Von Stefan Sasse
Wir schreiben das Jahr 2010. Ganz Berlin ist von den Kommunisten besetzt. Ganz Berlin? Nein! Im B.Z.-Verlagshaus und in den Kasernen des Umlands sind einige tapfere Demokraten übrig, die unbeugsam und tapfer dem Feind Widerstand leisten. Der Hintergrund? Die erste Schule in Berlin hat den Jugendoffizieren der Bundeswehr (zur Erinnerung: die Typen, die versuchen Kanonenfutter für Afghanistan direkt aus den Schulen zu rekrutieren bevor die noch selber nachdenken lernen) Hausverbot erteilt. Damit haben die Mächte der Finsternis einen klaren Sieg über die Mächte des Guten errungen, wenn man dem Autor Gunnar Schupelius Glauben schenken darf. Darf man natürlich nicht.
Doch im letzten Moment schickte die Schulleitung der Bundeswehr eine Ausladung. Zur Begründung hieß es, Schüler hätten gegen den Besuch der Offiziere Flugblätter verteilt, „auch einige Eltern“ hätten sich „kritisch“ geäußert. Argumente wurden nicht ins Feld geführt. Stattdessen applaudierte der Landesvorstand der Linkspartei dem Beschluss der Schulleitung. „Die Schulen dürfen sich nicht einseitig der Propaganda der Jugendoffiziere öffnen“, schreibt Sebastian Schlüsselburg von der Nachfolgepartei der SED. Vielleicht denkt Herr Schlüsselburg an vergangene Zeiten, in denen seine Partei die Schüler der DDR im Wehrkundeunterricht auf den Angriffskrieg gegen den Westen vorbereitete. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Heute gibt es keine Nationale Volksarmee mehr. Es gibt dafür die Bundeswehr, die noch nie vor Schülern „Propaganda“ betrieb, die aber über ihre Arbeit informiert.
Leider ist die Linkspartei mit ihrem Jubel über das Hausverbot von Karlshorst nicht allein. Auch die Grünen in Berlin wollen die Bundeswehr aus den Schulen drängen. Nun geht die lang gesäte Saat auf: 15 Jahre lang kämpften linke Gruppen in dieser Stadt gegen die öffentlichen Gelöbnisse der Bundeswehr-Rekruten. Im November 2009 vertrieben sie zwei Offiziere vom Paulsen-Gymnasium in Steglitz. Jetzt haben sie ein offizielles Hausverbot erreicht. Soldaten unseres demokratischen Landes, die an vielen Orten dieser Welt für Frieden und Ordnung sorgen, werden von den Lehrern einer Berliner Schule geächtet. Das ist eine Unverschämtheit gegenüber den Angehörigen der Bundeswehr und ein schwerwiegender Bruch mit unserer Verfassung.
Ich muss ehrlich sagen, ich wüsste gerne, wo man die Drogen herbekommt. "Heute gibt es keine NVA mehr. Es gibt dafür die Bundeswehr, die über ihre Arbeit informiert"? Selten so gelacht. Raider heißt jetzt auch Twix, geändert hat sich nix. Mann, Schupekius, der Kalte Krieg ist vorbei! Schon ziemlich lange, übrigens. Ich würde ja einen ganzen Haufen Gegenargumente anführen, aber wenn jemand auf die Art versucht, Propaganda zu betreiben, kann man nur müde winken. Immerhin kann man drüber lächeln, dass Schupelius' Chef während er das schreibt in der Rudi-Dutschke-Straße sitzt...
ich frage mich eh, wer den krieg in afghanistan führen soll, wenn keiner mehr zur bundeswehr geht. unsere politiker vielleicht, so wie der köhler der den krieg für die wirtschaft führen will.
AntwortenLöschenAeh, was soll man vom Hauptstatdtableger des Sturmers anderes erwarten? Mich erstaund dein Erstaunen etwas. ;-)
AntwortenLöschenWenn ich das lese wird mir ein wenig schlecht. Zwei Fragen habe ich. Meint der Autor das ernst? Wenn ja ist der so dämlich, bezahlt oder betrunken?
AntwortenLöschenWenn nein ist es einer der besten ironischen Artikel den ich lange gelesen haben.
Ich weiß leider die Antwort und sie macht mir persönlich Angst. Sie zeigt aber wie die aktuelle Welt Gleichnissen einen anderen Namen gibt und als riesen Unterschied darstellt.
Schon irgendwie lustig, dass jemand behauptet, die Bundeswehr habe das verfassungsgemäße Recht, an Schulen um Kanonenfutter zu werben. Nicht nur, dass junge Männer in einer mehr und mehr zur Farce verkommenen Wehrpflicht dazu gezwungen werden, sich entweder dem Stumpfsinn einer militärischen Ausbildung zu unterziehen oder aber sich dafür zu rechtfertigen, dass sie im Einklang mit den ethischen Grundsätzen, auf denen unser Land zu stehen behauptet, das Töten anderer auf Befehl ablehnen, nein, nun geriert sich die Bundweswehr auch noch als Rattenfänger, der jungen Menschen mit salbungsvollen Worten die Soldatenlaufbahn als Alternative zu Studium und bürgerlichem Berufsleben verkaufen möchte. Was rechtfertigt diesen enormen Aufmerksamkeitsvorsprung, den die Berufslaufbahn "Soldat" damit vor allen anderen Laufbahnen definitiv hat? Einzig die bemerkenswerte Talentlosigkeit der PR-Abteilung von Yps-Tours trennt uns noch von amerikanischen Verhältnissen. Ich begrüße in jedem Fall die Entscheidung der Schulleitung, sich nicht zum Werkzeug der Wehrpropaganda machen zu lassen, auch wenn diese Einsicht etwas verspätet und scheinbar erst auf ausdrücklichen Protest der Schülerschaft hin gefunden wurde. Aber besser spät als nie.
AntwortenLöschen@hawthorne: ach, davon träum ich schon seit ich ein politisches Bewußtsein entwickelt habe: daß die Mächtigen dieser Welt (Politiker, BAnkenvorstände und Industriebosse) für den Krieg den sie schüren auch ihre Köpfe hinhalten müssen. Das würde meiner biologischen Vorstellung vom "Leittier" wenigstens wieder gerecht, wenn sich der Rudelführer zwar die Privilegien rausnimmt, aber eben auch der erste an der Kampfesfront wäre.
AntwortenLöschen@NannyOgg
AntwortenLöschenEs ist nicht das Igel-Lied, aber ich musst gerade an folgendes Lied von Skyclad denken:
Look what you get for following leaders,
who lead from the rear - where are they now?
Look what you get for following leaders,
who lead from the rear - where are they...
Where are they now?
What did we learn in history lessons?
How to sit quiet at the back of a class
with so many things open to questions,
it's too late to cry - there's no one to ask.
Life's an education - a multiple equation,
everybody finds their own solution in the end.
"To be or not to be" is a very lengthy question,
has somebody please got a sharpened pencil they can lend?
What did we learn in history lessons?
How to sit quiet at the back of a class
with so many things open to questions,
it's too late to cry - there's no one to ask.
Marching in time down a production line,
what did that teach you about life in the dole queue?
The Law of Relativity - (life's relative misery).
The Law of Probability - (it's probably contrived).
Newton's Law of Gravity - (we face a grave reality).
The Law that runs the jungle - (only the strong survive).
Look what you get for following leaders,
who lead from the rear - where are they now?
The path of least resistance - a bland text book existence,
don't expect to find the answers printed at the back.
The only sound advice that's carried me through life -
when the cards are stacked against you - play the joker in the pack.
What did we learn in history lessons?
How to sit quiet at the back of a class
with so many things open to questions,
it's too late to cry - there's no one to ask.
Marching in time down a production line,
what did that teach you about life in the dole queue?
Dieser Artikel in der BZ wundert mich nicht. Egal ob die Autoren Schupelius, Dieckmann, Müller-Vogg oder Posener heißen letztendlich schreiben die alle das gleiche, nur der darunter stehende Name ist mal ausgetauscht. Die Autoren sind angestellte Lohnschreiber. Sie führen nur Befehle aus und würden sie etwas anderes schreiben, sie würden sofort auf der Straße sitzen.In der Zeitung steht nur was der Besitzer in diesem Fall Friede Springer will.
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