Dienstag, 17. März 2009

Kommentierte Fundstücke 17.03.2009, 17.12 Uhr

Zu Beginn eine Reihe von Telepolisartikeln: ein Artikel analyiert das Change-Potential Obamas, das - wenig überraschend - nicht ganz so hoch ist gefeiert. In einem anderen Artikel werden Gemeinsamkeiten zwischen den Amokläufern analyisert. Ein dritter befasst sich mit den Auswirkungen von Gewaltdarstellung auf alltägliche Aggression, besonders da wo man es nicht erwartet - bei Zeichentrickfilmen und Mädchen. Der nächste Artikel ist gleichzeitig der wichtigste, denn er befasst sich mit den Auswirkungen von unbezahlter Mehrarbeit.

Weißgarnix nimmt mit Freude einen FAZ-Artikel auseinander, der vor Dummheit strotzt.

Im FAZ-Interview äußert sich Ottmar Schreiner äußerst vernünftig zur LINKEn und, spezielles Highlight, zu Wolfgang Clement.

T-Blog untersucht die Leistungen Zumwinkels und kommt zu einem vernichtenden Ergebnis.

In der FR wird noch einmal auf Jack Welshs Wandlung eingegangen und das Shareholder Value als total dumme Idee dargestellt. Richtig, aber irgendwie hab ich solche Aussagen in dieser Deutlichkeit vor ein paar Monaten noch vermisst.

Flowers musste jetzt vor den Untersuchungsausschuss. Der fasst ihn mit Samthandschuhen an; wer sich die Farce geben möchte klicke hier.

Bofinger warnt davor, die Fehler der dreißiger zu wiederholen. Der Mann warnt schon ewig vor den dämlichen Ratschlägen seiner Mit-Weisen, aber vielleicht hört man ja endlich mal auf ihn.

In Polen ereifern sich die extrem Rechten (von denen es da nen ganzen Haufen gibt) über "Defiance", weil da Gelegenheit besteht, mal wieder ungestraft auf Juden einzuprügeln, indem man versucht dem Film historische Fehler nachzuweisen.

Lucas Zeisze schreibt in der FTD über die verschiedenen Zielsetzungen von Washington und Berlin in Zeiten der Finanzkrise. Bert Haasch kommentiert: "Die Bundesregierung lehnt weitere Konjunkturprogramme aber nicht wegen des gesunden Menschenverstandes ab, sondern weil es nicht ihr Ziel ist, die heimische oder gar die Weltkonjunktur wieder in Schwung zu bringen. Sie will vielmehr deutsche Unternehmen, wie die Kanzlerin einst sagte, stärker (als die Konkurrenz) aus der Krise herauskommen lassen."

Von jedwedem Sachverstand verlassen findet sich in der SZ ein Plädoyer FÜR den Börsengang der Bahn, weil "nur so eine effiziente Bahn gewährleistet werden könnte". Die haben doch den Schuss nicht gehört...

Heribert Prantl wendet sich in der SZ gegen die Aufgabe der Kategorie Schuld bei Fahrlässigkeit, wie es gerade Dieter Althaus versucht.

Der Spiegelfechter rechnet mal eben verständlich vor, wie viel Geld die Finanzkrise verbraten hat.

In Australien muss man jetzt 11.000 Dollar am Tag zahlen, wenn man auf Wikileaks verlinkt. Zensur in Reinkultur, und ich sag euch das dauert nicht mehr lange bis wir das hier haben.

Noch drei krasse Artikel zum Amoklauf: in Zeit und taz, besonders aber in letzterer, finden sich supergute Artikel. Unbedingt lesen! Richtig übel aber ist der dritte von Werben&Verkaufen, wo gezeigt wird, wie völlig skrupellos die Journalisten Berichterstattung verfälschen oder sich über jeden Anstand hinwegsetzen. Man kann auf die Bande nur genauso spucken wie auf die ganzen sensationsgeilen Arschlöcher, die sich das Zeug begierig reinpfeifen. Alleine der letzte Spiegeltitel wäre ein Grund dafür, das Schmutzblatt zu boykottieren.

Heribert Prantl plädiert für Straffreiheit für den Vater des Amokläufers.

1 Kommentar:

  1. Zum gelobten taz-Artikel von Arno Frank
    Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass das Nachdenken über Gewaltspiele für manchen sonst wachen Geist solange tabu ist, wie einige verhasste Medien deren Verbot fordern oder drauf rumhacken. Das mag dem eitlen Geist eine Pause verschaffen, aber mit der Situation vieler Jugendlicher hat das nichts zu tun. Schwarz-Weiß-Denken wo man nur hinschaut.
    So stammt Arno Franks TAZ-Artikel für mich selber aus der „World of Bullshit“. Sein spätpubertäres und achso unpopulistisches Plädoyer für Gewaltspiele kombiniert mit coolem Pfeiffer-Bashing für die Claqueure geht an der Realität völlig vorbei. Auch wenn SpOn et al. wieder die vorhersehbaren Klamotten aus dem Koffer holen und der unreflektierte Reflex darauf von sonst so kritischen Blogs wie feysinn und anderen prompt erfolgt, was manchmal auch reichlich ermüdend ist, weil sie sich mehr über die Presse auslassen, die sie tatsächlich immer noch lesen, als über die Sache, wenn die alle (SpOn und so..) also wieder so einen Schwachsinn schreiben, dann sollte man sich dennoch darüber im Klaren sein, dass man im Zusammenhang mit den vielfältigen (!) Ursachen für Amokläufe und Kinder- und Jugendgewalt nicht über 20- oder 30jährige Gamer redet, sondern auch über älter gewordene Kinder, die mit 10/11/12 Couterstrike, GTA San Andreas spielen (man will ja kein Weichei sein) oder via bluetooth unfreiwillig (oder auch nicht) Enthauptungen aufs Handy gespielt bekommen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Amokläufe sind nicht der einzige Ausdruck/Ausbruch von jugendlicher Gewalt in unserer Gesellschaft und Gewaltspiele und –videos sind für mich erstmal Symptom und nicht Ursache. Es gibt aber Persönlichkeiten, für die werden sie Glied in einer Kette von Ursachen für den Gau.
    Ich habe heute morgen an meiner Hauptschule, die ebenfalls eine Amokdrohung erhalten hat, in einer 9. Klasse ein Gespräch über genau dieses Thema gehabt. Es hatte deutlich mehr Niveau als der TAZ-Artikel. Bei den Jungs (100% Counterstrikespieler) keine Hymnen auf all die Spiele, sondern der ganz normale, coole Umgang, aber mit offenem Blick für die Mitschüler, denen es – bis zum Hals voller Probleme und Hass - gar nicht gut bekommt, sich stundenlang mit Töten und Vernichten zu beschäftigen, die sich in der Isolation mit genau diesen Spielen die Birne und das Gefühl für andere wegballern (O-Ton). Neben Medienkritik sowohl was die Berichterstattung wie auch die Brutalität in manchen Filmen anging (im Vergleich zur eindeutig animierten Welt der PC-Spiele) fiel auch der Begriff Sucht, PC-Junkies usw – allerdings ohne Spott wie bei Frank. Wenn bei Arno Frank der Begriff Sucht nur für Alk und Kokain der richtige ist, fragt man sich, wo lebt der Mann? Sein Suchtverständnis liegt jedenfalls auf Prollniveau.
    Also: Es gibt nicht die eine Ursache. Aber Computerspiele dieses Genres völlig aus dem Zusammenhang mit Gewalt von Jugendlichen rauszunehmen, nur weil ein paar doofe Medien auf die geliebten Spielchen hacken, ist wirklich nicht ernst zu nehmen.

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