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Donnerstag, 30. November 2006
Studiengebühren schrecken ab
Zwar schiebt sie es eher auf den psychologischen Effekt und bringt auch gleich einige Gegenbeispiele, aber immerhin demontiert sie ohne wenn und aber die ideologisch sakrosankte "Sozialverträglichkeit" und Problemlosigkeit des Bezahlstudiums, wie es FDP und CDU so gerne propagieren.
Eva Herman vs. Thea Dorn
Die Wahl der Gesprächspartner, die vor prasselnden digitalen Kaminfeuer einen gemütlichen Plausch halten sollten, legte die Fronten bereits fest: Eva Herman gegen Thea Dorn, auch durch die Sitzordnung klar gemacht. Jede hatte eine Verbündete dabei: Eva Herman ihre Ko-Autorin, Thea Dorn einen ihrer Interviewpartner und FDP-Europa-Abgeordnete. Mittendrin saß, gleichsam als vermittelnde Instanz, Professor der Soziolgie Burkard.
Wurde in der ersten Hälfte der Sendung noch wenigstens ansatzweise der Versuch gemacht, Argumente auszutauschen (die informierten Menschen ohnehin bereits bekannt waren) und Thea Dorn bereits gleich zu Anfang die Nazi-Keule schwang, wurde spätestens in der zweiten Hälfte eine Schlammschlacht untersten Niveaus geschlagen. Während Thea Dorn, stets mit der Attitüde eines Raubvogels auf Beutefang in Wartestellung sitzend, kaum mehr als ihre Interviewpartner vorzuweisen und gelegentlich die Nazikeule zu schwingen wusste, brillierte Eva Herman neben der durchaus berechtigten Forderung der Selbstverwirklichung als Mutter mit bemerkenswertet fehlendem Sachverstand durch die Behauptungen, dass Männer immer noch viel mehr verdienen würden und schwang ansonsten das braune Diskussionsbeendergerät fleißig mit. Dazwischen saß ein Professor Burkard, dem Moderator Panzer zwar immer wieder das Wort zu erteilen versuchte, der jedoch durch den Catfight der beiden Moderatorinnen effektiv am Reden gehindert wurde. Endgültig abgeschossen wurde der Niveauvogel jedoch von Thea Dorn, als diese haarsträubend versuchte, Eva Herman Rassismus anzudichten.
Beim Inhaltlichen fällt besonders die Einfallslosigkeit der vorgebrachten Positionen auf. Leute, die etwas von Interesse zu sagen gehabt hätten wurden wohlweislich erst gar nicht eingeladen und wären vermutlich auch nicht gekommen. Ansonsten konnte Herman mit ihrer Forderung nach einem Hausfrauenentgeld ebenso ihre naiv-ideoloogieverbrämte Weltsicht beweisen wie Thea Dorn, die außer ihren Musterkarrierefrauen nur die Standardantworten des neoliberalen Vokabulars zu bedienen wusste: "Wer soll denn das bezahlen?" und "Eigenverantwortung stärken". Wenn das ein anderer Feminismus ist, wird es wirklich Zeit, ihn endgültig als tot zu erklären und zu Grabe zu tragen.
Nachtrag: Inzwischen hat auch der Spiegel analysiert.
Nachtrag 2: Inzwischen hat mich Leserpost zur Spiegelanalyse erreicht:
"Der Spiegel-Artikel ist ja doof. Das stimmt doch gar nicht so. Ich fand die Dorn fast noch schlimmer als die Hermann. Warum macht der nur Eva runter und zieht nicht ein paar Zitate von der Dorn heraus? Und das soll objektiv sein?"
Mittwoch, 29. November 2006
Zum Ackermann-Deal
Reich rechtlich ist die Sache klar: was die Ackermänner getan haben, ist vollkommen legal. Es passiert jährlich 120.000 Mal in Deutschland. Seine besondere Brisanz erhält der Fall eigentlich nur durch die unglaubliche Medienaufmerksamkeit, die der Fall auf sich gezogen hat - und die Konsequenzen, die er mit sich brachte, für Verbraucher, für Angestellte. Und für Manager.
Zur Erinnerung: um die Jahrtausendwende waren Mannesmann und Vodafone die größten europäischen Telekommunikationshändler. Beide hatten zahlreiche Konkurrenten aufgekauft und wetzten die Messer zum Endkampf. Wer übernimmt wen, lautete die Frage, und im Jahr 2000 war sie entschieden: Vodafone kaufte Mannesmann. Dabei ereignete es sich, dass die scheidenden "Topp"-Manager, die ihr Unternehmen nicbt hatten retten können und damit zahlreichen Angestellten den Arbeitsplatz und zahlreichen Anlegern das Vermögen gekostet hatten, mit rund 58 Millionen Euro abgefunden wurden - nicht mitgerechnet die Millionenbeträge, die sie selbst in der Übernahmeschlacht verdient haben, in deren Verlauf der Mannesmann-Kurs von 122 auf 350 Euro stieg - vollkommen überbewertet und eine poison pill, an der Vodafone noch heute krebst. Fehlen in unserer Bilanz eigentlich nur noch die Kunden, die von den Telefonkonzernen die Kosten für deren Fehlspekulationen aufgedrückt bekommen haben und pro Jahr rund drei Milliarden Euro zusätzlich bezahlen müssen.
Kritik an dem nun eingestellten Prozess bewegt sich auf einem schmalen Grat: rein rechtlich ist die Sache lupenrein, die Zahlungen angemessen (Ackermann zahlt 3,2 Millionen, Maximalstrafe wären 3,6 Millionen gewesen). Wer deswegen, wie die Politiker, vollmundig ein Versagen des Rechtsstaates herbeiproletet, will eben diesen wieder einmal weiter unterhöhlen. Zu gerne vergessen sie dabei, dass sie es waren, die einen entsprechendenn Strafbestand, der eine Verurteilung ermöglicht hätte nicht ermöglichten. Dasselbe Phänomen konnte und kann man bei den Verteufelungstiraden im Falle Counter-Strike beobachten. Aber ich schweife ab.
Die Leitmedien sind sich darin einig, dass das Urteil eine vollkommene Peinlichkeit für Staatsanwaltschaft und Politik und ein Schlag ins Gesicht für die breite Masse des ausgenutzten Volkes war, während Ackermann statt Victory-Zeichen eben überheblich grinst. Die Manager haben aus dem Skandal gelernt, dass sie tatsächlich ins Kreuzfeuer der Kritik geraten können; ob sie dadurch ihr Handeln in Frage stellen werden, sie dahingestellt. Die Verlierer sind wie üblich wir, die einfachen Leute. Ohne die Millionen, die sie verdienten und verdienen, sind wir ihren Fehlern ebenso hilflos ausgeliefert wie ihrer feixenden Mimik. Und das ist die wirkliche Schande, an der sich auch die Neoliberalen echauffieren sollten: denn hier funktioniert der Markt nicht, hier zeigt er, gleichsam mit krachendem Getöse, seine Grenzen auf.
Montag, 27. November 2006
"Linksruck" der Union?, Nachtrag V
Insgesamt zeigt der Parteitag jedoch etwas anderes in viel deutlicherer Klarheit: die Erosion der demokratischen Werte wird auch hier kaum gestoppt. Wie Franz Walter richtig anmerkt, zeigt sich in der ideenlosen Abwicklung der Parteitagsreden und -ausschüsse der ganze Skandal der Entfernung der Eliten nicht nur der "Volks"parteien eben vom Volk. Insofern konnte der CDU-Parteitag zwar mit einem echten Richtungsstreit aufwarten, doch die beiden gegensätzlichen Antgräge eines Oettinger (wie immer auf marktradikalem Kurs gegen die Arbeitnehmer und gen Berlin) und eines Rüttgers (auf populistischem Kurs gen Berlin) haben keine Durchsetzungschance in Berlin - deswegen ist ihre Annahme oder Diskussion eigentlich nicht wirklich von pragmatischem Belang. Das Ziel der CDU ist klar formuliert, 40%+x. Ob sie es erreichen wird, ist mehr als fraglich. Schon längst hat der Abkopplungsprozess der Politik vom Volk dramatische Ausmaße angenommen, und die einzige der Bundestagsparteien, die noch tatsächlich rhetorische Lippenbekenntisse zum Volk abgibt - die Linkspartei - schafft dies auch nur mit teils extremem Populismus. Diesem Thema, zu dem ich an dieser Stelle nur einen weiterführenden Link bieten will, werde ich mich in näherer Zukunft widmen.
Unterschicht oder nicht Unterschicht, eigentlich keine Frage
Dabei verweist Wehler natürlich darauf, dass die Klassenunterschiede nicht mehr so schmerzhaft zutage treten wie im 19. Jahrhundert - das tägliche Leben ist heute gottlob keine Frage mehr. Er verweist auch auf den Einkommensdrift hin zu den neuen oberen Bürgerklassen, bringt jedoch ein verblüffendes Faktum in die Diskussion ein:
"Die Verteilung des Geldvermögens ist in den ersten vier Jahrzehnten der Bundesrepublik auffallend stabil geblieben. Bereits in den sechziger Jahren hatte der Ökonom Wilhelm Krelle in einer sorgfältigen Analyse ermittelt, dass die winzige Minderheit von 1,7 Prozent aller Haushalte über 74 Prozent des Produktivvermögens und 35 Prozent des Gesamtvermögens verfügte. Dreißig Jahre später ergab seine Kontrolluntersuchung einen nahezu identischen Befund." Daraus resultiert, dass die Sozialpolitik keine Veränderungen bei der Einkommensverteilung in Hinblick auf eine Nivellierung der Unterschiede erreicht hat. Was Wehler dabei nicht beachtet ist aber, dass es auch keine Vergrößerung der Unterschiede gab - und das trotz Thatcher, Reagan und Schröder/Merkel. Und die Reichen werden immer Reicher, nur hat die Sozialpolitik dafür gesorgt, dass das Verhältnis gleichbleibt und auch die unteren Schichten profitieren. Genau dieses Konstrukt gerät nun jedoch ins Wanken.
Zurück zum Artikel. Wehler stellt weiterhin fest, dass die Bindungen zwischen Menschen weiterhin zu 60-80% innerhalb des eigenen Milieus geschlossen werden und damit eine starke Undurchlässigkeit des sozialen Systems geschaffen ist. Lösungsansätze oder weitergehende Folgerungen weiß er allerdings nicht zu bieten.
Er endet mit einem sehr realistischen wie ehrlichen Ausblick:
"Offene Diskussionen, auch über Reichtum, sind notwendig: Völlig verfehlt ist in diesem Zusammenhang der immer wieder auftauchende Vorwurf des Sozialneids, wenn nüchterne Daten zur sozialen Ungleichheit angeführt werden. Ebenso kurzatmig ist freilich die Anklage aus der SPD-Linken, dass die Wurzel allen Übels in Schröders Agenda 2010 liege: Die hat die »Unterschicht«, über die endlich gesprochen werden muss, nun wirklich nicht geschaffen. Besaß die Linke bisher eine honorige Tradition der Sozialkritik, ignoriert sie jetzt vollständig die historische Tiefendimension der Probleme, welche in der Sozialstruktur der Bundesrepublik gespeichert sind."
Man sollte dabei nicht übersehen, dass "die Linke" für Wehler dabei immer noch - zu Unrecht - die SPD ist, denn wie er zu Anfang des Artikels bemerkte, trifft seine Kritik für die Linkspartei nicht zu.
Fundstücke
Die Zeit hat einen wunderbaren Artikel über den Iran und seine Rolle im Nahen Osten veröffentlicht, der sich wohltuend von der Hysterie der anderen Leitmedien oder der bedinungslosen Unterstützung der Linken abhebt.
Amokläufe mit und ohne Selbstmord
"Die öffentliche Diskussion über die Schulattentate ist an Verlogenheit und Heuchelei nicht mehr zu überbieten. Wie man das von der Politik nun mal gewöhnt ist, stellt sie die Realität völlig auf den Kopf. Dieses Land leidet ohnehin unter einem derart galoppierenden Realitätsverlust, daß es über kurz oder lang nicht mehr funktionsfähig sein dürfte. Mit der gewohnten Wichtigtuerei prügeln die Politker auf Computerspiele ein und verdächtigen sie als Ursache der Schulmassaker. Dabei sind sie nicht Ursache, sondern Ausdruck und Ventil für Aggressionen. Woher kommen denn die enormen Aggressionen auf die Schule, die Erwachsenen und das Leben allgemein? Ausdruck dieser Aggressionen sind ja nicht allein die Schulattentate; sie sind ja nur die spektakuläre und auch fragwürdige Spitze des Eisbergs."
Gut, die Aussage, dass Computerspiele NICHT die Schuldigen sind, findet man bei jedem halbwegs klar denkenden Menschen. Doch Wisnewski wäre nicht Wisnewski, würde er nicht gleich einige unangenehme und wie üblich brutal offen benannte Erklärungen bieten, die nicht einmal so abwegig klingen wie die meisten seiner Thesen:
"Ursache der Gewalt sind weniger die Computerspiele als vielmehr diejenigen, die so nachdrücklich mit dem Finger auf sie zeigen. Haltet den Dieb!, schreien Politiker, die die Gesellschaft und ihre Kinder täglich um ihre Zukunft betrügen - dieselben Politiker, die dafür sorgen, daß der Dampfdruck in der Gesellschaft und in der Schule kontinuierlich steigt:
- durch eine verkürzte Schulzeit, die den Druck zusätzlich erhöht,
- durch den ständig steigenden Kostendruck durch Büchergeld u.a. in der Schule,
- durch eine goteske Rechtschreibreform einschließlich dauernder Änderungen, die Schüler zwangsläufig verwirren und frustrieren muß, die um Lesen und Schreiben kämpfen,
- durch die ständige Botschaft an die Kinder, daß sie sowieso niemand brauchen kann, wenn sie aus dem Tollhaus Schule herauskommen,
- durch fehlenden Kontakt und fehlende Ansprechpartner zuhause,
- durch die Botschaft, daß sich immer weniger Schüler ihr Studium werden leisten können,
- durch das tägliche Erlebnis, daß schon die Eltern niemand mehr brauchen kann,
- durch vom Existenzkampf bedrohte Eltern, die ihre Kinder nach der Schule in den Hort abschieben müssen,
- durch ständige Angstkampagnen in Bezug auf Terrorismus, BSE, Vogelgrippe, mit denen Politiker die Gesellschaft kontrollieren wollen,
- und natürlich durch die Gewalt, die Politiker weltweit ständig selber ausüben und vor der Welt in Friedensmissionen umlügen.
Sind letzteres vielleicht die Beispiele, die die Kinder von solchen Gewaltexzessen abhalten sollen? Kinder und Jugendliche sind sehr sensibel für Lügen; sie durchschauen sie oft bereits, wenn die Eltern noch an das Geschwätz von Bush und Merkel glauben.
Nun, ich weiß nicht, wie sensibel Kinder tatsächlich für Politikerlügen sind - aber an dem gestiegenen Druck ist tatsächlich was dran, und Wisnewski hat noch nicht einmal den alltäglichen Druck durch Geschlechter-, Status- und Positionskämpfe erwähnt. Am Ende des Artikels gleitet Wisnewski wieder in eine Polemik gegen die letzten Kriege ab, die er ebenfalls als Amokläufe bezeichnet - nur eben der verantwortlichen Politiker, die "am Ende nicht so viel Stil haben, Selbstmord zu begehen."
"Linksruck" der Union?, Nachtrag IV
Sonntag, 26. November 2006
Frankreich auf Macho-Kurs
Trotz massiver Kritik aus Opposition und Bevölkerung spielt Jacques Chirac wieder Weltmacht. Der Weltsicherheit tut es sicher nicht gut, denn es handelt sich um einen klaren Verstoß gegen diverse Abrüstungs- und Atomteststoppverträge. Und dieser Präzedenzfall wird Wasser auf den Mühlen eines Iran oder Nordkorea sein. Wer will ihnen auch ernsthaft unter Verweis auf diese Verträge Atomwaffen verbieten, wenn andere sie so offenkundig brechen?
Hysterie oder Rassenhass?
Den Vorwurf des Rassismus, den Bürgerrechtler sofort reflexartig erhoben, weist die Polizei zurück, mit einer guten Begründung: von den fünf Schützen seien zwei Weiße, einer Latino und zwei Schwarz gewesen. Das Einzige, was man den Männern anlasten kann ist, gleich geballert zu haben, anstatt die Männer festzunehmen. Ihre Reaktion ist vor dem Hintergrund der angespannten Situation und volltrunkener Männer, die sie augenscheinlich angreifen, gut zu verstehen, so tragisch das Endergebnis auch ist. Wieder einmal sollten sich die USA die Frage stellen, ob ihre Waffengesetze tatsächlich so vernünftig sind - denn in Deutschland hätte sicherlich nicht die Gefahr bestanden, dass sie, abgesehen von ihrer Rammattacke, vielleicht noch einige halbautomatische Gewehre unter dem Sitz gehabt hätten.
Samstag, 25. November 2006
Verbraucherschutz im Alltag
Freitag, 24. November 2006
Verbot, Verbot, Verbot! Was eigentlich? Egal!
"SPIEGEL ONLINE: Es gibt viele Wissenschaftler, die bezweifeln einen direkten Zusammenhang zwischen Computerspielen und direkter Gewaltausübung.
Stoiber: Jene, die meinen, es handele sich um einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit, sollen bitte schön einmal mit Pädagogen und Lehrern reden, die tagtäglich mit Kindern konfrontiert sind, die stundenlang mit solchen Spielen spielen. Ich höre oft bei Schulbesuchen: Selbst Kinder aus intakten Familien, die damit in Berührung kommen, sind die ganze Woche für den Unterricht nicht mehr zu gebrauchen. Die Lehrer haben eine ungeheure Mühe, diese Kinder wieder einigermaßen zu festigen und für den Unterricht zu gewinnen. Wir dürfen das Engagement unserer Eltern und der Erzieher nicht so erschweren, wenn Kinder unsere Zukunft sein sollen.
SPIEGEL ONLINE: Wie sollen Einschränkungen denn konkret aussehen?
Stoiber: Es müssen solche Spiele verboten werden, in denen Mord und Totschlag propagiert und dazu angeleitet wird. Schon die Hersteller müssen prüfen, ob sie nicht bei der Produktion solcher Spiele gegen bestimmte Grundsätze verstoßen.
SPIEGEL ONLINE: Wandern solche Hersteller dann nicht einfach ins Ausland ab?
Stoiber: Das ändert ja nichts daran, dass solche Spiele eine gemeinschaftsschädliche Wirkung haben. Wir in Deutschland müssen dann eben formulieren, dass wir so etwas nicht wollen. Und wir müssen dann auch alle Hebel in Bewegung setzen, um solche, im Ausland hergestellten Spiele hier zu verhindern. Der Kampf gegen Kinderpornografie hat gezeigt, dass bei einem Verbot auch die Verbreitung über das Internet zurückgedrängt werden kann."
Neben diesen hanebüchenen Argumentationen fehlt natürlich der Verweis auf diffuse Werte ebenfalls nicht. Lest ruhig das komplette Interview. Auch interessant ist, dass in dieser hochbrisanten Angelegenheit Eingriffe des Staates ins Wirtschaftsleben selbstverständlich vollkommen in Ordnung und die Abwanderung von Firmen eben in Kauf genommen werden muss, während reale Gefahren für Leib und Gesundheit wie der Verkauf genmanipulierter Ware selbstverständlich erlaubt werden müssen, um den Freien Markt nicht zu gefährden.
Aber ich weiche ab. Dass diese ganze Debatte eigentlich nur dazu dient, wie 2002 eben nichts unternehmen zu müssen, dürfte jedem halbwegs wachen Beobachtet klar sein. Und das zeigt nichts besser als dieser Gamestar-Artikel, den ich euch wärmstens empfehlen möchte.
"Linksruck" der Union?, Nachtrag III
Und zum zweiten hat sich, der eigentlich unabhängig und unparteiisch sein sollte, eingemischt: Horst Köhler. Nachdem er mit seinem "Nein" zur Privatisierung der Flugsicherung einige wenige Pluspunkte holen konnte, rutscht er auf der Beliebtheitsskala sowohl der Politik als auch der Bevölkerung deutlich ab. Nicht nur, dass ihm eine konkrete Einmischung dieser Art nicht zusteht, er vertritt natürlich auch noch die Seite der Heuschrecken und salbadert von Sozialer Gerechtigkeit. Man darf gespannt sein, wie die Sache weitergeht.
Ackermännischer Deal
Abschied vom ewig männlichen Täter?
Mittwoch, 22. November 2006
Die Kirche öffnet sich!
"Linksruck" der Union?, Nachtrag II
Fundstücke
Arne Hoffmann hat ein Essay verfasst, in dem er sich mit Einwanderungspolitik beschäftigt. Es lohnt sich zu lesen und selbst einmal darüber zu reflektieren.
Montag, 20. November 2006
Mal was wirklich witziges
Fundstück
Die Front der Asozialen marschiert erneut
Es gibt selbst dieser Tage nur wenig, was den Zynismus dieser Aussagen überbieten kann. Im vollen Bewusstsein der Unmöglichkeit einer Vollbeschäftigung wird weiter so getan, als ob die Jobs auf der Straße liegen und man sich nur bücken müsste. Die Stigmatisierung der Arbeitslosen als faule Säcke wurde damit wieder ein Stück vorangetrieben. Wann endlich beginnen diese Leute, konstruktiv nach Lösungen zu fahnden? Natürlich nie, denn wenn sie ihren Job verlieren, kriegen sie eine Millionenabfindung.
Israellobby?
Ein weiterer großer Kritikpunkt an dem Artikel ist dabei ihr Einwand, Israel werde teils "etwas jenseits aller vernünftigen politischen Kritik" kritisiert, da man schließlich auch die Menschenrechtsverletzungen Russlands, Burmas und des Sudans nicht mit dieser Vehemenz kritisiere, denn er geht in die Irre. Russland, Burma und der Sudan reklamieren für sich nämlich nicht die moralischen Ansprüche, die Israel erhebt, und an denen es sich konsequenterweise messen lassen muss - das gleiche Argument bringt Chomsky für die USA vor (ich mache in letzter Zeit irgendwie oft Werbung für ihn).
Wahrscheinlich liegt die Wahrheit, wie so oft, irgendwo in der Mitte.
Fundstück
Unser Vater Kapital,
der Du bist von dieser Welt,
allmächtiger Gott,
der Du den Lauf der Flüsse veränderst und Berge durchstichst,
der Du Erdteile von einander trennst und Nationen zusammenkettest,
Schöpfer der Waren und Quelle des Lebens,
der Du Königen und Untertanen, Arbeitern und Unternehmern befiehlst, Dein Reich werde errichtet auf Erden .
Gib uns Käufer in Menge, die unsere Waren abnehmen, die guten wie die schlechten,
Gib uns notleidende Arbeiter, die ohne Murren die härteste Arbeit und den niedrigsten Lohn annehmen.
Gib uns Gimpel, die auf den Leim unserer Prospekte gehen .
Gib uns, dass unsere Schuldner ihre Schulden völlig an uns abzahlen .
Führe uns nicht in das Zuchthaus , sondern befreie uns von dem Bankrott und verleihe uns ewige Renten .
Amen.
Quelle
"Studiengebühren" für Unternehmen
Komisch, dass im Endeffekt die gleiche Argumentation immer und besonders von denen, die nun schimpfen wie die Rohrspatzen, immer für die Studiengebühren vorgebracht wurde. Aber man redet immer gleich ganz anders, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht.
"Linksruck" der Union? Nachtrag
Hartz-IV vor Gericht
Sonntag, 19. November 2006
"Linksruck" der Union?
Nun, genug der Polemik, um was geht es eigentlich? Rüttgers Vorschlag läuft darauf hinaus, Arbeitslosengeld I für Leute, die 40 Jahre lang (!) einbezahlt haben um vier Monate zu verlängern. Kaum mehr als eine milde Geste, die an und für sich ob ihrer Frechheit mit einem Entrüstungssturm bedacht werden sollte. Wird sie auch, allerdings mit einem anderen als erwartet. Nicht die Bevölkerung schreit gegen diese Ungerechtigkeit auf, nein, natürlich die neoliberalen "Reformer". Der "Linksruck" muss unbedingt vermieden werden, Oettinger geht als guter Baden-Württemberger natürlich gleich so weit die Freiheit in elementarer Bedrohung zu sehen und verfasst, passend zu seinen Berliner Ambitionen, gleich ein Gegenprogramm. Nicht, dass von dem Neues zu erwarten wäre. Aber ich schweife ab. Wie nämlich der profilierte Parteienforscher Franz Walter richtig erkennt, ist der Aufruhr derzeit auf eine geradezu akute politische Blindheit der Akteure zurückzuführen. Dass die SPD sich ärgert, ist verständlich, schließlich will man trotz der Adelung durch die CSU (wir erinnern uns: sie warf der SPD vor, neoliberale Politik zu betreiben) nicht ganz auf das ehemalige Stammklientel verzichten. Warum aber die anderen CDU-Oberen derart blind auf den Mann, der ihren Volksparteistatus mit einer so vergleichsweise lächerlichen Geste retten könnte, eindreschen, bleibt komplett unverständlich.
Enthüllungsjournalist Hersh: Keine Beweise für Atombombenprogramm des Iran
Es scheint offensichtlich, dass die Bush-Junta wie weiland im Irak die Vorwürfe nutzt, um einen macht- und wirtschaftspolitisch motivierten Militärschlag durchzuführen.
In eigener Sache
Samstag, 18. November 2006
Auf der Suche nach der Moral
Nicht erst seit der Wiederaufnahme der Mannesmann-Prozesse steht die Frage erneut im Raum, welcher Moral sich die Wirtschaft und besonders die Manager zu unterwerfen haben – und ob sie sich überhaupt einer solchen stellen müssen. Die Antwort der Wirtschaft und ihrer Vertreter ist dabei denkbar einfach und läuft auf das ewig junge und doch ebenso überholte Bild vom homo oeconomicus hinaus. Zur Erinnerung: die Idee des homo oeconomicus beinhaltet, dass ein jeder Mensch stets mit allen ihm zur Verfügung stehenden Informationen abwäge und somit die für ihn individuell beste Entscheidung treffe. Handle jeder Mensch so, käme dies letzten Endes der gesamten Menschheit zugute, da keine schädlichen Entscheidungen getroffen würden.
Daraus ergibt sich ganz von selbst die Raffermentalität der Neoliberalen. Jeder schaut, dass er so viel Geld wie nur irgend möglich zusammenbekommt, und der Rest muss sehen, wo er bleibt. Doch leider ist diese Schlussfolgerung so falsch wie die Theorie vom homo oeconomicus an sich. Zuerst zu ersterem:
Es ist eine seltsam verquerte Logik, die an Unternehmen einen moralischen Maßstab anlegt, der jedem Menschen mindestens die soziale Ächtung, wahrscheinlich aber schon eher das Gefängnis einbringen würde. Während Menschen im allgemeinen angehalten sind, sich so zu verhalten, dass sie Gutes tun oder wenigstens ihren Mitmenschen keinen Schaden zufügen – sprich, nicht egoistisch zu handeln -, was Kant in seinem Kategorischen Imperativ mit der allseits bekannten Formel „Handle stets so, dass dein Handeln zur allgemeinen Maxime gemacht werden kann“ umschreibt, tut die Wirtschaft genau das Gegenteil, wie bereits Chomsky richtig erkannt hat: wer hier nicht egoistisch handelt, ist nicht nur ein Idiot oder Bankrotteur, er ist der Antichrist. Nur die Wirtschaft hält sich quasi weltexklusiv vollkommen offen die Moral, sich nur um den Profit zu sorgen. Nur in der Wirtschaft ist es möglich, mit dem vollbringen guter Werke gegen die Moral zu verstoßen. Dieses kranke Selbstbild und die ihm inhärente verquerte Logik hat sich mittlerweile so sehr in den Köpfen der Profiteure dieses Systems festgesetzt, dass diese gar nicht mehr erkennen (wollen?), dass ihr System schändlich ist. Hieraus ergibt sich auch, dass die Wirtschaft eben nicht nach dem Leitbild des homo oeconomicus handelt, sondern diesem genau entgegengesetzt, quasi dem homo egocentricus. Würde nach dem Leitbild des homo oeconomicus gehandelt werden, so würde eine objektive Sammlung der verfügbaren Informationen schnell einige Tatsachen ergeben: die Umwelt wird in immer rapideren Maße zerstört, die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, es gibt immer mehr Kriege. Diese Folgen lassen sich ebenso eindeutig auf die neoliberale Philosophie zurückverfolgen, der zufolge nichts so sehr zählt wie der Profit – und dem hat sich alles unterzuordnen.
Nun zurück zum Leitbild des homo oeconomicus. Ich erwähnte, dass dieser ebenfalls ein falsches Bild sei. Ich beziehe mich im Nachfolgenden auf den renommierten Wirtschaftswissenschaftler Uwe Heuser und sein Buch „Das Unbehagen im Kapitalismus“.
Demzufolge – einer Argumentation, der auch Chomsky folgt – funktioniert das Leitbild des homo oeconomicus hauptsächlich aus zwei Gründen nicht. Der eine Grund ist schnell erklärt und rezipiert wiederum das oben gesagte: da einzig und allein der Profit das bestimmende Merkmal der aktuell herrschenden Moral ist, besteht kein Interesse, objektive Informationen zur Verfügung zu stellen. Die Konsequenz aus dem eben gesagten nennen wir gemeinhin „Werbung“. In der Werbung wird dem Konsumenten alles erzählt, nur nicht die Wahrheit. Wer also nicht mit extremen Aufwand – der selten genug zum erwünschten Ergebnis führt – die Hintergründe recherchiert, wird mit falschen Informationen seine Entscheidung treffen. Soweit Chomsky. Wesentlich tief greifender ist dabei Heuser. Der geht auf die menschlichen Ursachen ein, denn der Mensch will eigentlich gar nicht aus vielen verschiedenen Produkten aussuchen und Informationen objektiv abgleichen. In Wirklichkeit vereinfachen die Menschen soweit wie nur irgend möglich. Sie versuchen, allgemein gültige Regeln aufzustellen (ein anschauliches Beispiel aus der direkten Anwendung der Konsequenz des Gesagten findet sich im Übrigen in dem Buch „Die Billig-Lüge“ von Franz Kotteder, auf den ich hier im Blog bereits hingewiesen habe). Gerade aus diesem Grund funktioniert ja auch Werbung.
Was also sind die Konsequenzen, die man aus dem Gesagten schließen muss? Die derzeit herrschende Moral besonders der Wirtschaft basiert auf falschen Prämissen, die zudem noch wiederum falsch ausgelegt werden. Das Produkt dieses doppelten Fehlers aber ist die katastrophale Entwicklung der Menschheit zu einem Moloch der Effizienz. Dem Primat des Profits wird alles untergeordnet, das Leben selbst dem Primat der Marktwirtschaft untergeordnet (das Wort „Partnermarkt“ ist nur eines von vielen grausamen Beispielen dafür). Die Konsequenzen sind bekannt und bereits oben aufgeführt. Eine Umkehr ist möglich, langsam, langwierig und, wenn auch besonders für die herrschenden Eliten schwer vorstellbar, von unten kommend – basisdemokratisch und vom Volk getragen.
Wie man Druck ausübt und die Demokratie umgeht
Buchtipp: Der gescheiterte Staat
Die gesamte Rezension gibt es beim Roten Dorn.
Freitag, 17. November 2006
Liberal oder nicht liberal?
Hauptschulen abschaffen?
Mit Dank an Christian Holler für den Link.
Donnerstag, 16. November 2006
Meinungsfreiheit bei Amazon oder Ihre Kundenrezensionen sind uns wichtig
Mittwoch, 15. November 2006
Linkspartei-Analyse
Montag, 13. November 2006
Sklavenarbeit in Dubai
Anarchie im Straßenverkehr
Sonntag, 12. November 2006
Checks&Balances
Petitionen, Nachtrag
Nutzlose Studien
US-Veto für Israel
Donnerstag, 9. November 2006
Medienfragen, Nachtrag
Mittwoch, 8. November 2006
Medienfragen
Dienstag, 7. November 2006
Verschwörungstheoretiker im Finanzestablishment?
Montag, 6. November 2006
Petitionen
1) Bundestagspetition für die Abschaffung des Gesetzes, nachdem mit Wahlmaschinen gewählt werden darf. Begründung siehe hier.
2) Aktion gegen die Kriminalisierung von Privatkopien. Begründung siehe hier.
Interessante Studie
Hartz-IV-Empfänger zur Bundeswehr?
(1) Leonhard, Nina (2005): Soldat: Beruf oder Berufung?, in: Leonhard, Nina/Werkner, Ines-Jaqueline (Hrsg.): Militärsoziologie - Eine Einführung, Wiesbaden, S.254.
Missbrauch der Marktmacht
Mit Dank an Chris für den Link.
Sonntag, 5. November 2006
Frauenquote beim Bundestverdienstorden
Mit Dank an Arne Hoffmann für den Link.
Nachtrag: Immerhin ist schon klar, wofür Frauen den Verdienstorden bekommen werden, wenn es nach den Feministinnen geht: für's Löcher in die Wand bohren zum Beispiel. Und zum Dübeln. Ihr glaubt es nicht? Sehr hier nach: ""Frauen wollen nicht nur einen bestimmten Typ Mann. Lieber von allem ein bisschen, je nach Situation. Wir haben einen Job, können Auto fahren und bohren unsere Löcher gern selber in die Wand. Dazu braucht es einen Mann, der sich nicht immer beweisen muss und sich auch mal zurücknehmen kann. Nur haben wir zum Bohren und Dübeln nicht immer Lust. Dann ist der Black&Decker-Ritter gefragt, der anpackt, anschließend alles wieder aufräumt und uns bekocht. Ideal wäre also eine gute Mischung. Von jedem ein bisschen, ganz nach Bedarf.
Zu viel verlangt? Das ist wirklich ein Jammer. Männer sind einfach nicht multitaskfähig. Arme Schweine eben.""
Mit Dank an MannDat e.V.
Nekrophiles Bodenpersonal, Nachtrag II
Mit Dank an Arne Hoffmann für den Link.
Samstag, 4. November 2006
Groteske Geldverschwendung
Kongo oder Wie man Soldaten im Ausland hält
Umfassende Thesen
1) Israel dürfe nicht länger seine Bürger in zwei Klassen spalten, da es seinerzeit ein Staatsbürgerschaftsrecht habe, das schärfer ist als das deutsche von 1913. "Wenn deine Mutter nicht Jude war ist es egal, ob deine Familie seit 10 Generationen in dem Land lebt, du bist ein Bürger zweiter Klasse."
2) Israel fühle sich - zu Recht - verantwortlich für den Kurs der Bush-Regierung, die Amerikas Ansehen zerstört und die Welt in einen unsicheren Ort verwandelt hat.
3) Das Gegenmodell zu Amerika - das ohnehin ausgedient hat - ist Europa. Dieses allerdings hat seine Chance vorläufig verpasst, als Blair sich Bush anschloss. Europa ist deswegen den Amerikanen, Chinesen und Indern überlegen, weil: "Viele haben einfach nicht verstanden, warum der Sozialstaat so unverzichtbar ist – weil er ein Versprechen auf Sicherheit darstellt. Sobald dieses Versprechen in einer instabilen Welt aufgekündigt wird, öffnen Sie dem politischen Extremismus Tür und Tor. Deshalb ist für mich Europa das einzige Modell einer möglichen Zukunft für die Welt. Weder China noch Indien werden auf absehbare Zukunft Modellstaaten sein. Allerdings könnten wir versucht sein, ihnen nachzueifern und unsere sozialen Standards abzuschaffen. Falls wir das tun, hätten wir fünf Jahre später wieder den Faschismus."
Lest das komplette Interview, es lohnt sich.