Montag, 30. Juni 2008

Vorsicht beim Sprachgebrauch

Die Braunschweiger Zeitung steht gerade massiv in der Kritik. Warum? Weil die Auflösung eines Kreuzworträtsels das Wort "Negerkuss" ergab. Mann, wissen die denn nicht, dass "Neger", auch in Kombination mit anderen Worten in gänzlich unverdächtigen Zusammenhängen extrem rassistisch ist? Hallo, McFly! Heute Negerküsse, morgen Auschwitz! Dass irgendwelche Pappnasen das echt immer noch nicht verstehen, wo sogar die Industrie die Dinger inzwischen Schokoküsse nennt! Wie viele unschuldige Seelen von maximal pigmentierten Mitbürgern mit Migrationshintergrund das wohl zerstört hat! Man kann sich nur an den Kopf fassen. Ein Glück gibt es die Sittenwächter der political correctness, nicht auszudenken, wenn die hier einen Moment an Wachsamkeit nachgelassen hätten...

Anmerkung: Das war Satire.

12 Kommentare:

  1. Wie viele unschuldige Seelen von maximal pigmentierten Mitbürgern mit Migrationshintergrund das wohl zerstört hat!
    Auch wenn es Satire ist: Kannst Du es denn einschätzen? Was spricht denn dagegen, derlei Ausdrücke nicht mehr zu nutzen?

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  2. Ich las einmal von einer interessanten These, dass sich jede zu einer Zeit vorherrschende Bezeichnung für Dunkelhäutige früher oder später in ein Schimpfwort verwandelt, da die bürgerliche Gesellschaft diesen Menschen überwiegend Verachtung entgegenbringt, diese aber nicht offen zum Ausdruck bringen darf und deswegen die Bezeichnung der Diskrimnierten selbst zu etwas Negativem, einer Beleidigung wird.

    Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass bei allzu penetranter politischer Korrektheit etliche Menschen in die Arme derer getrieben werden, denen man mit dieser Vorgehensweise eigentlich beizukommen versuchte. Insofern ist die Satire gerechtfertigt.

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  3. Eine ergänzende Frage: Weiß denn jemand zufällig, wie der derzeit politisch korrekte Begriff lautet?

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  4. Politisch korrekt ist es mittlerweile anscheinend, von Rassen zu sprechen - das finde ich mal rassistisch. Ich denke, man darf von dunkelhäutigen reden, da dass doch ziemlich wertfrei ist. Ich stehe dazu, dass ich käsweiß bin *g*.
    Zum Thema: Wenn man "Negerkuss" aus einem Kreuzworträtsel streicht (und der Lösungshinwis nicht hieß: Kuss + richtiges Wort für schwarze Menschen) müsste man es ja auch aus allen möglichen Publikationen streichen. Solange es in keinem bösartigen Kontext steht, kann es meinetwegen stehen bleiben. Warum wurde der Negerkuss denn abgeschafft, die "Mohrenapotheke" gibt es aber weiterhin?

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  5. Ich sprach von Dickmanns und bin nun redlich damit auf die Schnauze gefallen. August Dickmann war nämlich Kriegsdienstverweigerer und wurde von den Nationalsozialisten dafür mit dem Tode bestraft. Mir dünkt, es gibt kein Wort mehr, dass nicht belastet wäre.

    Die feinen Herrschaften Rassisten, die meinen, sie würden etwas im guten Dienste tun, weil sie zwischen den angeblichen Rassen vermitteln: "Rassismus ist aber gegeben, gleichgültig ob man sich negativ - d.h. krisitierend - einer Gruppe bestimmter Menschen nähert, oder ob man positiv - d.h. zwar nicht kritisierend, aber auf "Rasse" beziehend - jener Gruppe begegnet. Maßgebend ist also nicht, wie Memmi definiert, der Nutzen des Anklägers und damit der Schaden seines Opfers, sondern die Art und Weise des Ableitens der Differenzen, die der "Ankläger" zu erkennen meint."

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  6. Ich bin mir auch nach mehrmaligen Lesen nicht sicher, was diese Satire sollte? Denn massive Kritik ist für solch ein Dummheit berechtigt.

    Im Übrigen war N-Wort (nein ich werde es nicht hinschreiben) noch nie eine selbstgewählte Bezeichnung Schwarzer (Deutscher) sondern ist immer aus einer Machtposition (der weißen Deutschen) entstanden. Es ist und bleibt somit rassistisch! Daran ändert auch Satire nichts.

    @anonym Nr2: Die selbstgewählte Bezeichnung für Menschen mit dunkler Hautfarbe ist Schwarze oder People of Color (für Menschen die nicht weiß sind).

    P.S.: Ich empfehle immer wieder gern "Deutschland Schwarz Weiß" von Noah Sow, gibt's im Buchhandel.

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  7. Und ich dachte immer, dieses Wort sei lateinischen Ursprungs und bedeute so übersetzt nichts anderes als die oben genannte, angeblich selbstgewählte Bezeichnung der entsprechenden Menschen. Komisch nur, dass man dennoch von so manchem bei der Verwendung eben dieser Bezeichnung schräg angeschaut und die rechte Ecke geschoben wird.

    Wenn zwei in ihrem ursprünglichen Wesen neutrale Wörter in ihrer Bedeutung absolut identisch sind, wie kann dann eines davon als Schimpfwort verpöhnt sein? Dies wäre nur möglich, wenn die damit bezeichnete Sache per se verachtenswert ist. Analog dazu wird sich keine Frau freuen, wenn ich sie als Prostituierte bezeichne, auch wenn ich vermeintlich schärfere, in der Sache aber nicht minder zutreffende Begriffe wie Hure oder Nutte vermeide. Es ist die Bewertung der Sache selbst, welche den Wörtern ihren wie auch immer gefärbten Beiklang gibt.

    Daraus folgt natürlich auch, dass der andere, vermeintlich unbelastete Begriff sich wie anfangs beschrieben zwangsläufig in ein Schimpfwort verwandelt. Den Beweis dafür kannst du selbst erbringen, in dem du spontan mehrere durchschnittliche (weiße) Deutsche ohne Grund als Schwarze oder alternativ auch Türken bezeichnest. Die Reaktion der Mehrzahl der Angesprochenen dürfte dir nicht sonderlich gefallen.

    Der hier so gescholtene Begriff war übrigens noch nie Teil meines Sprachgebrauchs. Allerdings aus stilistischen Gründen und keiner falsch verstandenen Rücksicht, die allein die eigentlichen Ursachen des alltäglichen Rassismus vernebelt.

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  8. Nachtrag: Dennoch kann ich das unbedingte Festhalten an derartigen Formstreitigkeiten gut nachvollziehen. Ein solch alberner Eiertanz hat sicher eine ungemein beruhigende Wirkung auf das eigene Gewissen. Eine schöne Vorstellung, dass man damit rassistisch motivierte Übergriffe reduzieren oder gar künftige Völkermorde verhindern könne. Allein mit der Realität hat das wenig zu tun. Und unter der Oberfläche köchelt der unverstandene Hass der aufgehetzten Massen unangetastet weiter...

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  9. Das ist natürlich großer Quatsch, was Herr Anonym da geschrieben hat. Wer im Jahr 2008 Schwarze als "Neger" bezeichnet, weiß selbstverständlich genau, was er da tut: er spielt die "race card". So wenig wie ich von Engländern als "kraut" bezeichnet werden möchte, so wenig wollen Afrodeutsche als "Neger" oder gar "Nigger" bezeichnet werden. Das dürfte nicht sehr schwer zu verstehen sein, denke ich.

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  10. Ich persönlich empfinde derlei Wortklaubereien als völlig überzogen. Die Dinger wurden jahrzehntelang Negerküsse genannt, in einem Rätsel ist die Frage danach also völlig in Ordnung. Nur, weil ich die Dinger so nenne (was ich nicht tue) gehe ich ja nicht auf die Straße und pöbele den nächsten maximal pigmentierten Mitbürger mit Migrationshintergrund an: "Hey, du Nigger!"

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  11. Darf ich zu dem Diskurs je eine Nummer von Richard Pryor und eine Nummer von George Carlin empfehlen?

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  12. "maximal pigmentierten Mitbürger mit Migrationshintergrund"
    Danke, jetzt bin auch ich auf dem neusten Stand des politisch korrekten sprechens und denkens (Newskeak?)

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