrück? Der sagt: Hey, wenn ihr was fordert, dann müsst ihr mir nen anständigen Finanzierungsplan vorlegen...Das ist doch Vernunft pur!

    2.) Eine hochentwickelte Industrienation mit einem relativ hohen Beschäftigungsniveau hat schlichtweg nicht das Potential um stark zu wachsen. Dafür fehlen einfach die Wachstumsmärkte & Ressourcen. Die Märkte sind einfach gesättigt.

    3.) Hm, auf der einen Seite forderst du den Eingriff des Staates in den Markt, aber hier verweigerst du ihn?
    Und was soll an sinkenden Löhnen denn schlecht sein, wenn die Menschen noch gleich viel verdienen? - Vorausgesetzt das Ganze ist für den Staat kostenneutral. Also bei gleichzeitiger Einführung eines einfachen Steuersystems -> Flattax, Streichung sämtlicher Subventionen etc.
    Das wäre einfacher und würde im Gegensatz zu Mindestlöhnen (sagen wir mal ab 7€) keine Arbeitsplätze vernichten.

    4.) Dass ein Mindestlohn die Binnenkonjunktur ankurbeln würde, ist ne Milchmädchenrechnung (Eins der Lieblingswörter meines alten Mathelehrer ;-) )

    folgendes Szenario:
    Mindestlohn für Friseure: 8€
    Was passiert?
    Richtig, die Preise für Haarschnitte steigen.
    Damit müssen die Leute mehr für diese Dienstleistung ausgeben und haben weniger Geld für den Konsum von anderen Gütern.
    Was der Friseur mehr hat, hat jemand anders weniger.
    Das ist natürlich simplifiziert dargestellt, aber darauf läufts raus.
    Das wäre keine Ankurblung des Binnenmarktes, sondern eine Umverteilung - im günstigsten Fall. Im schlimmsten eine Arbeitsplatzvernichtungsmaschine.

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  15. Ich finde, in jedem Staat hat die Bevölkerung ein Anrecht darauf, an den Gewinnen beteiligt zu werden, die sie erwirtschaftet. Und ich meine, so läuft das ja - erwirtschaftet wird, nur kassieren tut ein winziger Teil.

    1.) Ich fordere sowohl kurzfristige als auch kangfristige Investitionen.

    Steinbrück ist definitiv vernünftig, wenn er nicht alles abnickt, das ist klar - aber derzeit mauert er halt vollkommen, ob eine Maßnahme sinnvoll wäre oder nicht. Ich meine, jegliche Ausgaben des Staates werden gerade behandelt, als handle es sich um einen Versuch der Einführung des Kommunismus. Das ist einseitig und ideologisch - und dumm.

    2.) Wie gesagt, ich denke, dass auch in Zukunft noch Wachstum möglich ist. Ich meine, es gab mal eine Zeit als wir eine Stahlnation waren, und die Weltmärkte für Stahl waren reichlich gesättigt. Was ist passiert? Neue Sachen wurden erfunden, und die Wirtschaft wuchs. Was sollte also verhindern, dass so etwas noch einmal passiert?

    3.) Nun, ich verstehe nicht warum der Staat Gewinne subventionieren sollte, Löhne aber nicht. Von höheren Löhnen haben viele Bürger etwas, von noch mehr Gewinnen nicht - das haben die letzten Jahre exorbitanter Renditesteigerungen bewiesen.

    4.) Nun, ein Mindestlohn würde die Binnenkonjunktur mehr ankurbeln als ein Kombilohn, so viel ist mal sicher.

    Nehmen wir dein Szenario als Beispiel: die Friseure werden teurer. Das ist in dem Fall kein Problem, weil die anderen Leute mehr verdienen und sich demzufolge die Dienstleistungen eher leisten können. Somit gewinnen beide Seiten. Schließlich ist eine Volkswirtschaft kein Nullsummenspiel.

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  16. Da muss ich leider widersprechen:

    zu 2.) Nein, es wurde nichts neu erfunden. Die Schwellenländer haben einfach einen unglaublichen Rohstoffhunger entwickelt, den sie selber nicht decken können. Aber die Stahlindustrie ist nur EINE von vielen Industrien in einer Industrienation. Und alle werden gleichzeitig nicht über 10% wachsen. Das ist schlichtweg unmögliche. "Was erfinden" zieht da nicht...
    Nenn mir doch eine Industrienation, die in den letzten 10 Jahren ein konstantes Wachstum von 10% hatte! Das gibts einfach nicht!

    zu 3.) Sag ich doch ^^ Der Staat würde doch durch Mindesteinkommen Löhne subventionieren und nicht gewinne. Es geht nicht darum, Gewinne zu subventionieren, sondern personalintensive Industrien in Deutschland wettbewerbsfähig zu halten!

    zu 4.) Da hast du was gründlich falsch verstanden:
    Durch den Mindestlohn verdienen doch nicht ALLE mehr. Nur die, die im Moment weniger als den festgesetzten Mindestlohn verdienen!

    Und selbst wenn deine Annahme stimmen würde (was sie definitiv nicht tut): Wäre das einfach nur eine verdammt hohe Inflation, keine erhöhte Binnennachfrage.
    Die Leute haben mehr, müssen aber auch mehr bezahlen... Das nützt niemandem!

    Und DOCH: Eine Volkswirtschaft IST ein Nullsummenspiel.

    Genau das wird dir jeder Volkswirt erklären. Das war genau das, was jeder Student in der ersten VWL-Vorlesung zu hören bekommt (Und ich bin da Betroffener :-) ).

    Das Geld, das ich an irgendjemand verteile, wird von irgendwem genommen. Das ist ja der Witz an Subventionen. Das ist nur Umverteilung.

    Wie stellst du dir das denn vor? Das Geld MUSS doch irgendwo herkommen!

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  17. Da muss ich leider ebenfalls widersprechen ^^:

    zu 2.) Ich rede ja auch nicht von 10% Wachstum. Aber 1,5%-2% als tollen Aufschwung zu feiern ist bei einer gleichzeitig mindestens ebenso hohen Rate der Produktivitätssteigerung einfach Unsinn. 3%-4% würde ich sagen: Wow, ja, das ist ein Aufschwung.

    zu 3.) Ich denke nicht, dass personalintensive Industrien durch eine Lohnkostensubventionierung wettbewerbsfähig gehalten werden müssen. Erstens machen die Lohnkosten selbst in personalintensiven Industriezweigen heute selten mehr als 10% aus, was Lohnsteigerungen in den 0,0x%-Bereich verweist, und zweitens gibt es vielfach ohnehin nur wenig Alternativen. Unter den wirtschaftlich und infrastrukturell ähnlich gut erschlossenen Ländern wie Deutschland sind wir, Lohnkostentechnisch betrachtet, ohnehin ein Schlusslicht. Fast überall verdienen Arbeiter mehr. Gehst du in Billiglohnländer, fehlen dir vielfach Fachkräfte und Infrastrukturangebote, einmal davon abgesehen, dass aus ideologischer Verbohrtheit (der Fixierung auf Lohnkosten) getroffenes Outsourcing schon öfter daneben ging. Davon abgesehen gilt weiterhin: eine ständige Absenkung der Löhne, um die Attraktivität des Standorts zu verbessern ist ein Irrweg, denn was der Standort durch die geringeren Lohnkosten gewinnt, verliert er durch die sinkenden Absatzchancen.

    zu 4.) Dass durch den Mindestlohn nur ein Teil mehr verdient ist mir klar, aber derzeit sind das eine ganze Menge Leute, die aus dem alltäglichen Wirtschaftsleben jenseits von Aldi und Lidl doch längst abgehängt sind.

    Doch, das nützt etwas. Nehmen wir einfach mal an, alle Friseure vedienen ab sofort statt 4€ die Stunde 8€ die Stunde. Damit verdoppelt sich fast ihr Einkommen. Die Preise für Haarschnitte steigen dafür von 11€ auf 16€. Zuerst einmal scheint nichts gewonnen, weil ja auch der Preis steigt. Aber das stimmt nicht, denn beispielsweise gewinnt die Allgemeinheit: denn der 4€-Lohn muss durch ALG-II (und damit Kombilohn) von der Allgemeinheit mitfinanziert werden. Der 8€-Stundenlohn muss das nicht. Das Geld, das vorher über meine Steuern sinnlos der Subventionierung eines Unterlohns galt, gebe ich nun direkt beim Friseur aus. Der Friseurangestellte kann seinerseits seinen Mehrverdienst irgendwo anders ausgeben, so dass sich der Effekt dort wiederholen kann. Und das beste: der Job fällt wieder in sozialversicherungspflichtige Kategorien und hilft, die Rente und Arbeitslosenversicherung zu finanzieren. Auch ansonsten sprudeln die Steuereinnahmen wieder, die dann für vernünftige Reformen verwendet werden können.

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  18. Das ist doch Schwachsinn! Wie soll denn der Friseur die Binnennachfrage steigern, wenn jetzt alles, was er zum Leben braucht proportional zu seinem Gehalt steigt? Da bleibt im effektiv genauso wenig übrig, wir haben eine tolle Inflation und im Ausland sind wir wegen überteuerter Exporte nicht mehr konkurrenzfähig. Junge, das ist eine Preisspirale, wenn die Lösung so einfach wäre, meinst du man bräuchte dann weltverbessernde Blogger, die darauf hinweisen? ;-)

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  19. Eben nicht. Wie die Stuttgarter Heuschrecke ja bereits angemerkt hat, fallen vergleichsweise wenige Branchen unter die Mindestlohnregelung. Dazu gehören beispielsweise die Zeitarbeit oder eben die Friseure. Ein Großteil der Sachen ist ja nicht betroffen. Die Kosten im Supermarkt bleiben dieselben, denn hier steigen die Lohnkosten nicht.

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  20. Was jetzt? Flächendeckender Mindestlohn oder nicht? Zeitarbeit wird im übrigen grundsätzlich eher besser bezahlt, ich bezweifle, dass diese Leute nach Mindestlohnniveau bezahlt werden wollen.

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  21. Natürlich flächendeckend. Und wenn du mir die Zeitarbeitsfirma zeigst, die mehr als 7,50€ zahlt, heuere ich da sofort an!

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  22. Und mein Senf dazu :-)

    zu 2.) ... Ok, das ist halt Ansichstsache...Ich find ein Wachstum über dem Euro-Durchschnitt für ein Industrieland ziemlich gut.

    zu 3.) Was die 10% angeht... Das stimmt einfach nicht! Personalintensive Industrien - Gastronomie, Handwerk, Dienstleistungen...
    Da haben wir Personalkosten jenseits der 50%...

    Nicht mal bei uns (automobilzulieferer) sinds weniger als 20%-30%!

    Der entscheidende Vorteil des Kombilohns ist meiner Meinung einfach seine bestechende Einfachheit:
    - Alle bekommen was (Sagen wir mal unterhalb von einem bestimmten Einkommen)
    - Wir können alle Subventionen, Bafög,ALG, Hartz4 etc... streichen
    - das Steuersystem vereinfachen (von mir aus auch Unternehmenssteuer rauf)

    Und schwupps verschwindet die Bürokratiie und in Deutschland gibt endlich mal ein bisschen Bewegung und echte Reformen!
    Ist zwar ne blauäugige Vision - Aber man darf ja noch träumen

    Mindestlohn dagegen würde - meiner Meinung nach - eher noch Bürokratie fördern. Unternehmen müssten stärker kontrolliert werden etc...

    Auch dass es keine Alternativen zu menschlichem Personal gibt, ist so nicht wahr...
    Das sehen wir z.B. an IKEA mit seinen experimentellen automatischen Kassen...

    Wenn es nötig ist kann der Faktor Mensch (vor allem bei Niedrig-Qalifizierten - also denen, die man durch einen Mindestlohn schützen will) ersetzt werden. Ich unterstütze das nicht, aber so schauts aus.

    Außerdem: Seit wann hat Deutschland niedrige Löhne im Vergleich mit anderen Industrienationen?
    Welche denn bitte? Und stehen die besser da als wir? Haben die ein besseres Sozialsystem? - Ich denke nein!

    Mit dem Outsourcing hast du natürlich teilweise recht.
    Aber es geht nicht nur um Lohnkosten, sondern um Präsenz auf Wachstumsmärkten... Um sich Importzölle zu schenken und sich in den Märkten ein Image aufzubauen.
    Darum geht es primär - Denn Lohnkosten steigen in Wachstumsmärkten überproportional schnell und die Qualifikation dort ist wirklich katastrophal...

    zu 4.) Der Haken an deiner Betrachtung: Der Friseur gibt jetzt zwar mehr aus - er bekommt aber nicht mehr Ware dafür. Denn die ist ja - Mindestlohn der Kassiererin sei Dank - ebenfalls teurer geworden.

    Das Problem an der Sache ist eben, dass die Menschen, die vom Mindestlohn betroffen wären in Branchen arbeiten, die Güter des täglichen Bedarfs produzieren.

    Also beispielsweise Lebensmittelindustrie, Gastronomie, Dienstleistungen etc...

    Preissteigerungen als Folge eines Mindestlohn würde eben leider genau die Menschen treffen, die ihn bekommen.

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  23. Und mein Senf dazu :-)

    zu 2.) Einigen wir uns also auf Ansichtssache :)

    zu 3.)
    Mit den Verhältnissen kann ich dir mangels Quellen jetzt wenig entgegenhalten. Ich nehme das einfach mal hin.
    Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum der Kombilohn weniger Bürokratie verursachen sollte als ein Mindestlohn. Schließlich muss ja dann jeder Kombilohnbezieher den Kombilohn beantragen, was belegt und überprüft werden muss - der Mindestlohn funktioniert ja genau umgekehrt - er ist ein Gesetz, das halt eingehalten werden muss, im Gegensatz zur Sozialleistung Kombilohn. Wo also der Bürokratieabbauende Aspekt sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Alternativen zu Menschen sehe ich auch keine. Das ist auch gut so, angesichts der erschreckenden Alternativlosigkeit zur Vollbeschäftigung, die derzeit die Diskussion bestimmt.

    Der Faktor Mensch kann bei den Niedrigqualifizierten betriebswirtschaftlich sicher abgeschafft werden - vollautomatische Aldikassen, Pflegeroboter, Straßenreinigungsmaschinen -, aber wer zur Hölle soll dann die ganzen Produkte kaufen? Für traumhafte Renditen sorgen? Was soll mit den Menschen passieren, wenn es die Jobs nicht mehr gibt? Darauf hat niemand Antworten, und die meisten Leute scheinen sogar zu dämlich zu sein, sich die Fragestellung zu erschließen. Autos kaufen keine Autos, das müssen die Angestellten tun. Und die können das nur, wenn sie vernünftig bezahlt werden - oder aber das Geld aus anderer Quelle bekommen.

    Deutschland hat, in absoluten Zahlen gemessen, natürlich keine niedrigen Löhne. Im Verhältnis aber schon. Deutschland ist in der 15-Staaten-EU ein Niedriglohnland.

    Ja, die Lohnkosten explodieren derzeit bereits in den osteuropäischen Ländern, wie auch in China.

    zu 4.) Ja, aber die Ware wird nicht so oft in Anspruch genommen wie die Lohnsteigerung. Wenn die Friseuse doppelt so viel pro Stunde verdient, und der Friseurbesuch doppelt so teuer wird, ist das immer noch ein verdammt gutes Geschäft für sie.
    Ich gehe deswegen davon aus, dass der Mindestlohn diese Menschen besser stellt - neben den vorteilhaften Effekten für den Wettbewerb.

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  24. Ok, jetzt da hat sich bei mir der Fehlerteufel eingeschlichen:

    Ich wollte nicht Kombilohn, sondern Grundeinkommen schreiben...
    Bürokratischer Aufwand = 0

    Habs übrigens nachgerechnet:
    Wir haben weltweit einen Lohnkosten-Anteil von 24% an den Gesamtkosten - allerdings weltweit, was die Quote natürlich runterdrückt.

    Und was meinst du mit Verhältnis?
    Einkommen bezogen auf die Kaufkraft? Oder Lohnsteigerungsraten?

    zu 4.) Das kapier ich ehrlich gesagt nicht - Wenn unser lieber Friseur seine neu gewonnene Kaufkraft nicht in Waren umsetzt, sondern spart hat unsere Binnenkonjunktur auch nix von.
    Wenn die Warenmenge, die er mit seiner Kaufkraft gleich bleibt, haben wir ebenfalls keine höhere Binnennachfrage - sondern nur eine Inflation.

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  25. OK, das BGE ist natürlich wirklich bürokratiefrei ^^

    "Habs übrigens nachgerechnet:
    Wir haben weltweit einen Lohnkosten-Anteil von 24% an den Gesamtkosten - allerdings weltweit, was die Quote natürlich runterdrückt."
    Kurz für den Amateur: das bedeutet?

    Mit Verhältnis meine ich: für vier Eure Stundenlohn bei uns kann man sich weniger kaufen als für vier Euro in Spanien. Deshalb verdienen die Leute da zwar in absoluten Zahlen weniger, im Verhältnis aber mehr.

    zu 4.) Mein PWL-Prof meinte mal, einfache Modelle sind in der Ökonomie immer die besten, also vereinfache ich mal grandios (wahrscheinlich findest du da jetzt irgendnen Verfahrensfehler^^):
    nehmen wir an, nur die Friseure, die alle vier Euro die Stunde verdienen, wofür die Haarschnitte dann 11 Euro kosten, erhalten einen Mindestlohn von 8 Euro. Der Preis steigt auf 16 Euro. Sonst ändert sich nichts. Die Gewinnmarge des Friseurs pro Frisur ändert sich nicht. Gleichzeitig muss die Friseuse, will sie sich frisieren lassen, mehr zahlen als vorher. Aber ihr Mehrgewinn ist insgesamt größer, weil sie Mehrkosten im Monat von 7 Euro, aber ein doppeltes Einkommen hat.

    Verstehst du, worauf ich rauswill?

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  26. Naja, hab mir halt die Bilanz von meinem Arbeitgeber geschnappt und den Personalaufwand mit den Gesamtkosten verrechnet. Siehe da: 24% Personalkostenanteil...
    Wir sind von 10% also weit entfernt. Trotz geringer Personalintensität.

    4 Euro in Spanien sind mehr wert, als hier?
    Also das stimmt definitiv nicht!
    In Deutschland ist der Anteil am Einkommen, den ein Haushalt für Lebensmittel aufwenden muss sogar extrem gering! Geringer als in den meisten anderen Industrienationen.

    Und genau das nutzt ja Geringverdienern... was nützt dieser Einkommensgruppe z.B. dass Autos billiger sind? Oder Plasma-TV?

    Selbst in den Osteuropäischen Ländern sind die Lebensmittelkosten gemessen am Einkommen höher!

    Wenn ich Zeit hab, such ich dir mal die entsprechende Quelle raus...

    Nochmal zu unserem Friseur:
    Ich verstehe schon worauf du hinauswillst.
    Das Problem bei deinem Modell ist, dass du davon ausgehst, dass NUR die Preise für Haarschnitte steigen.
    Dem ist aber nicht so.
    Alle Preise, deren Angestellten unter einen Mindestlohn fallen, würden steigen.
    Das betrifft das Handwerk, Bekleidung, Lebensmittel...

    Dein Modell trifft nur für einen spezifischen Branchen-Mindestlohn zu.

    Beim allgemeinen Mindestlohn, haben zwar manche mehr Einkommen, aber gleichzeitig steigen quasi alle Preise entsprechend.
    Ein Nullsummenspiel.

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  27. Nochmal zum Friseur-Beispiel: da ist ein mathematischer Fehler drin, das ist falsch versimplifiziert worden. Und ganz abgesehen davon: Der Tante-Emma-Friseur um die Ecke macht dann vermutlich bald zu. Überleg doch mal was die teilweise für Leerlaufzeiten haben, weil die Kunden anderweitig unterwegs sind. Und dann vermehren sind zwar die Einnahmen durch eine Preiserhöhung, aber auch die durch Leerlaufzeiten verursachten "Einnahmeausfälle", in denen die Friseuse auch bezahlt werden will. Und damit wird dann auch der Gewinn geschmälert. Außerdem hat Chris recht, natürlich werden andere Branchen analog die Preise erhöhen, weshalb nachher niemand mehr Geld zur Verfügung hat als davor. Und der Staat hat zwar neue sozialversicherungspflichtige Jobs erzwungen, muss aber mehr Leuten eine Rundumversorgung zahlen, die früher vielleicht nur Teilfinanziert hätten werden müssen.

    Übrigens noch was zur Zeitarbeit: Bei uns gibt es Ingenieure von Zeitarbeitsfirmen, wenn du wüsstest was die verdienen, da würden dir die Ohren schlackern. Außerdem ist es gesetzlich untersagt, Zeitarbeiter schlechter zu stellen als die Vollbeschäftigten. Zeitarbeit ist kein Argument für einen Mindestlohn.

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  28. @Heuschrecke:
    Wie gesagt, mit den Personalkosten weiß ich natürlich nicht.

    Es ist richtig, dass Lebensmittel hier verdammt billig sind, aber die Leute verdienen ja auch unterdurchschnittlich.

    Ich glaube es beim Mindestlohn immer noch nicht, muss aber ehrlich bekunden, dass mir an dieser Stelle die Argumente ausgehen. :)

    @Jan:
    Ich verstehe nicht ganz, warum sich die Kosten des Staates hier mehr erhöhen - staatliche Rundumversorgung?

    Was Zeitarbeit angeht kann ich dir den beredten Gegenbeweis bieten: Schon 2003/04 hab ich in einem Betrieb gearbeitet; ich hab 9,50€ bekommen, Zeitarbeiter für die gleiche Arbeit 6,50€! 2007 hab ich bei Bosch gearbeitet, wir haben 12,50€ bekommen, Zeitarbeiter 7€. Pustekuchen.

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