Von Stefan Sasse
Hätten wir es nicht mit dem vielzitierten "Qualitätsjournalismus" zu tun, über den sich Feynsinn gerechtfertigterweise gerade wieder echauffiert, so könnte der Artikel von Daniel Brössler in der SZ zum Thema Horst I. genau diesen Titel tragen. Das Thema vom Köhler-Interview, das der Qualitätsjournalismus fast eine Woche nach dem notorisch nur aus diesen Leitmedien abschreibenden Bloggern entdeckt hat, ist ohnehin an Heuchelei kaum zu überbieten. Seit Jahren steht der Quatsch vom Einsatz der Bundeswehr im Namen der deutschen Exportquote im jährlichen Bundeswehrweißbuch schwarz auf weiß zu lesen und wird landauf, landein von den Fans postkolonialer Imperialpolitik gepredigt. Eigentlich bringt das Herumgestümpere Köhlers überhaupt nichts Neues, nur dass der Bundespräsident so schlau war, einen derartigen Quatsch auch noch laut zu sagen ist neu. Aber lesen wir, was laut Brössler das Problem ist.
In Afghanistan selbst hinterließ Köhler diplomatische Scherben, weil er einen Besuch bei Präsident Hamid Karsai verweigerte. Nach Deutschland mitgebracht hat er Ratlosigkeit. Teilt Köhler die Meinung der Linken, Deutschland verteidige am Hindukusch Wirtschaftsinteressen? Oder hat er nur Bruchstücke aus strategischen Debatten falsch zusammengesetzt?
Ehrlich gesagt habe ich bisher wenig von der LINKEn gehört, dass es in Afghanistan um Wirtschaftsinteressen gehe. Um welche denn auch? Was ist denn in Afghanistan zu holen außer Opium, Steinen und russischem Altmetall? Und erzählt mir jetzt bitte nicht irgendwelche Stories von Pipelines, die man quer durch ein Land bauen will, indem sie so sicher wären wie ein Lutscher in der Hand eines Zweijährigen. Aber darum geht es ja gar nicht. Hat der Präsident etwa Bruchstücke aus strategischen Debatten falsch zusammengesetzt? Ja, welche strategischen Debatten denn? Gibt's etwa neuerdings eine Strategie für Afghanistan, die über "schauen wir mal" rausgeht oder gleich mehrere davon, dass man über sie auch noch debattieren könnte? Da hab ich aber schwer was verpasst.
Was Köhler hier gemacht hat ist das, was er immer macht: Den schon immer schwer beschränkten IWF-Horizont auf jedes Thema anwenden, egal ob es passt oder nicht. Also packt man schon mal den Kampf um Arbeitsplätze um den Hindukusch. Da die Freiheit da auch schon verteidigt wird, fällt das bestimmt eh nicht mehr auf, dürfte sich unser Universalgenie im Schloss Bellevue gedacht haben. Tja, Herr Köhler: falsch gedacht. Vollkommene Unwissenheit und eine verkorkste Weltsicht helfen zwar bei der allfälligen Hartz-IV-Debatte, wo man Verstand schon mit der Lupe suchen muss, aber so weit denken dass er den Tod von Soldaten für Exportanteile nicht für erstrebenswert hält kann der deutsche Michel dann doch. Wenn schon Horst I. spielen, dann richtig. Ich hätte da so eine Idee. Die nächste Rede könnte etwa so lauten:
Bewährt die alte deutsche Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freudigen Ertragen von Leiden, mögen Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel. Ihr sollt fechten gegen eine gut bewaffnete Macht, aber ihr sollt auch rächen, nicht nur den Tod der Opfer von 9/11, sondern auch vieler Deutscher und Europäer. Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in Afghanistan in einer solchen Weise bestätigt werden, daß niemals wieder ein Afghane es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.