Freitag, 13. März 2009

Kommentierte Fundstücke 13.03.2009, 11.43 Uhr

Noch einmal Informationen zum Amokläufer vom Spiegelfechter und von blog.unkreativ.

Die Buchindustrie will jetzt auch mit tausenden von Klagen, "die die Gerichte beschäftigt halten", gegen Raubkopierer vorgehen. Hallo? Geht's noch? Wie im Fall der Musik- und Filmindustrie gilt auch hier ein eindeutiger Fall von Marktversagen. Die Contentmafia hat es einfach nicht gepackt, auf die "Herausforderungen der Globalisierung", wie es so schön heißt, angemessen zu reagieren. Deren Geschäftsmodelle waren (im Fall der Musikindustrie) schon bei der Verbreitung des Radios hinfällig und wurden seither praktisch nicht überarbeitet. Und jetzt wird nach dem Staat geschrien, dem dann die Kapazitäten fehlen um komplexe Wirtschaftsverbrechen aufzuklären, weil Staatsanwälte und Richter mit solchen nutzlosen Bagatellen beschäftigt sind.

In einem Kaff an der niederländischen Grenze ist die Hölle los: ein mehrfacher Kinderschänder ist da eingezogen, und seit zwei Wochen demonstrieren die Bürger und belagern ihn. Wenn er rausginge, würden sie ihn umbringen oder zumindest schwer verletzen. Da sind dauerhaft Polizisten im Einsatz. Wer mal sehen will, wie Freiheitsrechte unvereinbar aufeinanderprallen sehe sich das an. Eine einfache Wertung ist da unmöglich.

Guttenberg wirft mit populistischen Parolen um sich. Schön, dass das Adjektiv nicht mehr auf Lafontaine abonniert ist. :)

Hans-Werner Sinn malt die Konjunktur in tiefschwarzen Farben und fordert für den Herbst ein drittes Konjunkturprogramm - und zwar keinesfalls vorher, weil es dann genau richtig für den Tiefpunkt der Krise kommt, denn der wiederum ist genau anderthalb Jahre nach dem in den USA - ist doch logisch, das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Vielleicht hat Sinn es auch in seiner Glaskugel gesehen. Oder in seinem Kaffeesatz. Das weiß man bei dieser grob unzurechnungsfähigen Bande von Opportunisten eh nicht.

In der Telepolis finden sich vier interessante Artikel. Einer zur Nutzlosigkeit von Internetsperren, ein ätzendes Interview mit einem Politikwissenschaftler mit klarer Schlagseite gegen Parteipolitiker, einem Bericht über den Fortgang des Zeitungszeugen-Prozesses und einen über die Zukunft des Geldes.

2 Kommentare:

  1. Eine einfach Wertung im Falle des Mobs ist doch möglich, sogar unumgänglich. Man kann nicht die Verbrechen des Täters heranziehen, um das Schwadronieren und Todesdrohen zur gerechtfertigten Vorgehensweise zu erklären. Nicht einfach wäre es, wenn sich der Mob dazu bereiterklärt hätte, mit Besonnenheit der Problematik zu begegnen - so wie er sich präsentiert ist eine Bewertung aber einfach.

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  2. Hat der laut BILD "klügste Ökonom Deutschlands" (Hans-Werner Sinn) Konjunkturprogramme früher nicht als Strohfeuer verteufelt?

    Tatsächlich:
    Frage: Sind Konjunkturprogramme sinnvoll?

    Sinn: Nur wenn es wirklich schlimm um die Konjunktur steht, wenn der Auslastungsgrad der Produktion im Keller ist. Heute ist der Grad auf einem extrem hohen Niveau und die Arbeitslosigkeit auf einem Tiefstand. Ein zusätzlicher Nachfrageschub ist jetzt nicht nötig, er könnte zu Überhitzungen führen. Also: Warten, bis die Situation kritisch ist. Denn Nachfrageprogramme sind nur kurze Strohfeuer.

    INTERVIEW Ifo-Chef Hans-Werner Sinn gegen zusätzlichen Nachfrageschub
    Nordwestzeitung, 24.10.2008, S. 21
    Quelle: Ifo-Institut

    Bemerkenswert ist zudem seine Vorausschau, von einer tiefen Krise kann er im Oktober 2008! noch nichts erkennen - und jetzt die Wende um 180 Grad.

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