Freitag, 31. August 2007

Stellen frei!

Na also, der Aufschwung ist da! Das Arbeitsamt hat Stellen frei! Viele sogar, im Niedriglohnsektor, keien Vorbildung erforderlich.
In der Landwirtschaft.

Vakant waren am Donnerstag bei der Bundesagentur für Arbeit etwa Stellen in der Landwirtschaft, die mit 3,27 Euro pro Stunde vergütet werden. Hierfür müsse im Akkord gearbeitet werden, heißt es in einem entsprechenden Stellenangebot. Man müsse von »körperlich schwerer Arbeit unter verschiedenen Witterungsbedingungen« ausgehen sowie ein »schnelles Reaktionsvermögen« und »gute Auffassungsgabe und Motivation« mitbringen und »keine körperlichen Einschränkungen« haben. Zum Vergleich: Im Nachbarland Frankreich werden vergleichbare Stellen mit dem Mindestlohn von 8,44 Euro pro Stunde vergütet. (jungeWelt)
Atemberaubend, oder?


Scheinwissenschaftliche Scheibenwelt

Dass die herrschende ökonomische Lehre nicht unbedingt der Realität entspricht, sollte jedem halbwegs vernünftig denkenden Menschen klar sein. Trotzdem wird sie weiter in den Hörsälen gelehrt, als ob sie ein päpstliches Dogma und die Welt die katholische von 1588 sei. Wie Peter Mühlbauer es in der Telepolis so schön ausdrückte, verhalten sich Planeten nicht so, wie die katholische Kirche im Mittelalter glaubte, und Menschen verhalten sich nicht so, wie die Ökonomen des 20. Jahrhunderts glaubten.
Ich hatte bereits darüber geredet, wie falsch und sinnfrei die Lehre vom homo oeconomicus ist; trotz allem scheint sie noch immer das Denken der Mächtigen zu beherrschen, neben einigen weiteren längst als falsch bewiesenen Sätzen. Doch um die soll es dieses Mal nicht gehen; die Frage ist vielmehr, wovon die Ökonomen beim Verhalten des Menschen ausgehen und warum das nicht stimmt.
Demnach würde, so Mühlbauer, das Verhalten des Menschen dadurch bestimmt sein, dass er Preise erkennt, vergleicht und dementsprechend nach seinem eigenen Vorteil handelt. Nicht nur, dass ich der Überzeugung bin, dass der Mensch kein so egozentrisch und technisch-rational handelndes Wesen ist, wie die Ökonomen dies gerne unterstellen - Mühlbauer nennt auch harte ökonomisch-wissenschaftliche Fakten, die dagegen sprechen.
Den größten Stellenwert nimmt dabei die so genannte Preisillusion ein. Wichtig ist nicht nur, wie hoch ein Preis tatsächlich ist, sondern für wie hoch ihn die Menschen halten. Stimmte dieses Axiom nicht, wäre Werbung vollkommen überflüssig - eine Tatsache, die manche Ökonomen beharrlich ignorieren. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Preisillusion wichtige Funktion ausübt ist die Immobilienkrise - ohne Preisillusion wäre sie nie entstanden.
Es wäre wünschenswert, dass endlich die neuen Erkenntnisse Eingang in die Überlegungen der Ökonomen fänden, die die Führungskräfte von morgen ausbilden - anstatt diesen unbrauchbare theoretische Modelle mit auf den Weg zu geben, mit denen diese dann versuchen, die Wirklichkeit nach der Theorie zu bilden und damit grandios scheitern. Neue Erkenntnisse nicht nur im Bereich der Preisillusion, sondern beispielsweise auch der Hapiness Economists oder der Arbeitspsychologie müssten endlich ihren Eingang in die BWL, VWL und WiWis finden.

Fundstücke 31.8.2007

Die Börsenwelt und der Menschenverstand.
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Pishing für die Sicherheit?
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Die Beweislage gegen den Berliner Soziologen Andrej H. ist noch dünner als gedacht.
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Schöne Neue Welt in den deutschen Altenheimen.
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Donnerstag, 30. August 2007

Steuergeschenk für die Heuschrecken

Die Regierung unter Geldverschleuderer und Konjunkturabwürger Peer Steinbrück plant ein neues Steuergeschenk für ausländische Hedgefonds, die deutsche mittelständische Unternehmen kaufen und zerlegen wollen: 15 bis 20 Milliarden Euro sollen dabei anfallen, auf Kosten der Steuerzahler, die damit nichts, aber auch absolut gar nichts zur Wertschöpfung beitragenden Parasiten auch noch die Zerstörung der eigenen Arbeitsplätze alimentieren müssen.
Und bevor in den Kommentaren unser toller Sparer Steinbrück wieder gelobt wird: dieses Geld ist die Summe der Neuverschuldung Deutschlands. Diese Regierungsmannschaft ist so gefährlich inkompetent, dass sie eigentlich schon fast wegen Hochverrats abgeurteilt gehört.

Fall des Briefmonopols der Post und andere Privatisierungsfolgen

Am 1.1.2008 fällt das formelle Monopol der Post für Briefe unter 50 Gramm. Wie üblich hatte man versprochen, dass durch den dadurch entstehenden Wettbewerb für die Kunden nur Vorteile entstünden, niedrigere Preise und bessere Bedingungen. Bisher brachte ausnahmslos jede Privatisierung sich verschlechternde Bedingungen und steigende Preise.
Neu ist, dass der Staat bereits im Vorfeld gegen die Preissteigerungen zu Felde ziehen muss. So hoch sind die geplanten Erhöhungen schon jetzt. Dazu kommt weitere Unbill für den Kunden; eine Werbeflut, gepaart mit sinkendem Service, weitere Arbeitslose und sinkende Löhne, alles im Namen des Profits.

Bildungspolitisches Niemandsland

Solidarpakt, Elitenbildung, Cluster, Studiengebühren, Bolognaprozess, Bachelor, Master - Begriffe, mit denen in den letzten Jahren unter dem Banner der Modernisierung und der Reform die deutsche Hochschullandschaft umgepflügt und in ein unbrauchbares, teures und ineffizientes wie auch ständig versagendes Niemandsland verwandelt wurde. Keine der Reformen erreichte ihr Ziel, wo sie greifen, stiften sie Verwirrung, kosten Geld und verschlechtern die Studienbedingungen.
Bologna sollte mit Bachelor und Master die deutschen Diplom- und Magisterabschlüsse, international hoch geachtet und eine Garantie für hohe Kompetenz beim Absolventen, an die international (heißt angelsächsisch) üblichen Bachelor- und Master-Abschlüsse angleichen um so höhere Vergleichbarkeit und Integration zu schaffen und das Studium zu beschleunigen. Stattdessen unterscheiden sich die Abschlüsse nun nicht mehr nur national. Sie unterscheiden sich auch nicht nach Bundesland und nach Hochschule. Sie unterscheiden sich innerhalb der Hochschulen von Fakultät zu Fakultät, wo man unter dem ideologischen Banner der wettbewerbsorientierten Hochschule völlige Freiheit in der Entscheidung, wie man die deutschen Abschlüsse künftig zu verhunzen gedachte, ließ.
Doch damit nicht genug. Da nicht ausreichend Mittel bereit stehen, ist das Master-Studium nur einem kleinen Teil der Bachelor-Absolventen möglich, nicht abhängig von ihren Leistungen, die im Ernstfall einfach heruntergerechnet werden, um Quoten zu erfüllen, sondern allein dem Zufall des geburtsstarken Jahrgangs und den Modalitäten der Universität überlassen. Somit werden zahlreiche "Studenten" mit einem zweifelhaften, fast wertlosen Abschluss namens "Bachelor" aus der Universität entlassen, ohne den viel gelobten Praxisbezug und erst recht ohne den vielgeschmähten theoretischen, fundierten akademisch-wissenschaftlichen Unterbau der universitären Ausbildung. Stattdessen verschulte, kontrollierte und in ein enges Korsett gezwängte Ausbildung ohne festgelegten Sinn und Zweck.
Die Studiengebühren verstärken diese Probleme erst nur. Mehr Geld für die Universitäten bedeuten sie nicht, stattdessen mehr von der zweifelhaften Autonomie einer wettbewersorientierten Hochschule, deren Nutzen augenscheinlich gering und deren Schaden dafür umso höher ist. Gleichzeitig werden ganze Schichten vom Studium abgehalten, oder es wird ihnen so erschwert, dass die Leistungen hinter dem Möglichen bleiben - weil neben dem Studium her noch mehr gearbeitet werden muss als ohnedem, denn ein erklärtes Ziel der Befürworter von Studiengebühren ist ja gleichzeitig die Abschaffung des Bafög und die Verpflichtung der Studenten auf teure und risikoreiche Studienkredite.
Nun scheitert auch noch der Solidarpakt. Der Bund überwies eine halbe Milliarde an die Länder, um damit die Studienbedingungen der Universitäten zu verbessern - vorgeblich. Von Elitenclustern wurde geredet, Spitzenuniversitäten, die sich an Harvard orientieren sollten und nicht an Karlsruhe. Die lächerliche Summe, die nicht einmal den Jahresetat des angepeilten Vorbilds decken würde, verteilt sich auf alle Universitäten der BRD. Und dort versickert es in der Verwaltung, die sich unter anderem mit der Verwaltung der Studiengebühren beschäftigt - was allein in Tübingen 200.000 Euro im Jahr kostet.
Doch damit nicht genug. Da die Universitäten die hoch gesteckten Ziele offensichtlich mit diesen Brosamen nicht zu erreichen vermochten, verpflichtet der Bund nun die Länder in blindem Aktionismus zur Rückzahlung der Mittel, sofern nicht Studienplätze geschaffen würden. Das ist, wenig überraschend, nicht passiert - wo 10% aller Professorenstellen gestrichen werden, können keine neuen Studienplätze entstehen. Da die Länder nicht zahlen wollen, verpflichten sie die Unis, die Gelder zurückzuzahlen - die Unis, die ohnehin chronisch klamm sind.
Die Konsequenz ist klar: die vielgelobten Gelder des Solidarpakts werden möglichst gar nicht erst in Anspruch genommen, um vor Regressforderungen sicher zu sein. Gleichzeitig muss Geld zurückgelegt werden, sollten sie doch kommen, das nicht für Verbesserungen der sich ständig verschlechternden Studienbedingungen genutzt werden kann.
Eine zweite Konsequenz ist, dass der vielbeschworene Fachkräftemangel sich nun noch weiter verschärfen wird. Denn Ingenieure und Naturwissenschaftler, die laut Ministerium 2010 in Zahlen von rund 200.000 Stellen fehlen werden, kosten in ihrer Ausbildung - und damit in den Studienplätzen - Geld. Kaum Geld kosten hingegen BWL und Jura, und infolgedessen werden hier Studienplätze geschaffen, um die sinnlosen Quoten zu erfüllen - und den Markt mit Hunderschaften von weiteren, sinnlosen BWL-Bachelor-Absolventen zu füllen.

PPP - Pleiten, Pech&Pannen

In London ist eines der größten PPP-Prestigeobjekte grandios gescheitert: die Metronet, die einen Großteil des Londoner U-Bahnnetzes übernehmen sollte. Wie so häufig wurden von den Marktapolegeten die großen Gesetze der neoliberalen Heilslehre verkündet: Privat macht besser, weil Markt. Staat macht schlechter, weil kein Markt. Mehrere tödliche Unfälle und marode Bahnsysteme später scheint sich zumindest in Teilen ein Umdenken anzubahnen.
Die staatliche TfL will die Linien der Metronet wieder komplett übernehmen. Damit stellt sich der Londoner Bürgermeister, zurecht schon immer ein Gegner der absurden PPPs, in Konfrontation zu PPP-Fan und Befürworter Gordon Brown, ehemals Schatzkanzler Englands und nun designierter Nachfolger Tony Blairs. Die Labourregierung jedenfalls steht dem Übernahmeplan unwillig gegenüber, wahrscheinlich weniger aus sachlichen als vielmehr ideologischen Gründen, hat man sich doch die PPP im Rahmen der Modernisierung und Entstaatlichung der "new labour" aufs Banner geschrieben.
Während das Verfahren in Großbritannien und anderen Staaten bereits grandios scheitert, möchte man es in Deutschland wieder einmal ganz genau wissen und auch die eigenen öffentlichen Verkehrsmittel an die Wand fahren. Erst, wenn auch hier wegen mangelnder Streckeninvestitionen Züge entgleisen und Passagiere sterben, wird der Druck groß genug werden, die unsinnigen, gefährlichen und teuren PPPs endlich ad acta zu legen. Bis dahin aber ist wohl noch ein weiter und steiniger Weg der Niederlage zu gehen, die so sicher am Horizont dräut.

Fundstücke 30.8.2007

Gleich drei gute SZ-Artikel zum Thema Bundestrojaner finden sich hier, hier und hier.
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Virales Marketing im Todesstern Stuttgart.
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GEZ und beleidigte Fernsehzuschauer.
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War uns nicht als Ausrede für die steigenden Milchpreise der gestiegende Bedarf Indiens und Chinas angekündigt worden? Der macht immerhin 0,1% unseres Exports aus.
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Zur Geschichte des Großen Lauschangriffs.
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Druschba, Gazprom und Deutschland.
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Wie dumm der Bundestrojaner eigentlich ist.
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Mittwoch, 29. August 2007

Lafontaine-Vorwürfe

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: CDU-Hessen-Chef Roland Koch wirft Lafontaine vor, ein "intelligenter Zerstörer" zu sein, dem die "Stabilität der Gesellschaft völlig egal" sei. Und jetzt das Beste: er sei ein "kalter Populist" und "schreckt auch vor rechtsradikalen Tönen nicht zurück".
Rondo. Ist ja unglaublich. Nicht die dämlichen Vorwürfe an sich, die sind ja aus der Mottenkiste von 2005. Nein, vielmehr die Person, die sie ausspricht. Roland Koch. Der Rechtsaußen der CDU, der seine Wahl 2003 wie doch gleich gewann? Ach ja richtig, einer Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und damit an ausländerfeindliche Grundinstinkte des deutschen Volkes appellierend. Und wie gewann er 1999? Mit einer Unterschriftenkampagne gegen den EU-Beitritt der Türkei, bei der oftmals gefragt wurde, wo man denn gegen die Türken unterschreiben könne. Ausgerechnet dieser schmierige Rechtsaußenopportunist wirft jemandem rechtsradikale Töne vor? Schweinchen Babe mit Schmollmund will's noch einmal wissen.

Fundstücke 29.8.2007

Schäuble will den Big-Brother-Staat.
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Die Hartz-IV-Schule.
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Roland Koch auf dem absteigenden Ast.
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Zur Spekulation.
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SPD-Geschichtsklitterung.
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Paranoia ist erste Bürgerpflicht.
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Die Ursachen des Rechtsextremismus geraten aus dem Blickfeld.
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Ein richtig blöder Kommentar zur Beck-Kanzlerkandidatur.
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Dienstag, 28. August 2007

Null-Euro-Job

Jeder kennt dieses Monument der neukapitalistischen Ausbeutung, den Ein-Euro-Job, der bestehende Jobs vernichtet und Arbeiter in entwürdigender Abhängigkeit hält. Aber inzwischen ist es der Agentur für Arbeit (widersinniger Name) gelungen, noch einen drauf zu setzen und unter Drohung von Sanktionen Null-Euro-Jobs im Verein mit der Wirtschaft durchzusetzen.
Die Dinger werden verbrämend "Praktika" genannt, was durch die Hartz-Gesetze natürlich abgedeckt ist - für einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen, das Feigenblatt der sozialen Verträglichkeit und des angestrebten Nutzens. Dass nun bekannt wurde, dass die Wirtschaft diese "Praktika", die angeblich der Berufsvorbeitung, -bildung und der Vorbereitung für die Übernahme in ein geregeltes Arbeitsverhältnis stehen, während sie in Wahrheit lediglich der Ausbeutung billigster Arbeitskräfte dienen, auf bis zu neun Monate ausdehnt - who cares?
Wirklich erreicht ist das Ziel der BA wohl erst, wenn die Arbeitslosen für Jobs bezahlen.

Beamtenstatus der Lehrer, Nachtrag

Nachdem gewisse gute und gewisse dumme Kommentare zum letzten Artikel erschienen sind, hier noch einmal eine Schreckensgeschichte aus der Welt des realen Lehrerbeamtentums: um nicht eine teure, kompetente und ausgebildete Lehrkraft einstellen zu müssen, stellen Schulen besonders in neuerdings CDU-regierten Ländern wie Hessen oder NRW gerne über ungemein flexible Zeitarbeitsfirmen und Jobbörsen Aushilfslehrer ein. Die haben dann einen befristeten Vertrag, sind nicht verbeamtet und haben auch ein deutlich geringeres Gehalt. Eine Ausbildung oder Motivation haben sie auch nicht, aber das ist ja nicht wichtig, solange die neoliberalen Credos befolgt wurden, was in diesem Fall ja eindeutig passiert.
Eine Ein- oder Anweisung gibt man den frischgebackenen Aushilfslehrern ("Keine Ausbildung nötig, abgeschlossenes Hochschulstudium genügt") neben ihrem Stundenplan auch nicht mit auf den Weg, wozu auch. Das würde ja nur Geld kosten. So planiert man weiter das deutsche Schulsystem, schafft Schulen, die den Rand des Abgrunds bereits weit hinter sich haben und bereits seit langer Zeit in freiem Fall befindlich sind. Schulen an sozialen Brennpunkten nennt man sie gerne.
So etwas passiert nicht an den Privatschulen, wo die Elite von morgen unter sich bleibt und ausgebildet wird. Aber das hatten wir ja schon.

Fundstücke 28.8.2007

Wer einmal sehen will, was für absonderliche Blüten die Neocons bisweilen treiben, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt.
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Soziale (Im-)Mobilität

In der Zeit ist ein bemerkenswerter Artikel erschienen, der in ordentlicher und angemessener Länge die Frage der zunehmenden sozialen Immobilität (respektive abnehmenden sozialen Mobilität) unter die Lupe nimmt. Die Erkenntnisse (die Reichen werden reicher, die Armen ärmer, die Schere geht weiter auseinander) sind nicht neu, die Untersuchungsart und der Untersuchungsgegenstand sind es: es geht um Familie und Partnerfindung. Denn die soziale Stellung wird entscheidend von der Geburt geprägt, ganz wie zu Adelszeiten. Und ebenso die Heirat.
Wer in einer reichen Umgebung geboren worden ist, bekommt allein in seiner Kindheit so viel mit, was er in der Oberschicht braucht, was für Unterschichtkinder beinahe unerreichbar ist - und deswegen auch ihr Nicht-Vorhandensein in der Oberschicht erklärt. Die Ausnahmen sind dabei an einer Hand abzuzählen. Privatschulen, ein erlesenes Umfeld und ähnliche Faktoren determinieren die Entwicklung der jungen Elite bereits im Vornherein.
Gleiches gilt für die Heirat. War es vor zwanzig Jahren für Männer noch üblich, nach unten zu heiraten und für Frauen nach oben, was für soziale Durchmischung sorgte, so ist man heute weitestgehend unter sich. Der Chefarzt, der die Krankenschwester heiratet ist heute nur noch Thema für Kitschserien, früher durchaus Realität. Untersuchungen für das Klickverhalten einer Partnerbörse ergaben, dass Faktoren wie Arbeit oder Schulabschluss noch weit vor Aussehen rangieren, wenn es um die Partnerwahl geht.
Auch beim Konsum zeigt sich die Unterscheidung, die in der Zeit der Trennung nach Oberklasse- und Billigmarken alles andere als subtil daherkommt. Das ist nicht nur eine Frage des Aldi- oder Rewe-Einkaufs, sondern die von pragmatisch oder Stellung. Denn die Marke, die Art, Konsum zu begehen verrät viel bis alles über die soziale Stellung und ist in der oberen Schicht ein Erkennungscode sondersgleichen.
Selbst in der Namenswahl des Kindes verrät sich bereits, welche Stellung es einnimmt, was Studien in den USA nachgewiesen haben. Trägt es einen typischen "Unterschichtennamen", erhält es bis zu 50% weniger Stellenangebote als beim "richtigen" Namen. Dieses Phänomen ist nicht neu, nur die Namen haben gewechselt.
Dies alles zeigt, dass die soziale Segregation nicht nur über politische Phänomene wie Hartz-IV mitbestimmt wird. Der überbezahlte Narrenclub im Bundestag rührt mit jeder "Reform" von der Machart der Hartz-Gesetze an Waagschalen, die er nicht nur im Ansatz versteht. Die Gesellschaft als Ganzes wird von den aktuell herrschenden Winden derart umgepflügt, dass die Gestaltungsmacht der Politik wie der Wirtschaft an sehr enge Grenzen stößt, derer sie sich nicht einmal bewusst ist. Der Mensch ist zu kompliziert, um den primitiven ökonomischen Modellen oder der eng begrenzten parlamentarischen Vorstellungskraft zu gehorchen. Diese Erkenntnis scheint bisher weder auf der einen noch auf der anderen Seite angekommen zu sein.

Mit Dank an Daniel G. für den Link.

Montag, 27. August 2007

Rezension: Ein tragisches Vermächtnis

Arne Hoffmann hat eine brillante Rezension über Glenn Greenwalds Buch "A tragic legacy" geschrieben, die hier einsehbar und uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Fundstücke 27.8.2007

Freitag-Kommentar zur "freiwilligen Wehrpflicht".
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Zum Wahlkampf.
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Hartz-IV wird zum Lebensstil breiter Schichten.
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Bilanz der GroKo.
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Doppelte Niederlage für die mathematischen Modelle der Wallstreet.
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Windows als Strafe.
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Rassismus braucht keine Partei.
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Freitag, 24. August 2007

GEZ auf Meinungsfeldzug

Die GEZ will ihr schlechtes Image loswerden und bedient dazu hemmungslos die Klagekeule: Begriffe wie "GEZ-Fahnder" dürfen nicht mehr verwendet werden, stattdessen muss der bürokratisch-sperrige Neusprech verwendet werden. Auf diese Art und Weise kann man kaum mehr über die GEZ reden, was wohl im Kalkül liegen mag. Immer häufiger wird in Deutschland den Medien juristisch der Maulkorb vorgespannt.

NPD-Verbot

Umfragen sehen die NPD bei 13%. Da muss die SPD natürlich einschreiten, am besten natürlich indem sie endlich den Boden unter den Füßen der NPD wegzieht: eine Politik, die das wachsende Heer der Sozialabsteiger nicht rechten Rattenfängern in die Hände treibt, mehr Geld für Prävention und allgemein Sozialmaßnahmen, die die Glatzen in der ostdeutschen Tristesse überflüssig machen würden, am besten verbunden mit einem Programm für bessere Bildung und Aufklärung.
Oh, ich hatte Tagträume. Selbstverständlich fordert Kurt Beck nur ein Verbot.

Fundstücke 24.8.2007

Sarkozy am Ende seiner Möglichkeiten...
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Die SPD versucht gerade mal wieder, sich als einzige soziale Partei zu profilieren.
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In Texas wurde der 400. Mensch seit 25 Jahren hingerichtet; auch Japan führt die Todesstrafe wieder ein und mordet fleißig.
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Hihihihi, Bush vergleicht Vietnam mit dem Irak.
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Der Bildblog-Werbefilm ist fertig.
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Unbedingt wichtig: warum die private Rentenvorsorge keine Alternative ist.
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Wie es um die Pressefreiheit in Frankreich steht.
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Zitat des Tages

Denn auch sie [die chinesischen Unternehmer] leiden unter den von Peking nur unzureichend gelenkten Kräften des Kapitalismus.
- SZ


Komisch, wenn es um die anderen geht, muss man den Kapitalismus wieder lenken, anstatt auf freie Märkte zu vertrauen...

Zitat des Tages

Sowjet-Kommunismus und Manchester-Kapitalismus sind gar nicht so verschieden: beide versprechen ihren Anhängern den Himmel auf Erden, wenn erst die ganze Welt ihrer Lehre folgte.

Beamtenstatus der Lehrer

In der FR sind zwei Artikel erschienen, die sich mit dem Thema beschäftigen, ob der Beamtenstatus des Lehrers denn noch zeitgerecht ist und ob nicht überhaupt eine komplette Reform erfolgen müsste. Während der pro-Artikel geradewegs vom Bertelsmann CHE stammen könnte, hat der andere Artikel das, was dem ersten fehlt: Logik, Argumente und Recht.Aber der Reihe nach.
Der neoliberale Artikel (ich möchte ihn der Einfachheit halber CHE-Artikel nennen) betet das gesamte übliche Programm herunter: Leistungsorientierte Bezahlung für Lehrer, befristete Verträge, Schulautonomie, Zielquoten für Abiturienten. Der vernünftige Artikel widerlegt einen Gutteil dieses Unfugs, wenn auch nicht alles.
Mit Recht wird beispielsweise gefragt, wie die leistungsorientierte Bezahlung denn aussehen solle. Noten? Werden ohnehin vom Lehrer festgelegt, das Resultat wäre verheerend für die Lehre; ZKs in höherer Zahl ändern auch nichts daran, weil die Schüler dann nur noch für diese und damit für das Gehalt des Lehrers pauken. Völliger Bullshit also.
Befristete Verträge? Schon heute wechseln die Lehrer viel zu häufig, davon abgesehen kommt damit eine für den Lehrer äußerst ungesunde Diskontinuität in den Beruf, die sich auch auf die Schüler niederschlägt. Wie soll denn kontinuierlich gelernt werden, wenn die Lehrer permanent wechseln? Das bringt alle Beteiligten völlig durcheinander, einmal abgesehen von den persönlichen Folgen für den Lehrer.
Schulautonomie ist genauso wie Hochschulautonomie ein ganz besonderes Lieblingsspielzeug der Neolibs. Wenn man der neoklassischen Heilslehre glaubt, bringt Wettbewerb schließlich den größten Gewinn für alle und die ganze Welt wird glücklich. Darin liegt eine große Gefahr dieser totalitären Ideologie, denn genau das führt zu Zuständen im Bildungssystem, wie sie niemand ernsthaft wollen kann, und genau hier versagt der vernünftige Artikel, da er diesen Punkt ausklammert. Schulen, die vollkommen unabhängig voneinander agieren? Im Prüfstoff und in den Lehrplänen? Bald hängt in jedem Unternehmen ein riesiger Ordner in der Personalabteilung, damit man auch noch sehen kann, was ein Schüler auf der jeweiligen Schule überhaupt gelernt hat. Und manche Leute beschweren sich noch über den Bildungsförderalismus! 16 unterschiedliche Bildungssysteme sind ein Witz dagegen.
Zuletzt Quoten. Die Lehrer sollen besser werden, indem eine Quote der Schüler, die das Abitur schaffen müssen, gesetzt wird. Na Hurra. Im Endeffekt gilt hier das gleiche wie bei der leistungsorientierten Bezahlung: Quoten zu erfüllen ist nicht übermäßig schwer, sofern nicht Zustände wie an der Rütlischule herrschen, man möge mir den platten Vergleich verzeihen. Auf der einen Seite wird ein brutaler Raubtierwettbewerb proklamiert, mit Individualität bis zum Umfallen, und auf der anderen Seite wird Gleichmacherei mit dem Holzhammer betrieben.
Die innere Verquertheit und Nutzlosigkeit der CHE-Vorschläge sollte damit eigentlich hinreichend belegt sein. Dummerweise gibt dieser Lobbyistenverband noch immer die Richtung vor, in die das Schulsystem marschiert.

Donnerstag, 23. August 2007

Tanz um das goldene Kalb

Steinbrück führt mit seinen Genossen angesichts der Steuerüberschüsse von 1,2 Milliarden Euro wieder einmal den Tanz um das goldene Kalb auf. Dieses Kalb heißt "Schuldenabbau", seine Mama nennt sich "ausgeglichener Staatshaushalt" und wird eifrig mitbeklatscht.
Anstatt das Geld sinnvoll zu nutzen, verweist Steinbrück auf den Schuldenberg von 1500 Milliarden Euro und schließt Steuersenkungen für die Periode bis 2009 kategorisch aus. Gleichzeitig sollen auch dieses Jahr Schulden aufgenommen werden.
Da stellen sich Fragen.
Zum Beispiel, was genau der Nutzen ist, von 1500 einskommazwei abzuziehen. Und dafür darauf zu verzichten, zahllose sinnvolle Investitionen zu tätigen, wie die ins Bildungssystem, die dringend erforderlich wären, in Infrastrukturprojekte oder, Himmel hilf, in den Sozialstaat.
Oder aber, warum dieser ausgeglichene Haushalt so ungeheuer wichtig ist, dass man dafür die Zukunft des Landes ruiniert. Die deutschen Unternehmen haben 2500 Milliarden Euro Schulden, und kein Hahn kräht danach. Nein, die EZB bläst sogar 200 Milliarden mehr raus.
Und warum, in aller Welt, ist die einzige Verwendungsmethode für das Geld, die den Herren einfällt, eine Steuersenkung?! Es gibt so viele Bereiche in Deutschland, die kurz vor dem Zusammenbruch nach Reformen schreien, und alles, was sie kennen, ist das Herausblasen des Geldes in ein Fass ohne Boden.

Nachtrag: SZ redet noch mehr Unfug zum Thema. Respektive lässt reden; von einem der üblichen Lobbyistencrew.

"Mein Kampf"-Verbot in der Türkei

In der Türkei ist "Mein Kampf" dieser Tage zu einem Bestseller geworden, zahlreiche Verlage haben das Buch gedruckt und in Tausenderauflagen verkauft. Nun hat sich Bayern eingeschaltet; das Land hält die Rechte an dem Buch. Nach einem Juristenstreit wurde das Buch in der Türkei nun verboten.
Natürlich nicht, weil es groteske Hetze eines irren Diktators ist, sondern weil die türkischen Verlage den Rechteinhaber Bayern nicht um Erlaubnis gefragt und auch keine Tantiemen bezahlt haben.

Fundstücke 23.8.2007

Netter NDS-Artikel zum EZB-Kredit.
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Hoch interessanter Spiegelfechterartikel zum "linkssein" der Bevölkerung.
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Der Preis für die geschmackloseste Werbung geht an...Cosmos direkt.
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Telepolis zur Soziologenfestnahme.
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Hamburg und die Studiengebühren.
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Personalmangel an den Unis.
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Mittwoch, 22. August 2007

Terroristische Wissenschaftler?

Der Soziologe Andrej Holm ist wegen Terrorismusverdachts verhaftet worden. Drei ungemein stichhaltige Beweise werden angegeben: er hat sich mit einem Verdächtigen der "militanten gruppe" getroffen. Er hat Zugang zu einer Bibiliothek, in der er recherchieren kann. Und er verwendet wissenschaftliche Begriffe, die auch die militante gruppe in ihren Schreiben verwendet.
Mehr nicht. Das reicht aber bereits, um ihn nunmehr drei Wochen festzuhalten und selbstverständlich nicht gegen Kaution frei zu lassen o.ä. Absolut erschreckend zu sehen, wie leicht sich der neue Unrechtsstaat mittels der "Terrorismusgesetze" irgendwelcher Leute entledigen kann, selbst Wissenschaftler. Die Ausschaltung der Meinungsfreiheit ist damit billigst möglich. Die SZ titelt nur "Die Gedanken sind Freiwild", in Anlehnung an den berühmten Satz "Die Gedanken sind frei".

Dienstag, 21. August 2007

Tobinsteuer neoklassisch verteidigt. Versuch eines Gedankenexperiments. Nachtrag

Wer sich noch an den Text vom Juni erinnert: es wurde versucht, neoklassisch die Tobinsteuer zu verteidigen. Wer den Text noch einmal lesen will, er steht hier.
Nun hat Kai Rushert von den NachDenkSeiten sich des Textes angenommen und ihn analysiert. Seine Kritik trifft zu und sollte nicht vorenthalten werden:

Hallo Stefan,

ich hatte nun Gelegenheit, mich mit dem Text zur Tobinsteuer genauer zu beschäftigen.
Die Idee, die Neoklassiker mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, finde ich sehr elegant. Aber wird ihnen an dieser Stelle nicht ein ziemlich großes Schlupfloch gelassen? :

"Dadurch würde die Tobinsteuer einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Währungen - und damit auch der Kontrolle von Preissteigerungen - beitragen und ein nachhaltig verbessertes Investitionsklima besonders in kleinen Ländern schaffen, deren individuelle Wettbewerbsvorteile somit deutlich besser zur Geltung kämen."

Diese Argumentation orientiert sich an der Realwirtschaft und erklärt die Stabilisierung von Währungen zu einem Ziel hoher Priorität, dem andere (hier der freie Narkt) unterzuordnen sind.
Neoklassiker ticken aber anders und würden sofort protestieren. Für sie sind Finanzmärkte (wider alle Fakten) immer effizient. Klar halten sie stabile Währungen auch für erstrebenswert, aber nur am Ende einer langen Wirkungskette, also als Ergebnis des freien Wirkens der Marktkräfte, die auf dem Weg zu den Gleichgewichtspunkten keinesfalls durch weitere Besteuerungen behindert werden dürfen.
So komme sogar dem beispielhaften Fall des YEN-Carry Trading eine Korrekturfunktion zu. Die Versuche der japanischen Zentralbank, die deflatorischen Tendenzen durch mehr Liquidität zu kompensieren, waren in den Augen der Neoklassiker ordnungspolitische Sündenfälle, Beispiele für Versuche einer nicht marktkonformen, makroökonomischen Globalsteuerung. Das sei es doch gut, wenn das Geld ins Ausland abfließe, in Japan keine Spekulationsblasen entstünden und der Druck für weitere Reformen in Japan aufrechterhalten werde.
Ich fürchte daher, dass Neoklassiker ihre Einwände gegen die Tobinsteuer nicht wesentlich entkräftet sehen.

Gruß, Kai

Zitat des Tages

Der Mann [Sarkozy] fordert ernsthaft, solche [Pädophile] zu sterilisieren. Das wird ein Bombenerfolg werden, denn das größte Problem bei Fällen von “Pädophilie”, um die es im Kern geht, ist ja, daß die Kinder nachher schwanger sind.

- Feynsinn

Fundstücke 21.8.2007

Interessante Analyse zum derzeitigen Parteiensystem, ich weiß aber nicht ganz, was ich davon halten soll. Was meint ihr?
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Klaus Ernst hat im Freitag eine absolut unterstützenswerte Analyse des BGE geschrieben.
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Nette NDS-Analyse zum Beben der Kapitalmärkte.
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Zum Thema Privatheit im StudiVZ/Facebook.
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Samstag, 18. August 2007

Fundstücke 18.8.2007

Sat.1 Mitarbeiter äußert sich zum Thema.
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Oppositionsverhalten

Aus aktuellem Anlass eine kurze Diskussion zum Thema Oppositionspolitik: Thomas hat auf einen Artikel der SZ aufmerksam gemacht, in dem Lafontaine vorgeworfen wird, gegen alles zu sein was die Regierung tut und keine Alternativen aufzuzeigen. Wie sie auf den zweiten Teil des Halbsatzes kommen, verstehe wer will, Opposition ist aber Opposition, weil sie opponiert. Und weil es so schön ist, will ich zur Erklärung dieses Phänomens in der bundesrepublikanischen Vergangenheit ein Stück zurückgehen.
Als die CDU 1949 Regierungsmacht wurde und die SPD nicht, versuchte sich dieser an konstruktiver Opposition, um so den Bürgern zu zeigen, dass sie besser sei und es verdiene, gewählt zu werden. In den folgenden Wahlen jedoch änderte sich ihr Stimmanteil kaum, stattdessen verbuchte die CDU massive Gewinne, obwohl die Sozialdemokraten zahlreiche wichtige Reformen für die Bürger erzwingen konnten, die den Konservativen herzlich gewesen wären. Erst, als sie in die echte Opposition ging, verbesserten sich ihre Stimmanteile.
Als sie dann 1969 an die Macht kam, gebärdete sich die CDU weiter als Regierungspartei und machte ebenso konstruktive Opposition, brachte Vorschläge ein etc. Das lag auch daran, dass man es, wie die SPD 1949, nicht verwinden konnte, nicht an der Regierung zu sein. Die Rentenreform von 1972, die so gewaltig aufgebläht den Staatshaushalt bis heute belastet, ist mit auf die CDU zurückzuführen, die versuchte, mit Wählergeschenken die SPD zu übertrumpfen.
Bei der Wahl stellte sie dann auch fest (was in soziologischen Untersuchungen bestätigt wurde), dass die Wähler Wohltaten der Regierung zuschreiben und die konstruktive Oppositionspolitik, so toll demokratisch sie auch wäre, ignorieren. Seither hat sich niemand mehr an realistischen Vorschlägen versucht, in keiner Partei. Das jetzt Lafontaine vorzuwerfen, ist deswegen mehr als nur absurd und geht an der vielbeschworenen Realität vorbei - in diesem Fall der des Plenarsaalalltags.

Freitag, 17. August 2007

Ende der Wehrpflicht

Die SPD hat einen Kompromissvorschlag zur Wehrpflicht gemacht, der wohl als erste produktive Idee der Partei seit 2002 beschrieben werden kann.

Donnerstag, 16. August 2007

Fundtsücke 16.8.2007

In der Zeit polemisiert man jetzt auch billig gegen Lafontaine, was Feynsinn treffend kommentiert.
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Hartz-IV reicht hinten und vorne nicht, mit bedenklichen Folgen - hier und hier nur pars pro toto.
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Finanzkrisen und ein Blick zurück

Irgendwie ist es trotz der mehr als beunruhigenden Nachrichten bemerkenswert (und ebenso beunruhigend) still in den Medien. Die Notenbanken versuchen eine Liquiditätskrise von Ausmaßen zu verhindern, wie sie zuletzt in grauer Vergangenheit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs verortet werden, die Aktienkurse fallen zwar nicht, beben aber schon und die Immobilienblase platzt endlich, nachdem man ihr bereits seit zwei Jahren das Platzen herbeischreibt.
Alles in allem also stehen wir wirklich vor einer Finanzkrise, die bisher noch einigermaßen gut abgefedert wird. Einigen Monetaristen dürfte angesichts der inflationären Tendenzen durch die Notenbankförderungen zwar speiübel werden, aber bisher helfen die Maßnahmen. Einen zweiten 25. Oktober 1929 werden hier wahrscheinlich nicht erleben, denn wenigstens etwas scheint die Politik von damals gelernt zu haben. Wenn allerdings die ersten Banken crashen und auch bei Otto Normalbürger ankommt, dass eine Liquiditätskrise herrscht (oder, um im BILD-Jargon zu bleiben: "Kein Geld mehr wegen Ami-Krise"), dürfte die Sache kritischer werden. Um beim Vergleich mit 1929 (respektive dem Jahr des Bankenzusammenbruchs 1931/32) zu bleiben: immerhin gibt es inzwischen eine gewisse Rücklagensicherheit, um so katastrophale Kettenreaktionen wenigstens deutlich zu erschweren. Mulmig kann einem trotzdem werden.
Wer genau aufpasst, sieht gewisse Anzeichen für fehlende Liquidität selbst; ich z.B. erfahre es im Betrieb, wo gerade häufig Pakete nicht ausgeliefert werden dürfen, weil Kunden eine Kreditsperre haben (fällige, unbezahlte Rechnungen), in einer Häufung allein die letzten zwei Wochen, wie wir sie die letzten 5 Monate nicht hatten. Die Erhöhung der Geldmenge (gemessen am Bargeld, was die Rechnung natürlich "etwas" hinfällig macht) um rund 22% in der EU deutet jedoch darauf hin, dass die der Preisstabilität verpflichtete EZB die Lage recht dramatisch einschätzen muss.

Nachtrag: Guter Zeitartikel zum Thema.

Dienstag, 14. August 2007

Fundstücke 24.7.2007

Debatte um Killerspiele und USK in TP.
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Die neuen Antikinderpornographiegesetze sind totaler Bullshit.
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Warum die Privatisierung aller Lebensbereiche ebenfalls Bullshit ist.
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Dick Cheney erklärte 1992, warum eine Invasion des Irak Bullshit wäre.
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Waffengeschäfte.
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Happy Birthday, Kalaschnikow.
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Donnerstag, 9. August 2007

Fundstücke 9.8.2007

Und hier eine weitere Reihe Fundstücke (wow, ich komme mal wieder zum Zeitungslesen):

Die EZB stützt die Krise mit einer Rekordfinanzspritze von 100 Milliarden ab.
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Einige Journalisten (darunter auch Spiegel (!)) haben einen neuen Hambacher Apell unterzeichnet.
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Bedenkliche Zensurinflation.
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Auswirkungen von TV-Konsum auf Kinder und Kleinkinder.
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Inzwischen kann man nachweisen, ob Bilder digital verändert wurden.
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Interessanter Bericht über "Valkyrie".

Fundstück

Aus akutem Zeitmangel hier nur ein Artikel zum Thema Lokführerstreik.