In der allgemeinen Rezession und den damit einhergehenden spektakulären Bankencrashs droht ein Nebenkriegsschauplatz völlig der Aufmerksamkeit zu entgehen: der Preiskrieg der Discounter. Seit Beginn dieses Jahres haben Aldi und Penny, die derzeitigen Hauptgegner, bereits dreimal die Preise gesenkt - unter anderem bei den Milchrpodukten. Erinnert ihr euch noch daran, dass letztes Jahr die Milchbauern mit Hängen und Würgen leicht gesteigerte Preise durchsetzen konnten, die sie immerhin knapp über das Existenzminimum hievten? Nun führen die Discounter wieder in altbekannter Rambomanier ihre Preiskämpfe. Sie konnten ihren Marktanteil erneut um ein Prozent nach oben heben, während die traditionellen Supermärkte fast ein Viertel verloren haben.
Bevor jetzt wieder jemand aufsteht und sagt: "Hurra, sinkende Preise für die Verbraucher sind doch toll" - Leute, diese Dumpingpreise müssen irgendwo her kommen. Ich weiß, dass die Discounter ständig gute Noten von der Stiftung Warentest bekommen. Aber Stiftung Warentest kann immer nur Vergleichbares messen, und wenn alle Discounter Dreck anbieten, wird irgendwo schon was halbwegs besser sein als beim Rest. Es gibt einen Riesenmarkt für einheitlichen Kram an allerlei Fressen, das gleich beschissen schmeckt, aber eben billig ist. Nahrung ohne zehntausend Zusätze an chemischem Kram, die sie lange haltbar macht und einem Heer von künstlichen Geschmacksstoffen, die sie alle gleich schmecken lassen, gibt es nur noch in wenigen, spezialisierten Läden, die sich kaum jemand leisten kann. Brot, das nicht bereits am Abend ekelhaft schmeckt oder Brötchen, die am Morgen gekauft noch am Mittag halbwegs genießbar sind gibt es kaum mehr. Als ich noch ein Kind war gab es in jeder Stadt zig unabhängige Bäcker, die alle unterschiedlich schmeckende Backwaren höherer Qualität produzierten. Heutzutage gibt es fast keine mehr. Ich habe in ganz Tübingen noch keinen einzigen Bäcker gefunden, der in der Filiale backt und nicht morgens aus einer Zentrale oder gar Osteuropa beliefert wird. K&U, Maurer und wie sie alle heißen teilen den Markt unter sich auf; der traurige Höhepunkt dieser Geschmacksoffensive in Richtung Talsohle sind die zahllosen Discount-Bäcker, in denen man das ekelhafte, aber sagenhaft billige Zeug sogar selbst auf das Plastiktablett legt. Die Dinger haben fast alle ein "Frisch" irgendwo im Namen, "Frischebäcker", "Frischback" oder was auch immer, obwohl eigentlich vollkommen offensichtlich ist, dass dieser teiggewordene Abfall per definition nicht frisch sein kann.
Aber zurück zu den Discountern. Wo immer eine neue Filiale von Aldi, Lidl, Penny und Co aus dem Boden sprießt kann man sich sicher sein, dass dadurch zwei oder drei Arbeitsplätze vernichtet werden, dass die Nahrungsmittelerzeuger noch mehr an die Wand gedrückt werden und dass die Qualität noch weiter absinkt - wenn nicht der Waren (das ist kaum mehr möglich, ohne gegen Auflagen zu verstoßen), so doch der Lebensqualität. Wer bei Aldi einkauft, verliert Lebensjahre, davon bin ich überzeugt. Notorisch zu kleine Gänge, notorisch unterbesetzte Kassen und an der Kasse eine Hektik, die einen an den Rand des Schlaganfalls bringt. Wie die Angestellten das aushalten will ich gar nicht wissen; die Fluktuation ist entsprechend gigantisch. Schon oft habe ich mir gewünscht, einen Schrei loszulassen wenn die Kassendame die Artikel dermaßen schnell über den Scanner reißt, dass ich sie nicht einmal schnell genug in den Wagen werfen könnte, geschweige denn, dass man das Zeug vernünftig hineinlegt. Aber das würde die falschen treffen, denn schuld sind wir ja eigentlich selbst, weil wir diese katastrophalen Zustände hinnehmen und durch unsere Einkäufe selbst unterstützen.
Siehe auch: SZ.
UPDATE: Wie so oft kann ein einziges Video viel aussagekräftiger sein als ein langer Text.
Bevor jetzt wieder jemand aufsteht und sagt: "Hurra, sinkende Preise für die Verbraucher sind doch toll" - Leute, diese Dumpingpreise müssen irgendwo her kommen. Ich weiß, dass die Discounter ständig gute Noten von der Stiftung Warentest bekommen. Aber Stiftung Warentest kann immer nur Vergleichbares messen, und wenn alle Discounter Dreck anbieten, wird irgendwo schon was halbwegs besser sein als beim Rest. Es gibt einen Riesenmarkt für einheitlichen Kram an allerlei Fressen, das gleich beschissen schmeckt, aber eben billig ist. Nahrung ohne zehntausend Zusätze an chemischem Kram, die sie lange haltbar macht und einem Heer von künstlichen Geschmacksstoffen, die sie alle gleich schmecken lassen, gibt es nur noch in wenigen, spezialisierten Läden, die sich kaum jemand leisten kann. Brot, das nicht bereits am Abend ekelhaft schmeckt oder Brötchen, die am Morgen gekauft noch am Mittag halbwegs genießbar sind gibt es kaum mehr. Als ich noch ein Kind war gab es in jeder Stadt zig unabhängige Bäcker, die alle unterschiedlich schmeckende Backwaren höherer Qualität produzierten. Heutzutage gibt es fast keine mehr. Ich habe in ganz Tübingen noch keinen einzigen Bäcker gefunden, der in der Filiale backt und nicht morgens aus einer Zentrale oder gar Osteuropa beliefert wird. K&U, Maurer und wie sie alle heißen teilen den Markt unter sich auf; der traurige Höhepunkt dieser Geschmacksoffensive in Richtung Talsohle sind die zahllosen Discount-Bäcker, in denen man das ekelhafte, aber sagenhaft billige Zeug sogar selbst auf das Plastiktablett legt. Die Dinger haben fast alle ein "Frisch" irgendwo im Namen, "Frischebäcker", "Frischback" oder was auch immer, obwohl eigentlich vollkommen offensichtlich ist, dass dieser teiggewordene Abfall per definition nicht frisch sein kann.
Aber zurück zu den Discountern. Wo immer eine neue Filiale von Aldi, Lidl, Penny und Co aus dem Boden sprießt kann man sich sicher sein, dass dadurch zwei oder drei Arbeitsplätze vernichtet werden, dass die Nahrungsmittelerzeuger noch mehr an die Wand gedrückt werden und dass die Qualität noch weiter absinkt - wenn nicht der Waren (das ist kaum mehr möglich, ohne gegen Auflagen zu verstoßen), so doch der Lebensqualität. Wer bei Aldi einkauft, verliert Lebensjahre, davon bin ich überzeugt. Notorisch zu kleine Gänge, notorisch unterbesetzte Kassen und an der Kasse eine Hektik, die einen an den Rand des Schlaganfalls bringt. Wie die Angestellten das aushalten will ich gar nicht wissen; die Fluktuation ist entsprechend gigantisch. Schon oft habe ich mir gewünscht, einen Schrei loszulassen wenn die Kassendame die Artikel dermaßen schnell über den Scanner reißt, dass ich sie nicht einmal schnell genug in den Wagen werfen könnte, geschweige denn, dass man das Zeug vernünftig hineinlegt. Aber das würde die falschen treffen, denn schuld sind wir ja eigentlich selbst, weil wir diese katastrophalen Zustände hinnehmen und durch unsere Einkäufe selbst unterstützen.
Siehe auch: SZ.
UPDATE: Wie so oft kann ein einziges Video viel aussagekräftiger sein als ein langer Text.
Falls Du tatsächlich frische, vor Ort gebackene und individuell schmeckende Backwaren in Tübingen suchst, dann kann ich Dir wärmstens die Bäckerei Walker empfehlen. Eine sehr sympatische Mischung aus altmodischem Tante Emma Laden mit angeschlossener Bäckerei, in der die Backwaren per Handaufzug ihren Weg in die Verkaufsstube finden.
AntwortenLöschenhttp://www.qype.com/place/32347-Baeckerei-Gerhard-Walker-Tuebingen
warum gibt es keine frische vollmilch mehr? offensichtlich wurde der gesamte markt auf die (scheuselige) esl-milch umgestellt. h-milch kann keine frische milch sein. also warum werden wir getäuscht?
AntwortenLöschenSehr treffender Artikel! Ein Teil des Problems wurde aber gleich mitgeschildert: Frische und vor allem qualitativ akzeptable Lebensmittel haben ihren Preis. Wenn ich aber kein entsprechendes Einkommen erziele, bin ich schon fast -selbst unter Reduzierung des üppigen Fleischkonsums und dergleichen- gezwungen, beim Discounter zu kaufen. Die Frage ist nur, welche Farbe dieser hat. Die Grenzen sind fließend, die Bedingungen für die Angestellten noch finsterer als für einen selbst, aber wie erwähnt: Wie ist die Alternative? Ich sehe keine. Leider.
AntwortenLöschenTja, die Discounter? Die führen in meiner Gegend dazu, dass unser Dorf, dass einmal ein blühendes Dorfleben mit Post, A&O Markt und einer großen Wirtschaft hatte nun ohne irgend eine Form der Versorgung der einkaufenden Dorfbewohner dasteht.
AntwortenLöschenDas Dorf liegt etwas abseits der großen Hauptgemeinde, und hat noch einen Campingbetrieb und einen Getränkehänder, der ortseigenen Sprudel produziert - der Getränkehändler liefert nach außerhalb, aber der Camping ist auf Gäste angewiesen, die eine gute Versorgung haben. Dies ist hier nicht mehr gegeben - siehe oben. Nur eine kleine Erzählung aus meinem Lebensumfeld, aber ich bin sicher es gibt mittlerweile hunderte kleine Teilorte, denen es ähnlich geht - Wie bereits erwähnt für Menschen ohne Pkw wird das Leben in solchen Gemeinden zunehmend erschwert - schon seit Jahren....
....aber Hauptsache Aldi, Lidl & Co. machen in der Hauptgemeinde Umsatz....
Die Pkw-losen älteren, und - weniger - jüngeren Menschen gucken derweil in die Röhre....