Montag, 5. Oktober 2009

Neulich abend im Kanzleramt

Dunkelheit ist hereingezogen. Nur in Angelas Büro brennt noch Licht. Da klopft es an der Tür, und Angela schaut auf, während von draußen der Herbstregen gegen die Scheibe klopft.
"Ja?"
Guido steckt den Kopf zur Türe rein. "Darf ich reinkommen?"
"Sicher", antwortet Angela generös, "was gibt's denn?"
Mit verknoteten Fingern trippelt Guido heran. "Ich hab gerade mal die Bilanzen angeguckt..."
Trotz seiner eher nervösen Stimme weiß Angela, zielsicher der Instinkt, dass jetzt etwas Unangenehmes kommt. "Ja...?"
"Da ist ja gar kein Geld da, kann das sein? Wir haben ja sogar Schulden...richtig viele, mein ich...und laufende Garantien und Verpflichtungen...da müssen total viele Posten bezahlt werden...Afghanistankrieg, Sozialleistungen, Akademikerinnenwurfprämie - ich weiß gar nicht wo aufhören!"
Angela seufzt vernehmbar auf. "Ja, Guido, Staaten machen so was!"
"Ja, aber wie sollen wir denn jetzt unsere Wahlversprechen umsetzen?" fragt Guido mit ahnendem Entsetzen.
"Tja, das weiß ich natürlich auch nicht", sagt Angela und heftet ihren Blick wieder auf die Akten vor ihr um Guido zu signalisieren, dass das Gespräch zu Ende ist.
Guido räuspert sich noch einmal, aber als Angela keine Anstalten macht aufzublicken trollt er sich aus dem Büro und schaut auf dem Flur auf die Kanzlerporträts. Große Schuhe, ohne Zweifel. Vielleicht sollte er solche Bilder ja auch ins Außenministerium hängen. Schröder, Genscher, Fischer - das wäre doch eine Gesellschaft. Als er aus dem Fenster des Flurs in den dunklen, kalten Herbstregen sieht, seufzt auch Guido ein leises, sensibles Seufzen. Wenn er das mal vorher geahnt hätte.

13 Kommentare:

  1. Die Wirtschaft wurde durch das Sozialnetz gelähmt.
    Ja, hätten wir nicht schon 1982 begonnen, wegzuschneiden, wäre dieses Land unregierbar geworden.
    Löhne runter, Steuern runter, niemand darf sich seines Arbeitsplatzes mehr sicher sein.

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  2. Wer sich ein wenig mit der Sache beschäftigt hat wird sehr schnell mitbekommen haben das insbesondere die Leute der FDP in wirtschaftsfragen eher Analphabeten sind.Ihr Credo ist allein die einzelwirtschaftliche Sicht der Dinge die aber für eine Volkswirtschaft geradezu fatal sind.
    Der Effekt eines nachgelagerten Wirtschaftsimpulses durch eine Steuersenkung hat sich noch in keinem Land dieser Welt eingestellt.Aber viell. ist auch genau das der Plan,erst den Staatshaushalt ruinieren und anschließend sämtliche Sozialleistungen senken oder ganz abschaffen mit zusätzlichem Verweis auf die Schuldenbremse.

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  3. @quotex. Das stimmt so nicht. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Steuersenkungen die Wirtschaft wachsen lassen(z.B. die ganzen Steueroasen - Jersey, Zug etc.)...

    Das Problem ist doch, dass sich die Steuersenkungen nicht selbst finanzieren - wie die FDP behauptet.
    Find grad den link dazu nicht, aber liefer den nach.

    Und grundsätzlich hat die FDP ja recht: Das Steuersystem ist schreiend ungerecht und zu kompliziert und bedarf dringend einer reformierung. Wär das einzig positive das ich den Tigerenten abgewinnen könnte. Wenn meine steuererklärung in zukunft in 5 min fertig wär ;-)

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  4. Dasûngerechte Steuersystem ist ein Märchen.

    Es ist ein Wettlauf zwischen Hase und Igel.

    Um die Frage, was ist betriebsnotwendiger, meine Vorleistung um arbeiten zu können, Aufwand den ich von der Bemessungsgrundlage abziehen kann.

    Und die Gerichte werden nicht aufhören zu urteilen.

    Wie kommt dieser Schwachsinn der realisierbaren Bierdeckelsteuer in die Zeitungen?

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  5. Es ist gerade die FDP und die CDU, die das Steuerrecht durch immer neue Ausnahmetatbestände verkomplizieren.
    Ich erinnere da z.B. an die Subvention der Feudalschicht, die jetzt die Aufwendungen für ihre Putzfrau von der Bemessungsgrundlage abziehen darf.

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  6. Die FDP wird Hartz IV abschaffen.
    Das Bürgergeld von 650 Euro ist nicht ausreichend zum Leben.
    Das Schwache muss sterben.

    Ein grosser Sieg für die BGE.

    Der Sozialstaat und das Bedarfsprinzip wurde abgeschafft.

    SO können tausende aus dem Staatsdienst entlassen werden.

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  7. @anonym: Wie bitte? Das ungerechte Steuersystem ist ein Märchen?

    Voller Regeln, Ausnahmen, etc.

    Spitzenverdiener haben gut bezahlte Steuerberater, die einen unter den Sparerfreibetrag bleiben und 10k Werbungskosten generieren...Ich (selber übrigens Steuerklasse I) finde das ungerecht und würde lieber 35% Steuern OHNE Subvention und OHNE Aufwand für die Steuererklärung zahlen.

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  8. Ja, aber allein die Tatsache dass die Reichen nicht über die FDP-Vorschläge meckern zeigt, dass die 35%-Flat-Taxe keine gute Idee ist ^^

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  9. Das Problem sind ja die absetzbaren Dinge. Es stellt sich mir die Frage, ob man nicht einfach hingehen sollte, und auf jeden eingenommenen Euro über dem Grundfreibetrag eine Mindeststeuer von 10 oder 15 cent setzen sollte. Je nachdem, ob die reguläre Steuerschuld oder Mindeststeuer dann mächtiger sind, muss der höhere Betrag dann halt gezahlt werden.

    Mir ist schon klar, dass einige Betriebe mit enorm geringen Margen und riesigen Aus- und Einnahmen dann platt sind. Aber ich frage mich langsam, ob es angesichts der geballten Gestaltungs- und Korrumpierungsmacht der Gegenseite überhaupt noch anders geht.

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  10. Wieso sollten "die Reichen" auch meckern? Die wissen doch, dass das niemals kommen wird, sondern wieder nur punktuelle Entlastungen, die jene mit den Beratern am besten ausnutzen können. Und die Flat-Tax ist mit 35% vermutlich eine gute Sache. Oder glaubst du ernsthaft, dass von den Spitzenverdienern auch nur einer im Moment tatsächlich einen solchen Satz abführt?

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  11. Im Übrigen könnte ich mir vorstellen, dass manche "Reichen" die Rache ihrer Steuerberater fürchten, sollten sie sich öffentlich positiv zur Flat-Tax äußern. ;-)

    Man darf nämlich bei den Diskussionen auch nicht den florierenden Wirtschaftszweig vergessen, der dahinter steht...

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  12. Im Kremel ist noch Licht (Erich Weinert)

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